Leseeindrücke im September und Oktober

„Wer im Dunklen bleibt“ von Deborah Crombie ist schon der sechzehnte Roman rund um die beiden Ermittler Duncan Kincaid und Gemma James und bietet gewohnt-qualitative Krimikost. Ich mag die Figuren, ich mag dieses Gefühl von Realismus, das mir die Serie vermittelt, und ich mag wie die Fälle aufgebaut sind und erzählt werden. Mit den Titeln werde ich mich allerdings nie anfreunden, ich kann daran nie sagen, welcher Band welcher ist und worum es darin geht. Irgendwann muss ich einmal ausführlicher über die Reihe schreiben, hier möchte ich nur kurz festhalten, dass es mir gut gefällt, wie abwechslungsreich die Fälle sind und wie sich die Charaktere im Laufe der Zeit entwickelt haben. Bei einigen Rezensionen wird kritisiert, dass der Roman mehr „Familiengeschichte“ als Kriminalfall wäre, aber für mich fühlt sich das stimmig an. Wenn eine Reihe schon so lange läuft und im Laufe der Zeit immer mehr Figuren hinzukommen, muss diesen Charakteren eben auch immer wieder Raum in der Geschichte zugesprochen werden. Ebenso finde ich es gut, dass manchmal die Polizeiarbeit unter den aktuellen Familienereignissen leidet oder die Arbeit – zumindest in Gedanken – mit nach Hause genommen wird. Gemma und Duncan sind eben zwei ganz normale Menschen, mit mehr oder weniger normalen Problemen, die einem herausfordernden Job nachgehen, und genau das lese ich gern.

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„Ein Gentleman für Mma Ramotswe“ von Alexander McCall Smith musste ich mir aus der Bibliothek aus leihen, nachdem ich „Ein Krokodil für Mma Ramotswe“ schon so unterhaltsam fand. Im Prinzip lässt sich alles, was ich zum ersten Band gesagt habe, hier wiederholen, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass im zweiten Band weniger Fälle eine kritische Entscheidung von Mma Ramotswe verlangen. Aber es kann sein, dass mir das nur so vorkam, weil ich diese Art von Wendung am Ende einer Episode schon erwartet habe. Schön fand ich es auf jeden Fall wie es mit der Beziehung zwischen ihr und ihrem Verlobten weiterging und welche Gedanken sich die beiden über ihr zukünftiges Zusammenleben gemacht haben. Die Mma-Ramotswe-Romane sind auf jeden Fall unterhaltsame Wohfühllektüre und werden von mir auch in Zukunft immer mal wieder aus der Bibliothek mitgenommen – zum Glück gibt es davon dort noch einige Bände, wenn auch leider nicht in meiner Zweigstelle.

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„Das Nebelhaus“ von Eric Berg hatte ich aufgrund von Neyashas Rezension zum Hörbuch aus der Bibliothek ausgeliehen – und dann habe ich das Buch monatelang immer wieder unterbrochen, weil ich die Protagonisten so schrecklich fand und gar nicht wissen wollte, wie es mit ihnen weitergeht. Im Gegensatz zu Neyasha war es mir sogar egal, wer von den Beteiligten am Ende der Geschichte ermordet worden war. Allerdings konnte ich den Roman auch nicht vollständig abbrechen, sondern habe ihn zwischendurch dann doch wieder in die Hand genommen – auch weil ich wissen wollte, was andere Leser daran so fasziniert hat. Vielleicht hätte mir die Geschichte vorgelesen von zwei guten Sprechern besser gefallen, so hatte ich aufgrund meiner Abneigung gegenüber (so gut wie allen) vorkommenden Charakteren wirklich ein Problem mit dem Roman.

