Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich über dieses Buch überhaupt etwas schreiben soll, schließlich ist das Lesen schon eine Weile her. Aber da der Ärger über diesen Roman immer wieder aufflackert, hoffe ich mal, dass so ein Blogbeitrag mich endlich davon befreit. 😉 Erst einmal die positiven Aspekte:
Nachdem ich endlich über den seltsamen Satz mit der „Gschaftelhuberin“ hinweg war, hat sich das Buch flüssig lesen lassen. Es war überhaupt kein Problem, dass ich die vorhergehenden Bände nicht kannte. Außerdem gab es keine weiteren seltsamen einzelnen Sätze, über die ich mich aufgeregt habe oder bei denen ich (zu Unrecht?) an der Fähigkeit der Übersetzerin zweifeln musste. Oh, und die Grundidee finde ich auch nett: Ein Mordfall bei Dreharbeiten zu einem Jane-Austen-Film in Bath bietet doch viel Potenzial für einen angenehmen und unterhaltsamen Krimi!
Was die negativen Aspekte dieses Buches angeht, so muss ich mich zügeln, um mich nicht zu sehr an Details aufzuhängen. Das passiert mir schon mal, wenn ich so richtig genervt von einer Geschichte – und vor allem der Hauptfigur darin – bin. Und da mir zu diesem Buch keine „anständige“ Rezension gelingen will, gibt es hier eine Liste mit Dingen, die mir nicht gefallen haben:
– Mörder und Motiv waren so vorhersehbar und alle anderen Fährten waren ganz eindeutig nur zur Ablenkung gelegt worden, was mir beim Lesen das Gefühl gab, dass hier ein mangelhafter Plot schrecklich aufgebläht wurde.
– Mörder und Motiv waren nicht nur vorhersehbar, das Motiv war auch so was von lächerlich und unglaubwürdig und unbefriedigend für mich als Leserin, dass ich am Ende das Buch am liebsten in den Kamin geworfen hätte! Zum Glück haben wir keinen Kamin, es wäre eine Verschwendung von Rohstoffen, wenn ich das Buch der Altpapiertonne vorenthalten würde.
– Während ich sonst die gemächliche Erzählweise eines Cozy-Krimis gern mag und die unterschiedlichen Charaktere genießen kann, fand ich hier die verschiedenen Personen entweder langweilig oder total überzeichnet – was vielleicht auch daran lag, dass man die Leute durch die Augen von Honey Driver sieht.
– Honey Driver hingegen kann ich nicht leiden. Okay, ich weiß, dass das keine begründete Aussage ist, aber es ist so. Ich kann diese Figur nicht leiden – wobei ich ihr anfangs sogar noch recht wohlwollend gegenüberstand. Aber sie ist in meinen Augen als Krimicharakter unglaubwürdig, da ihr im Prinzip alle Erkenntnisse in den Schoß fallen. Und wenn sie selbst Schlüsse zieht, dann sind diese selten logisch und überzeugend.
– Eine Szene mit einer Prostituierten in einem Hotel. Ich gebe zu, mein Wissen rund um Geschäftsfrauen in höheren Führungspositionen stammt ebenso wie mein Wissen über Escort-Damen aus dem Fernsehen (das kommt davon, wenn man den Fernseher einfach laufen lässt, während man in sein Buch vertieft ist 😀 ), aber die Wahrscheinlichkeit, dass Honey Driver eine wie eine Geschäftsfrau gekleidete Nutte, die in einem Edelhotel rumhängt, an ihren Schuhen und Netzstrümpfen erkennt, halte ich doch für ziemlich gering – vor allem angesichts der Tatsache, dass die in den TV-Berichten gezeigten hochpreisigen Amüsierdamen oftmals seriöser gekleidet waren als so manche erfolgreiche Managerin. Aber bestimmt lag das dann nur daran, dass die Damen von einem Fernsehteam begleitet wurden, und Honey als Besitzerin eines kleinen Hotels in Bath kann das viel besser beurteilen als ich mit meinem Fernsehwissen. 😉
– Über Honeys Liebesleben (nicht vorhanden, aber ständig ein Thema, da es ja diesen umwerfenden Polizisten gibt, mit dem sie vermutlich nie im Bett landen wird, weil die beiden die Angelegenheit auf ein romantisches Wochenende schieben wollen, das eh nie stattfinden wird. Und wenn es in einem der kommenden Bände dazu kommen sollte, dann wären sie vermutlich enttäuscht, weil so große Erwartungen … okay, lassen wir das Thema!) und ihre Familie (vor allem die Mutter hat mich unglaublich genervt, die ist von der Autorin so berechnend auf „lustige Momente“ konzipiert worden, was aber leider gar nicht funktioniert) will ich gar nicht erst reden … wie man sieht … 😉
– Zuletzt könnte ich noch etwas zu dem verschenkten Potenzial der Grundidee sagen, aber da ich mir nicht sicher bin, ob sich nicht doch jemand auf diesen Blog verirrt, der das Buch noch lesen will, verkneife ich mir diese – zu viel über die Handlung – verratende Anmerkung.
