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Celia L. Grace: Die Heilerin von Canterbury und die Bruderschaft des Todes (Hörbuch)

Da mich „Die Heilerin von Canterbury und das Buch des Hexers“ so gut unterhalten hatte und so schnell gehört war, habe ich den folgenden Teil, „Die Heilerin von Canterbury und die Bruderschaft des Todes“, gleich hinterhergeschoben. Dieses Mal dreht sich die Handlung um Spione und Intrigen, um Mönche und Königinnen – eine ganz nette Zusammenstellung, wie ich finde. Kathryn wird von dem Erzbischof von Canterbury mit einer ungewöhnlichen Aufgabe betraut, bei der sie sich intensiv mit den Vorgängen in einem Kloster auseinandersetzen muss. Dort verstarb vor einigen Tagen der älterer Mönch Bruder Adworth, was nicht weiter bemerkenswert gewesen wäre, wäre der alte Mann nicht der Beichtvater der Königinmutter Cecily von York gewesen.

Noch pikanter wird die Angelegenheit durch diverse „Wunder“, die der Verstorbene nach seinem Tod bewirkt haben soll. Um nun die Heiligsprechung von Roger Adworth in die Wege leiten zu können, müssen die Vorfälle genau untersucht werden – wobei Kathryn als „advocata diaboli“ fungiert. Sie findet nicht nur schnell heraus, dass der verstorbene Bruder getötet wurde, sondern auch, dass eine Verbindung zu der Ermordung eines Spions besteht, der sich mit Column, dem Beauftragten des Königs in Canterbury, hätte treffen sollen.

Auch für diese Hörbuchumsetzung wurde die Buchvorlage gekürzt wiedergegeben, und auch dieses Mal hatte ich nicht das Gefühl, dass ich für die Lösung des Kriminalfalls relevante Details verpassen würde. Deshalb vermutete ich anfangs, dass sich die Kürzungen vor allem auf die kleinen persönlichen Szenen beziehen, die dem Roman noch etwas mehr Atmosphäre verleihen und auf Details des Alltagslebens zu dieser Zeit eingehen. Allerdings habe ich in der Zwischenzeit herausbekommen, dass es in der Romanvorlage einen zweiten Handlungsstrang gibt, der sich um eine Rattenplage in Canterbury dreht. Das wäre bestimmt auch interessant gewesen, wenn man bedenkt, welche Risiken damit im 15. Jahrhundert verbunden waren.

Insgesamt fand ich das Hörbuch wieder sehr unterhaltsam, denn auch ohne die diversen Details und den zweiten Handlungsstrang bekommt man immer noch eine Menge Informationen über das Leben und den Alltag zu dieser Zeit in Canterbury, erhält einen Einblick in die internen Probleme der königlichen Familie und in die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn man als normaler Bürger in die Angelegenheiten der Herrschenden hineingezogen wird. Diese Mischung aus historischen Details und sympathischen fiktiven Figuren hatte mir schon bei den Romanen gefallen, außerdem fühlen sich die Kriminalfälle stimmig an. Motive, Täter und Durchführung der Tat wirken auf mich nicht totkonstruiert, sondern passend für die Zeit und die technischen Mittel.

Wie schon bei „Das Buch des Hexers“ wurde auch dieses Hörbuch von Renate Kohn gesprochen, die ihre Sache wieder sehr gut gemacht hat. Auch mit der Tonqualität und der Trackeinteilung war ich zufrieden (auf die genaue Tracklänge habe ich dieses Mal nicht geachtet, weil ich beim Hören mit Gewächsen aus der Hölle kämpfte). Ach, einen Punkt hatte ich bei der letzten Rezension ganz unterschlagen: Die Übergänge zwischen den Tracks werden von mittelalterlicher Musik (mal rein instrumental, mal mit Gesang) begleitet, die ich zwar ganz nett finde, auf die man meinetwegen aber auch hätte verzichten können.

