Schlagwort: Hörspiel

Lucy Maud Montgomery: Anne auf Green Gables 5-8 (Hörspiel)

Im November hatte ich die erste „Anne of Green Gables“-Box gehört und sehr genossen. So war es abzusehen, dass ich mir auch die zweite Box besorgen und bald hören würde – was ich in den letzten Wochen bei der Gartenarbeit dann auch gemacht habe. Beinah könnte ich meine erste Rezension hier reinkopieren und es dabei belassen, aber ein paar kleine Unterschiede gibt es doch zwischen dem ersten Roman (der mit den ersten vier Hörspielen umgesetzt wurde) und dem zweiten Teil, in dem Anne ihre ersten Erfahrungen als Lehrerin in der kleinen Schule von Avonlea macht.

Inzwischen ist Anne deutlich erwachsener geworden, was sie natürlich nicht davon abhält weiter ihre Tagträume zu genießen und sich allerlei Dinge auszumalen. Aber so gern sie ihre Fantasie auslebt, so bleibt ihr nicht viel Zeit zwischen ihrer Arbeit als Lehrerin, ihrer Tätigkeit für den Dorfverschönerungsverein und der Unterstützung, die sie Marilla geben muss, die sich um die Zwillinge einer verstorbenen Verwandten kümmert.

Doch obwohl Anne reifer ist als in dem ersten Band der Serie (bzw. den ersten vier Hörspielen), gibt es genügend Momente, in denen der temperamentvolle junge Frau amüsante Missgeschicke passieren wie an dem Tag, an dem sie die Kuh des Nachbarn verkauft oder ihren verbliebenen sieben Sommersprossen mit einer Tinktur zu Leibe rücken möchte. Dazu kommen diverse Momente mit ihren Schülern, die sie zum Teil in Verzücken versetzen – wie der fantasiebegabte Paul – oder zur Verzweiflung treiben. Und während ihre gleichaltrigen Freundinnen schon über Verlobungen nachdenken, weiß Anne noch lange nicht, was sie von dem Thema zu halten hat. Natürlich träumt sie immer mal wieder von dem perfekten Mann für sich, doch in der Realität hat sie so einen „Traummann“ noch nicht getroffen.

Ich habe mich mit den kleinen und großen Geschichten rund um Annes zwei Jahre als Lehrerin von Avonlea sehr amüsiert. Trotzdem muss ich immer wieder feststellen, dass dieser Fortsetzung ein bisschen das Gefühl von Frische und Spontanität fehlt, das mir im ersten Band so gefallen hat. Anne ist nun mal älter und erwachsener geworden und das spiegelt sich auch in ihrem Verhalten und den Dingen, die sie beschäftigen wieder. Und so niedlich die diversen Streiche sind, die ihre Schützlinge spielen, so berühren sie mich nicht so wie Annes Missgeschicke als Schülerin. Aber auch wenn diese Geschichten nicht an Annes erste Jahre auf Green Gables heranreichen, so hat es wieder Spaß gemacht ihr Leben zu verfolgen, die vertrauten Personen zu treffen und zu sehen, wie das Leben für alle weitergeht. Ein bisschen habe ich zwar das Gefühl, dass ich Matthew ebenso sehr vermisse wie Anne, aber dafür habe ich den neuen Nachbarn schnell ins Herz geschlossen.

Auch mit der Sprecherauswahl bin ich wieder zufrieden. Sowohl die vertrauten Sprecher, die man schon bei den ersten vier Hörspielen kennenlernen konnte, als auch die neuen wurden sehr passend ausgewählt. Je nach Charakter der Figur bekommt man wunderbar brummige, aufgeregt-mädchenhafte oder angenehme „Altdamen“-Stimmen zu hören. Sogar bei der Besetzung der Kinder bin ich zufrieden, obwohl die bei Hörspielen doch oft ganz schrecklich klingen. Hier hingegen kann ich eine gewisse Künstlichkeit bei den Kinderstimmen hauptsächlich auf die altmodische Sprache schieben und bin zufrieden. 😉

Francis Durbridge: Paul Temple und der Fall Gregory (Hörspiel)

Francis Durbridge ist definitiv nicht mein Lieblingsautor, wenn es um altmodisch-charmante Kriminal-Hörspiele geht, aber ich habe schon einige unterhaltsame Stunden mit seinen Geschichten verbracht. Deshalb war ich natürlich prompt neugierig, als mir „Paul Temple und der Fall Gregory“ in die Finger geriet, obwohl ich beim Anblick von Bastian Pastewka auf dem Cover schon etwas verhaltener reagierte.

