An „Darkbeast“ von Morgan Keyes hat mich von Anfang an die Grundidee angesprochen und so landete das Buch direkt nach dem Lesen einer Rezension auf dem Merkzettel. Allerdings hat es dann doch noch recht lange gedauert, bis ich es vom Merkzettel auf den Wunschzettel gepackt habe – ich musste mir erst einmal bewusst machen, dass der Titel schon einige „Ausmistaktionen“ auf dem Zettel überlebt hatte und ich mich nun endlich mal dafür oder dagegen entscheiden sollte. Inzwischen steht der zweite Teil auf dem Wunschzettel, was schon mal ein erster Hinweis darauf ist, dass sich der Roman für mich gelohnt hat.
Die Geschichte dreht sich um Keara und die schwarze Krähe Caw, ihrem Darkbeast. Ein Darkbeast wird kurz nach der Geburt an ein Kind gebunden, um bis zu dessen zwölften Namenstag all die schlechten Gefühle und Gedanken des Kindes aufzunehmen. An diesem Tag muss das Kind sein Darkbeast töten, um sich von all diesem Negativen zu befreien und sein Erwachsenenleben ohne diese Makel antreten zu können. Keara ist sich vollkommen bewusst, dass es ihre Pflicht ist, Caw an ihrem Namenstag umzubringen, doch als es soweit ist, bringt sie es nicht über sich. Während andere Kinder froh zu sein scheinen, dass sie ihr ungeliebtes Darkbeast loswerden können, besteht zwischen Caw und Keara eine tiefe Bindung.
Caw hat sich all die Jahre über Kearas Gedanken und Gefühle angehört, sie beraten, sie getröstet und sie am Ende von ihrer Angst, ihrem Trotz, ihrer Eifersucht und all den anderen unerwünschten Emotionen befreit. Die Magie, die zwischen dem Darkbeast und dem jeweiligen Kind besteht, sorgt dafür, dass sie in Gedanken miteinander sprechen können (wenn die Entfernung nicht zu groß ist). So hatte Keara jemanden, der ihr immer zugehört hat – zuhören musste, da es keine Möglichkeit gibt die Verbindung zu trennen. Wobei die Magie nicht den eigenen Willen oder das eigene Bewusstsein des Darkbeast auslöscht, so dass sich das Darkbeast oder das jeweilige Kind einem Gespräch auch verweigern kann. Für beide bedeutet diese Beziehung, dass sie jemanden haben, der sie besser kennt als jeder andere.
In der Welt, in der Keara lebt, gibt es viele Dinge zu fürchten, aber zwei Sachen haben besondere Wichtigkeit: Die Bezahlung der jährlichen Steuer und die Verehrung der zwölf Götter. Kearas Weigerung ihr Darkbeast zu töten, ist deshalb ein wirklich schweres Vergehen. Sie wiedersetzt sich nicht nur den Gesetzen und Traditionen des Landes, sondern verweigert damit auch dem Gott Bestius (einem der Zwölf) den notwendigen Respekt. So muss sie aus ihrem Dorf fliehen, um den Inquisitoren zu entgehen und einen Weg zu finde, gemeinsam mit Caw zu überleben.
Anfangs hat Keara es mir etwas schwer gemacht, weil sie aufbrausend ist und es ihr nicht möglich zu sein scheint, sich an die einfachen Regeln, die ihre Mutter aufstellt, zu halten. Sie ist trotzig und schmollt und stellenweise reagiert sie sehr pubertär. Aber Keara lernt auch aus ihren Fehlern, sie diskutiert ihr Verhalten mit Caw und sie entwickelt sich immer weiter, auch wenn es ihr oft schwer fällt, so dass sie mir im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen ist – vor allem, weil sie bei allen Fortschritten immer noch eine Zwölfjährige bleibt, die immer wieder mit ihren Gefühlen zu kämpfen hat.
Mir hat es gefallen wie die Autorin die Geschichte mit dem begrenzten Dorfleben von Keara beginnt und wie man gemeinsam mit dem Mädchen immer mehr über die verschiedenen Lebensweisen und Personen lernt. Natürlich kennt sie sich mit den verschiedenen Gesetzen und ihrer Religion aus, aber eben nur aus der Perspektive eines kindlichen Dorfmädchen. Sie weiß weder, was im Frauenhaus ihres Dorfes geschieht, noch wie Menschen innerhalb einer Stad oder gar eine reisende Schauspielertruppe leben. Genauso wenig kann Keara erklären, warum sie sich immer wieder gegen die Wünsche ihrer Mutter stellen musste oder warum sie ständig Fragen stellt, die sie in Schwierigkeiten bringen. Sie weiß anfangs nur, dass sie eben so ist – egal, wie sehr sie sich vielleicht wünscht, dass sie anders und ihr Leben dann einfacher wäre. Überhaupt hat Morgan Keyes ein Händchen für Figuren. Sie alle haben Ecken und Kanten, manche Charaktere mag man spontan, um dann im Laufe der Geschichte herauszufinden, dass sie nur Probleme bedeuten, mit anderen wird erst so nach und nach warm, um sie dann umso mehr ins Herz zu schließen.
Auch mochte ich die Atmosphäre in diesem Buch und all die Details um das Leben in dieser fantastischen Welt. Wobei sich der Fantasyanteil in diesem Roman wirklich nur auf die Verbindung des Darkbeast mit seinem Kind beschränkt – und ich bezweifel, dass es in der Fortsetzung so viel mehr Magie geben wird. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich nicht glaube, dass „Darkbeast“ eine Geschichte ist, von der ich langfristig viele Elemente behalten werde. Manche Passagen finde ich im Rückblick unausgewogen und hätte es lieber gesehen, wenn die Autorin andere Schwerpunkte gesetzt hätte, bei anderen Dinge scheue ich davor zurück zu viel zu hinterfragen (zum Beispiel bei den wirtschaftlichen oder politischen Aspekten). Trotzdem habe ich den Roman gemocht, fand ihn unterhaltsam und freue mich darauf irgendwann herauszufinden, wie es mit Keara und Caw weitergeht.
Das klingt richtig gut! Ich merke es mir mal und werd es direkt auf meine Wunschliste setzen. 🙂
Dann bin ich gespannt, ob das Buch es auch irgendwann zu dir schafft und wie es dir gefällt! 🙂
Ich könnte es mir vorstellen. 🙂
Sicherlich erst im neuen Jahr, aber auf der Wunschliste geht es ja nicht verloren und allzu teuer ist es auch nicht.
Listen sind eben eine praktische Sache. 😀
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