Celia L. Grace: Die Heilerin von Canterbury und das Buch des Hexers (Hörbuch)

Vor einigen Jahren habe ich gern historische Kriminalromane gelesen, darunter auch Bücher aus der Reihe „Die Heilerin von Canterbury“ von Celia L. Grace. Hinter dem Autorennamen „Celia L. Grace“ verbirgt sich der Historiker Paul Doherty, der unter weiteren Pseudonymen noch viele andere historische Romane geschrieben hat – ich muss aber zugeben, dass ich die weiteren Reihen nicht kenne. Die Hörbuchversion von „Die Heilerin von Canterbury und das Buch des Hexers“ wurde vom Eichborn Verlag deutlich gekürzt, was aber nicht dafür gesorgt hat, dass man der Handlung nicht mehr folgen kann. Alle Passagen rund um die Ermittlungen fügen sich gut zusammen, und wenn man nicht wüsste, dass der Autor gern kleine Alltagsszenen in die Geschichte einbaut, würde man vermutlich gar nichts vermissen.

In diesem Band der Reihe rund um die Heilerin von Canterbury muss sich Kathryn Swinbrooke mit der Ermordung des Magiers Tenebrae auseinandersetzen. Die verwitwete Ärztin wird inzwischen regelmäßig von der Ratsversammlung von Canterbury herangezogen, um gemeinsam mit Culumn, dem Sonderbeauftragten von König Edward IV., in Todesfällen zu ermitteln, die die Mächtigen des Landes in Unruhe versetzen. Der Rosenkrieg ist gerade mal ein Jahr her, und noch immer versucht England, mit den neuen – und noch unsicheren – Machtverhältnissen zurechtzukommen.

Der Tod Tenebraes und das Verschwinden seines magischen Buches alarmieren nicht nur die diversen Pilger, die den Magier aufsuchen wollten, sondern auch die Königin, die sich immer wieder ratsuchend an den Magier gewandt hatte. Denn Tenebrae war nicht nur für seine Magie berühmt, sondern auch für all die Geheimnisse, die er seinen Klienten entlockt und zu seinen Gunsten verwendet hatte. Dieses Wissen über die Schwachstellen und Verfehlungen seiner Kunden sammelte der unangenehme Mann in seinem schwarzen Buch und erpresste so Geld und Gefälligkeiten. Auch die Pilgergruppe, die den Mager am Vormittag seines Todes aufgesucht hatte, musste Tenebraes Wissen fürchten – und so steht für Kathryn und Culumn schnell fest, dass sich der Mörder unter ihnen befindet.

Was den Krimianteil angeht, so ist diese Geschichte jetzt nicht so wahnsinnig spannend. Aber ich fand es interessant, die verschiedenen Verhöre und Gespräch zu verfolgen und mir meine eigenen Gedanken zum Ablauf des Mordes zu machen. Noch reizvoller waren die vielen Szenen, in denen der Alltag in einer Stadt wie Canterbury rund um 1470 dargestellt wird. Auch wenn es davon in diesem Hörbuch deutlich weniger Momente gab als in den Romanen, hatte ich doch das Gefühl, dass mir hier auf beiläufige und wenig plakative Weise das ganz normale Leben nähergebracht wurde – und das nicht nur aus Kathryns Sicht, die als relativ gebildete Frau ein recht privilegiertes Leben führt.

Die Sprecherin Renate Kohn war mir vor diesem Hörbuch – wenn ich mich richtig erinnere – noch nicht untergekommen, aber sie hat mir gut gefallen. Ich mochte ihre Stimme, sie hat die verschiedenen Szenen lebendig, aber nie übertrieben gelesen und den verschiedenen Charakteren dezent Individualität verliehen. So hat ihre Leistung dazu geführt, dass ich mir die Geschichte sehr gern vorlesen ließ und mich schon auf das zweite Hörbuch rund um die Heilerin von Canterbury freue.