Jim Butcher: Blood Rites (Dresden Files 6)

Hach, nach dem fünften Dresden-Files-Band („Death Masks“) musste ich natürlich prompt einen Blick in den sechsten Teil „Blood Rites“ werfen – irgendwie will ich immer sofort wissen, wie es weitergeht. Und schon der erste Satz brachte mich zum Grinsen: „The building was on fire, and it wasn’t my fault.“ Blöderweise kam mir dann meine Vernunft dazwischen (ebenso wie Arbeit, Bibliotheksbücher und andere Dinge), und deshalb habe ich mir diesen Teil dann doch für September aufgehoben. Somit habe ich für die English-Challenge im September wieder einen Dresden-Files-Roman gelesen.

Die Harry-Dresden-Geschichten machen mir einfach Spaß und sind relativ flüssig zu verschlingen (auch wenn ich dieses Mal trotzdem eine ganze Woche gebraucht habe). Nachdem ich mich letzten Monat nach dem ersten Kapitel gezügelt hatte, wollte ich unbedingt wissen, wie Harry überhaupt in das brennende Gebäude gekommen ist und was er da zu suchen hatte. Da das schon der sechste Band der „Dresden Files“ ist, kommt meine Meinung dazu leider nicht ohne Spoiler aus, also überlegt euch gut, ob ihr weiterlesen wollt, wenn ihr die vorhergehenden Teile noch nicht kennt. 😉

„Blood Rites“ beginnt recht actionreich in einer brennenden Schule, aus der der Privatermittler und Magier Harry Dresden für einen Auftraggeber einen ganzen Haufen Welpen retten muss. Und auch wenn es nicht ganz so rasant weitergeht, so zeigt sich doch von Anfang an, dass dies wieder eine der weniger gemächlichen Dresden-Files-Geschichten ist. Ausnahmsweise scheint es Harry zu Beginn des Romans recht gut zu gehen. Er ist ausgeglichen, hat regelmäßige Aufträge, die ihm sein Einkommen sichern, und scheint die Trennung von Susan inzwischen auch gut verarbeitet zu haben. Aber so geruhsam kann sein Leben natürlich nicht weitergehen, und so bekommt er es kurz nach seiner Flucht aus der brennenden Schule gleich mit mehreren Problemen zu tun.

Auf der einen Seite vermittelt ihm Thomas Raith (Vampir des weißen Hofes) einen Job bei einem Filmproduzenten, denn bei den Dreharbeiten zu dessen aktuellem (Porno-)Film sind schon zwei Frauen unter sehr merkwürdigen Umständen umgekommen. Auf der anderen Seite stellt sich heraus, dass eine Gruppe von Vampiren des schwarzen Hofes in Chicago angekommen ist. Bevor diese in der Stadt Fuß fassen können, sieht Harry es als seine Pflicht an, diese Monster zu vernichten. Doch ohne Hilfe kommt er dabei nicht aus, und so muss er nicht nur die Polizistin Karrin Murphy, sondern auch Kincaid (Bodyguard des Archives in „Death Masks“) zur Verstärkung rufen.

So habe ich wieder einiges mehr über Jim Butchers Fantasywelt erfahren, in der es zum Beispiel große Unterschiede zwischen den drei Vampirhöfen (schwarz, weiß und rot) gibt, in denen der Weiße Rat der Zauberer nicht ganz so naiv und „gut“ zu sein scheint, wie man in der Vergangenheit manchmal glaube konnte, und in der manch dämonisches Wesen mehr Ehrgefühl und Herz haben kann als viele der Menschen, denen man so begegnet. Auch hat der Autor die Szenen rund um die Dreharbeiten für amüsante Momente genutzt, und so mancher Darsteller entpuppte sich – spätestens auf den zweiten Blick – als jemand, über den man gern mehr erfahren hätte.

„Blood Rites“ gehört wieder zu den actionreicheren Harry-Dresden-Romanen, trotzdem gibt es einige ruhige und nachdenkliche Momente, die sich dieses Mal vor allem um das Thema Familie drehen. Man erfährt als Leser nicht nur deutlich mehr über den Hintergrund von Karrin Murphy, denn auch Harry, der schon als kleines Kind seine Eltern verlor und bislang immer dachte, dass er ohne jegliche Familie auf der Welt wäre, findet heraus, dass er nicht das einzige Kind seiner Mutter ist. Auch wenn er einige Probleme mit der Identität des neuen Familiemitglieds hat, so macht es ihn auch glücklich, dass es jemanden auf der Welt gibt, mit dem er blutsverwandt ist.

