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Jean G. Goodhind: Mord nach Drehbuch

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich über dieses Buch überhaupt etwas schreiben soll, schließlich ist das Lesen schon eine Weile her. Aber da der Ärger über diesen Roman immer wieder aufflackert, hoffe ich mal, dass so ein Blogbeitrag mich endlich davon befreit. 😉 Erst einmal die positiven Aspekte:

Nachdem ich endlich über den seltsamen Satz mit der „Gschaftelhuberin“ hinweg war, hat sich das Buch flüssig lesen lassen. Es war überhaupt kein Problem, dass ich die vorhergehenden Bände nicht kannte. Außerdem gab es keine weiteren seltsamen einzelnen Sätze, über die ich mich aufgeregt habe oder bei denen ich (zu Unrecht?) an der Fähigkeit der Übersetzerin zweifeln musste. Oh, und die Grundidee finde ich auch nett: Ein Mordfall bei Dreharbeiten zu einem Jane-Austen-Film in Bath bietet doch viel Potenzial für einen angenehmen und unterhaltsamen Krimi!

Was die negativen Aspekte dieses Buches angeht, so muss ich mich zügeln, um mich nicht zu sehr an Details aufzuhängen. Das passiert mir schon mal, wenn ich so richtig genervt von einer Geschichte – und vor allem der Hauptfigur darin – bin. Und da mir zu diesem Buch keine „anständige“ Rezension gelingen will, gibt es hier eine Liste mit Dingen, die mir nicht gefallen haben:

– Mörder und Motiv waren so vorhersehbar und alle anderen Fährten waren ganz eindeutig nur zur Ablenkung gelegt worden, was mir beim Lesen das Gefühl gab, dass hier ein mangelhafter Plot schrecklich aufgebläht wurde.
– Mörder und Motiv waren nicht nur vorhersehbar, das Motiv war auch so was von lächerlich und unglaubwürdig und unbefriedigend für mich als Leserin, dass ich am Ende das Buch am liebsten in den Kamin geworfen hätte! Zum Glück haben wir keinen Kamin, es wäre eine Verschwendung von Rohstoffen, wenn ich das Buch der Altpapiertonne vorenthalten würde.
– Während ich sonst die gemächliche Erzählweise eines Cozy-Krimis gern mag und die unterschiedlichen Charaktere genießen kann, fand ich hier die verschiedenen Personen entweder langweilig oder total überzeichnet – was vielleicht auch daran lag, dass man die Leute durch die Augen von Honey Driver sieht.
– Honey Driver hingegen kann ich nicht leiden. Okay, ich weiß, dass das keine begründete Aussage ist, aber es ist so. Ich kann diese Figur nicht leiden – wobei ich ihr anfangs sogar noch recht wohlwollend gegenüberstand. Aber sie ist in meinen Augen als Krimicharakter unglaubwürdig, da ihr im Prinzip alle Erkenntnisse in den Schoß fallen. Und wenn sie selbst Schlüsse zieht, dann sind diese selten logisch und überzeugend.
– Eine Szene mit einer Prostituierten in einem Hotel. Ich gebe zu, mein Wissen rund um Geschäftsfrauen in höheren Führungspositionen stammt ebenso wie mein Wissen über Escort-Damen aus dem Fernsehen (das kommt davon, wenn man den Fernseher einfach laufen lässt, während man in sein Buch vertieft ist 😀 ), aber die Wahrscheinlichkeit, dass Honey Driver eine wie eine Geschäftsfrau gekleidete Nutte, die in einem Edelhotel rumhängt, an ihren Schuhen und Netzstrümpfen erkennt, halte ich doch für ziemlich gering – vor allem angesichts der Tatsache, dass die in den TV-Berichten gezeigten hochpreisigen Amüsierdamen oftmals seriöser gekleidet waren als so manche erfolgreiche Managerin. Aber bestimmt lag das dann nur daran, dass die Damen von einem Fernsehteam begleitet wurden, und Honey als Besitzerin eines kleinen Hotels in Bath kann das viel besser beurteilen als ich mit meinem Fernsehwissen. 😉
– Über Honeys Liebesleben (nicht vorhanden, aber ständig ein Thema, da es ja diesen umwerfenden Polizisten gibt, mit dem sie vermutlich nie im Bett landen wird, weil die beiden die Angelegenheit auf ein romantisches Wochenende schieben wollen, das eh nie stattfinden wird. Und wenn es in einem der kommenden Bände dazu kommen sollte, dann wären sie vermutlich enttäuscht, weil so große Erwartungen … okay, lassen wir das Thema!) und ihre Familie (vor allem die Mutter hat mich unglaublich genervt, die ist von der Autorin so berechnend auf „lustige Momente“ konzipiert worden, was aber leider gar nicht funktioniert) will ich gar nicht erst reden … wie man sieht … 😉
– Zuletzt könnte ich noch etwas zu dem verschenkten Potenzial der Grundidee sagen, aber da ich mir nicht sicher bin, ob sich nicht doch jemand auf diesen Blog verirrt, der das Buch noch lesen will, verkneife ich mir diese – zu viel über die Handlung – verratende Anmerkung.