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Mit gerade mal 120 Seiten würde ich das eBook „Snow White and Rose Red – The Curse of the Huntsman“ von Lilly Fang als eine „Novelette“ bezeichnen, was auch dafür sorgte, dass die Geschichte gerade mal für einen Wartezimmeraufenthalt reichte. Dafür war die Handlung aber so hübsch erzählt, dass ich mich trotz der unangenehmen Umgebung gut unterhalten fühlte. Lilly Fang siedelt die Geschichte rund um die beiden Schwestern in einem kleinen Dorf inmitten eines verwunschenen Waldes an. Die Ansiedlung überlebt an diesem entlegenen Ort nur aufgrund der einzigartigen Rosen, die das Dorf umgeben und aus denen so exquisite Produkte hergestellt werden, dass einmal im Jahr Besucher den Weg durch den Wald wagen, um diese Waren zu erstehen. Während die ältere Schwester Snow das hübscheste Mädchen im Dorf ist (und ihr Aussehen als Fluch empfindet), ist die jüngere Rose regelmäßig neidisch auf all die Aufmerksamkeit, die ihre Schwester bekommt. Trotzdem sind sich die beiden Schwestern nah und kümmern sich gut umeinander – was besonders wichtig wird, als Fremde zum jährlichen Rosenfest kommen, während Monster die Bewohner des Dorfes bedrohen. Doch, das war eine besonders nette Variante dieses Märchens, vor allem, weil ich der Autorin die Figuren und ihre Motive abnahm und weil sie Elemente anderer Märchen so in ihre Geschichte verwoben hat, dass sie gleichzeitig vertraut und überraschend wirkten. Ich werde mir bestimmt auch noch die Fortsetzung zulegen.

6 Kommentare

  1. Da warst du wirklich fleißig. Ich mag die Deborah Crobmie-Reihe auch sehr gern. Da fällt mir ein, ich könnte mal wieder einen netten Krimi für Herbstabende gebrauchen… Hast du die DVD bekommen? LG mila

  2. Für Herbstabende sind die Crombies doch perfekt – die richtige Gelegenheit für dich, die Reihe mal weiter zu verfolgen. 🙂

    Ich musste gerade erst mal meinen Mann zum Briefkasten schicken, wir hatten heute noch gar nicht geschaut, und kann nun sagen: Jupp, die DVD ist bei mir angekommen! Und vielen Dank für die hübsche deutsch-schwedische Karte und die Leckereien! 🙂 Wir sind gerade im der letzten Hälfte der dritten Staffel, wenn wir damit soweit sind, dann bekommst du gleich zwei Staffeln auf einmal geschickt! 🙂

  3. Das kannst du auch! Wir haben uns gestern noch einmal darüber unterhalten, wie sehr sich die Serie entwickelt hat und wie die Charaktere sich im Laufe der Zeit verändert haben – das macht einfach Spaß. 🙂

  4. Ach, die Ramotswe-Reihe wollte ich ja eigentlich auch mal weiterlesen.
    Schade, dass dir Das Nebelhaus nicht gefallen hat – anscheinend ist unser Krimigeschmack nicht so ganz miteinander kompatibel. Ich muss allerdings sagen, dass ich Krimis mittlerweile überhaupt bevorzugt als Hörbücher höre – wenn ich das ganze erzählt bekomme und daneben eifrig mit Häkeln beschäftigt bin, bin ich irgendwie "toleranter".

  5. @Neyasha: Ich habe mir den nächsten Band schon auf den Merkzettel gesetzt und wenn der in der Bibliothek verfügbar ist, wird er vorgemerkt oder ausgeliehen – wie es sich gerade ergibt. Die Reihe ist so nett zum Entspannen, das passt gerade so gut. 🙂

    Dabei klang es so gut bei dir, aber ich bin wirklich mäkelig geworden, wenn es um Krimis geht. Es gibt so wenig aktuelle Autoren, mit deren Werken ich zufrieden bin. Beim Hören bin ich auch oft bereit mich auf die Geschichte einzulassen, die mich anfangs nicht packt, solange der Sprecher gut ist und ich da gern zuhöre. So ging es mir anfangs mit den Geschichten von Andreas Föhr, die ich inzwischen richtig nett finde.

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