Holly Black: The Darkest Part of the Forest

Über „The Darkest Part of the Forest“ bin ich vor ein paar Jahren bei Darkstar gestolpert, der eine begeisterte Rezension zu dem Roman geschrieben hatte. Obwohl die Geschichte klang, als würde sie genau in mein Beuteschema fallen, bin ich lange Zeit um das Buch herumgeschlichen. Und als ich den Titel endlich in meinem Besitz hatte, landete er dann erst einmal für über ein Jahr im SuB, weil ich auf die richtige Stimmung dafür wartete. Manchmal ist die Angst, enttäuscht zu werden, eben doch größer als die Hoffnung auf eine großartige Geschichte. 😉

Nachdem ich das Buch jetzt aber endlich gelesen habe, kann ich versichern, dass meine Erwartungen voll erfüllt wurden – und dass Holly Black mit „The Darkest Part of the Forest“ eine ziemlich coole Geschichte erzählt. Den Großteil der Handlung erlebt man aus der Perspektive von Hazel Evans, ein paar weitere Szenen aus der ihres Bruders Ben oder der seines besten Freundes Jack. Sie alle leben in Fairfold, einem kleinen Ort, der deshalb etwas besonderes ist, weil dort nicht nur seit langer, langer Zeit ein gehörnter junger Mann in einem Glassarg im Wald schläft, sondern weil auch sonst täglich die Existenz des Feenvolks zu spüren ist. So ist es für die Anwohner ganz selbstverständlich, dass man Schälchen mit Milch vor die Tür stellt, Talismane zum Schutz trägt und all die anderen Regeln befolgt, die für das Zusammenleben mit dem magischen Volk wichtig sind. Und wenn doch mal jemandem etwas passiert, dann muss es ein Tourist gewesen sein, der nicht wusste, dass man Feen respektvoll behandeln muss.

Während also der ganze Ort damit lebt, dass das Leben ein bisschen gefährlicher, aber eben auch ein bisschen magischer ist als anderswo, ist Hazel schon als kleines Mädchen fest entschlossen, dass sie die Bedrohung, die vom Feenvolk ausgeht, stoppen will. Diese Entschlossenheit hindert sie aber nicht daran – ebenso wie ihr Bruder – in den schlafenden Feenprinzen im Wald verliebt zu sein und davon zu träumen, wie es wäre, wenn er eines Tages erwachen würde. Holly Black mischt gekonnt klassische keltische Mythologie mit Märchenelementen und macht daraus eine Geschichte, die modern ist und düster und voller erschreckender Geheimnisse, aber auch voller Liebe (geschwisterlicher und anderer) und Freundschaft.

Ich mochte es, dass Hazels großer Bruder mit einer Feengabe gesegnet ist – und diese doch eher als Fluch empfindet. Ich fand es spannend zu sehen, wie es Hazel damit ergeht, dass sie diejenige ist, die „normal“ ist und über keine besondere Begabung verfügt – auch wenn es natürlich vorhersehbar war, dass sie gerade deshalb diejenige sein wird, die am Ende all die Verwicklungen und Rätsel auflösen muss. Richtig toll fand ich es, dass es für keinen Beteiligten ein Thema war, dass Ben schwul ist, dass aber trotzdem nicht verschwiegen wurde, dass so eine allgemeine Toleranz unüblich ist. Ich fand es spannend, wie liebevoll die Eltern von Hazel und Ben dargestellt wurden, obwohl sie beim besten Willen nicht die idealen Eltern waren, als die Geschwister sie am dringendsten benötigt hätten. Und auch bei Jack gab es so viele kleine Szenen, die – trotz seiner ungewöhnlichen Herkunft als Wechselbalg – davon zeugten, dass seine (menschliche) Familie für ihn seine richtige Familie ist, auch wenn es für ihn in Fairfold selbst nicht immer einfach ist.

Es gibt so viele größere und kleinere Elemente in der Geschichten, die ich wirklich genossen habe und die auch nach dem Lesen noch nachklingen. Dabei habe ich den – wirklich sehr atmosphärisch und wunderbar düster beschriebenen – fantastischen Anteil der Handlung zwar als sehr spannend empfunden, aber die ganzen zwischenmenschlichen Aspekte fand ich in „The Darkest Part of the Forest“ fast noch wichtiger und noch besser erzählt.

3 Kommentare

  1. Ich mag Holly Black im Allgemein, hatte aber irgendwie negative Bewertungen zu diesem Buch im Kopf – was du schreibst, klingt allerdings auch ganz nach meinem Geschmack 🙂 Ich setz es doch mal auf die Liste…

  2. Vielleicht hatte da jemand andere Erwartungen an die Geschichte und war deshalb enttäuscht. Ich brauchte ja auch etwas Abstand von den Meinungen anderer Leser, bevor ich mich an den Roman machen konnte – dann habe ich ihn aber sehr genossen. 🙂

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