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Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 4 – Der Mann, der seinen Kopf verlor

Den vierten Teil der „Van Dusen“-Reihe kann man sich beinah wie ein Kammerspiel vorstellen, denn der Professor verlässt sein Haus dabei nicht, alle wichtigen Szenen finden in (oder direkt vor) dem Haus statt und die Handlung konzentriert sich auf einige wenige Personen. Die Geschichte beginnt an einem ganz normalen Tages, den der Professor mit Experimenten in seinem Labor verbringt. Unwillkommenderweise wird der Wissenschaftler in seiner Tätigkeit unterbrochen, als sein Diener einen Besucher ankündigt, der sich nicht hatte abweisen lassen.

Dieser Besucher war nicht nur hartnäckig, sondern verfügte weder über eine Visitenkarte, noch über einen Namen, den er dem Diener hätte mitteilen können. Genau genommen erhoffte sich der Mann, dass der Professor ihm dabei behilflich sein könnte, mehr über sich herauszufinden. Vor einigen Tagen erwachte Van Dusens Besucher in einem Hotel ohne jegliche Erinnerung an seine Vergangenheit, ohne einen Herkunftshinweis an seiner Kleidung oder seinen Taschen, dafür aber im Besitz der unvorstellbaren Summe von 10.000 Dollar. Schnell findet der Professor heraus, dass der Unbekannte unter dem Namen „Jonathan Henry“ ins Gästebuch des Hotels eingetragen wurde und dass die Geldbündeln in seinen Anzugtaschen aus einem Raub in einer kleinen Bank im Westen stammen.

Während der Reporter Hutchinson Hatch wieder einmal die Lauf- und Recherchearbeit für den Amateurkriminologen Van Dusen erledigen darf und telegrafische Anfragen quer durch Amerika geschickt werden, sitzt der Professor gemütlich daheim und übernimmt die Denkarbeit. Doch so ganz seine Ruhe hat er dabei auch nicht, denn während Jonathan Henry aufgrund der gesammelten Informationen immer unruhige wird, tauchen Mr. Henrys verzweifelte Ehefrau (die behauptet, dass ihr Mann häufiger Amnesien hat) und ein Mr. William Manning, der Jonathan Henry anscheinend von einem Pokerspiel kennt, auf.

Ich gebe zu, dass dieser Fall für mich recht durchschaubar war, aber trotzdem hat mir die Geschichte wieder viel Spaß gemacht. Ich mag es, wenn Professor van Dusen als ruhender Pol in der Handlung sitzt und gemütlich Informationen sammelt, die seine Theorien untermauern, während um ihn herum die betroffenen (und zuschauenden) Personen wie in einem Bienenschwarm herumwuseln. Auch wurden die Sprecher für diese Folge wieder ganz wunderbar besetzt. Zu Friedrich W. Bauschulte (Professor van Dusen) muss ich ja eigentlich nichts mehr sagen, ebenso wenig wie zu Klaus Herm (Hutchinson Hatch) und Reinhard Kolldehoff (Sergeant Caruso).

Lothar Blumhagen als Jonathan Henry klingt gediegen, ehrbar und doch angemessen beunruhig und aufgeregt aufgrund der Tatsache, dass er keine Erinnerungen mehr hat. So kann man sich diese Figur sehr schön vorstellen und eine Meinung von seinem Charakter bilden. Mrs. Jonathan Henry (Monika Hansen) hingegen klingt ein bisschen odinär, ein bisschen zu hektisch und streut damit schnell Zweifel an ihren Aussagen. Es ist kaum zu glauben, dass diese beiden Figuren ein Ehepaar sein sollen, aber Gegensätze ziehen sich ja angeblich an. 😉

Die nächste Folge, „Stirb schön mit Shakespeare“, wird mich ins Theatermilieu führen – wobei ich mich da sehr auf die Rolle von Arnold Marquis (der war unter anderem Synchronsprecher für Robert Mitchum, Charles Bronson, Bud Spencer und Jack Klugman) freue.