„Der Fall Gregory“ war der erste Paul-Temple-Fall, der in Deutschland als Hörspiel im Radio gesendet wurde – und dann wurden die Bänder mit einer anderen Aufnahme überspielt. Auch das BBC-Original dieser Geschichte ging verloren und so basiert dieses Hörspiel auf Textfragmenten des Original-Drehbuchs und der noch existierenden norwegischen Version des BBC-Hörspiels. Grundsätzlich finde ich diese Hintergründe interessant, auch wenn ich die nicht unbedingt inmitten des Hörspiels präsentiert bekommen müsste. Denn leider wird die Handlung rund um den Fund einer ermordeten jungen Frau immer wieder nach ein paar Minuten unterbrochen, wenn die Sprecher aus ihrer Rolle fallen und sich lang und breit über die Hintergründe des Hörspiels (oder die Absurditäten der Geschichte) unterhalten.

Zu diesen Unterbrechungen kommt, dass die Handlung sehr viel kürzer ist als in einem normalen Paul-Temple-Hörspiel. Ich kann nicht beurteilen, ob das daran liegt, das so wenig Text all die Jahrzehnte überlebt hat oder ob es an der Bearbeitung für diese „humorvolle“ Wiederbelebung des Hörspiels liegt. Aber diese Kürze der Geschichte sorgt zusammen mit der Anzahl der verschiedenen Figuren und den vielen Unterbrechungen dafür, dass man schon mehr als normal aufpassen muss, um der Handlung zu folgen und die unterschiedlichen Charaktere einordnen zu können. Ich gebe zu, dass so ein Paul-Temple-Hörspiel in der Regel die eine oder andere Kürzung vertragen kann, aber von vermutlich sechs Stunden auf knapp zwei ist dann doch etwas arg radikal.

Überhaupt finde ich die gesamte Umsetzung nicht ganz glücklich. Man hat sich anscheinend nicht entscheiden können, ob man eine Hommage an die alten Paul-Temple-Hörspiel oder eine Parodie inklusive diverser „Pastewka und Komplizen“-typischer Comedy-Elemente machen wollte. Auf der einen Seite hat man sich genügend Mühe gegeben, um Sprecher zu finden, die relativ nah an die Originalbesetzung herankommen (na ja, Pastewka klingt nun mal immer wie Pastewka und Janina Sachau ist eine arg schrille Version von Steve Temple – inklusive seltsamer Betonung), hat eine liebevolle und passende Musikuntermalung verwendet und bei den Soundeffekten in der Regel darauf geachtet, dass sie passend unbeholfen-altmodisch klingen.

Auf der anderen Seit gibt es da diese extremen Kürzungen und die ständigen Unterbrechungen durch die Sprecher, bei denen Pastewka als Fan der Original-Hörspiele dargestellt wird, während der Rest an der simplen und nicht gerade logischen Handlung verzweifelt. Wirklich amüsant fand ich nur zwei Punkte (besonders die Geräuschuntermalung bei der Fluchtszene eines Verdächtigen), ansonsten traf der Humor meinen Geschmack eher weniger. Am Ende bleibt einfach die Frage, für welche Zielgruppe dieses Hörspiel produziert wurde. Bastian-Pastewka-Fans können vermutlich mit den „ernsthafteren“ Krimiszenen nicht so viel anfangen, Paul-Temple-Fans hingegen werden sich wahrscheinlich durch die Kürzungen, Nebenbemerkungen und Unterbrechungen gestört fühlen …

Ach ja, in den Rezensionen bei Amazon habe ich einen Verweis darauf gefunden, dass dieses Hörspiel auch als Bühnen-Show präsentiert wird. Das stelle ich mir doch etwas amüsanter vor, da ich erstens davon ausgehe, dass vor allem Zuschauer hingehen werden, die mit Pastewka und Komplizen mehr anfangen können, und es zweitens bestimmt auch unterhaltsamer ist, wenn man live miterleben kann, wie die Gesangseinlagen und Geräusche erzeugt werden. Außerdem wirken so die Zwischenszenen hoffentlich etwas natürlicher.

