Rachel Hore: Der Garten der Erinnerung

Dieses Buch habe ich im Rahmen von Karis fünftem SuB-Losverfahren gelesen und es hat sich als recht angenehme Sommerlektüre herausgestellt. Die Geschichte teilt sich in zwei Handlungen auf. Auf der einen Seite verfolgt man das Leben von Mel, die zu heutiger Zeit in London lebt und dort an einer Universität eine Stelle als Dozentin hat. Der zweite Teil erzählt von Pearl, einer jungen Frau aus Cornwall, die im Jahr 1912 bei einem Brand ihr Zuhause verlor und eine Anstellung als Dienstmädchen in einem Herrenhaus annehmen musste.

Mel hat vor knapp einem Jahr ihre Mutter verloren, die an Krebs starb, und erst vor wenigen Wochen hat sie sich auch noch von ihrem Freund getrennt, da dieser andere Vorstellungen vom gemeinsamen Leben hatte als sie. Emotional ausgelaugt nimmt sich Mel ein Freisemester an der Uni und will die Zeit nicht nur nutzen, um wieder zur Ruhe zu kommen, sondern auch um ein Buch über eine Künstlergemeinschaft aus Cornwall zu schreiben, die zur Zeit des Impressionismus einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte.

Um direkt vor Ort Nachforschungen anstellen zu können, mietet sie von einem Freund ihrer Schwester Chrissie, der vor kurzem ein ehemaliges Herrenhaus in Cornwall geerbt hat, ein kleines Cottage. Dort hängen kleine Zeichnungen an der Wand, die mit P.T. signiert sind und die Mels Neugierde wecken. Zusammen mit ihrem Vermieter Patrick versucht sie mehr über diese Zeichnungen – und die früheren Besitzer des Herrenhauses herauszufinden. Gemeinsam erliegen die beiden dem Charme des Gartens und machen sich daran, das ungepflegte Landstück wieder in altem Glanz auferstehen zu lassen.

Pearls Anteil an diesem Roman ist deutlich geringer als der von Mel. Nur manchmal gibt es ein ganzes Kapitel, in dem erzählt wird, wie es der jungen Frau als Dienstmädchen ergeht. Weitere Hinweise über ihr Leben erhält man hier und da am Ende eines Kapitels, in dem sich die Handlung um Mel drehte, wo man manchmal einen kursiven Absatz findet, der Pearls Gedanken wiedergibt.

Die Handlung in „Der Garten der Erinnerung“ ist sehr vorhersehbar. Auf der einen Seite gibt es da Mel und Patrick, die beide gerade unangenehme Beziehungen hinter sich gebracht haben und nun Trost beieinander finden, auf der anderen Seite das junge Dienstmädchen, das sich für Malerei interessiert und sich in den Erben ihrer Arbeitgeber verliebt. Wie das Ganze endet, kann wohl jeder erraten … Aber ich muss betonen, dass Rachel Hore ihre Geschichte auf eine sehr schöne Weise erzählt. Obwohl die Handlung eher dahinplätschert und es kaum Höhen oder Tiefen gibt, fand ich es sehr nett dieses Buch zu lesen. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf Mel und Patrick, die sich nicht einfach kopfüber für eine neue Beziehung entscheiden können (was bei anderen Bücher dazu führen würde, dass sich daraufhin alles in Wohlgefallen auflöst). Beide haben aufgrund ihrer vergangenen Erfahrungen ein paar Altlasten, die sie erst einmal verarbeiten müssen.

Mel ist extrem misstrauisch, schnüffelt Patrick irgendwann sogar soweit hinterher, dass ich ihr Verhalten kaum noch akzeptieren konnte, und hat ihren Ex-Freund immer noch nicht so ganz überwunden. Ebenso geht es Patrick, der sich immer noch für die ehemalige Verlobte verantwortlich fühlt und der nicht verstehen kann, dass sich Mel daran stört, dass er immer noch für die andere Frau da ist. Auch gibt es immer wieder Dinge, bei denen er Mel ausschließt, was sie natürlich in den Wahnsinn treibt. Doch es gelingt Rachel Hore all dieses am Ende in eine realistische kleine Liebesgeschichte zu verwandeln, sodass man das Buch mit dem befriedigende Gefühl zuklappt, dass man mal eine Geschichte mit ganz normalen Menschen voller Fehler und Schwächen gelesen hat.

Und da das alles so ganz normal ist, ist es auch gut, dass die Autorin noch die zweite Handlung eingeflochten hat, denn so gibt es doch noch ein paar Dinge, auf die man neugierig bleibt und die einen von der Alltäglichkeit der Hauptgeschichte ablenken. „Der Garten der Erinnerung“ ist wohl kein Buch, dass ich ein zweites Mal lesen würde, aber für einen heißen Sommertag, an dem man sich nicht auf eine komplizierte Handlung konzentrieren will und einfach nur eine nette und unterhaltsame Erzählung sucht, ist der Roman gut geeignet.

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