Jenn Reese: A Game of Fox & Squirrels

Der Roman „A Game of Fox & Squirrels“ von Jenn Reese ist mir im vergangenen Jahr immer wieder bei Twitter vor die Nase gekommen, wenn die diversen englischsprachigen Autor*innen sich gegenseitig das Buch empfohlen haben. Also habe ich im Dezember meiner Neugierde nachgegeben und den Titel gekauft und am vergangenen Wochenende auch endlich gelesen. Ich muss zugeben, dass ich nicht ganz nachvollziehen kann, wieso gerade diese Geschichte so große Begeisterung geweckt hat, obwohl ich den Roman gut fand und – trotz eines nicht ganz einfachen Themas – wirklich gern gelesen habe. Erzählt wird die Handlung aus der Sicht der elfjährigen Samantha (Sam), die am Tag nach ihrem Geburtstag zusammen mit ihrer älteren Schwester Caitlin bei einer Tante einzieht, von deren Existenz sie bislang nichts wusste.

Von Anfang an steht fest, dass etwas in Sams Elternhaus nicht in Ordnung ist und dass das Jugendamt dafür verantwortlich ist, dass die beiden Mädchen bei ihrer Tante Vicky und deren Ehefrau Hannah unterkommen. Während Caitlin sich schnell in ihrem neuen Zuhause einlebt, sehnt sich Sam nach ihrem vertrauten Umfeld, nach ihrer Freundin BriAnn und nach all den schönen Dingen, die sie mit ihren Eltern erlebt hat. Den einzigen Trost bietet ihr das Kartenspiel „Fox & Squirrels“, das Tante Vicky ihr geschenkt hat. Die liebevoll gestalteten Karten bieten Sam viele Anregungen für ihre Fantasie. So ist es für sie auch wenig überraschend, als auf einmal der Fuchs Ashander vor ihr steht und ihr verspricht, dass ihr größter Wunsch in Erfüllung geht, wenn sie drei seiner Aufgaben bewältigen kann. Erst nach und nach begreift Samantha, dass sich hinter der charismatischen Fassade des Fuches ein gefährliches Temperament versteckt und dass die drei bezaubernden Eichhörnchen, die Ashanders Gefolgsleute sind, ihr nur in begrenztem Rahmen helfen können.

Für mich als erwachsene Leserin waren die Parallelen zwischen Ashander und seinen Gefolgsleuten und Samanthas Familie von Anfang an deutlich zu sehen, aber das hat mich nicht davon abgehalten, diese Szenen zu genießen. Ashander ist mächtig und verspricht, Sams größten Wunsch zu erfüllen, und die drei Eichhörnchen, die sein Gefolge sind, sind einfach nur sehr niedlich und anrührend. Aber vor allem habe ich es genossen, wie es Samantha immer wieder gelingt, Ashanders Aufgaben so zu erfüllen, dass sie nicht den größtmöglichen Schaden für ihre eigene Zukunft anrichtet. Ihr ist bewusst, dass es nicht in Ordnung ist, wenn andere Personen dafür leiden müssen, damit es ihr irgendwann besser geht, und ihr ist bewusst, dass ihre Tante Vicky sich alle Mühe gibt, damit sich Sam und Caitlin bei ihr wohl und sicher fühlen. So fand ich es auch sehr schön und stimmig, dass es zwischen den fantastischeren Szenen mit Ashander auch immer wieder sehr alltägliche Momenten mit den Tanten, ihren Hühnern oder Vickys Kollegen gab.

Nicht ganz so gelungen fand ich es, dass Jenn Reese die gesamte Handlung in gut drei Tagen spielen lässt. Obwohl es ständig kleine Szenen gibt, die Sam zeigen, dass das Zusammenleben mit Tante Vicky deutlich weniger aufreibend ist als ihr Elternhaus, finde ich es nicht so überzeugend, dass ihr in so kurzer Zeit aufgehen soll, dass das Verhalten ihrer Eltern problematisch war, und dass nicht sie die Ursache für all die Bestrafungen und Vorfälle war, sondern dass ihre Eltern sich niemals so hätten verhalten dürfen. Hätten sich all die kleinen Momente mit den beiden Tanten, mit Sams neuem Freund Lucas und natürlich auch die Aufgaben von Ashander über einen etwas längeren Zeitraum gestreckt, hätte ich es überzeugender gefunden. Aber auch so habe ich „A Game of Fox & Squirrels“ sehr gern gelesen und es spannend gefunden, wie Jenn Reese all die kleinen Hinweise auf Sams Vergangenheit in den fantastischen Begegnungen mit Ashander und den Eichhörnchen versteckt. Außerdem habe ich es genossen, wie die Autorin die Charaktere von Vicky und Hannah angelegt hat, so dass die beiden auf realistische Weise unperfekt (und von ihrer eigenen Vergangenheit geprägt) und trotzdem liebevolle und aufmerksame Tanten sein durften.

2 Kommentare

  1. Also, ich muss sagen, dass mich diese Grundidee und das Setting schon auch sehr anspricht – das klingt originell und dabei eben auch noch tiefgehend!
    Drei Tage als Handlungszeitraum ist allerdings wirklich sehr … sportlich …

    • Konstanze

      Ich mochte die Geschichte wirklich sehr, aber die drei Tage haben mich wirklich etwas irritiert. Vor allem sehe ich keinen Grund für diesen engen Zeitrahmen, das alles hätte genauso gut funktioniert, wenn der nächste Vollmond (der halt den Zeitpunkt markiert, zu dem Sam ihre Aufgaben bewältigt haben muss,) in zwei oder drei Wochen gewesen wäre – und das hätte das Ganze für mich etwas runder wirken lassen. Aber das ist auch der größte Kritikpunkt, den ich an dem Roman habe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert