Jiro Taniguchi: Bis in den Himmel (Manga)

„Bis in den Himmel“ von Jiro Taniguchi ist mal wieder eine Leihgabe von Natira gewesen – irgendwann muss ich mir mal einen eigenen Bestand von Taniguchi-Manga zulegen, da ich selbst die abwegigeren Titel von ihm sehr mag. Auch dieser Manga erzählt eine ungewöhnliche Geschichte, die an dem Tag beginnt, an dem der 42jährige Kazuhiro Kubota und der 17jährige Takuya Onodera bei einem Unfall zusammenstoßen und lebensgefährlich verletzt werden. Beide liegen nach diesem Ereignis im selben Krankenhaus im Koma, und als Kazuhiro eines Tages aufwacht, findet er sich in Takuyas Körper wieder. Es ist für ihn absolut unbegreiflich, wie dies passieren konnte, und er weiß nicht so recht, wie damit umgehen soll, dass ihn nun jeder in seiner Umgebung für Takuya hält.

So beginnt für Kazuhiro für kurze Zeit ein neues Leben, in dem er auf der einen Seite versucht wiedergutzumachen, dass er seine Frau und seine Tochter zugunsten seiner Arbeit so lange vernachlässigt hat, und auf der anderen Seite mehr über Takuya und seine Familie herausfindet. Natürlich ist Takuyas Familie sehr irritiert, dass ihr Sohn keinerlei Erinnerungen an die Zeit vor dem Unfall hat und sich absolut atypisch verhält, aber Kazuhiro spürt auch eine gewisse Erleichterung bei Takuyas Eltern, dass ihr Sohn keine solch herausfordernde Haltung wie früher mehr an den Tag legt. Ich will nicht zu viel zur Handlung verraten, aber das Ganze läuft nicht darauf hinaus, dass Kazuhiro in Takuyas Körper die Chance für einen Neuanfang bekommt. Es geht vielmehr darum, dass er und andere Charaktere in diesem Manga herausfinden, was für sie wichtig ist und wie sie mit den Menschen umgehen wollen, die ihnen am Herzen liegen. Dabei verwendet Jiro Taniguchi den einen oder anderen Erzählkniff, der nicht weniger unrealistisch ist als die Grundidee – so „erkennt“ zum Beispiel Kazuhiros Hund sein altes Herrchen, als er in Takuyas Körper bei seiner Familie vorbeischaut -, um die Handlung voranzutreiben.

Mir hat die Geschichte aus zwei Gründen gefallen: Einmal fand ich es – trotz Jiro Taniguchis gewohnt ruhiger und ausführlicher Erzählweise – spannend herauszufinden, was Kazuhiro vor seinem Tod so sehr beschäftigt hat, dass er unbedingt noch bleiben wollte, und zum zweiten liebe ich all die Details zum Leben in Japan und all die liebevollen und genauen Beobachtungen zum menschlichen Verhalten, die sich immer wieder in den Werken des Mangaka finden lassen. Letzteres kommt auch zum Ausdruck, wenn es um die gegensätzlichen Charaktere von Kazuhiro und Takuya geht. Beide handeln auf ihre Weise egoistisch, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Motiven (und ich bin mir relativ sicher, dass Jiro Taniguchi das vermutlich nur bei einer seiner Figuren so gesehen hat), aber nur einer von ihnen bekommt die Gelegenheit etwas an seinem Verhalten zu ändern und für die Zukunft einen neuen Weg zu finden.

Natürlich schwingt bei so einer Geschichte auch immer ein wenig der erhobene Zeigefinger mit, der einen ermahnt, das Beste aus seinem Leben zu machen und gut zu den Menschen zu sein, die einen lieben, bevor es zu spät ist, aber damit kann ich bei einer so zurückhaltenden und schönen Erzählweise leben. Allerdings sorgt das auch dafür, dass „Bis in den Himmel“ trotz all der berührenden Szenen nicht mein Lieblingstitel von Jiro Taniguchi ist. Ich mochte die Charaktere und ich hatte bei Lesen immer wieder Tränen in den Augen, aber die Manga, die keine (oder zumindest eine dezenter verpackte) Botschaft beinhalten, mag ich am Ende doch lieber.

2 Kommentare

  1. Nicole/Frau Frieda

    Wie schön, dass Du wieder im Bloggerland unterwegs bist, liebe Winterkatze. Da ich leider immer noch nichts mit Mangos anfangen kann (bitte nicht böse sein!), lasse ich Dir nur einen lieben Gruß da. Herzlichst, Nicole

  2. Ja, so langsam melde ich mich wieder zu Wort – nur der gut gefüllte FeedReader schreckt mich noch ab. Manche Blogger haben in der Zwischenzeit über 20 Beiträge geschrieben und ich habe Hemmungen die einfach ungelesen zu löschen.

    Mangos sind doch sehr lecker, du solltest sie mal probieren. 😉 Danke für den Gruß – ich freu mich immer über ein Lebenszeichen in meinen Kommentaren. 🙂

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