Schlagwort: Krimi

John Scalzi: The Dispatcher (Hörbuch)

„The Dispatcher“ von John Scalzi ist eine Geschichte, die von dem Autor direkt als Hörbuch konzipiert wurde und die im ersten Veröffentlichungsmonat kostenlos bei Audible heruntergeladen werden konnte. Besorgt hatte ich mir das Hörbuch zum Veröffentlichungstermin im Oktober letzten Jahres, aber da ich in den vergangenen Monaten nicht in der Stimmung für Hörbücher war, hat es bis zum vergangenen Freitag gedauert bis ich die kurze Geschichte endlich angefangen habe. Mit 2 Stunden und 18 Minuten ist „The Dispatcher“ perfekt für einen Nachmittag, an dem man in der Stimmung für eine Handlung ist, die mich stark an eine „hardboiled detective novel“ erinnerte, obwohl sie eigentlich – vom Erzählton abgesehen – keine Merkmale dieses Genres aufweist.

Die Geschichte spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die Menschen nur noch sterben, wenn sie durch einen natürlich Tod oder Selbstmord getötet werden. Jeder Person, die Opfer eines Mordes wird, wacht kurze Zeit später unbekleidet in ihrer Wohnung auf. Nachdem die Menschen sich sicher waren, dass diese unerwarteten Überlebenden keine Einzelfälle waren, wurden sogenannte „Dispatcher“ ausgebildet, um unter anderem in Krankenhäusern Dienst als professioneller Mörder zu tun. Denn stirbt eine Person während einer OP, so bleibt sie tot, wird sie aber kurz vor ihrem absehbaren Ableben ermordet, dann bekommt sie eine weitere Chance auf eine erfolgreiche medizinische Behandlung. Wirklich beliebt sind die Dispatcher nicht und neben den vorhersehbaren Vorurteilen gibt es weitere Schattenseiten seines Berufs, wie der Protagonist Tony Valdez schnell herausfindet, nachdem ein Kollege von ihm spurlos verschwindet.

Ich fand die Welt, die John Scalzi für diese Geschichte geschaffen hat, sehr spannend, und ebenso faszinierend waren all die Konsequenzen, die sich aus einer Welt ergeben, in der Mordopfer nicht mehr sterben. Und obwohl die Menschen schon seit über acht Jahren mit der wundersamen Tatsache leben, dass Mordopfer nicht sterben, gibt es sehr viele Fragen rund um dieses Phänomen, die noch lange nicht geklärt sind. Dabei bemerkt man vor allem in den Dialogen zwischen Tony und seiner Begleiterin, welche theologischen, ethischen und philosophischen Aspekte die Menschen dank dieser Ereignisse beschäftigen. Doch noch mehr als diese fantastische Grundidee mochte ich den Ton in „The Dispatcher“. Tony gerät gegen seinen Willen in die Ermittlungen rund um das Verschwinden seines Kollegen, und je mehr die Handlung voranschreitet, desto mehr erinnerte mich seine stoische Art, mit den Ereignissen umzugehen, an einen Erzählton, den ich so sonst vor allem aus amerikanischen Detektivgeschichten der 1930er und -40er Jahren kenne und den ich sehr mag.

Gelesen wird das Hörbuch von Zachary Quinto, dessen leicht raue Stimme wunderbar zu der Geschichte passt. Ich muss gestehen, dass ich den Schauspieler bislang in keinem einzigen Film gesehen habe, aber ich bin sehr beeindruckt von seiner Leistung als Hörbuchsprecher. Er verleiht den verschiedenen Figuren Charakter und verändert seine Stimme von Person zu Person ganz leicht, so dass man jede Figur sofort wiedererkennt, ohne dabei das Gefühl zu haben, er würde dabei übertreiben oder gar (bei den weiblichen Charakteren) lächerlich klingen. Allerdings musste ich mich anfangs ein wenig an seine Aussprache gewöhnen, aber das geht mir bei englischen Hörbüchern eigentlich immer so, so dass ich das nicht dem Sprecher ankreiden möchte. Ich muss gestehen, dass mir Zachary Quintos Leistung bei diesem Hörbuch so gut gefallen hat, dass er mein „amerikanischer David Nathan“ werden könnte, wenn ich mehr Hörbücher von ihm in die Finger bekommen könnte. Leider gibt es bei Audible nur einen weiteren Titel, der von ihm eingelesen wurde – und der interessiert mich so gar nicht.

Iris Grädler: Meer des Schweigens (Hörbuch)

In den letzten Monaten hatte ich ein paar Entscheidungsprobleme, wenn es um die Wahl neuer Hörbücher ging. Am Ende habe ich mich wegen Gabriele Blum, die ich in der Regel als Sprecherin mag, entschlossen, einen Versuch mit dem ersten Teil der Collin-Brown-Krimis, „Meer des Schweigens“, von Iris Grädler zu wagen. Ich muss zugeben, es war nicht die beste Wahl für ein „Gartenhörbuch“, denn wenn ich mal ein oder zwei Tage nicht in den Garten kam, hatte ich anfangs beim Weiterhören doch erstaunlich große Probleme mich wieder an all die Figuren zu erinnern. Dabei fand ich die Charaktere und ihre jeweiligen Handlungsstränge nicht uninteressant. Es waren nur so viele Personen und es gab zwischen den drei verschiedenen Gruppen so wenig Anknüpfungspunkte, dass ich mich häufig etwas verloren fühlte, wenn schon wieder der Name eine Nebenfigur fiel, die ich nicht auf der Stelle zuordnen konnte. Hätte ich die Geschichte als Roman gelesen, hätte ich gewiss weniger Probleme gehabt, weil ich 1. schneller lese als höre und 2. die Möglichkeit gehabt hätte kurz zurückzublättern, um meine Erinnerung aufzufrischen.

Der Haupthandlungsstrang dreht sich um den Polizisten Collin Brown, der seit ein paar Jahren in Cornwall lebt und arbeitet. Er hatte seiner Heimat Southampton den Rücken gekehrt, weil er nicht mehr jeden Tag mit den Gräueltaten leben konnte, die er in seinem Beruf zu sehen bekam. In Cornwall ist sein Dienst deutlich entspannter und er kann mehr Zeit mit seiner Frau und den drei Kindern verbringen. Gestört wird Collins Ruhe als erst ein toter Hund und wenig später ein toter Mann an die Küste geschwemmt werden. Beide wurden erst vergiftet und dann verstümmelt, was nahelegt, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Opfern gibt.