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 3 – Mord bei Gaslicht

Trotz guter Vorsätze hat es dann doch einige Zeit gedauert, bis der dritte Teil der Van-Dusen-Hörspiele bei mir einziehen konnte und gehört wurde. „Mord bei Gaslicht“ muss sich von der Qualität der Geschichte her nicht hinter „Eine Unze Radium“ und „Das sicherste Gefängnis der Welt“ verstecken, hat aber eine klassischere und weniger aufsehenerregende Handlung als die anderen beiden Hörspiele. So kann man in diesem Teil der Van-Dusen-Serie vor allem solide Ermittlungsarbeit miterleben.

Alles beginnt damit, dass der Reporter Hutchinson Hatch von seinem Bekannten Weldon Henley – einem Playboy, der nicht selten in der Klatschpresse zu finden ist – darum gebeten wird, einen Kontakt zu Professor van Dusen zu vermitteln. Mr. Henley hat viel von den detektivischen Fähigkeiten des Wissenschaftlers gehört und hofft nun, dass ihm dieser helfen kann. Denn schon dreimal hat jemand versucht, Weldon Henley umzubringen, indem er die Gasbeleuchtung in der luxuriösen Wohnanlage, in der der Junggeselle lebt, manipuliert hat. Bislang ist der Mann jedes Mal durch einen günstigen Zufall unverletzt davongekommen, doch irgendwann könnte ihn sein Glück verlassen …

Kurz nachdem sich Professor van Dusen in den Fall eingeschaltet hat, stirbt ein junges Dienstmädchen in Henleys Nachbarwohnung und wenig später wird auch noch ein Schuss auf Weldon Henley abgefeuert. Und während es anfangs so scheint, als ob niemand ein Motiv haben könnte, um dem Playboy Leid zuzufügen, summieren sich im Laufe der Ermittlungen doch die Verdächtigen. Obwohl Professor van Dusen bei diesem Fall wieder einige Laufarbeit an Hatch delegiert, ist es der Wissenschaftler selbst, der sich einen gründlichen Eindruck von den Örtlichkeiten verschafft und die diversen Anwohner der Wohnanlage befragt.

Ich persönlich empfinde es als angenehme Abwechslung, dass Van Dusen in „Mord bei Gaslicht“ eine klassische (polizeiliche) Ermittlungsarbeit durchführt. Ebenso gefällt mir das Schlussszenario, in dem sich – ganz wie es sich gehört – alle Verdächtigen und sonstigen Beteiligten in einem Raum versammeln, um den Schlussfolgerungen des großen Professor Van Dusen zu lauschen. Insgesamt kommt mir dieser Teil aber weniger leicht und amüsant vor als „Eine Unze Radium“ und „Das sicherste Gefängnis der Welt“; vielleicht, weil dieses Hörspiel zwar eine gut gemachte und solide Kriminalgeschichte präsentiert, aber auf diesen Hauch Absurdität (alles selbstverständlich immer logisch und/oder wissenschaftlich erklärbar!) verzichtet, der sonst immer mal wieder in einer Van-Dusen-Geschichte zu finden ist.

Zur Produktion an sich kann ich mich nur wiederholen: Ich mag die solide Qualität, die dezente Musikuntermalung, die minimalistisch und geschickt gesetzten Geräuscheffekte und die wirklich guten Sprecher der „Van Dusen“-Hörspiele! Während ich von Friedrich W. Bauschulte als Professor van Dusen und Klaus Herm als Hutchinson Hatch einfach erwarte, dass sie gut klingen (und auch nicht enttäuscht werde), freue ich mich über die passende Besetzung der wechselnden Rollen wie zum Beispiel Wolfgang Condrus als Weldon Henley. Außerdem sind die Extras wie die weiteren Informationen zu dem Autor Jacques Futrelle und zur Besetzung wieder sehr interessant und geben Einblick in die Entstehungsgeschichte der Van-Dusen-Reihe.

Als nächstes geht es dann weiter mit „Der Mann, der seinen Kopf verlor“, mit dem ich mir hoffentlich einen der nächsten Abende versüßen kann.

