Rachel Hawkins: Hex Hall 1 – Wilder Zauber

Ich glaube, ich sollte eine neue Kategorie aufmachen und diese mit „Irina ist Schuld“ betiteln! Nach dem Studiums des Lyx-Programms hatte ich das Buch mit einem „Nicht schon wieder eine übernatürliche Schulgeschichte!“ für mich abgehakt – und dann kam Irinas Rezension zu „Wilder Zauber“ und mich plagte die Neugier. Als ich dann am Freitag in einer Buchhandlung auch noch neben einem ganzen Stapel davon darauf wartete, dass ich endlich an der Kasse bezahlen kann, habe ich mich spontan gegen den ausgesuchten Roman und für den ersten Hex-Hall-Band entschieden.

Heute mache ich es mir mal leicht und gebe hier den (gekürzten) Text der Innenklappe des Buches wieder: Die sechzehnjährige Sophie Mercer ist eine Hexe. Doch die Sache mit der Magie hat sie nicht so wirklich im Griff. Als sie einer Mitschülerin mit einem Liebeszauber helfen will, endet dies mit derart katastrophalen Folgen, dass ihre Mutter sie an die Hecate Hall schickt, ein Internat für auffällig gewordenen junge Hexen, Gestaltwandler und Feen. Dort teilt sich Sophie ein Zimmer mit der einzigen Vampirin der Schule.

Kaum ist sie in „Hex Hall“ angekommen, versucht ein Trio dunkler Hexen, sie für ihren Zirkel zu gewinnen, und Sophie verliebt sich Hals über Kopf in den traumhaft gut aussehenden Hexer Archer – den Herzensbrecher von Hex Hall, der aber leider schon vergeben ist. Da werden auf dem Campus einige Hexen angegriffen, und der Verdacht fällt auf Sophies Zimmergenossin Jenna. Doch Sophie ist davon überzeugt, dass Jenna unschuldig ist. [Die restlichen zwei Sätze verraten mir zuviel, also lass ich die mal weg.]

„Wilder Zauber“ hat mich in genau der passenden Stimmung erwischt und ich habe mich sehr gut dabei amüsiert. Kritisch betrachtet ist es wirklich nur eine dieser zahlreichen „übernatürlichen Schulgeschichten“ und einige der Charaktere kommen einem doch sehr vertraut vor, begonnen bei Archer, dem Schwarm aller Mädchen, über die Schulzicke Elodie, die natürlich wunderschön und machtversessen ist, bis zur biestigen Sportlehrerin. Auch waren viele der „überraschenden“ Wendungen in der Handlung für mich sehr vorhersehbar – und das nicht nur, weil ich den Klappentext komplett gelesen hatte. 😉

Aber Rachel Hawkins Humor spricht mich an und so hat mich schon der Prolog zum Schmunzeln gebracht. Obwohl abzusehen war, dass Sophies Liebeszauber bestimmt schief laufen würde, wurden die Folgen dieser gut gemeinten Hexerei so wunderbar überzogen dargestellt, dass ich mich wohlwollend auf die weiteren Kapitel gestürzt habe. Nicht alles, was lustig gemeint war, war wirklich witzig, aber ich habe den Großteil der Zeit mit einem Grinsen im Gesicht über den Seiten gesessen. An vielen Stellen hat mich der Humor sehr an „Buffy“ erinnert – und die Serie war in der Beziehung wirklich toll! -, wobei ich schlecht erklären könnte, warum das so war. Die (manchmal zynischen) Sprüche von Sophie könnte ich mir einfach auch gut aus Buffys oder Willows Mund vorstellen.

Auch die Darstellung der übernatürlichen Wesen hat mir gefallen. Sophie lebt erst einmal wie ein ganz normaler amerikanischer Teenager, bis ihrer Zauberei einfach nicht mehr zu vertuschen ist. Erst dann bekommt sie überhaupt Kontakt mit der magischen Welt und mit ihr zusammen lernt man als Leser die verschiedenen Gestalten und ihre Fähigkeiten kenne. Wobei Sophie zwar sehr unerfahren, aber nicht unwissend ist, denn ihre (menschliche) Mutter hat so viele Bücher wie möglich über Hexen, Zauberer, Gestaltwandler und Magie gesammelt und das Mädchen hat diese Sachbücher intensiv studiert. Aber es besteht doch ein deutlicher Unterschied zwischen theoretischen Wissen und dem Leben in einem Internat für magische Jugendliche, die „auffällig“ geworden sind.

Mir gefällt es, dass diese ganzen Hexen, Gestaltwandler und Feen ganz normale Teenager sind – nur halt mit ein paar Problemen mehr als ein durchschnittlicher Jugendlicher sie hat. So beschreibt die Autorin einen (häufig langweiligen, aber) glaubwürdigen Schulalltag und überzeugende Teenager – mit all den Problemen, die Jugendliche so beschäftigen können, von der ersten Verliebtheit, Stress mit den Lehrern oder Mitschülern und Freundschaften. Auch die Beziehung zwischen Sophie und ihrer Mitbewohnerin Jenna finde ich sehr schön dargestellt. Obwohl Sophie selber mehr als genug Vorurteile gegenüber der Vampirin hat, versucht sie objektiv zu bleiben, als Jenna von den Mitschülern angegriffen wird, und weiterhin eine gute Freundin zu sein. Allerdings finde ich Jenna – so sympathisch die Vampirin ist –als Figur mit all ihren Vorlieben doch etwas übertrieben.

