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John Scalzi: Miniatures (Hörbuch)

„Miniatures – The Very Short Fiction of John Scalzi“ ist eine Sammlung von Kurzgeschichten von John Scalzi, die dieser im Laufe seiner Autorenkarriere geschrieben hat. Darunter befindet sich nicht nur die erste veröffentlichte Geschichte des Autors, sondern auch ein Gedicht, das er noch zu Collegezeiten geschrieben hat (was man dem Text auch anmerkt). Ich habe die Hörbuchversion der Anthologie gehört und neben John Scalzi (Vorwort und Einleitungen zu den Geschichten) werden die Texte von Luke Daniels, Peter Ganim, Khristine Hvam, Greg Cope White und Fred Berman gesprochen. Dabei musste ich mich an den einen oder anderen Sprecher zwar gewöhnen, wenn eine neue Geschichte anfing, aber insgesamt haben sie alle ihre Arbeit sehr gut gemacht. Auch haben sie meinem Gefühl nach den Humor der verschiedenen Geschichten durch ihre Leistung weiter betont, ohne dass es mir übertrieben vorkam.

Die Spanne der Themen reicht von einem Gespräch mit Pluto, der über seine Herabstufung vom „Planeten“ zum „Zwergplanet“ nicht besonders glücklich ist, über „außerirdische Tiergeschichten“ oder „Verhaltensregeln für Supermarktmitarbeiter beim Kontakt mit außerirdischer Kundschaft“ bis zu den Dingen, die unsere „intelligenten Haushaltsgeräte“ über uns denken. Bei jeder dieser Geschichten ist der Science-Fiction-Anteil unübersehbar und bei jeder habe ich mich sehr über den Einfallsreichtum von John Scalzi gefreut. Ich muss auch gestehen, dass diese Geschichten für mich in die selbe Kategorie fallen wie die Science-Fiction-Anthologiebeiträge, die ich als Teenager gelesen habe und an die ich heute noch Erinnerung habe. Je skurriler und humorvoller, desto länger scheinen SF-Geschichten bei mir hängenzubleiben. Während ich zu den eher gewichtigeren Romanen, die ich zur selben Zeit aus dem Genre gelesen habe, nur noch wenige Wissensfragmente aufrufen kann. Vielleicht liegt es daran, dass humorvolle Geschichten es dem Leser selber überlassen den bitteren Kern hinter den auf den ersten Blick amüsanten Geschehnissen zu entdecken.

Interessant fand ich auch die Einleitungen zu den Geschichten, in denen John Scalzi von der Zeit und der Idee hinter der Handlung erzählt. Ich mag solche kleinen Hintergründe und hier passten sie gut als Übergang zwischen den vielen unterschiedlichen Geschichten. Denn während ich bei einem Buch relativ wenige Probleme damit habe, wenn ich es nach ein paar Seiten wieder aus der Hand lege, so bleibe ich bei einem Hörbuch doch in der Regel länger dabei, und ohne diese Übergänge bestände bei „Miniatures“ eher die Gefahr, dass die verschiedenen Aspekte der Geschichten miteinander verschwimmen und man – trotz der unterhaltsamen Erzählweise und den unterschiedlichsten Grundideen – das Ganze nicht mehr richtig würdigen könnte. Auch so habe ich immer mal wieder eine kleine Pause zwischen den Geschichten eingelegt, wenn ich das Gefühl hatte, es wären zu viele Figuren und Ideen auf einmal, um die sich nun meine Gedanken drehten, damit ich die verschiedenen Handlungen nachklingen zu lassen konnte. Insgesamt habe ich mich gut amüsiert und werde bestimmt irgendwann noch einmal zu diesem Hörbuch greifen und mich von John Scalzis ungewöhnlichen Geschichten unterhalten lassen.

