Kelly Meade: Black Rook (Cornerstone Run Trilogy 1)

Ich mag von Kelly Meding die Dreg-City-Bücher rund um Evy Stone sehr gern, weil die Protagonistin eine coole, starke Frau mit jeder Menge Rückgrad ist, die keine Hemmungen hat, in andere Leute Hintern zu treten, wenn es notwendig ist. Dazu kommen eine actionreiche Handlung, eine gut ausgedachte UF-Welt und die Tatsache, dass die Romane keine nennenswerte Liebesgeschichte enthalten. Also genau die Art Geschichte, die ich wirklich gern lese. Als die Autorin dann von ihrer neuen Trilogie (romantische Urban Fantasy, veröffentlicht unter dem Pseudonym Kelly Meade) berichtete, war ich überraschenderweise neugierig, obwohl ich ja eigentlich momentan so gar keine Lust mehr auf Liebesgeschichten, Werwölfe und ähnliche Elemente habe.

Letzte Woche Dienstag kam dann „Black Rook“, der erste Band der Cornerstone-Run-Trilogy, als eBook raus und ich dachte gegen Mittag, dass ich das Buch doch eben runterladen könnte, damit ich es am Mittwoch im Wartezimmer des Arztes lesen könnte. Dann dachte ich, ich könnte mal eben das erste Kapitel anlesen, während ich frühstücke … nach Mitternacht habe ich die letzte Seite umgeblättert, nachdem ich den Roman in einem Rutsch durchgelesen habe. Dabei kann ich nicht mal sagen, dass die Geschichte so etwas besonderes gewesen wäre, ich mochte nur nicht aufhören zu lesen. 😀

Ich glaube, es sind die vielen Kleinigkeiten, die dafür sorgen, dass sich dieser Roman in meinen Augen von vielen ähnlichen so angenehm unterscheidet. Die Handlung dreht sich um Brynn, die zu den Magi (Zauberern) gehört und die eine Vision hatte, in der ein Loup Garou mit blutigen Händen über der Leiche ihres Vaters steht. Fest davon überzeugt, dass dieser Unbekannte ihren Vater ermorden wird, recherchiert Brynn online bis sie die Identität des Mannes herausgefunden hat und macht sich dann auf den Weg, um herauszufinden wie sie den Mord verhindern kann. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft in Cornerstone, einem Zufluchtsort der Loup Garou, muss Brynn feststellen, dass der potenzielle Mörder, Rook McQueen, nicht nur überraschend sympathisch (und natürlich attraktiv) ist, sondern anscheinend auch keinerlei Grund hätte, ihren Vater zu töten.

Dadurch, dass die Autorin ihre Welt so aufgebaut hat, dass die verschiedenen magischen Parteien (Magi, Loups Garous und Vampire) normalerweise keinen Kontakt zueinander haben, müssen sich Brynn und Rook im Laufe der Zeit gegenseitig viel erklären, was dem Leser die Möglichkeit gibt nach und nach die unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten kennenzulernen. Brynn ist als Magus eine Enttäuschung für ihren Vater und wird von diesem nicht gerade respektvoll behandelt, aber statt sich deswegen benachteiligt zu fühlen geht die junge Frau recht stoisch damit um. Für sie steht fest, dass sie in einer Welt, in der Abstammung und magische Fähigkeiten das Wichtigste sind, eben nur „zweite Wahl“ ist, aber das hindert sie nicht daran selbstbewusst zu sein, aktiv zu werden und sich auf ihre Weise als „nützlich“ zu erweisen. Ich mochte Brynn sehr, eben weil sie zwar eine eher schüchterne und nicht gerade lebenserfahrene Person ist, aber Rückgrad und Mut hat und in gewisser Weise ein unabhängiger Geist ist.

Das macht sich auch in der Liebesgeschichte bemerkbar. Denn obwohl Brynn und Rook sich auf den ersten Blick (für beide überraschend) voneinander angezogen fühlen, so bedeutet dies nicht, dass sie nun automatisch ein Paar werden müssen. Genau genommen gehen beide davon aus, dass sie aufgrund ihrer so unterschiedlichen Herkunft keine Zukunft haben – und selbst wenn die Herkunft keine Rolle spielen würde, so gibt es noch so viele andere Faktoren zu beachten, dass es am Ende für beide eine bewusste und wohlüberlegte Entscheidung ist, ob sie eine Beziehung eingehen oder nicht. Mir hat es sehr gefallen, dass Kelly Meade nicht auf die „mein innerer Wolf will sie, alles andere ist irrelevant“-Schiene aufgesprungen ist. 😀