Ein paar Punkte haben mich an dem Buch geärgert wie zum Beispiel Sophies Eltern. Auch wenn nachvollziehbar erklärt, warum ihr Vater sie nie persönlich getroffen hat, so denke ich doch, dass er seine Tochter über seine Stellung in der magischen Welt und den damit für sie verbundenen Gefahren hätte aufklären sollen. Schließlich haben sie sich per Email ausgetauscht – und wenn das zu wenig „privat“ gewesen wäre, dann hätte ich an seiner Stelle zumindest einen langen Brief für meine Tochter bei der Schulleitung der „Hex Hall“ hinterlassen.

Auf der anderen Seite ist Sophies Verhalten innerhalb dieser Situation stimmig. Das Mädchen kommt recht naiv und ahnungslos an diese Schule und muss damit kämpfen, dass scheinbar jeder ihren Vater kennt (und einen Groll gegen ihn hegt). So schwankt sie zwischen Misstrauen und der Hoffnung, sich mit den Mitschülern anfreunden zu können – und reagiert häufig aus Unsicherheit heraus etwas überzogen. Dabei ist ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte schön zu verfolgen, denn je besser sie sich in „Hex Hall“ einlebt, desto selbstbewusster wird sie und desto mehr wagt sie sich.

Ohje, ich weiß nicht, ob jetzt wirklich deutlich wurde, was mir an dem Buch gut gefallen hat, aber abschließend lässt sich sagen: Trotz der „gewöhnlichen“ Grundidee und diverser Kritikpunkte hat mir „Wilder Zauber“ wirklich viel Spaß gemacht! Der Humor liegt ganz auf meiner Wellenlänger, auch wenn mich die verschiedenen Szenen eher zum Schmunzeln als zum Auflachen gereizt haben – und ich werde mir ganz bestimmt auch die Fortsetzung zulegen, wenn sie irgendwann in Deutschland erscheint!

14 Kommentare

  1. Ich bin ja nur froh, dass dir die "Irina ist schuld"-Bücher wenigstens überwiegend gefallen – so kann ich gut damit leben! 😉

    Wie du ja weißt, teile ich deine Meinung voll und ganz. Rachel Hawkins hat mit diesem Buch ganz sicher keine neuen Wege beschritten und das Rad nicht neu erfunden, aber das finde ich nicht schlimm, wenn ein Buch trotzdem so unterhaltsam und amüsant ist.

    Interessant finde ich deinen Hinweis auf einen ähnlichen Humor wie in Buffy: Ich hab mal ein paar Folgen der Serie vor einigen Jahren (da lief sie schon nicht mehr im Fernsehen) auf DVD gesehen und konnte mich nicht so recht damit anfreunden; irgendwie war die Serie mit ihren damals schon veralteten Special-Effekts nicht mehr recht zeitgemäß. Aber vielleicht sollte ich ihr doch noch mal ne Chance geben …

  2. Ja, sie gefallen mir wirklich (zumindest zu einem erschreckend großen Prozentsatz), aber trotzdem ist es langsam bedenklich, dass eine Handvoll Leute (denn du bist ja nicht allein an meinem Buchkonsum schuld) so einen Einfluss auf mein Leseverhalten haben. Ohje … *g*

    Was Buffy angeht, so weiß ich nicht, ob ich die Serie so gemocht hätte, wenn ich sie nicht bei der Erstausstrahlung direkt verfolgt hätte. Natürlich sahen damals schon die "Monster der Woche" nicht so wirklich überzeugend aus, aber trotzdem war damals etwas ganze anderes, witzig und böse und voller Anspielungen auf andere Medien. Mir ist das gerade erst wieder aufgefallen, als ich die Comics zur Serie gelesen habe. Die sind nicht besonders ansprechend gezeichnet und die Stories sind zum Teil nur ganz nett, aber den Humor (und der wird da auch gut getroffen) mag ich immer noch! 🙂

    Sag Bescheid, wenn du der Serie noch eine Chance gibst, denn dann will ich Erlebnisberichte von dir! *fg*

  3. Du hast mich neugierig auf dieses Buch gemacht, auch wegen des Buffy-Bezuges 🙂

    Bei Buffy ging es natürlich um Vampirjagd und/oder Monster der Woche (denen man die Zeit und den Geld- bzw. Zeitmangel ansah), aber das wirklich spannende und interessante Element war auch hier das Beziehungsgeflecht der Charaktere. Und der Humor in der Show war wirklich klasse 🙂

  4. Katrin von Saiten

    Hach jetzt sind wieder alle begeistert davon… so wird mein SUB jedenfalls nicht kleiner… *seufz*

  5. @Katrin: Ich kann nichts dafür, ich wollte das Buch so richtig doof finden – und dann kam Irinas böse Rezension und meine Neugier und … 😉

  6. Katrin von Saiten

    @Winterkatze +Irina: Ihr macht es nicht besser… Ich muss doch noch durch Harry Potter durch 🙁

  7. @Katrin: Ganz einfach, du kaufst dir das Buch und darfst es dann lesen, wenn du einen Harry-Potter-Band geschafft hast. Bestimmt liest du dann viel schneller die Abenteuer des Zauberlehrlings! 😀

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