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 2 – Das sicherste Gefängnis der Welt

„Das sicherste Gefängnis der Welt“ ist die zweite Folge rund um den genialen Wissenschaftler van Dusen – und wer sich die Kommentare zu der Hörspielproduktion anhört, die man am Ende der CD präsentiert bekommt, der erfährt auch noch so einiges über den Autor, die beiden Regisseure und weitere Hintergründe der Serie. Doch so interessant das alles ist, ich habe vor allem diese wunderbare Geschichte genossen!

Alles beginnt an einem Abend, an dem Professor van Dusen gemeinsam mit ein paar Freunden in einem Restaurant isst. Unter ihnen befindet sich auch der Gefängnisdirektor Ransome und seine Frau, und als van Dusen die Meinung äußert, dass der menschliche Geist in der Lage ist sämtliche Hindernisse zu überwinden, fühlt sich Ransome herausgefordert. So kommt es zu einer ungewöhnlichen Wette: Professor van Dusen erklärt sich bereit eine Woche lang „Gast“ in dem von Ransome geleiteten Gefängnis zu sein.

Dieser Knast gilt als das sicherste Gefängnis der Welt und so ist sich der Direktor sicher, dass die Kerkermauern für den Professor – auch bekannt als „Die Denkmaschine“ – zu einem unüberwindbaren Problem werden. Der Professor hingegen bleibt bei der Meinung, dass ein intelligenter Mensch auch mit so einer Situation fertig wird. So liegt es nun an ihm zu beweisen, dass es ihm auch unter normalen Gefängnisbedingungen gelingt aus der besonders sicheren Todeszelle auszubrechen, um eine Woche später eine weitere Essensverabredung einzuhalten. Schafft der Professor diesen Gefängnisausbruch, so muss Ransome für die Rechnung aufkommen – ansonsten geht das Essen auf die Kosten des Wissenschaftlers …

Die ersten „Van Dusen“-Hörspiele erinnern mich immer an ein Kammerspiel. Es gibt nur wenige Figuren und die Geschichte wird sehr konzentriert präsentiert. Wieder ist es der Reporter Hutchinson Hatch, der dem Zuhörer von den Geschehnissen berichtet – und nur eine kleine Bemerkung am Anfang gibt einen Hinweis darauf, wie es dem Professor letztendlich gelingen könnte, aus seiner Zelle auszubrechen. Ansonsten kann man verfolgen wie van Dusen seine Umgebung (inklusive Ratten und Gefängniskost) erkundet, wie er versucht den Wärter auszuhorchen und wie seine ungewöhnlichen Aktivitäten im Laufe der Woche für nicht wenig Stress bei dem Gefängnisdirektor Ransome sorgen. Alles in allem ist es eine wirklich amüsante Krimifolge, in der es zwar nicht um Leben und Tod geht, bei der die Geschichte trotzdem spannend zu verfolgen ist. Schließlich geht es darum, dass der Professor unter Beweis stellen muss, dass sein Verstand jeder Gefängnismauer überlegen ist!

Michael Koser: Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen 1 – Eine Unze Radium

Ich muss gestehen, mit dieser Rezension möchte ich ein bisschen Werbung für eine ganz wunderbare Hörspiel-Reihe machen. Denn je mehr Leute sich dazu überwinden die CDs zu kaufen, desto größer ist die Chance, dass auch die weiteren Folgen irgendwann gekauft werden können. Ich habe die „Van Dusen“-Hörspiele leider nicht durch die Radioausstrahlungen (die 1978 begannen) kennengelernt, sondern Jahre später von einer Freundin Mitschnitte geliehen bekommen. Nachdem mir diese Radio-Mitschnitte gut gefallen hatten, habe ich natürlich versucht irgendwie selber an die „Van Dusen“-Folgen zu kommen, aber zu der Zeit gab es – unter anderem aufgrund von Rechtsstreitigkeiten – keine Hoffnung auf eine ganz normal käuflich erwerbbare Variante dieser Hörspiele.