Lucy Maud Montgomery: Anne auf Green Gables 1-4 (Hörspiel)

Vor gut 1 1/2 Jahren habe ich mit großem Vergnügen wieder einmal „Anne auf Green Gables“ gelesen. Zu dem Zeitpunkt war ich fest entschlossen bald einmal die Fortsetzung der Geschichte zu lesen oder zumindest endlich mal die Hörspiel-Version zu hören, die schon so lange auf meinem Hörbuch-SuB herumlag. Aber natürlich kam mir immer wieder etwas dazwischen, so dass die Fortsetzung weiterhin nur angelesen auf meinem eReader liegt und die Hörspiele im Regal Staub ansetzten.

Da ich aber Sonntag wusste, dass ich für den Montag viel Hörunterhaltung brauchen würde, und weil ein Hörbuch nach dem anderen sich nicht richtig auf den Player packen ließ (es bringt einfach nichts, wenn sich die Tracks nicht in die richtige Reihenfolge bringen lassen oder nur eine CD richtig abgespielt wird, wenn ich mindestens drei Stunden am Stück etwas hören möchte und meine Tätigkeit nicht mal eben unterbrechen kann, um den Player neu zu bespielen) wurde es endlich Zeit die CDs aus dem Regal zu holen.

Obwohl ich mich dieses Mal an viel mehr Details noch erinnern konnte, fand ich es wieder schön nach Green Gables zu reisen, gemeinsam mit Anne die Geschwister Cuthbert und ihre Nachbarn kennenzulernen und die großen und kleinen Abenteuer des rothaarigen Waisenmädchens zu verfolgen. Ich glaube, Anne Shirley ist die einzige Romanfigur, der ich es verzeihen kann, dass sie nicht nur ungemein viel Fantasie hat, sondern auch entsetzlich „romantisch“ ist. So stellt sie sich als kleines Mädchen gern vor, wie romantisch es doch wäre dahinzusiechen oder die Haare aufgrund einer Krankheit zu verlieren (statt dafür die „Hilfe“ eines Hausierers in Anspruch zu nehmen :D).

Für die eher pragmatischen Geschwister Matthew und Marilla Cuthbert sind Annes fantastische Gedankenspiele ebenso befremdlich wie ihre Neigung den ganzen Tag durchzuplappern und all ihre Beobachtungen und Gedanken mit ihrer Umgebung zu teilen. Während Marilla sich bemüht Anne zu einem ordentlichen und vernünftigen Mädchen zu erziehen, genießt Matthew das unbeschwerte und fröhliche Wesen von Anne und verwöhnt sie, wann immer es ihm möglich ist. Ich finde es immer wieder wunderschön zu verfolgen, wie Matthew und Marilla Anne ins Herz schließen und sich sogar die diversen misstrauischen Nachbarn mit Anne anfreunden und schließlich sogar stolz auf ihre Entwicklung und ihre Leistungen werden.

Dabei passieren Anne im Laufe der gut vier Jahre, die man in den ersten vier Hörspielen (bzw. dem ersten Roman) verfolgen kann, so einige amüsante Missgeschicke, so dass die Geschichte bei aller Betulichkeit wirklich charmant und sehr kurzweilig erzählt wird. Oh, und da ich ja genau weiß, was am Ende der vierten CD auf mich zukam, hatte ich beim Hören die ganze Zeit einen Kloß im Hals bis schließlich die Tränen kullerten – nur gut, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht im Garten war, sondern nur die Katzen fütterte. 😉

Ein bisschen hatte ich vor dem Hören Angst, dass die Sprecherauswahl nicht meinen Geschmack treffen würde, aber zum Glück ist das nicht eingetroffen. Marie Bierstedt macht ihre Sache als Anne sehr gut und trifft den richtigen Ton, um Annes dramatische Art so darzustellen, dass es immer noch liebenswert und amüsant rüberkommt, und dass man nachvollziehen kann, warum sie so schnell Freunde findet. Besonders gefreut hatte ich mich über die Wahl von Jochen Schröder für Matthew, denn dessen Stimme mag ich sehr und sie passte perfekt zu dem zurückhaltenden und liebenswerten Mann. Auch Marilla wird sehr stimmig von Dagmar von Kurmin dargestellt, so dass man bei aller Zurückhaltung, allen Anweisungen und Rügen doch immer mehr die Zuneigung durchschimmern hört, die die ältere Frau für Anne empfindet.