John Scalzi: The Dispatcher (Hörbuch)

„The Dispatcher“ von John Scalzi ist eine Geschichte, die von dem Autor direkt als Hörbuch konzipiert wurde und die im ersten Veröffentlichungsmonat kostenlos bei Audible heruntergeladen werden konnte. Besorgt hatte ich mir das Hörbuch zum Veröffentlichungstermin im Oktober letzten Jahres, aber da ich in den vergangenen Monaten nicht in der Stimmung für Hörbücher war, hat es bis zum vergangenen Freitag gedauert bis ich die kurze Geschichte endlich angefangen habe. Mit 2 Stunden und 18 Minuten ist „The Dispatcher“ perfekt für einen Nachmittag, an dem man in der Stimmung für eine Handlung ist, die mich stark an eine „hardboiled detective novel“ erinnerte, obwohl sie eigentlich – vom Erzählton abgesehen – keine Merkmale dieses Genres aufweist.

Die Geschichte spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die Menschen nur noch sterben, wenn sie durch einen natürlich Tod oder Selbstmord getötet werden. Jeder Person, die Opfer eines Mordes wird, wacht kurze Zeit später unbekleidet in ihrer Wohnung auf. Nachdem die Menschen sich sicher waren, dass diese unerwarteten Überlebenden keine Einzelfälle waren, wurden sogenannte „Dispatcher“ ausgebildet, um unter anderem in Krankenhäusern Dienst als professioneller Mörder zu tun. Denn stirbt eine Person während einer OP, so bleibt sie tot, wird sie aber kurz vor ihrem absehbaren Ableben ermordet, dann bekommt sie eine weitere Chance auf eine erfolgreiche medizinische Behandlung. Wirklich beliebt sind die Dispatcher nicht und neben den vorhersehbaren Vorurteilen gibt es weitere Schattenseiten seines Berufs, wie der Protagonist Tony Valdez schnell herausfindet, nachdem ein Kollege von ihm spurlos verschwindet.

Ich fand die Welt, die John Scalzi für diese Geschichte geschaffen hat, sehr spannend, und ebenso faszinierend waren all die Konsequenzen, die sich aus einer Welt ergeben, in der Mordopfer nicht mehr sterben. Und obwohl die Menschen schon seit über acht Jahren mit der wundersamen Tatsache leben, dass Mordopfer nicht sterben, gibt es sehr viele Fragen rund um dieses Phänomen, die noch lange nicht geklärt sind. Dabei bemerkt man vor allem in den Dialogen zwischen Tony und seiner Begleiterin, welche theologischen, ethischen und philosophischen Aspekte die Menschen dank dieser Ereignisse beschäftigen. Doch noch mehr als diese fantastische Grundidee mochte ich den Ton in „The Dispatcher“. Tony gerät gegen seinen Willen in die Ermittlungen rund um das Verschwinden seines Kollegen, und je mehr die Handlung voranschreitet, desto mehr erinnerte mich seine stoische Art, mit den Ereignissen umzugehen, an einen Erzählton, den ich so sonst vor allem aus amerikanischen Detektivgeschichten der 1930er und -40er Jahren kenne und den ich sehr mag.

Gelesen wird das Hörbuch von Zachary Quinto, dessen leicht raue Stimme wunderbar zu der Geschichte passt. Ich muss gestehen, dass ich den Schauspieler bislang in keinem einzigen Film gesehen habe, aber ich bin sehr beeindruckt von seiner Leistung als Hörbuchsprecher. Er verleiht den verschiedenen Figuren Charakter und verändert seine Stimme von Person zu Person ganz leicht, so dass man jede Figur sofort wiedererkennt, ohne dabei das Gefühl zu haben, er würde dabei übertreiben oder gar (bei den weiblichen Charakteren) lächerlich klingen. Allerdings musste ich mich anfangs ein wenig an seine Aussprache gewöhnen, aber das geht mir bei englischen Hörbüchern eigentlich immer so, so dass ich das nicht dem Sprecher ankreiden möchte. Ich muss gestehen, dass mir Zachary Quintos Leistung bei diesem Hörbuch so gut gefallen hat, dass er mein „amerikanischer David Nathan“ werden könnte, wenn ich mehr Hörbücher von ihm in die Finger bekommen könnte. Leider gibt es bei Audible nur einen weiteren Titel, der von ihm eingelesen wurde – und der interessiert mich so gar nicht.