„A Storm of Sisters“ ist der vierte Band rund um die Widdershins-Schwestern von Michelle Harrison. Dieses Mal schickt die Autorin die drei Schwestern Fliss, Betty und Charlie gemeinsam mit ihrer Großmutter Bunny in den abgelegenen Ort Wilderness, um sich um Cousine Clarissa zu kümmern, die sich bei einem Unfall das Bein gebrochen hat. Für Betty ist diese Reise eine willkommene Abwechslung zum Alltag in dem kleinen Cottage in Pendlewick. Denn so gern sie ihr neues Zuhause mag, so sehnt sie sich doch weiterhin danach, neue Orte zu entdecken. Und Wilderness hat den drei Schwestern so einige Abenteuer zu bieten, denn der Ort ist nicht nur für seine ungewöhnlich kalten Temperaturen berühmt, sondern auch für seinen Wintermarkt, der zufällig gerade während ihres Besuchs stattfindet. Noch spannender wird es, als die Schwestern feststellen, dass in Clarissas kleinem Cottage kein Platz für sie ist und sie deshalb in dem großen Hotel des Ortes unterkommen.
Das Hotel „Echo Hall“ ist zur Zeit voller Besucher, die den Wintermarkt erleben wollen, und wimmelt geradezu von all den Gerüchten über eine Geistererscheinung. Genauer gesagt soll der Geist des ehemaligen Dienstmädchens Elora umgehen, nachdem diese vor einigen Jahrzehnten in dem See in der Nähe des Hotels ertrunken ist. Auch besagen die Gerüchte, dass Elora nur deshalb ertrank, weil sie ihren Liebsten, der ein Straßenräuber war, inmitten eines Schneesturms suchte, nachdem dieser den kostbaren Kristall einer Wahrsagerin an sich gebracht hatte. Und bei all den Erlebnissen, die die drei Widdershins-Schwestern in der Vergangenheit schon mit übernatürlichen Elementen hatten, überrascht es nicht, dass auch dieser sagenhafte Kristall der Wahrsagerin über seine ganz eigene Magie verfügen soll. Gemeinsam versuchen Fliss, Betty und Charlie, mehr über Eloras Geschichte herauszufinden und so vielleicht einen Todesfall zu verhindern, der angeblich durch den Anblick von Eloras Geist vorhergesagt wurde.
Ich habe es so genossen, wieder durch Bettys Perspektive all die Ereignisse rund um die Widdershins-Schwestern zu verfolgen. Bettys Neugier auf die unbekannte Umgebung, auf all die Menschen, die sie im Hotel kennenlernt, und natürlich auf die Details rund um Eloras Geschichte sorgt dafür, dass ich viel Spaß dabei hatte, mit ihr zusammen Wilderness zu erkunden. Dazu kamen noch all die eindringlichen Beschreibungen des fürchterlich kalten und verschneiten Winters, der einerseits für eine wunderbar märchenhafte Atmosphäre bei dem Wintermarkt sorgte, aber auf der anderen Seite immer auch als Bedrohung im Raum stand. Michelle Harrison konzentriert sich nämlich nicht nur auf die romantische und gemütliche Seite des Winters, sondern schreckt in „A Storm of Sisters“ nicht davor zurück, Betty und ihre Schwestern durch die fürchterliche Kälte in Gefahr zu bringen. Ich mag diese Mischung aus heimeligen und unheimlichen Szenen und dass all die bedrohlichen Elemente in der Geschichte wie die fürchterliche Kälte ebenso wie die Bedrohungen, die von gierigen und skrupellosen Menschen ausgehen, dadurch ausgeglichen werden, dass Fliss, Betty und Charlie füreinander da sind und sich gegenseitig beschützen.
Obwohl „A Storm of Sisters“ schon der vierte Band der Reihe ist, habe ich nicht das Gefühl, dass der Autorin so langsam die Ideen ausgehen oder dass sich bestimmte Elemente wiederholen. Wilderness bietet als Kulisse ganz andere Möglichkeiten als die Marschen oder das idyllische Pendlewick, und Eloras Geistergeschichte hat einen vollkommen anderen Hintergrund als Bettys Familiengeschichte oder der Hexenfluch in den vorhergehenden Bänden. Das sorgt dafür, dass es immer wieder überraschende Elemente und Wendungen in der Handlung zu entdecken gibt, die mich beim Lesen neugierig auf die weiteren Entwicklungen machen. Auch mochte ich es sehr, wie Michelle Harrison mit den Vorurteilen und Erwartungen der Leser*innen spielt und welche Folgen dies für die Enthüllungen am Ende der Geschichte hatte. Trotz der unheimlichen Elemente, der Flüche und Geistererscheinungen gehören die Widdershins-Romane für mich eindeutig in die Kategorie „Wohlfühlbücher“, und jedes Mal, wenn ich einen neuen Band beendet habe, habe ich das Gefühl, dass dieser noch ein kleines bisschen besser war als der davor. Ich hoffe sehr, dass Michelle Harrison noch lange nicht die Ideen rund um Betty und ihre Schwestern ausgehen und ich so noch einige unheimliche Abenteuer mit den drei Mädchen erleben kann.
Das Winterthema klingt so toll! Ich habe zwar noch nicht mal Band 1 fertig gelesen, aber das Buch musste ich trotzdem schon haben (ich habe es mit dem blauen Farbschnitt von Waterstones).
*schmunzel* Dann bin ich gespannt, wie viele Teile der Reihe erschienen (und in deinem Bestand) sind, bis du dazu kommst, diesen vierten Band zu lesen. Wenn es zeitlich hinkommen sollte, dann wäre es aber wirklich perfekt, wenn du „A Storm of Sisters“ mitten im Winter lesen könntest, denn all diese Beschreibungen von beißender Kälte, brechendem Eis und schneidendem Wind fand ich besonders schön zu lesen, während ich unter meiner kuscheligen Sofadecke lag. 😉
Ich schätze, Band 3 und 4 klangen verlockend genug für mich, um endlich Band 1 richtig in Angriff zu nehmen – er hat eine düsterere Grundstimmung als ich (auch vom Cover her) erwartet hatte. Ich habe fast zwei Drittel gelesen und mag besonders das Marschland sehr gern.
Band 3 und 4 spielen in weniger düsterer Umgebung, aber ich finde, dass die Autorin auch da es wunderbar geschafft hat eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen. Oh, du hast noch so viel zu entdecken, dass ich fast neidisch bin! 🙂
Das klingt sehr vielversprechend. Ich habe jetzt den zweiten Band angefangen, nehme aber an, dass ich darin irgendwann erstmal wieder pausieren werde zugunsten anderer Bücher 🙂