Parallel zu Collins Ermittlungen kann man die Geschichte von Elisabeth verfolgen, die zur Beerdigung ihres Bruders zurück nach England gekommen ist. Elisabeth hat vor vielen Jahren den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen, ist nach Australien ausgewandert und hat seitdem keinen Menschen aus der alten Heimat gesprochen. Ihre Rückkehr ist ihr sehr schwer gefallen, aber sie hofft, dass ihr Bruder ihr vielleicht ein Erbe hinterlassen hat, dass ihr helfen könnte, ihren kranken Sohn besser zu versorgen. Auch bei Su dreht sich fast alles um ihr Kind. Sie arbeitet als Putzfrau, um für sich und ihre Tochter aufzukommen, schwärmt heimlich für ihren Vermieter und bis eine neue Frau ins Leben dieses Herren tritt, scheint ihr Leben endlich eine Wendung zum Positiven genommen zu haben.

Alle drei Handlungsstränge werden sehr ruhig, atmosphärisch und ausführlich erzählt, was dazu führt, dass man die verschiedenen Figuren sehr gut kennenlernt und sich bei jeder (in der Regel eigentlich sehr harmlosen) Szene fragt, wie das Ganze mit den Morden zusammenhängt. Ich hatte nicht das Gefühl, ich könnte groß mitraten, dafür wird man als Hörer zu sehr im Dunklen gelassen, aber es hat Spaß gemacht jeden Dialog, jede Aussage nachklingen zu lassen, mit der Frage, ob da nun ein Hinweis auf eine Verbindung zum Mord versteckt sein könnte oder nicht. Und am Ende kommt man als Hörer doch deutlich früher auf die Lösung des Ganzen, wobei ich zugeben muss, dass der Collin sich eher bewusst weigert die Lösung zu akzeptieren, bevor er nicht mehr Beweise als sein Bauchgefühl dafür hat.

Auch fand ich es angenehm, dass Collin ein sehr entspanntes Familienleben hat. Seine Frau unterstützt ihn, seine Kinder haben keine gravierenden Probleme, wenn man davon absieht, dass seine Tochter adoptiert ist und mit ihrem afrikanischen Aussehen in der Region sehr auffällig ist. Collins Mitarbeiter sind stellenweise herausfordernd, aber auch das fand ich relativ stimmig, da sie eher darin geübt zu sein scheinen Verkehrssünder anzuhalten als an einer Mordermittlung beteiligt zu sein. Außerdem gibt es in jedem Job Personen, denen der pünktliche Feierabend und das freie Wochenende mehr wert sind als ein Beruf, in dem die Arbeitszeiten situationsbedingt schon mal länger sein müssten. Dabei hat Iris Grädler schön dargestellt, dass eine so ernsthafte Ermittlung das Arbeiten in der kleinen Polizeigruppe deutlich verändert und keine Person unberührt aus dem Fall herausgeht. Am Ende fügen sich alle Handlungsstränge zu einem zufriedenstellenden Ende zusammen. Zwar wird nicht jede Frage beantwortet, aber dass ist ja auch nur zu erwarten, wenn die einzigen Personen, die vollkommene Aufklärung geben könnten, schon verstorben sind.

Ich mochte vor allem die ruhige und ausführliche Erzählweise und dass die verschiedenen Beteiligten (vor allem die Polizisten) so angenehm „normal“ waren. Keiner war perfekt, alle hatten ihren (zum Teil auch lästigen) Macken, aber sie fühlten sich beim Hören an, als ob man schon einmal mit ähnlichen Personen zusammengearbeitet hätte. Dazu beschäftigt einen die ganze Zeit die Frage, wie die beiden anderen Handlungsstränge mit dem Mord zusammenhängen und wann die Ermittler eine entscheidende Entdeckung machen, die sie endlich in die richtige Richtung führt. Schön fand ich es auch, dass es sich aufgrund der relativ überschaubaren Bevölkerung an der Küste von Cornwall nicht unnatürlich anfühlte, wenn Collin und seine Truppe über eine Belanglosigkeit stolperten, die am Ende doch irgendwie weiterhalf,

Gabriele Blum hat ihre Sache wieder sehr gut gemacht. Ich mag sie als Sprecherin und fand, dass sie die verschiedenen Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten sehr stimmig dargestellt hat. Es gibt Rezensionen, in denen kritisiert wird, dass sie schnieft und hustet, aber genau das machen die Figuren nun einmal in bestimmten Situationen, wie man den Gedanken des jeweiligen Erzählers entnehmen kann, und das kann und will ich der Sprecherin nicht anlasten. Schon gar nicht, wenn ich nicht kontrollieren kann, ob das nicht genauso von Iris Grädler in ihrem Roman geschrieben wurde. Insgesamt haben mir die Geschichte, die Erzählweise und die Sprecherin so gut gefallen, dass ich mir auch noch die Fortsetzung besorgt habe.

Francis Durbridge: Paul Temple und der Fall Gregory (Hörspiel)

Francis Durbridge ist definitiv nicht mein Lieblingsautor, wenn es um altmodisch-charmante Kriminal-Hörspiele geht, aber ich habe schon einige unterhaltsame Stunden mit seinen Geschichten verbracht. Deshalb war ich natürlich prompt neugierig, als mir „Paul Temple und der Fall Gregory“ in die Finger geriet, obwohl ich beim Anblick von Bastian Pastewka auf dem Cover schon etwas verhaltener reagierte.

