Den vierten Teil der „Van Dusen“-Reihe kann man sich beinah wie ein Kammerspiel vorstellen, denn der Professor verlässt sein Haus dabei nicht, alle wichtigen Szenen finden in (oder direkt vor) dem Haus statt und die Handlung konzentriert sich auf einige wenige Personen. Die Geschichte beginnt an einem ganz normalen Tages, den der Professor mit Experimenten in seinem Labor verbringt. Unwillkommenderweise wird der Wissenschaftler in seiner Tätigkeit unterbrochen, als sein Diener einen Besucher ankündigt, der sich nicht hatte abweisen lassen.
Dieser Besucher war nicht nur hartnäckig, sondern verfügte weder über eine Visitenkarte, noch über einen Namen, den er dem Diener hätte mitteilen können. Genau genommen erhoffte sich der Mann, dass der Professor ihm dabei behilflich sein könnte, mehr über sich herauszufinden. Vor einigen Tagen erwachte Van Dusens Besucher in einem Hotel ohne jegliche Erinnerung an seine Vergangenheit, ohne einen Herkunftshinweis an seiner Kleidung oder seinen Taschen, dafür aber im Besitz der unvorstellbaren Summe von 10.000 Dollar. Schnell findet der Professor heraus, dass der Unbekannte unter dem Namen „Jonathan Henry“ ins Gästebuch des Hotels eingetragen wurde und dass die Geldbündeln in seinen Anzugtaschen aus einem Raub in einer kleinen Bank im Westen stammen.
Während der Reporter Hutchinson Hatch wieder einmal die Lauf- und Recherchearbeit für den Amateurkriminologen Van Dusen erledigen darf und telegrafische Anfragen quer durch Amerika geschickt werden, sitzt der Professor gemütlich daheim und übernimmt die Denkarbeit. Doch so ganz seine Ruhe hat er dabei auch nicht, denn während Jonathan Henry aufgrund der gesammelten Informationen immer unruhige wird, tauchen Mr. Henrys verzweifelte Ehefrau (die behauptet, dass ihr Mann häufiger Amnesien hat) und ein Mr. William Manning, der Jonathan Henry anscheinend von einem Pokerspiel kennt, auf.
Ich gebe zu, dass dieser Fall für mich recht durchschaubar war, aber trotzdem hat mir die Geschichte wieder viel Spaß gemacht. Ich mag es, wenn Professor van Dusen als ruhender Pol in der Handlung sitzt und gemütlich Informationen sammelt, die seine Theorien untermauern, während um ihn herum die betroffenen (und zuschauenden) Personen wie in einem Bienenschwarm herumwuseln. Auch wurden die Sprecher für diese Folge wieder ganz wunderbar besetzt. Zu Friedrich W. Bauschulte (Professor van Dusen) muss ich ja eigentlich nichts mehr sagen, ebenso wenig wie zu Klaus Herm (Hutchinson Hatch) und Reinhard Kolldehoff (Sergeant Caruso).
Lothar Blumhagen als Jonathan Henry klingt gediegen, ehrbar und doch angemessen beunruhig und aufgeregt aufgrund der Tatsache, dass er keine Erinnerungen mehr hat. So kann man sich diese Figur sehr schön vorstellen und eine Meinung von seinem Charakter bilden. Mrs. Jonathan Henry (Monika Hansen) hingegen klingt ein bisschen odinär, ein bisschen zu hektisch und streut damit schnell Zweifel an ihren Aussagen. Es ist kaum zu glauben, dass diese beiden Figuren ein Ehepaar sein sollen, aber Gegensätze ziehen sich ja angeblich an. 😉
Die nächste Folge, „Stirb schön mit Shakespeare“, wird mich ins Theatermilieu führen – wobei ich mich da sehr auf die Rolle von Arnold Marquis (der war unter anderem Synchronsprecher für Robert Mitchum, Charles Bronson, Bud Spencer und Jack Klugman) freue.