Guilia Enders: Darm mit Charme

Als im März „Darm mit Charme“ von Guilia Enders veröffentlicht wurde, bekam das Buch eine ziemliche Medienpräsenz. Ich wurde neugierig auf das Thema und habe den Titel direkt nach Anschaffung in der Bibliothek vorgemerkt. Es hat allerdings Monate gedauert, bis ich das Buch endlich in den Händen halten konnte – da hatten wohl noch einige andere Nutzer die gleiche Idee. 😉 Inzwischen haben schon die Wörterkatze (nur als kurzer Leseeindruck) und Natira (deutlich ausführlicher) den Titel für die Challenge besprochen und so kommt es mir etwas komisch vor, auch noch meine Meinung zu äußern, aber es lässt sich ja nicht ändern, wenn wir nun mal die gleichen Bücher interessant finden.

Guilia Enders schreibt wirklich unterhaltsam über den Aufbau und die Funktionen des Darms und die „Nebenwirkungen“, die der Darm auf den restlichen Körper und für die Psyche des Menschen haben kann. Dabei beginnt die Autorin wirklich mit den einfachen Grundlagen und erklärt mit so wenig Fachvokabular wie möglich die verschiedenen Vorgänge, was ich sehr angenehm fand. Ergänzt werden die Texte durch Zeichnungen ihrer Schwester Jill Enders, die die beschriebenen Informationen noch etwas plastischer darstellen. Insgesamt bot mir „Darm mit Charme“ einiges schon bekannte Wissen, viele neue Informationen und die Möglichkeit, das Ganze mal zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen – was ich sehr spannend fand. Besonders interessant war für mich übrigens den Teil, der sich um den Aufbau des Immunsystems vor und während der Geburt eines Babys drehte. Darüber hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht.

Einige Passagen – gerade die, in denen es um Tier- und Menschenversuche ging – haben mich daran erinnert, dass ich als Teenager viele Bücher über (Tier-)Verhaltensforschung gelesen habe und mich schon damals fragte, wie sinnvoll Versuche sind, die sich auf einen einzelnen winzigen Aspekt (in einer klinischen Umgebung) konzentrieren. So gibt es auch bei „Darm mit Charme“ einige Absätze, die mir vor allem zeigen, wie wenig die Forschung bislang überhaupt über das Gebiet weiß – und ja, ich gebe zu, dass das einige meiner Vorurteile gegenüber der Schulmedizin bestätigt. Mir ist bewusst, dass das ein schwieriges Thema ist, allein die Seiten zu Helicobacter zeigen schon, dass man z. B. Bakterien nicht einfach in gut und böse (oder nützlich und schädlich) einteilen kann, aber es gibt mir auch zu denken, dass anscheinend erst so langsam in der Medizin ein Bewusstsein dafür entsteht, dass der Körper ein komplexes Werk ist, bei dem man die einzelnen Bestandteile eigentlich nicht separat sehen kann.

Natira schreibt in ihrer Rezension (die ich erst nach dem Beenden von „Darm mit Charme“ gelesen habe), dass sie zwei Sachen gestört hätten: Einmal ein Witz zum Thema Tierversuche, den ich anscheinend überlesen habe, denn der fiel mir nicht ins Auge. Und dann ein englisches Zitat, das mir auch negativ auffiel, weil ich es ansonsten so angenehm fand, wie gut verständlich dieses Buch geschrieben war und wie wenig Fachvokabular die Autorin verwendete. Oh, und den Teil über die „Toxoplasmen“ fand ich ebenfalls sehr erschreckend.

Außerdem habe ich seit dem Lesen des Buches Heißhunger auf (präbiotischen) Kartoffelsalat …

12 Kommentare

  1. Du auch noch? Ihr macht mich wirklich sehr neugierig auf das Buch! Ich glaub, das muss jetzt doch bald auf meine Leseliste (oder auf die Bücher-Leihliste, falls das Angebot noch gilt *fragend zu Natira rüberguck*)

  2. *g* Ja, ich auch noch. Der Darm ist eben ein Thema, das uns ja jeden Tag betrifft, das uns aber eigentlich nie bewusst ist. Ich fand es spannend mehr darüber zu lesen.