„Der Fall Gregory“ war der erste Paul-Temple-Fall, der in Deutschland als Hörspiel im Radio gesendet wurde – und dann wurden die Bänder mit einer anderen Aufnahme überspielt. Auch das BBC-Original dieser Geschichte ging verloren und so basiert dieses Hörspiel auf Textfragmenten des Original-Drehbuchs und der noch existierenden norwegischen Version des BBC-Hörspiels. Grundsätzlich finde ich diese Hintergründe interessant, auch wenn ich die nicht unbedingt inmitten des Hörspiels präsentiert bekommen müsste. Denn leider wird die Handlung rund um den Fund einer ermordeten jungen Frau immer wieder nach ein paar Minuten unterbrochen, wenn die Sprecher aus ihrer Rolle fallen und sich lang und breit über die Hintergründe des Hörspiels (oder die Absurditäten der Geschichte) unterhalten.

Zu diesen Unterbrechungen kommt, dass die Handlung sehr viel kürzer ist als in einem normalen Paul-Temple-Hörspiel. Ich kann nicht beurteilen, ob das daran liegt, das so wenig Text all die Jahrzehnte überlebt hat oder ob es an der Bearbeitung für diese „humorvolle“ Wiederbelebung des Hörspiels liegt. Aber diese Kürze der Geschichte sorgt zusammen mit der Anzahl der verschiedenen Figuren und den vielen Unterbrechungen dafür, dass man schon mehr als normal aufpassen muss, um der Handlung zu folgen und die unterschiedlichen Charaktere einordnen zu können. Ich gebe zu, dass so ein Paul-Temple-Hörspiel in der Regel die eine oder andere Kürzung vertragen kann, aber von vermutlich sechs Stunden auf knapp zwei ist dann doch etwas arg radikal.

Überhaupt finde ich die gesamte Umsetzung nicht ganz glücklich. Man hat sich anscheinend nicht entscheiden können, ob man eine Hommage an die alten Paul-Temple-Hörspiel oder eine Parodie inklusive diverser „Pastewka und Komplizen“-typischer Comedy-Elemente machen wollte. Auf der einen Seite hat man sich genügend Mühe gegeben, um Sprecher zu finden, die relativ nah an die Originalbesetzung herankommen (na ja, Pastewka klingt nun mal immer wie Pastewka und Janina Sachau ist eine arg schrille Version von Steve Temple – inklusive seltsamer Betonung), hat eine liebevolle und passende Musikuntermalung verwendet und bei den Soundeffekten in der Regel darauf geachtet, dass sie passend unbeholfen-altmodisch klingen.

Auf der anderen Seit gibt es da diese extremen Kürzungen und die ständigen Unterbrechungen durch die Sprecher, bei denen Pastewka als Fan der Original-Hörspiele dargestellt wird, während der Rest an der simplen und nicht gerade logischen Handlung verzweifelt. Wirklich amüsant fand ich nur zwei Punkte (besonders die Geräuschuntermalung bei der Fluchtszene eines Verdächtigen), ansonsten traf der Humor meinen Geschmack eher weniger. Am Ende bleibt einfach die Frage, für welche Zielgruppe dieses Hörspiel produziert wurde. Bastian-Pastewka-Fans können vermutlich mit den „ernsthafteren“ Krimiszenen nicht so viel anfangen, Paul-Temple-Fans hingegen werden sich wahrscheinlich durch die Kürzungen, Nebenbemerkungen und Unterbrechungen gestört fühlen …

Ach ja, in den Rezensionen bei Amazon habe ich einen Verweis darauf gefunden, dass dieses Hörspiel auch als Bühnen-Show präsentiert wird. Das stelle ich mir doch etwas amüsanter vor, da ich erstens davon ausgehe, dass vor allem Zuschauer hingehen werden, die mit Pastewka und Komplizen mehr anfangen können, und es zweitens bestimmt auch unterhaltsamer ist, wenn man live miterleben kann, wie die Gesangseinlagen und Geräusche erzeugt werden. Außerdem wirken so die Zwischenszenen hoffentlich etwas natürlicher.

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 4 – Der Mann, der seinen Kopf verlor

Den vierten Teil der „Van Dusen“-Reihe kann man sich beinah wie ein Kammerspiel vorstellen, denn der Professor verlässt sein Haus dabei nicht, alle wichtigen Szenen finden in (oder direkt vor) dem Haus statt und die Handlung konzentriert sich auf einige wenige Personen. Die Geschichte beginnt an einem ganz normalen Tages, den der Professor mit Experimenten in seinem Labor verbringt. Unwillkommenderweise wird der Wissenschaftler in seiner Tätigkeit unterbrochen, als sein Diener einen Besucher ankündigt, der sich nicht hatte abweisen lassen.

Dieser Besucher war nicht nur hartnäckig, sondern verfügte weder über eine Visitenkarte, noch über einen Namen, den er dem Diener hätte mitteilen können. Genau genommen erhoffte sich der Mann, dass der Professor ihm dabei behilflich sein könnte, mehr über sich herauszufinden. Vor einigen Tagen erwachte Van Dusens Besucher in einem Hotel ohne jegliche Erinnerung an seine Vergangenheit, ohne einen Herkunftshinweis an seiner Kleidung oder seinen Taschen, dafür aber im Besitz der unvorstellbaren Summe von 10.000 Dollar. Schnell findet der Professor heraus, dass der Unbekannte unter dem Namen „Jonathan Henry“ ins Gästebuch des Hotels eingetragen wurde und dass die Geldbündeln in seinen Anzugtaschen aus einem Raub in einer kleinen Bank im Westen stammen.

Während der Reporter Hutchinson Hatch wieder einmal die Lauf- und Recherchearbeit für den Amateurkriminologen Van Dusen erledigen darf und telegrafische Anfragen quer durch Amerika geschickt werden, sitzt der Professor gemütlich daheim und übernimmt die Denkarbeit. Doch so ganz seine Ruhe hat er dabei auch nicht, denn während Jonathan Henry aufgrund der gesammelten Informationen immer unruhige wird, tauchen Mr. Henrys verzweifelte Ehefrau (die behauptet, dass ihr Mann häufiger Amnesien hat) und ein Mr. William Manning, der Jonathan Henry anscheinend von einem Pokerspiel kennt, auf.

