„Frau Maier hört das Gras wachsen“ ist der zweite Roman von Jessica Maier rund um die rüstige Putzfrau Frau Maier. Seit dem Ereignissen in „Frau Maier fischt im Trüben“ ist etwas Zeit vergangen und es hat sich einiges verändert. So denkt die alte Dame zum Beispiel immer noch an ihren Fischer-Karli, aber getroffen hat sie den Mann in all den Monaten nicht mehr. Schließlich macht es keinen Sinn einem Mann hinterherzutrauern, der seit Jahrzehnten mit einer anderen Frau verheiratet ist. Dafür bekommt Frau Maier regelmäßig Besuch von dem Polizeipsychologen Frank Schön und Elfriede Gruber, die ihr inzwischen eine gute Freundin geworden ist.
Elfriede ist es auch, die Frau Maier einen Job als Putzfrau im schicken Kurhotel Bergblick verschafft hat, nachdem eines der Zimmermädchen kurzfristig ausgefallen ist. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat Frau Maier Menschen, mit denen sie befreundet ist, und eine Anstellung, die genügend Geld abwirft, dass sie sogar jeden Monat ein bisschen sparen kann. Auf der anderen Seite leidet sie immer noch unter den lebensgefährlichen Ereignissen rund um den von ihr entdeckten Mord – und die Ängste, die sie seitdem begleiten, haben Frau Maier sehr erschüttert.
Deshalb ärgert sie sich auch sehr über ihre eigene Unsicherheit, als sie eines nachts in einem leerstehenden Haus am See den Schein einer Taschenlampe sieht und sich nicht traut nach dem Rechten zu sehen. So ist ihr dieser Moment noch sehr präsent, als sie am nächsten Tag im Hotel erfährt, dass Simone Lenz, eine im Hotel abgestiegende Frau, mitsamt ihrer zehnjährigen Tochter Vivien vermisst wird. Kurz darauf steht fest, dass die labile Frau tot ist, während ihre Tochter weiterhin verschwunden bleibt.
Mir hat auch dieser Band um Frau Maier wieder gut gefallen, aber ich muss gestehen, dass ich an ihr eine gewisse Unerschütterlichkeit vermisst habe, die ihre Ermittlungen in „Frau Maier fischt im Trüben“ geprägt haben. Frau Maier ist immer noch neugierig und hat das Gefühl, dass sie Dinge unternehmen und herausfinden kann, auf die die Polizei nicht kommt (oder nicht tun könnte), aber dabei ist sie häufig sehr unsicher und ängstlich. Auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, wie sehr es Frau Maier genießt, dass sie nun Freunde hat und täglich Kontakt mit Menschen, die ihr wohlgesonnen zu sein scheinen. Das ist ein ganz neues und kostbares Erlebnis für die alte Frau und sorgt dafür, dass sie anfängt auf Menschen zuzugehen.
Ich fand es einfach rührend wie sehr Frau Maier zum Beispiel die Kaffee- und Plaudermomente in der Hotelküche genießt oder wie aufgeregt sie ist, als sie eine Kollegen zuhause besucht. Oft genug sorgt ihre Unerfahrenheit im Umgang mit anderen auch dafür, dass sie Anspielungen nicht versteht oder unnötige Gedanken über geführte Gespräche macht, aber auch das fand ich ganz bezaubernd zu verfolgen. So wird deutlich, dass die Ereignisse aus dem ersten Band in ihr sehr viel angestoßen und nicht nur ungeahnte Ängste gebracht haben, sondern auch positive Entwicklungen in ihrem Leben. Das ist es auch, was diesen Roman für mich zu so einer Wohlfühlgeschichte gemacht hatte (vor allem, da ich den Fall stellenweise etwas sehr durchsichtig fand) und dafür sorgt, dass ich wohl in absehbarer Zeit auch den dritten Roman von Frau Maier besorgen und lesen werde. Ich habe diese Figur, ihre kleinen Eigenarten und ihre Liebe zum See wirklich in mein Herz geschlossen.
Lustig – ich habe gerade gestern den ersten Band gelesen! Mir hat es auch recht gute gefallen, wobei ich im Moment noch kein Bedürfnis habe, sofort weiter zu lesen. Aber es klingt hier ja recht nett und irgendwann lese ich auch diesen Band. 😉
Ich muss auch nicht sofort die Fortsetzung lesen, aber ich mag die Protagonistin und die Atmosphäre in den Romanen und freu mich, dass ich irgendwann noch einmal einen Frau-Maier-Titel vor mir habe. 🙂 Es ist schön, mal einen deutschen "Cozy" zu lesen, bei dem man nicht das Gefühl von Fremdscham hat. *g*
Ich kann mir vorstellen, dass gerade die gegensätzlichen Auswirkungen ihrer Erlebnisse aus "Frau Maier fischt im Trüben" sie sehr real und sympathisch wirken lassen, schließlich ist hat sie schon ein gewisses Alter. Und wer weiß, welchen Effekt die Ereignisse in diesem Roman auf sie haben werden. 🙂
@Natira: Das hast du sehr schön und passend ausgedrückt. Und ich bin sehr gespannt, was ihr letzter Entschluss in diesem Roman für Auswirkungen auf ihre weitere Entwicklung hat. 🙂
Kannst Du den Roman auf den NZS-Stapel legen (okay, ich könnte ihn auch abholen bei nächster Gelegenheit)?
Liebe Natira, er liegt doch schon bei deinen Büchern. 🙂
lach 🙂