Schatz, reichst du mir bitte mal den Ghoul?

Nachdem mein Mann zu Weihnachten das Brettspiel „Arkham Horror“ geschenkt bekomme hat, welches auf den Werken von H. P. Lovecraft basiert, haben wir gestern endlich Zeit gefunden, um es einmal auszuprobieren. Da wir beiden die Geschichten des Autors sehr mögen, waren wir wirklich neugierig – ich muss aber auch zugeben, dass ich vor dem komplexen Regelwerk etwas zurückschreckte. Trotzdem mussten wir das Spiel natürlich antesten und so wurde der Wohnzimmertisch mittags von mir komplett abgeräumt (bei der Gelegenheit habe ich dann auch meine Geschenke fotografiert und kurz darauf noch mein SuB-Regal umsortiert) und gegen 15 Uhr haben wir dann angefangen, das Spiel aufzubauen.

Anfangs ist es nicht gerade leicht, den entsprechenden Platz für die verschiedenen Kartenstapel, Kleinteile, Monster und sonstigen Elemente zu finden, aber irgendwie waren wir nach einer knappen Stunde soweit, dass wir nicht nur alles auf dem Tisch (und dem Beistellhocker) untergebracht und uns mit unseren Charakteren angefreundet hatten, sondern auch eine Vorstellung vom Spielablauf hatten. Ich muss allerdings zugeben, dass man beim ersten Durchlauf das Gefühl hat, dass man an so viele Sachen gleichzeitig denken und so viele Schritte in der richtigen Reihenfolge machen muss, dass dieser erste Durchlauf nicht nur ziemlich lange dauerte, sondern auch ganz schön anstrengend war.

Kurz darauf konnte man dann Gespräche in unserem Wohnzimmer verfolgen, die so nette Sätze beinhalteten wie „Schatz, reichst du mir bitte mal den Ghoul?“, „Ich habe vergessen, mir ein Gehirn zu geben!“, „Das kostet mich jetzt fünf Monster, oder?“, „Würfel mal für deinen Segen“, „Nicht schon wieder ein Kultist!“, „Murphy bringt mir zwei Würfel!“ oder „Hatten wir schon das mystische Ereignis?“ (für Kenner des Spiels: Das bezog sich auf die Mythoskarten!). Es hat wirklich viel Spaß gemacht, aber im Laufe der nächsten Stunden hatten wir wirklich das Gefühl, unsere Köpfe würden anfangen zu rauchen. Außerdem waren wir so ins Spiel vertieft, dass wir unsere Essenszeit total verpasst haben und erst das eintretende Schwindelgefühl hat dann dafür gesorgt, dass wir gegen 19:30 Uhr eine Pause gemacht haben.

Dabei musste mein Mann allerdings, während ich gekocht habe, im Wohnzimmer bleiben, damit die Katzen nicht die verlockenden Kleinteile in die Pfoten bekommen konnten. Ich fühlte mich im Laufe des Spiels ehrlich gesagt oft genug, als ob man mir ein „Fummelbrett“ (für die Nichtkatzenbesitzer: Bretter mit unterschiedlichen Öffnungen und Hindernissen, die mit Leckereien oder Spielzeug gefüllt werden, damit die Katzen beschäftigt sind) vorgesetzt hätte, während ich mit Gehirnen, Herzen, Hinweismarkern und ähnlichen Teilchen jonglierte. Nach ungefähr zwei Stunden Pause haben wir dann weitergespielt. Mein Mann meinte zu dem Zeitpunkt, dass es eigentlich in drei Runden vorbei sein könnte, aber dank einer glücklich gezogenen Karte verschwanden all die Monster vom Spielbrett und wir bekamen eine neue Chance gegen den Großen Alten …