Ich gebe zu, dass dieser Fall für mich recht durchschaubar war, aber trotzdem hat mir die Geschichte wieder viel Spaß gemacht. Ich mag es, wenn Professor van Dusen als ruhender Pol in der Handlung sitzt und gemütlich Informationen sammelt, die seine Theorien untermauern, während um ihn herum die betroffenen (und zuschauenden) Personen wie in einem Bienenschwarm herumwuseln. Auch wurden die Sprecher für diese Folge wieder ganz wunderbar besetzt. Zu Friedrich W. Bauschulte (Professor van Dusen) muss ich ja eigentlich nichts mehr sagen, ebenso wenig wie zu Klaus Herm (Hutchinson Hatch) und Reinhard Kolldehoff (Sergeant Caruso).

Lothar Blumhagen als Jonathan Henry klingt gediegen, ehrbar und doch angemessen beunruhig und aufgeregt aufgrund der Tatsache, dass er keine Erinnerungen mehr hat. So kann man sich diese Figur sehr schön vorstellen und eine Meinung von seinem Charakter bilden. Mrs. Jonathan Henry (Monika Hansen) hingegen klingt ein bisschen odinär, ein bisschen zu hektisch und streut damit schnell Zweifel an ihren Aussagen. Es ist kaum zu glauben, dass diese beiden Figuren ein Ehepaar sein sollen, aber Gegensätze ziehen sich ja angeblich an. 😉

Die nächste Folge, „Stirb schön mit Shakespeare“, wird mich ins Theatermilieu führen – wobei ich mich da sehr auf die Rolle von Arnold Marquis (der war unter anderem Synchronsprecher für Robert Mitchum, Charles Bronson, Bud Spencer und Jack Klugman) freue.

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 3 – Mord bei Gaslicht

Trotz guter Vorsätze hat es dann doch einige Zeit gedauert, bis der dritte Teil der Van-Dusen-Hörspiele bei mir einziehen konnte und gehört wurde. „Mord bei Gaslicht“ muss sich von der Qualität der Geschichte her nicht hinter „Eine Unze Radium“ und „Das sicherste Gefängnis der Welt“ verstecken, hat aber eine klassischere und weniger aufsehenerregende Handlung als die anderen beiden Hörspiele. So kann man in diesem Teil der Van-Dusen-Serie vor allem solide Ermittlungsarbeit miterleben.

Alles beginnt damit, dass der Reporter Hutchinson Hatch von seinem Bekannten Weldon Henley – einem Playboy, der nicht selten in der Klatschpresse zu finden ist – darum gebeten wird, einen Kontakt zu Professor van Dusen zu vermitteln. Mr. Henley hat viel von den detektivischen Fähigkeiten des Wissenschaftlers gehört und hofft nun, dass ihm dieser helfen kann. Denn schon dreimal hat jemand versucht, Weldon Henley umzubringen, indem er die Gasbeleuchtung in der luxuriösen Wohnanlage, in der der Junggeselle lebt, manipuliert hat. Bislang ist der Mann jedes Mal durch einen günstigen Zufall unverletzt davongekommen, doch irgendwann könnte ihn sein Glück verlassen …

Kurz nachdem sich Professor van Dusen in den Fall eingeschaltet hat, stirbt ein junges Dienstmädchen in Henleys Nachbarwohnung und wenig später wird auch noch ein Schuss auf Weldon Henley abgefeuert. Und während es anfangs so scheint, als ob niemand ein Motiv haben könnte, um dem Playboy Leid zuzufügen, summieren sich im Laufe der Ermittlungen doch die Verdächtigen. Obwohl Professor van Dusen bei diesem Fall wieder einige Laufarbeit an Hatch delegiert, ist es der Wissenschaftler selbst, der sich einen gründlichen Eindruck von den Örtlichkeiten verschafft und die diversen Anwohner der Wohnanlage befragt.

Ich persönlich empfinde es als angenehme Abwechslung, dass Van Dusen in „Mord bei Gaslicht“ eine klassische (polizeiliche) Ermittlungsarbeit durchführt. Ebenso gefällt mir das Schlussszenario, in dem sich – ganz wie es sich gehört – alle Verdächtigen und sonstigen Beteiligten in einem Raum versammeln, um den Schlussfolgerungen des großen Professor Van Dusen zu lauschen. Insgesamt kommt mir dieser Teil aber weniger leicht und amüsant vor als „Eine Unze Radium“ und „Das sicherste Gefängnis der Welt“; vielleicht, weil dieses Hörspiel zwar eine gut gemachte und solide Kriminalgeschichte präsentiert, aber auf diesen Hauch Absurdität (alles selbstverständlich immer logisch und/oder wissenschaftlich erklärbar!) verzichtet, der sonst immer mal wieder in einer Van-Dusen-Geschichte zu finden ist.

Zur Produktion an sich kann ich mich nur wiederholen: Ich mag die solide Qualität, die dezente Musikuntermalung, die minimalistisch und geschickt gesetzten Geräuscheffekte und die wirklich guten Sprecher der „Van Dusen“-Hörspiele! Während ich von Friedrich W. Bauschulte als Professor van Dusen und Klaus Herm als Hutchinson Hatch einfach erwarte, dass sie gut klingen (und auch nicht enttäuscht werde), freue ich mich über die passende Besetzung der wechselnden Rollen wie zum Beispiel Wolfgang Condrus als Weldon Henley. Außerdem sind die Extras wie die weiteren Informationen zu dem Autor Jacques Futrelle und zur Besetzung wieder sehr interessant und geben Einblick in die Entstehungsgeschichte der Van-Dusen-Reihe.

Als nächstes geht es dann weiter mit „Der Mann, der seinen Kopf verlor“, mit dem ich mir hoffentlich einen der nächsten Abende versüßen kann.

Jean G. Goodhind: Mord nach Drehbuch

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich über dieses Buch überhaupt etwas schreiben soll, schließlich ist das Lesen schon eine Weile her. Aber da der Ärger über diesen Roman immer wieder aufflackert, hoffe ich mal, dass so ein Blogbeitrag mich endlich davon befreit. 😉 Erst einmal die positiven Aspekte:

Nachdem ich endlich über den seltsamen Satz mit der „Gschaftelhuberin“ hinweg war, hat sich das Buch flüssig lesen lassen. Es war überhaupt kein Problem, dass ich die vorhergehenden Bände nicht kannte. Außerdem gab es keine weiteren seltsamen einzelnen Sätze, über die ich mich aufgeregt habe oder bei denen ich (zu Unrecht?) an der Fähigkeit der Übersetzerin zweifeln musste. Oh, und die Grundidee finde ich auch nett: Ein Mordfall bei Dreharbeiten zu einem Jane-Austen-Film in Bath bietet doch viel Potenzial für einen angenehmen und unterhaltsamen Krimi!

