Ich muss gestehen, mit dieser Rezension möchte ich ein bisschen Werbung für eine ganz wunderbare Hörspiel-Reihe machen. Denn je mehr Leute sich dazu überwinden die CDs zu kaufen, desto größer ist die Chance, dass auch die weiteren Folgen irgendwann gekauft werden können. Ich habe die „Van Dusen“-Hörspiele leider nicht durch die Radioausstrahlungen (die 1978 begannen) kennengelernt, sondern Jahre später von einer Freundin Mitschnitte geliehen bekommen. Nachdem mir diese Radio-Mitschnitte gut gefallen hatten, habe ich natürlich versucht irgendwie selber an die „Van Dusen“-Folgen zu kommen, aber zu der Zeit gab es – unter anderem aufgrund von Rechtsstreitigkeiten – keine Hoffnung auf eine ganz normal käuflich erwerbbare Variante dieser Hörspiele.
Umso schöner war es für mich, als ich herausfand, dass die ersten vier Folgen seit Oktober 2010 auf CD zu bekommen sind – und so stand für mich fest, dass ich die (trotz des nicht gerade günstigen Preises) unbedingt haben musste. Zu Weihnachten gab es also den ersten Teil „Eine Unze Radium“, den wir dann Silvester als krönenden Jahresabschluss gehört haben. Der zweite Teil, „Das sicherste Gefängnis der Welt“ wurde mir übrigens gestern (zusammen mit den beiden „Dead like me“-Staffeln) geliefert und wird hoffentlich am Wochenende gehört.
Doch nun endlich mal zum Inhalt! Die Figur des Professor van Dusen basiert auf Kurzgeschichten des amerikanischen Schriftstellers Jacques Futrelle und wurden von dem Autor Michael Koser für Hörspiele verwendet, die er für den RIAS geschrieben hatte. Dabei hat sich der deutsche Autor nur anfänglich an die Geschichten des „Van Dusen“-Erfinders gehalten und bald eigene Handlungsstränge rund um den genialen Professor, der auch „Die Denkmaschine“ genannt wird, entwickelt. Neben dem Professor, der seine Logik an den diversen rätselhaften Kriminalfällen erprobt, spielt der Reporter Hutchinson Hatch eine große Rolle. Er übernimmt nicht nur die Rolle des Erzählers, sondern trägt auch seinen Teil zur Lösung der Kriminalfälle bei, in dem er Professor van Dusen nicht nur Laufarbeit abnimmt, sondern ihn auch über aktuelle Vorfälle und Klatsch und Tratsch informiert.
In „Eine Unze Radium“ verschwindet genau diese Menge des hochbrisanten Materials aus einem fensterlosen Labor. Abgesehen von Professor Dexter, der wichtige Versuche mit dem Radium vorhat, hat niemand den Raum betreten – und der Professor ist eindeutig nicht der Täter. So macht sich sein Kollege Professor van Dusen daran, herauszufinden wie das Radium aus dem Labor verschwinden konnte, während Professor Dexter im Vorraum mit einer französischen Besucherin über den Ankauf weiteren Radiums verhandelte.
Wer eine Schwäche für Sherlock-Holmes- oder andere klassische Kriminalgeschichten hat, wird zwar schnell auf die Lösung der Falles kommen, aber das ändert nichts daran, dass „Eine Unze Radium“ wunderbar unterhaltsam ist. Die Sprecher – allen voran Friedrich W. Bauschulte als Professor van Dusen, aber auch Klaus Herm als Hutchinson Hatch – leisten sehr gute Arbeit und es ein Vergnügen ihnen zuzuhören. Ich muss aber auch zugeben, dass ich einfach eine Schwäche für Bauschultes Stimme habe. Für mich ist der Sprecher die perfekte Verkörperung eines nicht gerade jungen, aber hellwachen Wissenschaftlers und ich höre ihn einfach zu gerne.
Was die Produktion angeht: Die Tonqualität ist prima! Ansonsten hört man deutlich, dass die „Van Dusen“-Geschichten in den 70er Jahren als Radiohörspiele produziert wurden. Hier bekommt man wunderbare Sprecher geboten, aber es gibt keine extra eingebauten Hintergrundgeräusche, die die Handlung untermalen sollen und keine überwältigenden Musik, die an den spannenden Stellen aufbrandet. Mir persönlich gefällt das sehr gut, auch wenn ich nichts gegen eine gelungene Geräuschuntermalung habe (wobei mir in letzter Zeit auffällt, dass tolle Effekte bei Hörspielen – genauso wie beim Fernsehen – anscheinend als ausreichender Ersatz für eine gute Handlung oder vernünftige Sprecher/Schauspieler angesehen werden). So bekommt man mit „Eine Unze Radium“ ein klassisches Krimihörspiel. Die Handlung könnte noch überraschender und etwas weniger behäbig sein, aber da ich die weiteren „Van Dusen“-Fälle zum Großteil kenne, kann ich versichern, dass sich die Serie positiv weiterentwickelt.
Liebe Winterkatze,
danke, für diese begeisterte Rezension! Schon alleine Deiner Worte wegen will man am liebsten gleich loslaufen, und van Dusen schleunigst für viele Autofahrten engagieren 🙂
Ich werde dieses Hörspiel auf jeden Fall im Hinterkopf behalten – wenn ich meine Altlasten abgehört habe wird sich sicherlich ein Plätzchen bei mir finden lassen. Den aktuellen Preis, zumindest für das mp3-Album, finde ich recht human.
So oder so: mein Interesse ist geweckt 😀
Ich kann Dusen auch nur empfehlen – ist wirklich ne wunderbare Serie! Ich persönlich kauf sie halt deshalb nicht, weil ich sehr gute Radiomitschnitte habe. (Auch wenn ich weiß, dass das den Leuten, die die CD-Ausgabe der kompletten Serie haben wollen, nicht hilft, wenn alle es so machen!)
"Das sicherste Gefängnis der Welt" ist übrigens eine meiner erklärten Lieblingsfolgen.
@Sayuri: Schön, dass ich dein Interesse geweckt habe! 🙂 Du wirst zwar mit dem "van Dusen" gerade mal von Bi bis zu den Externsteinen kommen (ca. 45 Minuten Laufzeit), aber dafür hättest du eine sehr unterhaltsame Fahrt vor dir. 😉
Mir gefällt auch die Zeit, zu der die Krimis spielen sehr gut, und die Tatsache, dass so manche damals aktuelle Berühmtheit eine Rolle bekommt. Bei "Eine Unze Radium" kommt die französische Besucherin zum Bespiel mit einer Empfehlung von Madame Curie. Und über den ganzen wissenschaftlichen Elementen schwebt dieses Gefühl, als ob noch alles möglich sei. All diese Entdeckungen sind so neu und überwältigend – auch wenn man aus heutiger Sicht weiß, wieviel Schaden damit auch angerichtet werden kann. 😉
@Irina: Ich weiß ja, dass du die Mitschnitte hast, aber so verpasst du doch die ganzen Kommentare zu Entstehung der Hörspiele … 😉 Auf "Das sicherste Gefängnis der Welt" freuen wir uns auch schon sehr, die Folge mochte ich auch sehr gerne! Die dritte und vierte Folge wird dann allerdings wohl bis Februar oder März warten müssen. *g*