Mein Fazit steht so oder so: Nie wieder ein Honey-Driver-Roman für mich – egal wie verlockend der Klappentext klingen sollte! Dafür freue ich mich jetzt schon auf die nächsten „Miss Daisy“-Bände, die ich mir morgen aus der Bibliothek abholen kann. Da wird die manchmal vorhandene Vorhersehbarkeit immerhin durch eine amüsante und unterhaltsame Schreibweise sowie wunderbare Charaktere ausgeglichen!
Das klingt wirklich nach einem grauenvollen Buch! Ich hab zwei Bände der Serie auf dem Flohmarkt aufgegabelt und im SuB, aber ich glaube, ich sollte sie schleunigst daraus entfernen, und zwar ungelesen! Darüber denk ich ohnehin schon länger nach, weil ich diverse schlecht(er)e Rezensionen zu Büchern der Serie gelesen habe, aber ich hab denen nicht recht getraut, weil ich dachte: Wer weiß, ob da nicht wieder Leute am Werk sind, die einfach keine Cozys mögen. Bei dir muss ich da ja keine Bedenken haben! 🙂
Dir viel Spaß mit Miss Daisy!
Ich habe mich wirklich geärgert, dass ich bei meinem spontanen Kauf nicht zu einem anderen Roman gegriffen habe. Ich mag Cozys und ich kann über viele Schwächen hinwegsehen, solange mich eine Geschichte gut unterhält, aber hier habe ich mich ständig an Kleinigkeiten aufgezogen, weil die Handlung so lahm und vorhersehbar war.
Weg damit vom SuB, das spart dir schon mal wieder etwas Platz im Regal! 🙂
ohoh…
das hätte bei kapitelweisem lesen zu einer ausufernderen whiskyparty als bei "meinem herzen so nah" geführt und vermutlich zu etlichen blessuren bei mir durch kopf-auf-tisch-schlagen …
aber eines muss ich doch sagen: ich meine mich an unterhaltsame romane zu erinnern, in denen die kriminalistische spürnase eher zufällig über hinweise stolpert und ihre logik – zugegebenermaßen regelmäßig wie der fall – abenteuerlich ist. aber der rest drumherum stimmte …
Na, gut zu wissen… Die Reihe hat mir Amazon schon und wieder als Empfehlung vorgesetzt. Klang schon so, als wäre es nicht so mein Ding, aber jetzt kann ich noch sicherer sein 😉
Umso mehr Spaß wünsche ich dir mit den nächsten Daisys!
@Natira: Das war wieder nicht schlimm genug für ein Kapitelweise, aber zu schlimm, um über die Schwächen hinwegzusehen. 😉
Wenn der Rest drumherum stimmt, dann kann ich mit vielem Leben, aber das war hier leider nicht der Fall. Hätte ich mal den Kitschroman gekauft, den ich an dem Tag noch im Auge hatte … *g*
@Kiya: Ich hatte den Band gerade gekauft, da bekam ich von einem Blogger nach dem anderen erzählt, dass sie so enttäuscht davon seien. Ich habe trotzdem versucht unvoreingenommen daran zu gehen und bin dann über ein unfassbar unpassendes Wort (die Gschaftelhuberin) gestolpert, welches mich total rausgerissen hat. Nach einigen Wochen habe ich es dann noch einmal versucht und das Buch unter Grummeln an einem Tag durchgelesen. 😉 Also, vielleicht ist es wirklich besser, wenn du die Finger davon lässt. 😀
Ich freu mich wirklich auf die Miss-Daisy-Romane, leider sind es die letzten, die auf Deutsch erschienen und somit in der Bibliothek erhältlich sind … *ohje* 😉
*reicht Winterkatze eine Trostschokolade*
Ich lese übrigens nicht Deinen aktuellen Harry-Post 🙂
Dankeschön! 🙂
Kann ich verstehen, wobei ich gerade nochmal geguckt habe und feststellen musste, dass ich eigentlich gar keine Spoiler im Text drin habe. Naja, man weiß allerdings anhande meiner kurzen Inhaltsangabe schon, wer alles dabei sein wird – was wiederum schon Spoiler genug sein kann. 😀
Du solltest endlich mal die Romane lesen! 🙂
Ja, das sollte ich 🙂 Aber irgendwie hüpft mir dann immer ein anderes Buch dazwischen 😀
Kann ich gar nicht verstehen, wie kann denn sowas nur passieren? *guckt unschuldig* 😀
Du und Dein Unschuldsblick! Ha!
😉