Jiro Taniguchi: Ein Zoo im Winter (Manga)

Auch „Ein Zoo im Winter“ ist ein Manga von Jiro Taniguchi und wurde von mir im Oktober aus der Bibliothek ausgeliehen, weil ich mehr von dem Mangaka lesen wollte. Die Geschichte dreht sich um Mitsuo Hamaguchi, der 1966 gerade am Anfang seines Berufslebens steht. Obwohl er immer schon gern gezeichnet hat, nimmt er nach seinem Schulabschluss eine Stelle bei einem Textilfabrikanten in Kyoto an, weil das schließlich der vernünftige Weg ist. Gemeinsam mit seinen Arbeitskollegen wohnt er in einem Apartment bei seinem Arbeitgeber und um am Wochenende etwas Ruhe zu haben, geht er in den Zoo und zeichnet all die Tiere, die dort leben.

Besonders glücklich ist Hamaguchi mit seinem Leben nicht, hatte er doch ursprünglich gehofft, man würde ihn in der Designabteilung der Firma beschäftigen und er könne auch beruflich sein Zeichentalent einsetzen. Doch obwohl er nicht zufrieden ist, fehlt lange Zeit der Anlass, um dieses sichere Leben hinter sich zu lassen. Erst als er Ärger mit seinem Chef bekommt und ihm ein Freund eine Stelle als Assistent bei einem erfolgreichen Mangaka vermittelt, traut sich Hamaguchi den solideren Job hinter sich zu lassen und einen Schritt auf seinen Traumberuf zuzugehen. Er zieht nach Tokyo und verbringt von nun an viele Tage und Nächte am Zeichenbrett, um die Entwürfe seines neuen Arbeitgebers auszuarbeiten. Doch bei all der Arbeit und den Ablenkungen, die Tokyo zu bieten hat, dauert es wieder lange, bis Hamaguchi endlich darüber nachdenkt selber kreativ zu werden und eigene Geschichten zu erzählen.

Es gibt mehrere Aspekte, die ich an diesem Manga wirklich mochte. Einmal gewinnt man einen spannenden Einblick in den Alltag eines Mangaka in den 60er Jahren, als die Mangaindustrie so richtig anlief, dann bekommt man auch viel über den japanischen Alltag und die Mentalität der Menschen mit. Jiro Taniguchi konzentriert sich auch bei diesem Manga wieder auf einen ruhige zurückhaltenden Mann. Dabei benimmt sich Hamaguchi häufig unbeholfen und erweckt im Leser das Gefühl, er müsse erst einmal seinen Platz in der Welt finden. Auch erscheint er im Gegensatz zu seinen Kollegen lange Zeit antriebslos und ohne Ehrgeiz, aber das finde ich eigentlich ganz sympathisch, und es gibt Jiro Taniguchi die Möglichkeit viele verschiedene kleine Schicksale in die Handlung einfließen zu lassen, die nichts mit dem Protagonisten zu tun haben und die sein Leben nur am Rande streifen. Dabei gibt es auch eine kleine Liebesgeschichte, die ich mit all ihrer Tragik als „typisch japanisch“ empfinde und die es für mich nicht unbedingt gebraucht hätte. Aber wenn ich solche Liebesgeschichten nicht tolerieren könnte, würde ich nicht so viele Manga lesen und immer wieder Anime schauen.

Dass ich Jiro Taniguchis detaillierten und realistischen Zeichenstil mag, dürfte inzwischen nichts Neues mehr sein, und auch hier konzentriert er sich wieder sehr auf die vielen kleinen Elemente, die seine Darstellungen so real wirken lassen. So gibt es viele ruhige Panels, in denen Hamaguchi über etwas nachdenkt oder eine Szene beobachtet, aber auch einige Zeichnungen, in denen deutlich wird, dass der zurückhaltende junge Mann von all dem Trubel um sich herum etwas überfordert ist. Dabei gelingt es Jiro Taniguchi immer wieder die einzelnen Figuren (und davon gibt es nicht so wenig in dieser Geschichte) mit wenigen Strichen zu charakterisieren und unverwechselbar zu machen. Ich finde es spannend, wie man bei einem kurzen Blick auf eine Zeichnung schon das Gefühl hat, man könne vorhersagen, was für ein Charaktere diese neu eingeführte Figur hat.

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