Sehr schmunzeln musste ich, als ich die Stimme von Regina Lemnitz erkannte, die Rachel Lynd darstellte, denn die schwatzhafte und häufig penetrante Nachbarin der Cuthberts hat schon den einen oder anderen Zug mit der Figur „Roseanne Conner“ gemeinsam (auch wenn sie natürlich deutlich respektabler ist :D). Auch die weiteren Rollen bei diesem Hörspiel wurden wirklich gut besetzt, kein Sprecher fiel mir negativ auf und selbst die Nebenfiguren, die eher selten vorkamen, hatten stimmlich einen hohen Wiedererkennungwert. Ich weiß nicht, ob ich mir die weiteren Teile des Hörspiels noch besorgen werde – es sind ja schon noch einige CDs, die mir da fehlen -, aber mein Zögern hängt wirklich nur mit der Menge der Veröffentlichungen zusammen und nicht mit der Qualität, denn die ist mehr als zufriedenstellend.

Francis Durbridge: Die Non-Paul-Temples (Hörspiel)

Bevor ich auf die „Non-Paul-Temples“ eingehe, muss ich erwähnen, dass mein Mann und ich in den letzten 2 1/2 Wochen nicht nur diese Hörspielbox gehört haben, sondern auch fünf Paul-Temple-Hörspiele, die vor ein paar Jahren in einer Box veröffentlicht wurden. Nach diesen fünf Fällen (drei sehr unterhaltsam und zwei nicht so gelungen), die der Schriftsteller und „Detektiv“ Paul Temple zu lösen hatte, waren wir ein bisschen übersättigt von diesem Herrn und seiner Frau Steve. Denn der grobe Aufbau der Geschichten ähnelte sich sehr, dazu kam die vorhersehbare Anhäufung von Autounfällen, Schmugglern, Cocktailparties, Hutwitzen und dem obligatorischen Mr. X.

Die Non-Paul-Temples hingegen habe ich als deutlich abwechslungsreicher empfunden. Obwohl auch hier immer mal wieder Elemente auftauchen, die aus den Paul-Temple-Geschichten vertraut sind, gibt es keine solch unangenehme Häufung. Auch unterscheiden sich die von Francis Durbridge bei den kürzeren Geschichten verwendeten Grundideen deutlich voneinander und haben auch spürbar unterschiedliche Atmosphären. Während „Nur über meine Leiche“ eher humorvoll angelegt ist und „Der Fall Greenfield“ in meinen Ohren etwas gemächlich erzählt wird, fand ich „Tief in der Nacht“ und „La Boutique“ wirklich gut gemacht (auch wenn die eine oder andere Wendung ein bisschen vorhersagbar war).

Inhaltlich fand ich die „Non-Paul-Temples“ wirklich nett, und wer wie ich eine Schwäche für Whodunit-Geschichten hat, der sollte mal in die Box reinhören. Allerdings muss sich derjenige auf eine altmodische Umsetzung der Handlung gefasst machen, denn abgesehen von „Tief in der Nacht“ stammen alle Hörspiele aus den 60er-Jahren und wurden damals fürs Radio produziert. Dies bedeutet nicht nur, dass sämtliche Rollen von Theaterschauspielern übernommen werden – was man deutlich heraushört -, sondern auch, dass die Geräuscheffekte deutlich weniger ausgereift sind, als man es heute gewohnt ist.