Umso schöner war es für mich, als ich herausfand, dass die ersten vier Folgen seit Oktober 2010 auf CD zu bekommen sind – und so stand für mich fest, dass ich die (trotz des nicht gerade günstigen Preises) unbedingt haben musste. Zu Weihnachten gab es also den ersten Teil „Eine Unze Radium“, den wir dann Silvester als krönenden Jahresabschluss gehört haben. Der zweite Teil, „Das sicherste Gefängnis der Welt“ wurde mir übrigens gestern (zusammen mit den beiden „Dead like me“-Staffeln) geliefert und wird hoffentlich am Wochenende gehört.

Doch nun endlich mal zum Inhalt! Die Figur des Professor van Dusen basiert auf Kurzgeschichten des amerikanischen Schriftstellers Jacques Futrelle und wurden von dem Autor Michael Koser für Hörspiele verwendet, die er für den RIAS geschrieben hatte. Dabei hat sich der deutsche Autor nur anfänglich an die Geschichten des „Van Dusen“-Erfinders gehalten und bald eigene Handlungsstränge rund um den genialen Professor, der auch „Die Denkmaschine“ genannt wird, entwickelt. Neben dem Professor, der seine Logik an den diversen rätselhaften Kriminalfällen erprobt, spielt der Reporter Hutchinson Hatch eine große Rolle. Er übernimmt nicht nur die Rolle des Erzählers, sondern trägt auch seinen Teil zur Lösung der Kriminalfälle bei, in dem er Professor van Dusen nicht nur Laufarbeit abnimmt, sondern ihn auch über aktuelle Vorfälle und Klatsch und Tratsch informiert.

In „Eine Unze Radium“ verschwindet genau diese Menge des hochbrisanten Materials aus einem fensterlosen Labor. Abgesehen von Professor Dexter, der wichtige Versuche mit dem Radium vorhat, hat niemand den Raum betreten – und der Professor ist eindeutig nicht der Täter. So macht sich sein Kollege Professor van Dusen daran, herauszufinden wie das Radium aus dem Labor verschwinden konnte, während Professor Dexter im Vorraum mit einer französischen Besucherin über den Ankauf weiteren Radiums verhandelte.

Wer eine Schwäche für Sherlock-Holmes- oder andere klassische Kriminalgeschichten hat, wird zwar schnell auf die Lösung der Falles kommen, aber das ändert nichts daran, dass „Eine Unze Radium“ wunderbar unterhaltsam ist. Die Sprecher – allen voran Friedrich W. Bauschulte als Professor van Dusen, aber auch Klaus Herm als Hutchinson Hatch – leisten sehr gute Arbeit und es ein Vergnügen ihnen zuzuhören. Ich muss aber auch zugeben, dass ich einfach eine Schwäche für Bauschultes Stimme habe. Für mich ist der Sprecher die perfekte Verkörperung eines nicht gerade jungen, aber hellwachen Wissenschaftlers und ich höre ihn einfach zu gerne.

Was die Produktion angeht: Die Tonqualität ist prima! Ansonsten hört man deutlich, dass die „Van Dusen“-Geschichten in den 70er Jahren als Radiohörspiele produziert wurden. Hier bekommt man wunderbare Sprecher geboten, aber es gibt keine extra eingebauten Hintergrundgeräusche, die die Handlung untermalen sollen und keine überwältigenden Musik, die an den spannenden Stellen aufbrandet. Mir persönlich gefällt das sehr gut, auch wenn ich nichts gegen eine gelungene Geräuschuntermalung habe (wobei mir in letzter Zeit auffällt, dass tolle Effekte bei Hörspielen – genauso wie beim Fernsehen – anscheinend als ausreichender Ersatz für eine gute Handlung oder vernünftige Sprecher/Schauspieler angesehen werden). So bekommt man mit „Eine Unze Radium“ ein klassisches Krimihörspiel. Die Handlung könnte noch überraschender und etwas weniger behäbig sein, aber da ich die weiteren „Van Dusen“-Fälle zum Großteil kenne, kann ich versichern, dass sich die Serie positiv weiterentwickelt.