Was die negativen Aspekte dieses Buches angeht, so muss ich mich zügeln, um mich nicht zu sehr an Details aufzuhängen. Das passiert mir schon mal, wenn ich so richtig genervt von einer Geschichte – und vor allem der Hauptfigur darin – bin. Und da mir zu diesem Buch keine „anständige“ Rezension gelingen will, gibt es hier eine Liste mit Dingen, die mir nicht gefallen haben:

– Mörder und Motiv waren so vorhersehbar und alle anderen Fährten waren ganz eindeutig nur zur Ablenkung gelegt worden, was mir beim Lesen das Gefühl gab, dass hier ein mangelhafter Plot schrecklich aufgebläht wurde.
– Mörder und Motiv waren nicht nur vorhersehbar, das Motiv war auch so was von lächerlich und unglaubwürdig und unbefriedigend für mich als Leserin, dass ich am Ende das Buch am liebsten in den Kamin geworfen hätte! Zum Glück haben wir keinen Kamin, es wäre eine Verschwendung von Rohstoffen, wenn ich das Buch der Altpapiertonne vorenthalten würde.
– Während ich sonst die gemächliche Erzählweise eines Cozy-Krimis gern mag und die unterschiedlichen Charaktere genießen kann, fand ich hier die verschiedenen Personen entweder langweilig oder total überzeichnet – was vielleicht auch daran lag, dass man die Leute durch die Augen von Honey Driver sieht.
– Honey Driver hingegen kann ich nicht leiden. Okay, ich weiß, dass das keine begründete Aussage ist, aber es ist so. Ich kann diese Figur nicht leiden – wobei ich ihr anfangs sogar noch recht wohlwollend gegenüberstand. Aber sie ist in meinen Augen als Krimicharakter unglaubwürdig, da ihr im Prinzip alle Erkenntnisse in den Schoß fallen. Und wenn sie selbst Schlüsse zieht, dann sind diese selten logisch und überzeugend.
– Eine Szene mit einer Prostituierten in einem Hotel. Ich gebe zu, mein Wissen rund um Geschäftsfrauen in höheren Führungspositionen stammt ebenso wie mein Wissen über Escort-Damen aus dem Fernsehen (das kommt davon, wenn man den Fernseher einfach laufen lässt, während man in sein Buch vertieft ist 😀 ), aber die Wahrscheinlichkeit, dass Honey Driver eine wie eine Geschäftsfrau gekleidete Nutte, die in einem Edelhotel rumhängt, an ihren Schuhen und Netzstrümpfen erkennt, halte ich doch für ziemlich gering – vor allem angesichts der Tatsache, dass die in den TV-Berichten gezeigten hochpreisigen Amüsierdamen oftmals seriöser gekleidet waren als so manche erfolgreiche Managerin. Aber bestimmt lag das dann nur daran, dass die Damen von einem Fernsehteam begleitet wurden, und Honey als Besitzerin eines kleinen Hotels in Bath kann das viel besser beurteilen als ich mit meinem Fernsehwissen. 😉
– Über Honeys Liebesleben (nicht vorhanden, aber ständig ein Thema, da es ja diesen umwerfenden Polizisten gibt, mit dem sie vermutlich nie im Bett landen wird, weil die beiden die Angelegenheit auf ein romantisches Wochenende schieben wollen, das eh nie stattfinden wird. Und wenn es in einem der kommenden Bände dazu kommen sollte, dann wären sie vermutlich enttäuscht, weil so große Erwartungen … okay, lassen wir das Thema!) und ihre Familie (vor allem die Mutter hat mich unglaublich genervt, die ist von der Autorin so berechnend auf „lustige Momente“ konzipiert worden, was aber leider gar nicht funktioniert) will ich gar nicht erst reden … wie man sieht … 😉
– Zuletzt könnte ich noch etwas zu dem verschenkten Potenzial der Grundidee sagen, aber da ich mir nicht sicher bin, ob sich nicht doch jemand auf diesen Blog verirrt, der das Buch noch lesen will, verkneife ich mir diese – zu viel über die Handlung – verratende Anmerkung.

Mein Fazit steht so oder so: Nie wieder ein Honey-Driver-Roman für mich – egal wie verlockend der Klappentext klingen sollte! Dafür freue ich mich jetzt schon auf die nächsten „Miss Daisy“-Bände, die ich mir morgen aus der Bibliothek abholen kann. Da wird die manchmal vorhandene Vorhersehbarkeit immerhin durch eine amüsante und unterhaltsame Schreibweise sowie wunderbare Charaktere ausgeglichen!

„New England“-Krimis

Letztes Wochenende habe ich mich mit meinem Mann über den Einfluss britischer Comiczeichner und -autoren auf die amerikanische Comicszene unterhalten und darüber, dass ich das Gefühl habe, dass es einen ähnlichen Einfluss bei einer bestimmten Art von Krimis gibt. Auch wenn ich in diesem Genre eigentlich alles querbeet lese, so liegen meine Schwerpunkte doch bei drei Bereichen: Da wären zum einen „Hardboiled Novels“ mit klassischen amerikanischen Detektivgeschichten und Figuren wie Sam Spade und Philip Marlowe. Außerdem mag ich Cozys – in der Regel sehr britisch, gemütlich und geprägt von einem kleinen und friedlichem Gesellschaftskreis wie die Dörfer in den Miss-Marple-Geschichten von Agatha Christie oder einem geisteswissenschaftlichen Universitätsumfeld, (wobei die Hochschulgemeinschaft zwar intellektueller, aber nicht weniger auf sich konzentriert ist als die Bewohner der Dörfer). Und schließlich hätten wir noch die Krimis, die ich für mich als „New England“-Romane bezeichne.