Ich persönlich mag diesen altmodischen Charme und freue mich, dass man versucht hat, auch das in den 90er-Jahren produzierte Hörspiel mit dieser speziellen Atmosphäre zu produzieren. Ich finde es niedlich, dass man deutlich merkt, dass die meisten Sprecher mit dem Englischen nicht besonders vertraut sind, und musste beim Hören ständig an die Fernsehausstrahlungen von Durbridges Theaterstücken denken, die es in meiner Kindheit gab. Es ist lange her, dass ich eines dieser Theaterstücke gesehen habe und auch die Romane des Autors hatte ich schon viele Jahre nicht mehr in der Hand, aber es hat mir wirklich Spaß gemacht, mal wieder ein paar Durbridge-Krimis zu erleben. Der Autor hat mich nie so sehr gepackt wie andere, aber diese Hörspielabende waren wunderbar entspannend und unterhaltsam!

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 4 – Der Mann, der seinen Kopf verlor

Den vierten Teil der „Van Dusen“-Reihe kann man sich beinah wie ein Kammerspiel vorstellen, denn der Professor verlässt sein Haus dabei nicht, alle wichtigen Szenen finden in (oder direkt vor) dem Haus statt und die Handlung konzentriert sich auf einige wenige Personen. Die Geschichte beginnt an einem ganz normalen Tages, den der Professor mit Experimenten in seinem Labor verbringt. Unwillkommenderweise wird der Wissenschaftler in seiner Tätigkeit unterbrochen, als sein Diener einen Besucher ankündigt, der sich nicht hatte abweisen lassen.

Dieser Besucher war nicht nur hartnäckig, sondern verfügte weder über eine Visitenkarte, noch über einen Namen, den er dem Diener hätte mitteilen können. Genau genommen erhoffte sich der Mann, dass der Professor ihm dabei behilflich sein könnte, mehr über sich herauszufinden. Vor einigen Tagen erwachte Van Dusens Besucher in einem Hotel ohne jegliche Erinnerung an seine Vergangenheit, ohne einen Herkunftshinweis an seiner Kleidung oder seinen Taschen, dafür aber im Besitz der unvorstellbaren Summe von 10.000 Dollar. Schnell findet der Professor heraus, dass der Unbekannte unter dem Namen „Jonathan Henry“ ins Gästebuch des Hotels eingetragen wurde und dass die Geldbündeln in seinen Anzugtaschen aus einem Raub in einer kleinen Bank im Westen stammen.

Während der Reporter Hutchinson Hatch wieder einmal die Lauf- und Recherchearbeit für den Amateurkriminologen Van Dusen erledigen darf und telegrafische Anfragen quer durch Amerika geschickt werden, sitzt der Professor gemütlich daheim und übernimmt die Denkarbeit. Doch so ganz seine Ruhe hat er dabei auch nicht, denn während Jonathan Henry aufgrund der gesammelten Informationen immer unruhige wird, tauchen Mr. Henrys verzweifelte Ehefrau (die behauptet, dass ihr Mann häufiger Amnesien hat) und ein Mr. William Manning, der Jonathan Henry anscheinend von einem Pokerspiel kennt, auf.

Ich gebe zu, dass dieser Fall für mich recht durchschaubar war, aber trotzdem hat mir die Geschichte wieder viel Spaß gemacht. Ich mag es, wenn Professor van Dusen als ruhender Pol in der Handlung sitzt und gemütlich Informationen sammelt, die seine Theorien untermauern, während um ihn herum die betroffenen (und zuschauenden) Personen wie in einem Bienenschwarm herumwuseln. Auch wurden die Sprecher für diese Folge wieder ganz wunderbar besetzt. Zu Friedrich W. Bauschulte (Professor van Dusen) muss ich ja eigentlich nichts mehr sagen, ebenso wenig wie zu Klaus Herm (Hutchinson Hatch) und Reinhard Kolldehoff (Sergeant Caruso).

Lothar Blumhagen als Jonathan Henry klingt gediegen, ehrbar und doch angemessen beunruhig und aufgeregt aufgrund der Tatsache, dass er keine Erinnerungen mehr hat. So kann man sich diese Figur sehr schön vorstellen und eine Meinung von seinem Charakter bilden. Mrs. Jonathan Henry (Monika Hansen) hingegen klingt ein bisschen odinär, ein bisschen zu hektisch und streut damit schnell Zweifel an ihren Aussagen. Es ist kaum zu glauben, dass diese beiden Figuren ein Ehepaar sein sollen, aber Gegensätze ziehen sich ja angeblich an. 😉

Die nächste Folge, „Stirb schön mit Shakespeare“, wird mich ins Theatermilieu führen – wobei ich mich da sehr auf die Rolle von Arnold Marquis (der war unter anderem Synchronsprecher für Robert Mitchum, Charles Bronson, Bud Spencer und Jack Klugman) freue.