Besonders schön finde ich an dieser Geschichte, dass die Handlung für Harry zwar einige harte Momente beinhaltet (so muss er entdecken, dass einer der wenigen Menschen, denen er absolut vertraut, ihn seit Jahren belogen hat), sein Leben regelmäßig in Gefahr ist und er am Ende dauerhaft von seinem Kampf gegen die schwarzen Vampire gezeichnet ist, aber trotzdem gibt es da positive Veränderungen in seinem Leben, die ihn optimistisch in die Zukunft blicken lassen. Ich glaube, das ist der erste Dresden-Files-Roman, bei dem ich das Gefühl hatte, das Harry zwar in Zukunft wieder viele Herausforderungen zu bestehen hat, dass er aber dann endlich mal nicht das Gefühl haben wird, dass er solche Dinge immer allein durchstehen muss. Vielleicht täusche ich mich, aber als so „schön“ habe ich vorher kein Romanende in dieser Reihe empfunden.

10 Kommentare

  1. Ich bin nun auch beim 6. Teil angelangt. Leider auch der letzte, den ich in elektronischer Form auf Deutsch lesen kann. Bis jetzt habe mir alle super gut gefallen.

  2. Ich mochte auch bislang alle Dresde-Files-Romane. Vor allem gefällt es mir, dass die Geschichten trotz ähnliche Grundsituationen immer spannend und interessant sind, dass Jim Butcher immer ein anderes Grundthema hat und dass man jedes Mal mehr über Harry und seine Welt erfährt. Aktuell muss ich mich gerade zügeln, um nicht gleich die Nase in den siebten Band zu stecken. Zum Glück habe ich bis Teil 12 die Romane geliehen bekommen, so dass ich noch einiges vor mir habe! 🙂

    Achja, auf Englisch sind die Bücher wirklich gut zu lesen. Und wenn du eh elektronisch liest, dann könntest du ja für den Zweifelsfall dict.cc nebenbei geöffnet haben. 😉

  3. Irgendwann muss ich sowieso mit englischen Büchern anfangen, da die letzten Bücher noch nicht übersetzt sind und ich vermutlich nicht die Geduld haben werde, die Übersetzung abzuwarten.

  4. Ich seh schon, dich hat es ebenso wie mich richtig erwischt. 😀 Hast du eigentlich seine Fantasy-Reihe weitergelesen? Das habe ich ja auch immer noch vor …

  5. Ja habe ich. Sie war eigentlich daran Schuld, dass ich das Kindle-App ausprobiert habe.
    Ich bin jetzt Anfang des 5. Bands. Den 6. habe ich mir auf englisch für den Kindle gekauft.

    Band 1,3 und 4 habe ich auch ziemlich schnell gelesen. Nur beim 2. hing ich 2 Monate….

    Harry Dresden gefällt mir zum Lesen aber wesentlich besser – vermutlich da es aus der Ich-Perspektive geschrieben ist. Beim Codex Alera nervt mich der ständige Personenwechsel etwas.

  6. Ah, schön, dass du mit dem Autor so viel Spaß hast. Ich kenne ja bislang nur den ersten Band, aber ich fand, dass Jim Butcher es mit den Perspektivwechseln eigentlich ganz gut hinbekommt.

    Trotzdem würde ich die Codex-Alera-Bücher wohl auch nicht so schnell auf Englisch lesen – und sei es nur, weil die deutlich umfangreicher sind als die Dresden-Files-Romane und da ist meine Hemmschwelle dann immer noch deutlich größer.

  7. Im ersten Band lief auch alles nur auf einen Handlungsstrang zusammen. In den anderen Bände ist das nicht mehr ganz so.
    Mir haben die Geschichten um Tavi und Isana sehr gut gefallen, aber mit Amara kann ich nicht so viel anfangen.

  8. Okay, gut zu wissen. Mit Amara habe ich mich im Laufe des ersten Bandes angefreundet, mal sehen, wie die sich noch entwickelt. Ich muss irgendwann mal diese Bücher in die Finger bekommen! 😉

  9. Wieder eine Rezension, die ich querlesen muß… ich bin noch im vierten Band 🙂

    Bei Alera habe ich den ersten Band mittlerweile geschafft, aber bisher hat mich die Reihe noch nicht ganz gepackt. Es war gut geschrieben, aber für mich ist das Setting nicht so interessant wie bei Harry Dresden. Einige der Personen könnten auch noch Feinschliff vertragen, kommt wahrscheinlich mit den Folgebänden.

  10. @Kiya: Ich habe versucht trotz der Spoilerwarnung nicht zuviel zu verraten. 😀 Aber ganz ohne geht es einfach nicht, allein die Entwicklungen rund um Susan lassen sich inzwischen einfach nicht mehr verschweigen …

    Die Codex-Alera-Bücher sind einfach viel zu sehr "klassische Fantasy", um sich so sehr von der Masse abzuheben wie die Harry-Dresden-Titel – zumindest soweit ich das nach dem ersten Band sagen kann. 😉 Nicht, dass es nicht einige Romane rund um magische Privatermittler gibt, aber die Dresden Files sind da schon besonders gut gelungen … 🙂

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