  3. Ich fand das Buch auf jeden Fall auch sehr interessant und amüsant geschrieben – es macht auf jeden Fall Spaß, auf diese Weise mehr über den Darm zu erfahren.
    Tatsächlich konnte ich in meiner Rezi nichts Negatives vermerken, ich hatte einfach nur Freude am Buch 🙂

  4. @Philia Libri: Ich glaube, wirkliche Kritikpunkte hat keiner von uns gefunden. Aber ich finde es spannend, wie gut wir uns alle durch dieses Sachbuch unterhalten gefühlt haben. 🙂

  5. BücherFähe

    Das Buch ist mir in Buchhandlungen schon so oft begegnet – allerdings habe ich nie daran gedacht, das wirklich zu lesen, sondern habe mich eher die ganze Zeit gefragt, wie die junge Frau wohl auf die Idee gekommen ist, ein Buch über den Darm zu schreiben.^^
    Nach so vielen positiven Rezensionen würde es mich jetzt aber schon interessieren, wie das Buch so ist. 😀 Mal schauen, ob ich es in der Bücherei finde. 🙂

  6. @BücherFähe: Erst einmal findet die Autorin das Thema selber sehr spannend, was man bei jedem Absatz merken kann, und dann gehört der Darm zu den Bereichen, mit denen sich die Medizin wohl lange Zeit nicht wirklich beschäftigt hat und bei denen man jetzt erst herausfindet wie komplex das Thema ist und wie viel Einfluss der Darm auf den restlichen Körper hat. Das fand ich auch sehr interessant. Es gibt eine Menge Hinweise, dass der Darm nicht nur deutlich spürbare Zusammenhänge auf den Körper hat wie bei Lebensmittelunverträglichkeiten, sondern z.B. auch Depressionen auslösen (oder zumindest verstärken) kann. Viel Glück bei der Suche in der Bibliothek – bei uns war und ist es so häufig vorgemerkt, dass es wirklich lange gedauert hat, bis ich es endlich ausleihen konnte und es auch nicht hätte verlängern können. 😀

  7. @Philia Libri: Cool! Das Video kannte ich auch noch nicht. Aber nun verstehe ich, warum sie bei den Interviews immer so strukturiert wirkte. *g*

  8. BücherFähe

    Das klingt wirklich sehr interessant! Der Darm wird heutztage wirklich immer mehr in den Mittelpunkt gerückt. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte ich mal eine Doku gesehen, in der der Darm sozusagen als „zweites Gehirn" betitelt wurde.

    Hm, danke. Ich muss leider auch warten! 😀 Momentan bin ich, glaube ich, auf Position 6… Aber ich muss zugeben, ich dachte, ich würde sogar noch weiter hinten liegen.^^

  9. @BücherFähe: Ich glaube, das ist einfach immer so, wenn die Wissenschaft mal wieder ein paar neue Erkenntnisse über etwas gefunden hat. Ich persönlich vermisse dabei oft die Überlegung, dass das alles zusammenarbeitet und man nichts separat sehen darf – egal, ob es um den menschlichen Körper geht, das Klima oder was auch immer. 😉

    Oh, Position 6 ist doch gar nicht so schlecht. 🙂 Ich habe über ein halbes Jahr auf das Buch gewartet. *g*

  10. Jetzt habe ich das Buch auch endlich gelesen und kann getrost in Euren Chor mit einstimmen. Ja, die Toxoplasmose ist erschreckend und das mit den Madenwürmern fand ich auch irgendwie fies.
    Ansonsten habe ich mich gut unterhalten und gleichzeitig gut bereichert gefühlt durch diese Lektüre und finde einfach, dass es ein sehr sympatisches Buch ist 😀

  11. @Sayuri: Ich finde es lustig, wie dieses Buch von Blog zu Blog wandert. Aber es ist nun mal interessant und unterhaltsam – schön, dass auch du dich dadurch bereichert gefühlt hast. 🙂

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