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 3 – Mord bei Gaslicht

Trotz guter Vorsätze hat es dann doch einige Zeit gedauert, bis der dritte Teil der Van-Dusen-Hörspiele bei mir einziehen konnte und gehört wurde. „Mord bei Gaslicht“ muss sich von der Qualität der Geschichte her nicht hinter „Eine Unze Radium“ und „Das sicherste Gefängnis der Welt“ verstecken, hat aber eine klassischere und weniger aufsehenerregende Handlung als die anderen beiden Hörspiele. So kann man in diesem Teil der Van-Dusen-Serie vor allem solide Ermittlungsarbeit miterleben.

Alles beginnt damit, dass der Reporter Hutchinson Hatch von seinem Bekannten Weldon Henley – einem Playboy, der nicht selten in der Klatschpresse zu finden ist – darum gebeten wird, einen Kontakt zu Professor van Dusen zu vermitteln. Mr. Henley hat viel von den detektivischen Fähigkeiten des Wissenschaftlers gehört und hofft nun, dass ihm dieser helfen kann. Denn schon dreimal hat jemand versucht, Weldon Henley umzubringen, indem er die Gasbeleuchtung in der luxuriösen Wohnanlage, in der der Junggeselle lebt, manipuliert hat. Bislang ist der Mann jedes Mal durch einen günstigen Zufall unverletzt davongekommen, doch irgendwann könnte ihn sein Glück verlassen …

Kurz nachdem sich Professor van Dusen in den Fall eingeschaltet hat, stirbt ein junges Dienstmädchen in Henleys Nachbarwohnung und wenig später wird auch noch ein Schuss auf Weldon Henley abgefeuert. Und während es anfangs so scheint, als ob niemand ein Motiv haben könnte, um dem Playboy Leid zuzufügen, summieren sich im Laufe der Ermittlungen doch die Verdächtigen. Obwohl Professor van Dusen bei diesem Fall wieder einige Laufarbeit an Hatch delegiert, ist es der Wissenschaftler selbst, der sich einen gründlichen Eindruck von den Örtlichkeiten verschafft und die diversen Anwohner der Wohnanlage befragt.

Ich persönlich empfinde es als angenehme Abwechslung, dass Van Dusen in „Mord bei Gaslicht“ eine klassische (polizeiliche) Ermittlungsarbeit durchführt. Ebenso gefällt mir das Schlussszenario, in dem sich – ganz wie es sich gehört – alle Verdächtigen und sonstigen Beteiligten in einem Raum versammeln, um den Schlussfolgerungen des großen Professor Van Dusen zu lauschen. Insgesamt kommt mir dieser Teil aber weniger leicht und amüsant vor als „Eine Unze Radium“ und „Das sicherste Gefängnis der Welt“; vielleicht, weil dieses Hörspiel zwar eine gut gemachte und solide Kriminalgeschichte präsentiert, aber auf diesen Hauch Absurdität (alles selbstverständlich immer logisch und/oder wissenschaftlich erklärbar!) verzichtet, der sonst immer mal wieder in einer Van-Dusen-Geschichte zu finden ist.

Zur Produktion an sich kann ich mich nur wiederholen: Ich mag die solide Qualität, die dezente Musikuntermalung, die minimalistisch und geschickt gesetzten Geräuscheffekte und die wirklich guten Sprecher der „Van Dusen“-Hörspiele! Während ich von Friedrich W. Bauschulte als Professor van Dusen und Klaus Herm als Hutchinson Hatch einfach erwarte, dass sie gut klingen (und auch nicht enttäuscht werde), freue ich mich über die passende Besetzung der wechselnden Rollen wie zum Beispiel Wolfgang Condrus als Weldon Henley. Außerdem sind die Extras wie die weiteren Informationen zu dem Autor Jacques Futrelle und zur Besetzung wieder sehr interessant und geben Einblick in die Entstehungsgeschichte der Van-Dusen-Reihe.