Diese Geschichten sind zum Teil humorvoller als die Cozys, spielen in der Regel rund um Boston, Cape Cod oder anderen Gegenden von Neuengland und sind für mich eine interessante Mischung aus „britischem Einfluss“ und „amerikanischem Denken“. Auf der einen Seite kommen in diesen Geschichten Familien und Gemeinschaften vor, die mich ein wenig an den von Agatha Christie dargestellten Landadel und das dazugehörige Dorfleben erinnern. Das ist vermutlich nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass New England angeblich sehr von der weißen protestantischen Oberschicht geprägt ist, die wohl immer noch sehr stolz darauf ist, dass sie von den ersten britischen Siedlern abstammt. Auf der anderen Seite kommen in diesen Romanen Elemente vor, die für mich rein amerikanisch sind. Sei es bei den älteren Geschichten der Umgang mit Prohibition und Wirtschaftskrise oder ganz allgemein Fragen, die sich um amerikanische Politik, Rechtssystem oder Ähnliches drehen.

Spontan fallen mir bei den „New England“-Krimis Mary Roberts Rinehart, Charlotte MacLeod und Phoebe Atwood Taylor ein – zwei davon schrieben eher humorvolle Krimis, ihnen allen zu eigen ist aber ein Händchen für exzentrische Figuren, die mir sehr ans Herz gewachsen sind und deren Erlebnisse ich gern verfolge. Es gibt natürlich auch den einen oder anderen männlichen Autor, der solche Krimis schreibt, aber ohne Zugriff auf meine gesammelten Schätze lässt mich mein Erinnerungsvermögen gerade leider im Stich. Die meisten dieser Autoren habe ich über „DuMonts Kriminal-Bibliothek“ kennengelernt – ich wünschte wirklich, diese Reihe würde wieder neu aufgelegt, da gibt es nämlich noch so einige Titel, die ich bislang nicht gebraucht nachkaufen konnte!

Obwohl ich auch bei den Cozys ein paar sehr eigene Figuren ins Herz geschlossen habe – so wie zum Beispiel Lucy Angkatell aus Agatha Christies Roman „Das Eulenhaus“, die regelmäßig in aller Frühe Teewasser aufsetzt und dann wieder ins Bett geht, während das Wasser ungenutzt verkocht, so dass ihr Butler ein ganzes Regal voller Ersatz-Teekessel in petto hat – so finde ich da weniger exzentrische Charaktere als bei dem „New England“-Romanen. Wobei ich nicht andeuten will, dass diese amerikanischen Figuren dann unrealistisch überzogen sind. Gerade bei den Cape-Cod-/Küsten-Bewohnern gibt es einen Typ des einheimischen Faktotums, der gerade aufgrund seiner praktischen Sicht und seiner wortkargen Äußerungen in einem Gespräch immer den richtigen Punkt trifft – und mich so amüsiert. Und sogar die Darstellung von traditionsverhafteten Oberschichtfamilien, die aufgrund der Wirtschaftskrise pleite sind und nun mit dieser neuen Situation umgehen müssen, wirkt bei den „New England“-Krimis meist deutlich optimistischer, kreativer und weniger passiv als bei den britischen Cozys.

Amüsant finde ich all diese Krimis, mal bestechen sie durch feinen Humor, dann wieder durch wunderbar eingesetzte Ironie, witzige Dialoge oder (leicht) absurde Figuren. Einzig Phoebe Atwood Taylor treibt den Humor in ihren Bücher auf die Spitze und lässt es dort regelmäßig zu einer Ansammlung von skurrilen Situationen kommen. Dabei ist jede Szene für sich gar nicht so unrealistisch, wenn auch immer wieder durch argen Zufall bestimmt, doch in der Häufung entwickelt sich für den Leser eine Ansammlung von seltsamen Szenen, die in rasantem Tempo zu weiteren ungewöhnlichen Vorfällen führen. Nach dem Lesen eines solchen Romans bin ich von der Erzählweise immer ganz atemlos und entsetzlich aufgedreht, weil ich so viel lachen musste.

Ich glaube, man merkt, dass ich diese „New England“-Romane mag – und ich bin nicht nur durch die Diskussion mit meinem Mann wieder auf diese Bücher gekommen, sondern auch weil ich gerade so viel Lust auf Kriminalgeschichten habe. An meine Sammlung komme ich gerade nicht heran, außerdem will ich auch nicht all die vertrauten Bücher in der Bibliothek ausleihen, wenn sie denn überhaupt dort vorhanden sind, und mein SuB bietet eher wenige Krimis – und keine, die in diese Richtung gehen. Von daher fände ich es toll, wenn ihr vielleicht den einen oder anderen Tipp für mich hättet, mit dem ich meine aktuelle Krimilust stillen könnte.

Karen Rose: Todesbräute (Vartanian 2)

Auf diese Buch kam ich – mal wieder – durch einen Blog. Blöderweise dauert es immer so lange bis mir die Bibliothek die vorgemerkten Bücher zur Verfügung stellen kann, dass ich bis dahin vergessen habe, auf wessen Anregung ich es überhaupt vormerkte. Wenn also einer meiner Leser in den letzten Wochen „Todesbräute“ rezensiert haben sollte: Du bist schuld daran, dass ich den Roman gelesen habe! 😉 Oh, und natürlich habe ich erst mitten im Buch festgestellt, dass es der Mittelteil einer „Todes“-Trilogie ist. Wer also die Geschichten gern der Reihe nach lesen möchte, der sollte sich zuerst „Todesschrei“, dann „Todesbräute“ und zuletzt „Todesspiele“ schnappen. Allerdings kann ich versichern, dass zumindest der zweite Teil sich ohne Probleme lesen lässt, wenn man den Vorgänger nicht kennt.