Und dann noch die Loups Garous! In dieser Trilogie gibt es kleine Orte, die vollkommen in der Hand eines Rudels sind und in denen keine oder nur sehr wenige eingeweihte Menschen leben. Diese Orte sind in der Regel geprägt von der Persönlichkeit ihres Alphas, in Cornerstone ist das Thomas McQueen, der Vater von Rook, Knight und Bishop. Normalerweise fallen mir die Eltern der Hauptfiguren nicht so ins Auge, aber bei Thomas McQueen ist das anders, denn bei ihm zeigt sich am Besten inwieweit sich Kelly Meades Werwölfe von den anderer Autoren unterscheiden. Thomas McQueen ist eindeutig derjenige, der die Regeln in der Stadt aufstellt und dafür sorgt, dass sie eingehalten werden. Auf der anderen Seite ist er einfach ein netter Kerl, der gut überlegt, bevor er Entscheidungen fällt, und der jedem erst einmal eine Chance gibt, bevor er über ihn urteilt. Bei ihm zeigt sich keine Aggressivität oder gar Imponiergehabe, er ist ein ruhiger Mann und liebevoller Vater und ihm ist wichtig, dass sich die Personen in seiner Umgebung frei entscheiden können (auch wenn es natürlich wichtige Regeln beim Zusammenleben von Werwölfen gibt, die trotzdem beachtet werden müssen).

Bei so einem Vater ist es kein Wunder, dass auch Rook ein eher ruhige Mann ist. Sein Traum war es Musiker zu werden und die Musik spielt auch weiterhin eine wichtige Rolle für ihn. Doch nun ist er zurück in Cornerstone und muss sich mit der Frage auseinandersetzen, was er in Zukunft aus seinem Leben macht. Hier kommt ein weiterer Aspekt zum Tragen, den die Autorin sich für ihre Werwolf-Variante überlegt hat: Die Wölfe haben je nach Fellfarbe, unterschiedliche Fähigkeiten und Aufgaben in ihrem Rudel. Und da Rook ein schwarzer Wolf ist, könnte er der Nachfolger seines Vaters als Rudelführer werden, obwohl er nicht der älteste Sohn des Alpha ist und sein Bruder Bishop von klein auf für die Aufgabe ausgebildet wurde. Denn obwohl Bishop hervorragend für die Rolle des Rudelführers geeignet wäre, ist er „nur“ ein grauer Wolf. Diese in der Luft hängende Entscheidung bietet der Autorin einige Möglichkeiten, um Rooks Persönlichkeit zu beleuchten und mir gefiel sehr gut, was sie daraus (und aus dem schwarzen Wolf) gemacht hat.

Natürlich spielt die Liebesgeschichte eine große Rolle in „Black Rook“, aber der Rest der Handlung kommt auch nicht zu kurz. Während Brynn herauszufinden versucht, wer ihren Vater töten will, müssen die Loups Garous damit fertig werden, dass Unbekannte ein befreundetes Rudel ausgelöscht haben. Hier blitzt etwas von der Härte durch, die ich bei den Dreg-City-Romanen so gemocht habe. Es gibt viele Tote, gnadenlose Gegner und schwere Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Die eine oder andere Wendung war zwar nicht so ganz überraschend, aber so gut präsentiert, dass ich das Ganze trotzdem spannend fand. Ich bin schon neugierig darauf, wie es damit weitergeht.

4 Kommentare

  1. Wenn ich ehrlich bin hätte ich diese Reihe noch gar nicht näher in Betracht gezogen, bevor ich nicht irgendwann mal bei den Dreg-City Büchern weitergelesen hätte. Aber du klingst einfach zu begeistert und erzählst so interessante Dinge über das Buch, jetzt habe ich direkt mehr Lust diese neue Reihe zu starten, als die andere aufzugreifen.

  2. Ich hatte auch nicht viel davon erwartet und war deshalb so erfreut, dass es mich so gut unterhalten hat. 🙂

    Bei den Dreg-City-Büchern kannst du dir etwas Zeit lassen. Da der Verlag für die letzten Bände abgesprungen ist, wird sie die Reihe zwar beenden (7 Teile sollen es insgesamt werden), aber eben nur neben den Romanen, für die sie Verlagsverträge hat.

  3. Gern geschehen. Ich finde die Wartezeit auch arg lang, kann aber verstehen, dass sie so vorgeht. Und es ist mir lieber zu warten, als kein Ende der Geschichte lesen zu können. 😉

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