Als nächstes geht es dann weiter mit „Der Mann, der seinen Kopf verlor“, mit dem ich mir hoffentlich einen der nächsten Abende versüßen kann.

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 2 – Das sicherste Gefängnis der Welt

„Das sicherste Gefängnis der Welt“ ist die zweite Folge rund um den genialen Wissenschaftler van Dusen – und wer sich die Kommentare zu der Hörspielproduktion anhört, die man am Ende der CD präsentiert bekommt, der erfährt auch noch so einiges über den Autor, die beiden Regisseure und weitere Hintergründe der Serie. Doch so interessant das alles ist, ich habe vor allem diese wunderbare Geschichte genossen!

Alles beginnt an einem Abend, an dem Professor van Dusen gemeinsam mit ein paar Freunden in einem Restaurant isst. Unter ihnen befindet sich auch der Gefängnisdirektor Ransome und seine Frau, und als van Dusen die Meinung äußert, dass der menschliche Geist in der Lage ist sämtliche Hindernisse zu überwinden, fühlt sich Ransome herausgefordert. So kommt es zu einer ungewöhnlichen Wette: Professor van Dusen erklärt sich bereit eine Woche lang „Gast“ in dem von Ransome geleiteten Gefängnis zu sein.

Dieser Knast gilt als das sicherste Gefängnis der Welt und so ist sich der Direktor sicher, dass die Kerkermauern für den Professor – auch bekannt als „Die Denkmaschine“ – zu einem unüberwindbaren Problem werden. Der Professor hingegen bleibt bei der Meinung, dass ein intelligenter Mensch auch mit so einer Situation fertig wird. So liegt es nun an ihm zu beweisen, dass es ihm auch unter normalen Gefängnisbedingungen gelingt aus der besonders sicheren Todeszelle auszubrechen, um eine Woche später eine weitere Essensverabredung einzuhalten. Schafft der Professor diesen Gefängnisausbruch, so muss Ransome für die Rechnung aufkommen – ansonsten geht das Essen auf die Kosten des Wissenschaftlers …

Die ersten „Van Dusen“-Hörspiele erinnern mich immer an ein Kammerspiel. Es gibt nur wenige Figuren und die Geschichte wird sehr konzentriert präsentiert. Wieder ist es der Reporter Hutchinson Hatch, der dem Zuhörer von den Geschehnissen berichtet – und nur eine kleine Bemerkung am Anfang gibt einen Hinweis darauf, wie es dem Professor letztendlich gelingen könnte, aus seiner Zelle auszubrechen. Ansonsten kann man verfolgen wie van Dusen seine Umgebung (inklusive Ratten und Gefängniskost) erkundet, wie er versucht den Wärter auszuhorchen und wie seine ungewöhnlichen Aktivitäten im Laufe der Woche für nicht wenig Stress bei dem Gefängnisdirektor Ransome sorgen. Alles in allem ist es eine wirklich amüsante Krimifolge, in der es zwar nicht um Leben und Tod geht, bei der die Geschichte trotzdem spannend zu verfolgen ist. Schließlich geht es darum, dass der Professor unter Beweis stellen muss, dass sein Verstand jeder Gefängnismauer überlegen ist!

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 1 – Eine Unze Radium

Ich muss gestehen, mit dieser Rezension möchte ich ein bisschen Werbung für eine ganz wunderbare Hörspiel-Reihe machen. Denn je mehr Leute sich dazu überwinden die CDs zu kaufen, desto größer ist die Chance, dass auch die weiteren Folgen irgendwann gekauft werden können. Ich habe die „Van Dusen“-Hörspiele leider nicht durch die Radioausstrahlungen (die 1978 begannen) kennengelernt, sondern Jahre später von einer Freundin Mitschnitte geliehen bekommen. Nachdem mir diese Radio-Mitschnitte gut gefallen hatten, habe ich natürlich versucht irgendwie selber an die „Van Dusen“-Folgen zu kommen, aber zu der Zeit gab es – unter anderem aufgrund von Rechtsstreitigkeiten – keine Hoffnung auf eine ganz normal käuflich erwerbbare Variante dieser Hörspiele.