Hauptfiguren in diesem Buch sind Alex(andra) Fallon und Daniel Vartanian. Alex wurde in Dutton in Georgia geboren und lebte dort bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr. Doch dann wurde ihre Zwillingsschwester Alicia missbraucht und ermordet und ihre Mutter brachte sich um, weil sie den Tod der Tochter anscheinend nicht verkraften konnte. Nach diesen Schicksalsschlägen wurde Alex von ihrer Tante Kathy adoptiert und zog deshalb nach Ohio. Jetzt – dreizehn Jahre später – wird Alex Stiefschwester Bailey vermisst. Diese war lange Zeit drogensüchtig gewesen, so dass der Kontakt zwischen ihr und Alex abbracht. Doch trotzdem fühlt sich Alex Bailey soweit verpflichtet, dass sie nun zurück nach Dutton reist, sich um Baileys Tochter Hope kümmert und alle Hebeln in Bewegung setzt, damit die Polizei nach ihrer vermissten Schwester sucht.

Auch Daniel Vartanian wurde in Dutton geboren und verließ in jungen Jahren die Stadt. Inzwischen ist er als Special Agent für Mordermittlungen zuständig – und hat gerade erst vor zwei Wochen seine Eltern begraben müssen, die von einem Serienmörder getötet wurden (und ja, wenn man diesen zweiten Teil liest, dann weiß man, dass es eine Verbindung zwischen Daniel und dem Mörder gab, aber ich will lieber nicht spoilern). Aufgrund der Familientragöde war Daniel für zwei Wochen im Urlaub gewesen, doch an seinem ersten Arbeitstag danach wird eine Frauenleiche gefunden. Die Art der Ermordung, der Fundort und andere Hinweise bilden eine Verbindung zu dem Mord an Alicia – und so könnte es sein, dass das Verschwinden von Bailey mit diesem Mord in Zusammenhang steht.

Ich muss zugeben, dass es mir sehr schwer fällt genau zu sagen, warum mir dieser Thriller so gut gefallen hat, denn wirklich herausragend oder nervenzerreiben war er nicht. Die Charaktere waren zum Großteil sympathisch und mehr oder weniger überzeugend gezeichnet worden, der Krimianteil war spannend, ohne dass ich nun beim Lesen wirklich mitgefiebert habe. Ich glaube, es hat mir gefallen, dass mir die Autorin das Gefühl vermittelte, sie wolle einfach eine gute Geschichte erzählen, ohne dass sie dabei auf überzogene (oder gar besonders ekelige) Gewaltdarstellungen benutzte. Man bekommt zwar im Laufe des Buches das Gefühl, dass in der kleinen Stadt Dutton so gut wie jeder Mensch korrupt, pervers oder feige ist, aber auch das passiert in einem – für mich – unterhaltsamen Maße. Doch vor allem mochte ich die Nebenfiguren wie einen alten Englischlehrer, der gerade mal zwei Auftritte hatte, und den ich gleich ins Herz geschlossen habe oder Mama Papa, die nicht mal wirklich in Erscheinung tritt, sondern von der man nur erzählt bekommt.

Da Karen Rose auch mehrere Perspektiven einbringt, die zeigen was verschieden Figuren (die alle etwas auf dem Kerbholz haben) während der ganzen Geschichte machen, bekommt man als Leser ziemlich viele Informationen über die Bösewichte. Aber es gibt nie genügend Hinweise, dass man sich je sicher sein kann, wer nun was aus welchen Motiven getan hat. Dabei hatte ich nicht das Gefühl (wie vor kurzem bei „Mein Mann der Mörder“), dass mich die Autorin künstlich dumm hält, sondern es wirkte soweit ganz stimmig. Natürlich erwähnt jemand, der nachts vor der Tür seiner Schwester Wache hält, weil seine Komplizen diese bedrohen, nicht seinen Namen (warum sollte er sich auch selbst benennen). Aber da der Leser die Stadt nicht so gut kennt wie die beteiligten Charaktere, führt das eben dazu, dass man im Dunklen tappt und sich seine Gedanken zu der Identität des Beobachters machen kann.

Eine Liebesgeschichte zwischen Alex und Daniel gibt es in dem Buch auch, die hätte für mich nicht sein müssen, bot aber der Autorin die eine oder andere Gelegenheit, um mehr über diese beiden Figuren zu erzählen und auf ihre – jeweils sehr schwierige – Kindheit einzugehen. Diese Passagen waren zum Teil schon grenzwertig kitschig, haben mich aber trotzdem nicht von einem genussvollen Lesen abgehalten. 😉 Ich habe mir nun die anderen beiden Titel auch noch in der Bibliothek vorgemerkt und freue mich auf entspannte Leseabende, wenn die Bücher bei mir eingetroffen sind.

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 2 – Das sicherste Gefängnis der Welt

„Das sicherste Gefängnis der Welt“ ist die zweite Folge rund um den genialen Wissenschaftler van Dusen – und wer sich die Kommentare zu der Hörspielproduktion anhört, die man am Ende der CD präsentiert bekommt, der erfährt auch noch so einiges über den Autor, die beiden Regisseure und weitere Hintergründe der Serie. Doch so interessant das alles ist, ich habe vor allem diese wunderbare Geschichte genossen!

Alles beginnt an einem Abend, an dem Professor van Dusen gemeinsam mit ein paar Freunden in einem Restaurant isst. Unter ihnen befindet sich auch der Gefängnisdirektor Ransome und seine Frau, und als van Dusen die Meinung äußert, dass der menschliche Geist in der Lage ist sämtliche Hindernisse zu überwinden, fühlt sich Ransome herausgefordert. So kommt es zu einer ungewöhnlichen Wette: Professor van Dusen erklärt sich bereit eine Woche lang „Gast“ in dem von Ransome geleiteten Gefängnis zu sein.

