Über „Ophelia and the Marvelous Boy“ von Karen Foxlee bin ich durch den Twitteraccount von Stephanie Burgis gestolpert und die Leseprobe hatte mir dann so gut gefallen, dass ich den Roman auf meine Geburtstagswunschliste gepackt hatte. Ich hatte während des Adventslesens schon ein bisschen zu der Geschichte geschrieben, aber ich wollte noch eine „richtige“ Rezension auf dem Blog haben, weil mir der Roman so gut gefallen hatte. Die Handlung wird vor allem aus der Sicht der elfjährige Ophelia Jane Worthington-Whittard erzählt, die die drei Tage vor Weihnachten mit ihrem Vater und ihrer älteren Schwester in einem ungewöhnlichen Museum festsitzt. Ophelias Vater Malcolm Whittard ist Experte für Schwerter und wurde von der Museumsleitung engagiert, um die Ausstellung „Battle: The Greatest Exhibition of Swords in the History of the World“ bis zum Weihnachtstag eröffnungsreif zu machen, nachdem der dafür verantwortliche Kurator überraschend verschwand. Da Ophelias Mutter vor ein paar Monaten gestorben ist, müssen sie und ihre Schwester Alice ihren Vater begleiten.
Ein bisschen hofft Ophelias Vater, dass seine Töchter in einer wunderschönen weihnachtlichen Stadt, in der immer Schnee liegt, ihren Kummer über den Tod der Mutter ein wenig vergessen können. Doch statt gemeinsam Eislaufen zu gehen oder auf andere Weise ihre Zeit zu genießen, verbringen die Schwestern die Tage voneinander getrennt. Und während Alice sich mithilfe ihrer Musik von der Welt zurückzieht, erkundet Ophelia das Museum – bis sie durch ein Schlüsselloch einen geheimnisvollen Jungen in einem der Zimmer des Museums entdeckt. „The Marvelous Boy“ – wie der Junge laut der Beschriftung an seiner Tür genannt wird – behauptet, er würde Ophelias Hilfe benötigten, um die Welt zu retten. So richtig weiß das Mädchen nicht, was sie von dem Jungen und seinem Anliegen halten soll. Ophelia ist eine sehr vernünftige Elfjährige, die sich lieber auf Wissenschaft stützt, als an etwas so wenig Greifbares wie Magie zu glauben. Aber sie ist auch hilfsbereit und neugierig und erledigt genau deshalb all die seltsamen Aufgaben, die ihr der Junge aufträgt.
Ich habe Ophelias Erlebnisse sehr gern verfolgt. Das Mädchen ist neugierig und wissensdurstig, aber auch ängstlich (was noch durch ihr Asthma verstärkt wird) und seit dem Tod der Mutter sehr unsicher. Durch die verschiedenen Herausforderungen, die Ophelia bewältigen muss, um den geheimnisvollen Jungen zu befreien, überwindet sie immer wieder von neuem ihre Ängste. Doch sie lernt nicht nur mit ihren Ängsten umzugehen, sondern sie verarbeitet auch so langsam den Verlust ihrer Mutter. Nebenbei bekommt sie immer wieder von dem mysteriösen Jungen ein Stückchen seiner Geschichte erzählt, so dass man auch mehr über seinen Hintergrund erfährt. Dabei bleibt der Junge selbst die ganze Zeit über namenlos, und auch als Charakter bekommt er keine besondere Tiefe von der Autorin verliehen. Ich fand diese wenig intensive Beschreibung des Jungen sehr passend, denn auf der einen Seite ist seine Geschichte durch und durch märchenhaft, und auf der anderen Seite spielt er als Person in erster Linie die Rolle des Auslösers für Ophelias Entwicklung und braucht keinen komplexeren Hintergrund.
Es hat mir Spaß gemacht, mit Ophelia durch das Museum zu streifen. Je mehr Ecken des Gebäudes man zusammen mit dem Mädchen entdecken konnte, desto mehr erfuhr man auch über seine Familie, seine Ängste und Sehnsüchte. Dazu kommen noch all die unheimlichen und gefährlichen Elemente, die vom Einfluss der Schneekönigin zeugen. Besonders bei diesen Passagen beweist die Autorin ein wunderbares Händchen für Atmosphäre und Figuren – meine Lieblingsszene in der Geschichte spielte in einem Korridor voller Geistermädchen und ist wunderbar herzzerreißend geschrieben. Ich mochte auch die Passagen mit Ophelia und ihrer Familie, denn obwohl es relativ wenige Momente gibt, in denen sie gemeinsam mit ihrem Vater oder Alice etwas erlebt, so ist ihre Familie doch ständig in ihren Gedanken präsent. Dadurch, dass Ophelia ihrer Familie so wichtig ist, bangt man als Leser natürlich auch um diese beiden Charaktere, die selbstverständlich keine Ahnung von dem Kampf gegen die Schneekönigin und den unheimlichen Machenschaften dieser Person haben. Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich „Ophelia and the Marvelous Boy“ aufgrund der sympathischen und realistischen Protagonistin, der wunderbaren Atmosphäre und all der kleinen magischen Elemente wirklich gern gelesen habe.