Lisa Shearin: The Grendel Affair (SPI Files 1)

Ich muss zugeben, dass ich „The Grendel Affair“ von Lisa Shearin vor allem rezensiere, um bei der Masse der „netten“ Urban-Fantasy-Romane, die ich so lese, den Überblick zu behalten. „The Grendel Affair“ ist der erste Band einer (aktuell) achtteiligen Reihe, deren Handlung aus der Sicht von Makenna (Mac) Fraser erzählt wird. In „The Grendel Affair“ arbeitet Mac seit gerade mal einigen Wochen für das SPI (Supernatural Protection & Investigations), wobei sie bei ihrer Arbeit ihre angeborenen Fähigkeiten als Seherin einsetzt – was bedeutet, dass sie in der Lage ist, jegliche magische Tarnung zu durchschauen und die wahre Gestalt einer Kreatur zu sehen. Die Handlung in dem Auftaktband der Reihe beginnt kurz vor Silvester, als Mac sich nach der Arbeit aufmacht, um ihrem Freund Ollie einen Gefallen zu tun. Eigentlich ist Ollie eher ihr Informant als ein Freund, denn der Kuriositätenhändler bekommt von seinen nichtmenschlichen Kunden so einige Details mit. Doch an diesem Abend geht es Mac darum, einen Bavarian Nachtgnome zu fangen, der sich in Ollies Laden eingenistet hat. Als Seherin gehört sie zwar nicht zu den aktiven Kampfeinheiten des SPI, aber sie ist sich sicher, dass sie mit einem Nachtgnome schon fertig wird – zumindest ist sie das, bis sie über die Leiche eines unbekannten Mannes stolpert.

Der Tote wurde eindeutig nicht von einem Menschen getötet, sondern von einem Monster, das stark genug war, um der Leiche Gliedmaßen auszureißen. Es hat zudem eine Kralle am Tatort zurückgelassen, die den Verdacht nahelegt, dass es wirklich riesig ist. Im Laufe der Ermittlungen findet das SPI heraus, dass eine Gruppe von übernatürlichen Wesen vorhat, während des Silvester-Countdowns am Times Square einen Angriff durchzuführen, der die Existenz übernatürlicher Wesen enthüllen und die Menschheit einschüchtern soll. Mehr zur Handlung muss ich hier eigentlich nicht schreiben, denn so komplex ist sie nicht, dass mehr Details notwendig wären. Was mir bei „The Grendel Affair“ gut gefallen hat, war, dass sich die Geschichte leicht und fluffig lesen ließ. Es gibt immer wieder humorvolle Momente – gerade in den Gefahrensituationen – ohne dass ich das als zu Slapstick-haft oder abwegig empfunden hätte. Mac ist zwar mit dem Wissen aufgewachsen, dass es übernatürliche Wesen gibt, und ihre Polizistenfamilie übernimmt in ihrer kleinen Stadt im Prinzip ähnliche Aufgaben wie das SPI, aber sie selbst ist – wie sie schnell genug feststellen muss – keine Kämpferin.

So gern ich Kick-Ass-Heldinnen lese, so mochte ich es doch besonders, dass Mac eben alles andere als eine erfahrene Kämpferin ist (auch wenn sie ihre Fähigkeiten mit einer Schusswaffe anfangs noch höher einschätzt, als sie sind). Sie ist eine Frau, deren Stärken ihre Recherche- und Seherinnen-Fähigkeiten sind, und das führt dazu, dass Mac in all den Kampf- und Gefahrensituationen vor allem versucht, nicht im Zentrum des Geschehens zu landen, um dort den erfahrenen Kämpfern nicht im Weg zu stehen. Natürlich kann es in solch einem Urban-Fantasy-Roman nicht sein, dass die Protagonistin keinerlei Gefahren erlebt, aber oft genug übersteht Mac diese nur, weil sie entweder durch ihr eigenes Ungeschick oder durch das Eingreifen ihrer Kollegen gerettet wird. Wobei die Momente, in denen Mac tollpatschig ist, meiner Meinung nach von Lisa Shearin so geschrieben wurden, dass sie sich überraschend realistisch lesen, statt mir das Gefühl zu vermitteln, dass die Autorin verzweifelt eine Lösung für eine Situation gesucht hätte oder noch irgendwie humorvoll hätte sein wollen. Insgesamt fand ich es zur Abwechslung wirklich angenehm, dass Mac in vielen Bereichen eine so untypische Protagonistin für einen Urban-Fantasy-Roman war. Außerdem mochte ich die lockere Erzählweise und die humorvollen Szenen, die mich zwar selten überrascht haben, aber dafür sorgten, dass ich mich wirklich gut unterhalten gefühlt habe. Ich werde die Serie auf jeden Fall im Hinterkopf behalten für den Tag, an dem ich mal wieder Lust auf etwas leichtere Urban-Fantasy-Romane habe.

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