Mein Fazit steht so oder so: Nie wieder ein Honey-Driver-Roman für mich – egal wie verlockend der Klappentext klingen sollte! Dafür freue ich mich jetzt schon auf die nächsten „Miss Daisy“-Bände, die ich mir morgen aus der Bibliothek abholen kann. Da wird die manchmal vorhandene Vorhersehbarkeit immerhin durch eine amüsante und unterhaltsame Schreibweise sowie wunderbare Charaktere ausgeglichen!

[Übersetzungsirritation] Jean G. Goodhind: Mord nach Drehbuch

„Mord nach Drehbuch“ hatte ich mir gekauft, weil ich dachte, dass es ein unterhaltsamer Krimi sei, den ich gut zwischendurch einschieben könnte. Und nun hänge ich auf Seite 14 und ärgere mich über einen Satz so sehr, dass ich kaum weiterlesen mag. Ich weiß nicht, was sich die Übersetzerin Ulrike Seeberger bei diesem Satz gedacht hat, aber für mich ist der absolut unverständlich!

Es geht um eine ganz bestimmte Situation, Honey Driver, die Hauptfigur des Romans, streitet sich mit einer unsympathischen Schauspielerin, die in einem Film die Rolle der Jane Austen übernehmen soll. Die Schauspielerin ist laut und ordinär und Honeys Streit mit ihr ist in meinen Augen recht kindisch, aber beide wollen halt die Oberhand behalten. Und während die Schauspielerin immer ausfallender wird, versucht eines der Crew-Mitglieder sie zu beruhigen mit den Worten: „Aber, aber Martyna. Beruhige dich bitte, nur mit der Ruhe. Du weißt doch, wer wütend ist, kommt nur schwer in die Rolle hinein.“

Und als Reaktion darauf kommt der Satz, der mich so sehr irritiert.

„Genau“, bestärkte ihn Honey, die entschlossen war, das letzte Wort zu behalten. „Schließlich war Jane Austen zwar eine professionelle Gschaftelhuberin, aber keine professionelle Schlampe!“

Erst einmal musste ich als Norddeutsche nachgucken, was „Gschaftelhuberin“ genau heißen soll –  und habe dabei festgestellt, dass es dafür keine genaue Definition gibt, die für mich einen Sinn in diesen Satz bringt. Und dann habe ich mal über dict.cc geguckt, was da im englischen Original gestanden haben könnte und bin über „eager beaver“ gestolpert. Während „Gschaftelhuberin“ für mich eindeutig einen negativen Beiklang hat, so kann „eager beaver“ in meinen Ohren zwar negativ gemeint sein, muss es aber nicht.

So oder so macht der Satz „Schließlich war Jane Austen zwar eine professionelle Gschaftelhuberin, aber keine professionelle Schlampe!“ für mich einfach keinen Sinn. Was soll dem Leser damit gesagt werden?

Wenn mich ein Satz beim Lesen eines Buches so rausbringt und mich so rätseln lässt, was damit gemeint sein soll, dann habe ich ehrlich gesagt wenig Lust weiterzulesen. Aber vielleicht liegt es ja auch an mir, vielleicht hängt es damit zusammen, dass dieses Wort für mich als Norddeutsche so wenig geläufig ist. Oder geht es den süddeutschen oder österreichischen Lesern bei diesem Satz ebenso wie mir? Bei mir hat die Übersetzerin mit diesem Satz auf jeden Fall schon mal einen Minuspunkt abbekommen – und wenn sie den Rest des Buches nicht prima hinbekommen hat, dann wird dieser Eindruck wohl erst einmal bestehen bleiben.