„The Cook’s Tale – Life below stairs as it really was“ ist die Biografie von Nancy Jackman, die aus Interviews entstanden ist, die die ehemalige Köchin mit dem Autor Tom Quinn in den vier Jahren vor ihrem Tod 1989 geführt hat. Nancy Jackman wurde 1907 in einem kleinen Dorf in Norfolk geboren. Ihr Vater war ein Landarbeiter, ihre Mutter ein ehemaliges Dienstmädchen und Nancy hatte das Glück, das einzige Kind ihrer Eltern zu sein, so dass sie relativ viel Aufmerksamkeit von ihnen bekam und trotz der Armut ihrer Eltern eine glückliche Kindheit hatte. Da ihrer Mutter bewusst war, dass die größte Chance ihrer Tochter darin lag, eine Anstellung als Haus- oder Küchenmädchen zu finden, hatte Nancy von ihr schon früh die grundlegenden Dinge beigebracht bekommen, die sie für so eine Stelle benötigen würde. Mit 14 Jahren trat Nancy ihre erste Anstellung als Küchenmädchen an, aber schon vorher hatte sie einen Job, in dem sie einen Tag in der Woche als Dienstmädchen für einen älteren Landwirt in der Nachbarschaft ihrer Eltern arbeitete.
In vielen kleinen und größeren Anekdoten erzählt Nancy Jackman in „The Cook’s Tale“ von ihrem Weg vom unerfahrenen Küchenmädchen zu einer Köchin, die für mehrere Angestellte verantwortlich war. Dabei bietet das Buch nicht nur einen interessanten Einblick in das Leben „below stairs“, sondern zeigt auch die unglaubliche Entwicklung, die es zwischen den 1920ern und 1950ern für das gesellschaftliche Leben (sowohl der Herrschaft als auch ihre Dienerschaft) gegeben hat. Am Ende des Buches bleibt mir vor allem der Gedanke daran, wie einsam das Leben als Hausangestellte gewesen sein muss, und wie unsicher sich diese Menschen Tag für Tag gefühlt haben müssen, da fast jeder Aspekt ihres Lebens in den Händen von Personen lag, die vollkommen willkürlich mit ihnen umgehen konnten. Eine der größten Ängste, die Nancy Jackman hatte, war es, im Alter im Arbeitshaus zu landen und gezwungen zu werden, Straßen zu pflastern, so wie die alten Frauen, die sie als Kind gesehen hatte.
„The problem is that when you become a cook you worry too much and get stressed that things won’t come out right and it makes you crotchety. If things don’t come out right then cook is the first to hear about it and one bad meal could lead to the sack, so you end up living on your nerves. (Seite 130)“
Freundschaften zwischen den Bediensteten waren verpönt und es gab keinerlei Anlaufstelle für die jungen Angestellten, um sich Rat oder gar Hilfe zu holen. Wenn nicht eine Vorgesetzte großzügig genug war, um dem unerfahrenen Küchenmädchen zur Seite zu stehen und ihr Wissen weiterzugeben, dann gab es keinerlei Chance, sich weiterzuentwickeln und eventuell eine bessere Position einzunehmen. Nancy selber hatte solches Glück und bekam von der Köchin, unter der sie als erstes gearbeitet hat, den Tipp, ein Notizbuch zu führen, in dem sie alle Küchenkniffe und alle Rezepte sammeln konnte. Im Laufe ihres Arbeitsleben hat ihr dieses Notizbuch mit all den darin gesammelten Rezepten so einige Türen geöffnet, aber das änderte nichts daran, dass ihr Leben hart und aufreibend war. In extremen Zeiten hieß es für Nancy Jackman, 16 Stunden am Stück zu arbeiten, nur um mitten in der Nacht geweckt zu werden, weil einer ihrer Arbeitgeber etwas zu essen oder trinken haben wollte, und am Ende der Woche konnte sie froh sein, wenn sie einen halben Tag frei bekam.
Natürlich haben sich die Arbeitsbedingungen für Bedienstete im Laufe der Jahrzehnte geändert. Es wird in „The Cook’s Tale“ deutlich, was für ein Einschnitt der Zweite Weltkrieg in dieser Beziehung war. Die „Herrschaften“ wurden ärmer und konnten sich weniger Personal leisten, während den Bevölkerungsschichten, die traditionell für diese Herrschaften gearbeitet haben, neue Berufe offenstanden – Berufe, die mehr Sicherheit, mehr Einkommen und deutlich weniger Arbeitsstunden mit sich brachten. All das hat auch für Nancy Jackson dazu geführt, dass ihr Leben zum Ende ihrer Arbeitszeit einfacher wurde und dass sie wählerischer sein konnte bei der Wahl ihrer Arbeitsstellen, aber bei mir bleibt nach dem Lesen von „The Cook’s Tale“ trotzdem vor allem diese Angst vor einem Leben in Armut hängen, die die ersten Jahrzehnte ihres Lebens beherrscht habt. Eine Angst, die – obwohl Nancy Jackman immer wieder betont, dass ihre Eltern sie geliebt haben – ihre Mutter dazu brachte, ihre minderjährige Tochter in den Dienst eines Landwirtes zu stellen, von dem sie nur hoffte, dass er sie am Ende heiraten müsste.
[…] ich „The Cook’s Tale“ von Nancy Jackman gelesen hatte, war ich neugierig auf die Biografie von Margaret Powell, deren Lebensweg […]
[…] so gar nicht mit den Eindrücken zusammenpassen, die ich in den letzten Monaten durch das Lesen von „The Cook’s Tale“ und „Below Stairs“ zum Verhältnis zwischen Dienerschaft und Herrschaft bekommen habe. […]