In den letzten Monaten bin ich mehrmals bei Neyasha über Bücher gestolpert, die ich interessant fand, so auch „Hitze“ von Jane Harper, das ich in der Onleihe ausleihen konnte. Der Kriminalroman beginnt mit der Beerdigung von Luke Hadler, der erst seine Frau und seinen Sohn und dann sich selbst umgebracht haben soll. Der Polizist Aaron Falk, Lukes Freund aus Kindertagen, kommt zu diesem Anlass zurück in seinen Geburtsort Kiewarra, obwohl er mit dem Ort keine guten Erinnerungen verknüpft. So ist es kein Wunder, dass Aaron eigentlich so schnell wie möglich wieder verschwinden will, doch Lukes Mutter ist sich sicher, dass ihr Sohn niemals seine Familie umgebracht hätte, und auch den örtlichen Polizisten Sergeant Raco beschäftigen rund um Lukes Tod noch einige unbeantwortete Fragen.
Von Anfang an bekommt man als Leser mit, dass für Aaron die Rückkehr nach Kiewarra nicht so einfach ist, da er vor vielen Jahren verdächtigt wurde, seine Freundin Ellie ermordet zu haben. Luke hatte ihm zwar damals für den Nachmittag, an dem Ellie verschwand, ein Alibi gegeben, aber so richtig wollte niemand in der kleinen Stadt glauben, dass der (oder gar beide) Teenager unschuldig an dem Tod der Sechzehnjährigen waren. Je mehr Aaron sich mit dem Tod von Luke beschäftigt, desto mehr Erinnerungen kommen auch an ihre gemeinsame Jugendzeit und natürlich Ellie hoch. Jane Harper lässt sich Zeit beim Erzählen der beiden Handlungsstränge rund um den Mord an Luke und seiner Familie sowie um den Tod von Ellie, der zwar offiziell als Selbstmord zu den Akten gelegt wurde, aber in den Augen der Bewohner von Kiewarra bis heute ungeklärt blieb. Ich mochte diese eher gemächliche Erzählweise der Autorin, weil sie einem so nicht nur die Gelegenheit gab, die verschiedenen Charaktere gut kennenzulernen, sondern damit auch eine ungemein atmosphärische Stimmung für ihre Geschichte kreiert hat.
Das Leben in Kiewarra war noch nie einfach, die Menschen dort leben von der Landwirtschaft und der australische Boden ist weder gnädig zu den Pflanzen noch zu den Nutztieren. Doch in den vergangenen Jahren wurde die Situation in dem kleinen Ort noch angespannter. Zwei Jahre Dürre haben die Felder verdorren und die letzten Wasserreserven verschwinden lassen. Viele Farmen in Kiewarra ringen um ihr Überleben oder mussten sich den extremen Wetterbedingungen geschlagen geben, was natürlich auch Auswirkungen auf alle anderen Geschäfte im Ort hat. Durch Aarons Augen erlebt man als Leser diese Veränderungen hautnah. Er hat schon als Kind gesehen, wie schwierig das Leben von der Landwirtschaft ist und welche Abhängigkeiten sich innerhalb der Nachbarschaft unter solchen Bedinungen entwickeln (und wie unmöglich das Leben an einem solchen Ort wird, wenn die Nachbarn beschließen, dass man in ihren Reihen keinen Platz mehr hat). Doch die Stimmung im heutigen Kiewarra ist noch angespannter, die Verzweiflung und Armut der Menschen an allen Ecken zu spüren, ebenso wie die Gewissheit, dass (im wortwörtlichen wie im übertragenen Sinne) ein Funke genügt, um eine Katastrophe auszulösen.
Obwohl die Stimmung in der Stadt schrecklich ist, fand ich die Geschichte nicht deprimierend. Ich mochte Aaron Falk, der mit all seinen Stärken und Schwächen einen sympathischen und glaubwürdigen Protagonisten abgab, und ich mochte es vor allem, dass er so gut mit dem örtlichen Polizisten Sergeant Raco zusammenarbeitete. Es gab kein Kompetenzgerangel zwischen den beiden – was auch daran lag, dass beide inoffiziell in einem eigentlich schon abgeschlossenen Fall ermittelten -, stattdessen entwickelt sich aus dem gemeinsamen Bedürfnis, die Wahrheit über die entsetzlichen Morde zu erfahren, eine relativ entspannte Freundschaft und ein überraschend belastbares Vertrauensverhältnis. Am Ende werden beide Fälle gelöst, wobei die Hintergründe rund um Ellies Tod schon relativ lange auf der Hand lagen, während mich die Autorin rund um den Tod von Luke und seiner Familie erfolgreich von meinem anfänglichen (richtigen) Verdacht ablenken konnte. Insgesamt bin ich wirklich beeindruckt davon, dass Jane Harper mit ihrem Debütroman eine so überzeugende und faszinierend Kriminalgeschichte geschaffen hat. Mir hat „Hitze“ sogar so gut gefallen, dass ich schon während des Lesens „Ins Dunkel“, den zweiten Band rund um Aaron Falk, in der Onleihe vorgemerkt habe, um ihn dann hoffentlich bald lesen zu können.
Schön, dass dir der Krimi auch so gut gefallen hat! Ich mochte Aaron Falk auch sehr gern und seine gute Zusammenarbeit mit Raco. Und die Atmosphäre von Kiewarra hat Jane Harper toll eingefangen.
Ich bin auch schon gespannt auf den nächsten Band – mal sehen, wer von uns ihn zuerst liest. 😉
Das war wirklich eine sehr gute Empfehlung! Obwohl es hier ja alles andere als heiß ist, habe ich so mitgelitten. 😉 Ich habe ihn schon vorgemerkt und die Onleihe behauptet momentan, dass ich ihn vermutlich Anfang Dezember zur Verfügung gestellt bekomme – mal schauen, ob das klappt. *g*
Als ich heute meine Bücher in die Bibliothek zurückgebraucht habe, bin ich zufällig über den nächsten Band gestolpert. Mal sehen, ob ich auch zeitnah zum Lesen komme. 🙂
Wie lustig! Ich hatte heute nämlich die Nachricht der Onleihe im Mailfach, dass ich den zweiten Band ausleihen kann. Was ich natürlich gemacht habe und nun hoffe ich, dass die drei Wochen Ausleihzeit zum Lesen reichen. *g*
Ich hab es übrigens schon gelesen! 🙂 Einiges hat mir zwar beim 1. Band besser gefallen, aber ich fand es seeeeehr spannend.
Das klingt schon mal nicht schlecht. Ich habe bislang nur den Anfang gelesen und bin dann wieder zu dem Bibliotheksbuch geschwenkt, das ich früher abgeben muss. *g*
[…] Lost Man“ gehört nicht zu den Veröffentlichungen rund um den Polizisten Aaron Falk („Hitze“ und „Ins Dunkel“), sondern ist ein eigenständige Geschichte, die aus der Perspektive […]