Umso schöner war es für mich, als ich herausfand, dass die ersten vier Folgen seit Oktober 2010 auf CD zu bekommen sind – und so stand für mich fest, dass ich die (trotz des nicht gerade günstigen Preises) unbedingt haben musste. Zu Weihnachten gab es also den ersten Teil „Eine Unze Radium“, den wir dann Silvester als krönenden Jahresabschluss gehört haben. Der zweite Teil, „Das sicherste Gefängnis der Welt“ wurde mir übrigens gestern (zusammen mit den beiden „Dead like me“-Staffeln) geliefert und wird hoffentlich am Wochenende gehört.

Doch nun endlich mal zum Inhalt! Die Figur des Professor van Dusen basiert auf Kurzgeschichten des amerikanischen Schriftstellers Jacques Futrelle und wurden von dem Autor Michael Koser für Hörspiele verwendet, die er für den RIAS geschrieben hatte. Dabei hat sich der deutsche Autor nur anfänglich an die Geschichten des „Van Dusen“-Erfinders gehalten und bald eigene Handlungsstränge rund um den genialen Professor, der auch „Die Denkmaschine“ genannt wird, entwickelt. Neben dem Professor, der seine Logik an den diversen rätselhaften Kriminalfällen erprobt, spielt der Reporter Hutchinson Hatch eine große Rolle. Er übernimmt nicht nur die Rolle des Erzählers, sondern trägt auch seinen Teil zur Lösung der Kriminalfälle bei, in dem er Professor van Dusen nicht nur Laufarbeit abnimmt, sondern ihn auch über aktuelle Vorfälle und Klatsch und Tratsch informiert.

In „Eine Unze Radium“ verschwindet genau diese Menge des hochbrisanten Materials aus einem fensterlosen Labor. Abgesehen von Professor Dexter, der wichtige Versuche mit dem Radium vorhat, hat niemand den Raum betreten – und der Professor ist eindeutig nicht der Täter. So macht sich sein Kollege Professor van Dusen daran, herauszufinden wie das Radium aus dem Labor verschwinden konnte, während Professor Dexter im Vorraum mit einer französischen Besucherin über den Ankauf weiteren Radiums verhandelte.

Wer eine Schwäche für Sherlock-Holmes- oder andere klassische Kriminalgeschichten hat, wird zwar schnell auf die Lösung der Falles kommen, aber das ändert nichts daran, dass „Eine Unze Radium“ wunderbar unterhaltsam ist. Die Sprecher – allen voran Friedrich W. Bauschulte als Professor van Dusen, aber auch Klaus Herm als Hutchinson Hatch – leisten sehr gute Arbeit und es ein Vergnügen ihnen zuzuhören. Ich muss aber auch zugeben, dass ich einfach eine Schwäche für Bauschultes Stimme habe. Für mich ist der Sprecher die perfekte Verkörperung eines nicht gerade jungen, aber hellwachen Wissenschaftlers und ich höre ihn einfach zu gerne.

Was die Produktion angeht: Die Tonqualität ist prima! Ansonsten hört man deutlich, dass die „Van Dusen“-Geschichten in den 70er Jahren als Radiohörspiele produziert wurden. Hier bekommt man wunderbare Sprecher geboten, aber es gibt keine extra eingebauten Hintergrundgeräusche, die die Handlung untermalen sollen und keine überwältigenden Musik, die an den spannenden Stellen aufbrandet. Mir persönlich gefällt das sehr gut, auch wenn ich nichts gegen eine gelungene Geräuschuntermalung habe (wobei mir in letzter Zeit auffällt, dass tolle Effekte bei Hörspielen – genauso wie beim Fernsehen – anscheinend als ausreichender Ersatz für eine gute Handlung oder vernünftige Sprecher/Schauspieler angesehen werden). So bekommt man mit „Eine Unze Radium“ ein klassisches Krimihörspiel. Die Handlung könnte noch überraschender und etwas weniger behäbig sein, aber da ich die weiteren „Van Dusen“-Fälle zum Großteil kenne, kann ich versichern, dass sich die Serie positiv weiterentwickelt.