Rick Yancey: Der Monstrumologe (Hörbuch)

Nachdem ich mich mit Kiya auf ihrem Blog gerade kurz über den „Monstrumologen“ unterhalten habe, fiel mir ein, dass ich hier ja noch eine kurze Anmerkung zum Hörbuch veröffentlichen könnte. Einen detaillierten – und ein wenig langen – Eindruck zum Buch gab es von mir schon einmal HIER, aber Hörbücher sind ja immer noch ein klein wenig anders. Vor allem, wenn es sich um eine „bearbeitete Fassung“ handelt, finde ich einen direkten Vergleich immer wichtig.

Während ich sonst immer gern über die diversen Änderungen, die sich durch die Bearbeitung und Kürzung ergeben, meckere, muss ich zugeben, dass bei „Der Monstrumologe“ nur eines etwas zu bemängeln ist. Denn der Verlag hat die Einleitung des Buches weggelassen, durch die man erfährt, dass die gesamte Geschichte so erzählt wird, wie sie in seinen Tagebüchern von Will Henry aufgeschrieben wurde. Die ganze Vorgänge werden also nicht nur aus seiner Sicht geschildert, sondern lassen sich auch nicht nachprüfen, da Will Henry inzwischen in einem überraschend hohen Alter verstorben ist.

Ohne diese Einleitung gibt es bei dem Hörbuch kleine Momente, bei denen man als Hörer etwas irritiert ist, weil die Erzählweise in ihrer tagebuchartigen Art leicht unpassend wirkt. Das kommt aber nur sehr selten vor und ansonsten kann ich sagen, dass ich schon mit dem Buch in der Hand neben dem CD-Player hätte sitzen müssen, um den Finger auf die jeweiligen Kürzungen legen zu können. Hier und da hatte ich eine Szene in meiner Erinnerung etwas ekeliger abgespeichert, aber vermisst habe ich keinen entscheidenden Punkt und keine Szene, die für die Atmosphäre oder die Handlung entscheidend gewesen wäre. Es gab nur das vage Gefühl, dass hier und da ein Satz geschickt entfernt worden wäre.

Nicht nur bei der Bearbeitung, sondern auch bei der Wahl des Sprechers wurde für „Der Monstrumologe“ eine gute Entscheidung getroffen. Christoph Wortberg hat nicht nur eine angenehme Stimme, sondern betont auch die leicht altmodische Sprache (immerhin soll die Geschichte ja im Jahr 1888 spielen) sehr gut. Mir ist es nicht nur dadurch, dass ich die Handlung nun schon kannte, sondern auch durch seine flüssige Vortragsweise leichter gefallen in die Geschichte rein zu kommen. Außerdem habe ich seine Darstellung der verschiedenen Charaktere genossen. Ich mag es nicht, wenn ein Sprecher übermäßig betont oder seine Stimme groß verstellt (ich bin vermutlich auch einer der wenigen Menschen, die mit Rufus Beck als Hörbuchsprecher nichts anfangen können), aber Christoph Wortberg hat es sehr fein und geschickt gemacht.

Sein Will Henry ist ein unsicherer, ängstlicher Junge, der gegen die Müdigkeit, die Erschöpfung, den Hunger und das allgegenwärtige Gefühl der Einsamkeit ankämpfen muss und dabei doch bei Bedarf mutig und entschlossen vorgeht. Dr. Warthrope hingegen klingt ungeduldig, gereizt und immer drängend. Sein ständiges Antreiben hat mich mit Will Henry mitleiden lassen, mich aber auch regelmäßig zum Grinsen gebracht, während man später – im Kontrast mit dem zur Hilfe gerufenen „Monsterjäger“ – bemerkt, wie hilflos der Monstrumologe doch in Wirklichkeit ist und wie entschlossen seine Arbeit richtig zu tun. Wer also gern Hörbücher hört, kann bei dieser Version getrost zugreifen. Entweder um die Geschichte noch einmal anders zu erleben oder um als Hörbuch vielleicht etwas zu entdecken, an das man sich als Roman nicht so recht herangetraut hat. 😉

2 Kommentare

  1. Ah, unser Gespräch trägt Früchte! *freu*

    Ich habe gerade mal in die Hörprobe reingehört und finde den Sprecher auch gut gewählt. Du magst Rufus Beck auch nicht? Ich dachte schon, ich wär die einzige – Harry Potter höre ich nur von v. Manteuffel, diese grausigen Dialekte bei Becks Figureninterpretation finde ich enervierend.

    Einen Nachteil hat das Hörbuch aber mit Sicherheit: die wirklich tolle Gestaltung des Buches fehlt! Die Originalleser sind ja offenbar ganz neidisch, weil nur die deutsche Ausgabe die Illustrationen beinhaltet… 😉

  2. Huch, wieso hatte ich auf diesen Kommentar nicht geantwortet?

    Ne, ich mag Rufus Beck ganz und gar nicht, der Sprecher zerstört mit seinen schrecklichen Dialekten meine Vorstellunge von den Figuren. Ich habe "meine" Hörbuchsprecher lieber dezenter, damit weiterhin Raum für meine Fantasie bleibt. Ein guter Sprecher bekommt es hin den Text gut zu betonen und jeder Figur einen eigenen Charakter zu verleihen, ohne dass er dabei irgendwelche Dialekte verwenden oder seine Stimme unnatürlich verstellen muss!

    Oh, das Buch hat im Original gar nicht diese tollen Illustrationen? Das ist wirklich schade, denn die Bilder fangen die Stimmung so wunderbar ein! 🙂

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