„The Story of Tracy Beaker“ habe ich im Rahmen der „100 Bücher“-Challenge gelesen. Nachdem ein paar Challenge-Teilnehmer andere Titel der Autorin Jacqueline Wilson recht positiv bewertet hatten, dachte ich, dass ich sie auch mal antesten könnte. Leider hatte meine Bibliothek nur diesen Titel im Angebot – und für mich war es nicht die richtige Geschichte. Ich weiß nicht, wie viele Wochen ich benötigt habe, um die ersten 40 von 160 Seiten gelesen zu bekommen – und wenn ich den Roman nicht am 2. August zurück zur Bibliothek bringen müsste, hätte ich ihn wohl immer noch nicht geschafft.
Das Problem bei dieser Geschichte war für mich, dass ich die Hauptfigur einfach nicht leiden konnte. Tracy ist ein zehn Jahre altes Mädchen, das als kleines Kind in ein Kinderheim kam. Auf der einen Seite malt sie sich ständig aus, was ihre Mutter alles beruflich macht und wie sehr sie auf der Suche nach ihr ist, auf der anderen Seite erzählt sie von ihrem Leben bei Pflegefamilien und in Heimen. Dabei hat Tracy schon viele Stationen durchlebt und muss immer wieder erfahren, wie ungerecht das Leben zu einem Pflegekind sein kann.
Obwohl mir Tracy eigentlich leid tun müsste und ich mit ihr zusammen empört bin, wenn sie z. B. von einem Ehepaar wieder zurück ins Heim gegeben wird, weil das Paar ein Baby erwartet, kann ich sie nicht ausstehen. Normalerweise mag ich aufmüpfige, Horrorfilm-liebende und nicht zu angepasste Kinder, aber Tracy geht mir auf die Nerven. Sie ist zwar sehr realistisch dargestellt, aber ich möchte sie nur noch schütteln, wenn sie beteuert, dass sie keine Schuld an irgendetwas hat, oder wenn sie sich ausmalt, wie sie anderen Kindern Angst einjagen könnte, wenn sie nur einen großen Hund hätte, oder … Es gibt unheimlich viele Kleinigkeiten, die dafür sorgten, dass ich Tracy eine Ohrfeige geben wollte, statt weiterzulesen, um herauszufinden, wie es ihr ergeht.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Jacqueline Wilson Tracys Geschichte nicht in Tagebucheinträgen geschrieben hätte. Mit etwas mehr Abstand und ohne Tracys niedergeschriebene Gedanken hätte ich das Mädchen vermutlich sympathischer gefunden. So hat mich am Ende nur Cam – eine Autorin, die über das Kinderheim schreiben wollte und im Laufe der Geschichte Tracy näher kommt – vor einem Abbruch des Buchs gerettet. Sie fand ich vom ersten Augenblick an sympathisch, und als Cam und Tracy anfingen, sich gegenseitig Briefe zu schreiben, konnte ich mich auch mit Tracy etwas aussöhnen.
Als ich in den Roman kurz reingelesen habe, hat mich Tracy auch gleich genervt. Deshalb war ich dann auch sehr positiv überrascht von "Vicky Angel" – aber die beiden Bücher dürften doch seeehr unterschiedlich sein.
Es ist wirklich unfassbar wie schnell einem diese Mädchen auf die Nerven fallen kann. Ich hatte gar nicht reingelesen, sondern nur die Autorin in der Bibliothek gesucht und dann geschaut, welcher Titel auf der Challenge-Liste steht. Aber nach den extrem unterschiedlichen Reaktionen glaube ich auch, dass die beiden Romane sich sehr unterscheiden.