John Scalzi: The Dispatcher (Hörbuch)

„The Dispatcher“ von John Scalzi ist eine Geschichte, die von dem Autor direkt als Hörbuch konzipiert wurde und die im ersten Veröffentlichungsmonat kostenlos bei Audible heruntergeladen werden konnte. Besorgt hatte ich mir das Hörbuch zum Veröffentlichungstermin im Oktober letzten Jahres, aber da ich in den vergangenen Monaten nicht in der Stimmung für Hörbücher war, hat es bis zum vergangenen Freitag gedauert bis ich die kurze Geschichte endlich angefangen habe. Mit 2 Stunden und 18 Minuten ist „The Dispatcher“ perfekt für einen Nachmittag, an dem man in der Stimmung für eine Handlung ist, die mich stark an eine „hardboiled detective novel“ erinnerte, obwohl sie eigentlich – vom Erzählton abgesehen – keine Merkmale dieses Genres aufweist.

Die Geschichte spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die Menschen nur noch sterben, wenn sie durch einen natürlich Tod oder Selbstmord getötet werden. Jeder Person, die Opfer eines Mordes wird, wacht kurze Zeit später unbekleidet in ihrer Wohnung auf. Nachdem die Menschen sich sicher waren, dass diese unerwarteten Überlebenden keine Einzelfälle waren, wurden sogenannte „Dispatcher“ ausgebildet, um unter anderem in Krankenhäusern Dienst als professioneller Mörder zu tun. Denn stirbt eine Person während einer OP, so bleibt sie tot, wird sie aber kurz vor ihrem absehbaren Ableben ermordet, dann bekommt sie eine weitere Chance auf eine erfolgreiche medizinische Behandlung. Wirklich beliebt sind die Dispatcher nicht und neben den vorhersehbaren Vorurteilen gibt es weitere Schattenseiten seines Berufs, wie der Protagonist Tony Valdez schnell herausfindet, nachdem ein Kollege von ihm spurlos verschwindet.

Ich fand die Welt, die John Scalzi für diese Geschichte geschaffen hat, sehr spannend, und ebenso faszinierend waren all die Konsequenzen, die sich aus einer Welt ergeben, in der Mordopfer nicht mehr sterben. Und obwohl die Menschen schon seit über acht Jahren mit der wundersamen Tatsache leben, dass Mordopfer nicht sterben, gibt es sehr viele Fragen rund um dieses Phänomen, die noch lange nicht geklärt sind. Dabei bemerkt man vor allem in den Dialogen zwischen Tony und seiner Begleiterin, welche theologischen, ethischen und philosophischen Aspekte die Menschen dank dieser Ereignisse beschäftigen. Doch noch mehr als diese fantastische Grundidee mochte ich den Ton in „The Dispatcher“. Tony gerät gegen seinen Willen in die Ermittlungen rund um das Verschwinden seines Kollegen, und je mehr die Handlung voranschreitet, desto mehr erinnerte mich seine stoische Art, mit den Ereignissen umzugehen, an einen Erzählton, den ich so sonst vor allem aus amerikanischen Detektivgeschichten der 1930er und -40er Jahren kenne und den ich sehr mag.

Gelesen wird das Hörbuch von Zachary Quinto, dessen leicht raue Stimme wunderbar zu der Geschichte passt. Ich muss gestehen, dass ich den Schauspieler bislang in keinem einzigen Film gesehen habe, aber ich bin sehr beeindruckt von seiner Leistung als Hörbuchsprecher. Er verleiht den verschiedenen Figuren Charakter und verändert seine Stimme von Person zu Person ganz leicht, so dass man jede Figur sofort wiedererkennt, ohne dabei das Gefühl zu haben, er würde dabei übertreiben oder gar (bei den weiblichen Charakteren) lächerlich klingen. Allerdings musste ich mich anfangs ein wenig an seine Aussprache gewöhnen, aber das geht mir bei englischen Hörbüchern eigentlich immer so, so dass ich das nicht dem Sprecher ankreiden möchte. Ich muss gestehen, dass mir Zachary Quintos Leistung bei diesem Hörbuch so gut gefallen hat, dass er mein „amerikanischer David Nathan“ werden könnte, wenn ich mehr Hörbücher von ihm in die Finger bekommen könnte. Leider gibt es bei Audible nur einen weiteren Titel, der von ihm eingelesen wurde – und der interessiert mich so gar nicht.

8 Kommentare

  1. Eva-Maria H.

    Das könnte ich mir vorstellen, da kann man sicherlich gut dabei bügeln?

    Herzlichen Dank für deine super Vorstellung und einen lieben Gruß heute wirds wieder warm und das ist sooo schön zum bügeln.

    Lieben Gruß Eva
    :-))))

  2. Ich finde ja, dass man beim Hörbuchhören eine Menge sehr gut machen kann. Bügeln gehört bestimmt dazu, aber ich kann nicht aus persönlicher Erfahrung berichten, da ich keine Kleidung habe, die gebügelt werden muss. 😉

  3. Nicole/Frau Frieda

    Was für eine skurrile Geschichte, liebe Winterkatze. Sind die Menschen, wenn sie im Krankenhaus waren, ermodert wurden und dann wieder aufwachen denn auch gesund? Ich glaube das Hörbuch würde meinem GG gut gefallen. Liebe Wochenendgrüße, Nicole

  4. @Nicole: Sie sind nicht gesund, aber in dem selben Zustand, in dem sie ein paar Stunden vor ihrer Ermordung waren. Was in der Regel bedeutet, dass sie stabil genug sind für einen zweiten Behandlungsversuch.

    Ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende! 🙂

  5. Ich habe das Hörbuch inzwischen auch beendet und war auch sehr angetan von der Story. Was Quintos Lesart angeht: Die Dialogsdarstellung im Gespräch mit Langdon nach der Fahrstuhlgeschichte fand ich sehr gut, bei den übrigen Gesprächen war er mir manchmal ein wenig zu ruhig.

  6. @Natira: Ich mache gerade mit "Miniatures" von John Scalzi weiter und mag auch hier die Geschichten sehr gern. Allerdings erfordern die vielen unterschiedlichen Sprecher für die Kurzgeschichten eine regelmäßige Umstellung von mir.

    Ich mochte das ruhige, das gab mir das Gefühl, er müsse sich distanzieren, um mit all dem Wissen und den neuen Erkenntnissen fertig zu werden.

  7. "…das gab mir das Gefühl, er müsse sich distanzieren, um mit all dem Wissen und den neuen Erkenntnissen fertig zu werden."
    Guter Punkt.

    Oh, "Minitures" klingt so gut, ich habe es mir direkt auch geholt. 🙂 Danke für den Tipp!

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