Dieser Knast gilt als das sicherste Gefängnis der Welt und so ist sich der Direktor sicher, dass die Kerkermauern für den Professor – auch bekannt als „Die Denkmaschine“ – zu einem unüberwindbaren Problem werden. Der Professor hingegen bleibt bei der Meinung, dass ein intelligenter Mensch auch mit so einer Situation fertig wird. So liegt es nun an ihm zu beweisen, dass es ihm auch unter normalen Gefängnisbedingungen gelingt aus der besonders sicheren Todeszelle auszubrechen, um eine Woche später eine weitere Essensverabredung einzuhalten. Schafft der Professor diesen Gefängnisausbruch, so muss Ransome für die Rechnung aufkommen – ansonsten geht das Essen auf die Kosten des Wissenschaftlers …

Die ersten „Van Dusen“-Hörspiele erinnern mich immer an ein Kammerspiel. Es gibt nur wenige Figuren und die Geschichte wird sehr konzentriert präsentiert. Wieder ist es der Reporter Hutchinson Hatch, der dem Zuhörer von den Geschehnissen berichtet – und nur eine kleine Bemerkung am Anfang gibt einen Hinweis darauf, wie es dem Professor letztendlich gelingen könnte, aus seiner Zelle auszubrechen. Ansonsten kann man verfolgen wie van Dusen seine Umgebung (inklusive Ratten und Gefängniskost) erkundet, wie er versucht den Wärter auszuhorchen und wie seine ungewöhnlichen Aktivitäten im Laufe der Woche für nicht wenig Stress bei dem Gefängnisdirektor Ransome sorgen. Alles in allem ist es eine wirklich amüsante Krimifolge, in der es zwar nicht um Leben und Tod geht, bei der die Geschichte trotzdem spannend zu verfolgen ist. Schließlich geht es darum, dass der Professor unter Beweis stellen muss, dass sein Verstand jeder Gefängnismauer überlegen ist!

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 1 – Eine Unze Radium

Ich muss gestehen, mit dieser Rezension möchte ich ein bisschen Werbung für eine ganz wunderbare Hörspiel-Reihe machen. Denn je mehr Leute sich dazu überwinden die CDs zu kaufen, desto größer ist die Chance, dass auch die weiteren Folgen irgendwann gekauft werden können. Ich habe die „Van Dusen“-Hörspiele leider nicht durch die Radioausstrahlungen (die 1978 begannen) kennengelernt, sondern Jahre später von einer Freundin Mitschnitte geliehen bekommen. Nachdem mir diese Radio-Mitschnitte gut gefallen hatten, habe ich natürlich versucht irgendwie selber an die „Van Dusen“-Folgen zu kommen, aber zu der Zeit gab es – unter anderem aufgrund von Rechtsstreitigkeiten – keine Hoffnung auf eine ganz normal käuflich erwerbbare Variante dieser Hörspiele.

Umso schöner war es für mich, als ich herausfand, dass die ersten vier Folgen seit Oktober 2010 auf CD zu bekommen sind – und so stand für mich fest, dass ich die (trotz des nicht gerade günstigen Preises) unbedingt haben musste. Zu Weihnachten gab es also den ersten Teil „Eine Unze Radium“, den wir dann Silvester als krönenden Jahresabschluss gehört haben. Der zweite Teil, „Das sicherste Gefängnis der Welt“ wurde mir übrigens gestern (zusammen mit den beiden „Dead like me“-Staffeln) geliefert und wird hoffentlich am Wochenende gehört.

Doch nun endlich mal zum Inhalt! Die Figur des Professor van Dusen basiert auf Kurzgeschichten des amerikanischen Schriftstellers Jacques Futrelle und wurden von dem Autor Michael Koser für Hörspiele verwendet, die er für den RIAS geschrieben hatte. Dabei hat sich der deutsche Autor nur anfänglich an die Geschichten des „Van Dusen“-Erfinders gehalten und bald eigene Handlungsstränge rund um den genialen Professor, der auch „Die Denkmaschine“ genannt wird, entwickelt. Neben dem Professor, der seine Logik an den diversen rätselhaften Kriminalfällen erprobt, spielt der Reporter Hutchinson Hatch eine große Rolle. Er übernimmt nicht nur die Rolle des Erzählers, sondern trägt auch seinen Teil zur Lösung der Kriminalfälle bei, in dem er Professor van Dusen nicht nur Laufarbeit abnimmt, sondern ihn auch über aktuelle Vorfälle und Klatsch und Tratsch informiert.

In „Eine Unze Radium“ verschwindet genau diese Menge des hochbrisanten Materials aus einem fensterlosen Labor. Abgesehen von Professor Dexter, der wichtige Versuche mit dem Radium vorhat, hat niemand den Raum betreten – und der Professor ist eindeutig nicht der Täter. So macht sich sein Kollege Professor van Dusen daran, herauszufinden wie das Radium aus dem Labor verschwinden konnte, während Professor Dexter im Vorraum mit einer französischen Besucherin über den Ankauf weiteren Radiums verhandelte.

Wer eine Schwäche für Sherlock-Holmes- oder andere klassische Kriminalgeschichten hat, wird zwar schnell auf die Lösung der Falles kommen, aber das ändert nichts daran, dass „Eine Unze Radium“ wunderbar unterhaltsam ist. Die Sprecher – allen voran Friedrich W. Bauschulte als Professor van Dusen, aber auch Klaus Herm als Hutchinson Hatch – leisten sehr gute Arbeit und es ein Vergnügen ihnen zuzuhören. Ich muss aber auch zugeben, dass ich einfach eine Schwäche für Bauschultes Stimme habe. Für mich ist der Sprecher die perfekte Verkörperung eines nicht gerade jungen, aber hellwachen Wissenschaftlers und ich höre ihn einfach zu gerne.

Was die Produktion angeht: Die Tonqualität ist prima! Ansonsten hört man deutlich, dass die „Van Dusen“-Geschichten in den 70er Jahren als Radiohörspiele produziert wurden. Hier bekommt man wunderbare Sprecher geboten, aber es gibt keine extra eingebauten Hintergrundgeräusche, die die Handlung untermalen sollen und keine überwältigenden Musik, die an den spannenden Stellen aufbrandet. Mir persönlich gefällt das sehr gut, auch wenn ich nichts gegen eine gelungene Geräuschuntermalung habe (wobei mir in letzter Zeit auffällt, dass tolle Effekte bei Hörspielen – genauso wie beim Fernsehen – anscheinend als ausreichender Ersatz für eine gute Handlung oder vernünftige Sprecher/Schauspieler angesehen werden). So bekommt man mit „Eine Unze Radium“ ein klassisches Krimihörspiel. Die Handlung könnte noch überraschender und etwas weniger behäbig sein, aber da ich die weiteren „Van Dusen“-Fälle zum Großteil kenne, kann ich versichern, dass sich die Serie positiv weiterentwickelt.