Margaret Powell: Below Stairs – The Bestselling Memoirs of a 1920s Kitchen Maid

Nachdem ich „The Cook’s Tale“ von Nancy Jackman gelesen hatte, war ich neugierig auf die Biografie von Margaret Powell, deren Lebensweg oberflächlich betrachtet dem von Nancy Jackman sehr ähnlich war. Auch Margaret Powell hat ihre Laufbahn als Köchin damit begonnen, dass sie als Küchenmädchen in einem Herrenhaus gearbeitet hat. Doch während Nancy Jackman grundsätzlich zufrieden mit ihrer Arbeit als Köchin war, hätte Margaret Powell lieber einen vollkommen anderen Weg eingeschlagen. Geboren wurde Margaret Powell als zweites von sieben Kindern eines Handwerkers in Hove, und als ältestes Mädchen war sie schon früh für die Versorgung ihrer jüngeren Geschwister verantwortlich. Angesichts des unregelmäßigen Einkommens ihres Vaters und der Tatsache, dass ihre Eltern so viele Kinder zu versorgen hatten, sah sich Margaret als Dreizehnjährige gezwungen, sich eine Arbeit zu suchen.

Nach einigen kurzfristigen Jobs landete Margaret mit fünfzehn Jahren zum ersten Mal als Küchenmädchen in einem Herrenhaus. Dabei hatte sie wenig Glück mit der Köchin, unter der sie arbeiten musste, denn diese gab sich keine Mühe, ihrem Küchenmädchen irgendwelche Rezepte beizubringen oder ihr gar irgendwelche Tipps zu geben für eine eventuelle Zukunft als Köchin. Insgesamt fand ich es sehr faszinierend zu verfolgen, wie unterschiedlich die Arbeitsbedingungen waren, auf die Margaret Powell im Laufe der Zeit so traf. Von Herrenhäusern mit einigem Personal bis zu nicht mehr ganz so wohlhabenden Arbeitgebern, die mit zwei älteren Hausangestellten und einer Köchin auskommen mussten, war alles dabei.

Dabei scheint Margaret Powell ihre Arbeitgeber (von einer Ausnahme abgesehen) durchgehend verachtet zu haben. Jeder Absatz in „Below Stairs“ scheint nur so von einem tiefen Gefühl der Ungerechtigkeit durchdrungen zu sein, das Margaret Powell bezüglich des Umgangs mit ihrem eigenen sozialen Stand zu empfinden schien. Natürlich hat sie recht damit, dass die Tatsache, dass sie als Tochter eines Handwerkers geboren wurde, niemandem das Recht gibt, sie wie einen minderwertigen Menschen zu behandeln. Und ja, es wäre definitiv fairer gewesen, wenn ihr Leben nicht so sehr von der Armut ihrer Eltern beherrscht worden wäre und wenn sie statt als Küchenmädchen zu arbeiten ihre Wunschausbildung als Lehrerin hätte machen können. Aber insgesamt wird die Lektüre des Buchs durch das permanente Beklagen dieser Umstände nicht gerade angenehmer. Außerdem fiel mir immer wieder auf, dass sie – von den wenigen Kolleginnen, die sie als Freundinnen bezeichnete, abgesehen – selbst anderen Angestellten keinerlei Respekt entgegenbrachte, vor allem, wenn diese sich mit ihren Arbeits- und Lebensumständen abgefunden hatten und versuchten das Beste daraus zu machen.

So war für mich der spannendste Aspekt beim Lesen letztendlich der Kontrast zwischen den Persönlichkeiten von Nancy Jackman und Margaret Powell, die natürlich ihre Biografien deutlich geprägt haben. Während Nancy ein braves und schüchternes Mädchen vom Land war, das sich in den ersten Arbeitsjahren kaum zu trauen schien, überhaupt nach einem freien Tag zu fragen, scheint Margaret Powells eher städtisches Aufwachsen (und die Tatsache, dass sie das älteste Mädchen im Haus ihrer Eltern war) dafür gesorgt zu haben, dass sie – trotz aller Widrigkeiten – genügend Selbstbewusstsein hatte, um Risiken einzugehen und das Gefühl zu haben, dass sie Besseres verdient hätte, als ihr Leben damit zu verbringen, den Launen ihrer Herrschaften entsprechen zu müssen. So bietet „Below Stairs“ nicht nur einige Informationen über die Arbeitsbedingungen als Küchenmädchen bzw. Köchin zu dieser Zeit, sondern auch eine Menge Gedanken von Margaret Powell zum Leben ihrer Arbeitgeber – wobei sie besonders von deren sexuellen Eskapaden geradezu besessen zu sein schien. Ich muss gestehen, dass ich das lieber gelesen und deutlich amüsanter gefunden hätte, wenn ich Margaret Powell sympathischer gefunden hätte. So fragte ich mich relativ häufig, wie sehr ihr (überaus verständlicher) Wunsch nach einer Flucht aus diesem Leben ihre Perspektive getrübt hat.

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