Insgesamt haben wir fast genau sieben Stunden mit „Arkham Horror“ verbracht, bis wir siegreich aus der Schlacht gingen, und fielen dann mit dem Kopf voller Regeln, Monster und Hinweismarker erschöpft ins Bett. Es hat wirklich Spaß gemacht, auch wenn es höllisch lange dauerte. Morgen starten wir eine neue Runde – in der Hoffnung, dass wir dieses Mal nicht so häufig Regeln nachschlagen müssen und die Herausforderung etwas zügiger bewältigt bekommen. Und Anfang des nächsten Jahres werden wir wohl endlich den lang geplanten Beistelltisch besorgen, damit wir den auch beim Spielen benutzen können …

4 Kommentare

  1. So ähnlich sieht der erste Versuch mit "Arkham Horror" wohl bei allen aus – wir haben auch unglaublich lange gebraucht! Zum Trost: irgendwann geht es etwas schneller, weil man die Abläufe besser kennt. Es bleibt aber ein Spiel, das mehrere Stunden dauert 🙂

    Wirklich, ihr habt gewonnen? Also, wir haben ja eigentlich immer irgendwie falsch gespielt, wenn wir ausnahmsweise mal gewonnen haben… 😉

    Mit vielen Mitspielern macht es besonders Spaß; wenn man nur zu zweit ist, machen wir es manchmal so, daß jeder zwei oder drei Ermittler übernimmt, damit es nicht langweilig wird.

  2. Ich fand es wirklich unfassbar, dass wir bis zum Ende des Spiels immer wieder was nachschlagen oder einen Zug rückgängig machen mussten, weil wir was vergessen hatten. Allerdings waren wir am Ende auch wirklich kaputt und unkonzentriert. *g*

    Und wir hatten wirklich eine Menge Glück, die späteren Toren öffneten sich alle an Stellen, an denen schon Tore waren oder die schon versiegelt waren. So ist der Große Alte dann nicht erwacht (auch wenn es arg knapp war) und wir konnten durch das Schließen der Tore gewinnen. Das wäre uns aber auch nicht geglückt, wenn die Monster nicht durch die eine Karte von allen Straßen verschwunden wären. Zu dem Zeitpunkt hingen wir beide an einem Ort fest und trauten uns kaum noch einen weiteren Schritt zu machen. *g*

    Mehr Mitspieler als uns zwei wird es erst einmal nicht geben. Es gibt zwar einen Arbeitskollegen meines Mannes, der vielleicht in Frage käme, aber der zur Zeit ist nur in der Woche vor Ort – und mal eben nach der Arbeit ist dieses Spiel ja dann doch nicht zu spielen.

    Auf mehr Ermittler pro Person werden wir wohl erst ausweichen, wenn wir uns noch etwas sicherer fühlen. Gleich geht es mit der nächsten Arkham-Horror-Runde los und wir hoffen, dass wir vor Mitternacht (schließlich müssen wir eine Pause für das Fondue heute Abend einplanen 😉 ) fertig werden. 🙂

  3. Ja, na klar, mehr Ermittler pro Person gehen erst, wenn man mit dem Regelwust langsam zurecht kommt. Aber eure zweite Runde ging ja schon schneller 🙂
    Später macht es aber vielleicht Spaß, mehrere Ermittler auszuprobieren – mit weniger Spielern ist das Spiel nämlich leichter 😉

    Wir sind im Moment dabei, die nächste Erweiterung einzuplanen, die gerade erscheint (Miskatonic Horror) – wenn die nur nicht immer so teuer wären…

  4. Wir hatten auch das Gefühl, dass die zweite Runde erstaunlich leicht war. Wir haben zwar mit deutlich weniger Punkten gewonnen, aber wir haben wieder gewonnen. Und dabei vergessen wir immer die Monster vom Feld zu räumen, wenn wir ein Tor geschlossen haben. 😉 Dafür lief der Kampf gegen den Großen Alten relativ gut …

    Vielleicht sollten wir die nächste Runde Ende der Woche wirklich mit zwei Ermittlern pro Person starten, um damit mal Erfahrungen zu sammeln.

    Die Erweiterungen hat mein Mann auch im Auge – für uns wären das typische Geschenke von meinen Eltern für meinen Mann. Liegt im finanziellen Rahmen und die schenken uns zu Geburtstag und Weihnachten immer etwas, was wir uns explizit wünschen. 😉

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