Marissa Doyle: Courtship and Curses

„Courtship and Curses“ von Marissa Doyle wird anscheinend in der Regel als dritter Roman rund um die „Leland Sisters“ angeführt. Da die Geschichte aber einige Jahre früher (1815 statt 1837) spielt und die einzige Gemeinsamkeit die Figur der Lady Parthenope besteht, die später einmal die Mutter der Leland-Geschwister sein wird, sehe ich das Buch nicht als Fortsetzung der Reihe an. „Courtship and Curses“ dreht sich um die achtzehnjährige Lady Sophie Rosier, die kurz vor ihrer Einführung in die Londoner Gesellschaft steht. Schon seit Jahren freut sich Sophie auf diesen Moment, hat ihre Mutter ihr doch von klein auf von der Saison in London vorgeschwärmt und sie mit Hilfe eines extra engagierten Tanzlehrers auf diese Zeit vorbereitet.

Doch dann starben Sophies Mutter und ihre kleine Schwester vor zwei Jahren an einer schweren Erkrankung, die auch Sophie befallen hatte. Das Mädchen hat zwar überlebt, aber seitdem ist ihr eines Bein schwächer und verdreht, so dass sie nur noch mit Hilfe und einem unübersehbaren Hinken laufen kann – und an Tanzen ist mit dem Bein gar nicht erst zu denken. Trotzdem ist Sophie wild entschlossen die Saison zu genießen, auch wenn es immer wieder Momente gibt, in denen sie sich leid tut oder in denen sie mit den Menschen in ihrer Umgebung hadert, weil sie sie behandeln, als wäre nicht nur ihr Bein behindert. Einzig in der Gesellschaft von Madame Amélie Carswell fühlt sie sich wohl, und so ist es ein Glück, dass die Französin, die mit dem besten Freund von Sophies Vater verheiratet war, für einige Zeit als Gast in ihrem Haushalt lebt.

Für Sophie bietet die Saison einige Herausforderungen, die unabhängig von ihrer körperlichen Verfassung entstehen. So vermisst sie nicht nur ihrer Mutter und wünscht sich, ihr Vater würde weniger Zeit im Kriegsministerium, für das er arbeitet, verbringen, sondern sie muss sich auch mit ihren beiden wohlwollenden Tanten auseinandersetzen, die ganz eigene Vorstellungen davon haben, wie ihre Nichte sich zu benehmen und auszusehen hat. Zum Glück findet Sophie schon auf ihrem ersten Ball mit Lady Parthenope eine gute Freundin, die ihr (inklusive spitzer Zunge und Hauspapagei) bei all den Abenteuern in den nächsten Wochen zur Seite steht.

Die impulsive Parthenope bringt frischen Wind in die Geschichte, während Sophie sich immer wieder bemüht die Freundin etwas zu zügeln, ohne dass sie dabei langweilig wirkt. Schließlich ist den beiden Freundinnen schon früh bewusst, dass etwas Seltsames vorgeht. Sie haben sogar den Verdacht, dass es jemand auf das Leben der Mitglieder des Kriegsministeriums abgesehen hat – was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass der Krieg gegen Frankreich gerade wieder aufgenommen wurde. So besteht der „magische“ Anteil der Geschichte vor allem darin, dass Sophie, die vor ihrer Erkrankung zaubern konnte, an den Schauplätzen der diversen „Unfälle“ den Einfluss von Magie spürt. Aber sie kann niemanden davon erzählen, schließlich weiß nicht einmal ihr Vater darüber Bescheid, dass diese Begabung in der Familie ihrer Mutter vorkommt.

Ich fand es wirklich hübsch gemacht, wie sehr der Fokus der Geschichte auf Sophie und ihren – eigentlich ganz normalen – Schwierigkeiten bei ihrer Einführung in die Gesellschaft liegt und wie sehr ihre Freundschaft mit Parthenope thematisiert wird. Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte in diesem Roman, wobei der betreffende junge Herr sich – auch wenn er sonst für sein diplomatisches Geschick bekannt ist – recht unbeholfen anstellt, so dass Sophie lange Zeit nicht weiß, ob er sie wirklich mag oder nur Mitleid mit ihr hat. Trotzdem fand ich diese Passagen nicht peinlich, gerade weil Parthenope, die seine Cousine ist, mit ihrer spitzen Zunge immer wieder für erfrischende Szenen sorgt.

Was den „Krimianteil“ angeht, so ist es schon recht offensichtlich gewesen, wer hinter den verschiedenen Anschlägen steckt. Aber ich muss zugeben, dass ich trotzdem den Großteil der Geschichte gehofft hatte, die Autorin würde noch irgendeine Wendung einbauen, die für eine der beteiligten Personen ein Happy End bringen würde. Insgesamt hat mir „Courtship and Curses“ noch besser gefallen als „Bewitching Season“ was unter anderem an den wunderbaren Dialogen mit Parthenope lag und daran, dass mir Sophie als Charakter noch ein bisschen mehr lag als Persy. Außerdem muss man einfach einen Roman mögen, in dem Lord Wellington eine verängstigte junge Frau zusammenstaucht. 😉

2 Kommentare

  1. *Nach langer Blogpause mal wieder ein bisschen rumstöber*
    Das klingt aber sehr nett – vom Setting her ein bisschen wie Cecy und Kate, oder (wo ich übrigens endlich mal die beiden anderen Bände anschaffen und lesen muss)?

  2. Der Vergleich liegt wirklich nah. Auf der einen Seite ist der Humor ein anderer und es gibt bei Marissa Doyle mehr Geheimnisse zwischen den Protagonistinnen und ihrer Familie (und zum Teil ihren Freunden), aber das Setting und der "Wohlfühlfaktor" sind bei beiden schon ähnlich. Die Cecy und Kate sind besonderer, aber dieser Roman hier ist sehr nett und fluffig zu lesen.

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