Vor einigen Jahren habe ich gern historische Kriminalromane gelesen, darunter auch Bücher aus der Reihe „Die Heilerin von Canterbury“ von Celia L. Grace. Hinter dem Autorennamen „Celia L. Grace“ verbirgt sich der Historiker Paul Doherty, der unter weiteren Pseudonymen noch viele andere historische Romane geschrieben hat – ich muss aber zugeben, dass ich die weiteren Reihen nicht kenne. Die Hörbuchversion von „Die Heilerin von Canterbury und das Buch des Hexers“ wurde vom Eichborn Verlag deutlich gekürzt, was aber nicht dafür gesorgt hat, dass man der Handlung nicht mehr folgen kann. Alle Passagen rund um die Ermittlungen fügen sich gut zusammen, und wenn man nicht wüsste, dass der Autor gern kleine Alltagsszenen in die Geschichte einbaut, würde man vermutlich gar nichts vermissen.
In diesem Band der Reihe rund um die Heilerin von Canterbury muss sich Kathryn Swinbrooke mit der Ermordung des Magiers Tenebrae auseinandersetzen. Die verwitwete Ärztin wird inzwischen regelmäßig von der Ratsversammlung von Canterbury herangezogen, um gemeinsam mit Culumn, dem Sonderbeauftragten von König Edward IV., in Todesfällen zu ermitteln, die die Mächtigen des Landes in Unruhe versetzen. Der Rosenkrieg ist gerade mal ein Jahr her, und noch immer versucht England, mit den neuen – und noch unsicheren – Machtverhältnissen zurechtzukommen.
Der Tod Tenebraes und das Verschwinden seines magischen Buches alarmieren nicht nur die diversen Pilger, die den Magier aufsuchen wollten, sondern auch die Königin, die sich immer wieder ratsuchend an den Magier gewandt hatte. Denn Tenebrae war nicht nur für seine Magie berühmt, sondern auch für all die Geheimnisse, die er seinen Klienten entlockt und zu seinen Gunsten verwendet hatte. Dieses Wissen über die Schwachstellen und Verfehlungen seiner Kunden sammelte der unangenehme Mann in seinem schwarzen Buch und erpresste so Geld und Gefälligkeiten. Auch die Pilgergruppe, die den Mager am Vormittag seines Todes aufgesucht hatte, musste Tenebraes Wissen fürchten – und so steht für Kathryn und Culumn schnell fest, dass sich der Mörder unter ihnen befindet.
Was den Krimianteil angeht, so ist diese Geschichte jetzt nicht so wahnsinnig spannend. Aber ich fand es interessant, die verschiedenen Verhöre und Gespräch zu verfolgen und mir meine eigenen Gedanken zum Ablauf des Mordes zu machen. Noch reizvoller waren die vielen Szenen, in denen der Alltag in einer Stadt wie Canterbury rund um 1470 dargestellt wird. Auch wenn es davon in diesem Hörbuch deutlich weniger Momente gab als in den Romanen, hatte ich doch das Gefühl, dass mir hier auf beiläufige und wenig plakative Weise das ganz normale Leben nähergebracht wurde – und das nicht nur aus Kathryns Sicht, die als relativ gebildete Frau ein recht privilegiertes Leben führt.
Die Sprecherin Renate Kohn war mir vor diesem Hörbuch – wenn ich mich richtig erinnere – noch nicht untergekommen, aber sie hat mir gut gefallen. Ich mochte ihre Stimme, sie hat die verschiedenen Szenen lebendig, aber nie übertrieben gelesen und den verschiedenen Charakteren dezent Individualität verliehen. So hat ihre Leistung dazu geführt, dass ich mir die Geschichte sehr gern vorlesen ließ und mich schon auf das zweite Hörbuch rund um die Heilerin von Canterbury freue.
Oh, die Heilerin von Canterbury habe ich früher auch gerne gelesen! Vom Autor kenne ich noch ein paar Bücher, die er als Paul Harding geschrieben hat. Die waren auch ganz nett, aber die Canterbury Bücher mochte ich lieber. 😉
Mir hat dieses Hörbuch (und das andere, das ich heute beendet habe) auch wieder gut gefallen. Das ist eindeutig eine historische Krimirnalromanreihe, die für mich gut altert! Und ich hatte damals (so um 1995 muss das gewesen sein) gar nicht mitbekommen, dass es ein Pseudonym ist und mich deshalb nicht um weitere Veröffentlichungen gekümmert – aber schön zu hören, dass diese Serie schon mal besser ist als mindestens eine andere von ihm. *g*
Lustig, obwohl ich von den historischen Büchern im Grunde auch weg bin, habe ich mir letztens – oh, letztes Jahr – auf blauen Dunst hin historische Krimis gekauft (Schwester Fidelma ermittelt, Peter Tremayne).
@Natira: Ein paar Titel mag ich ja immer noch und auch beim wiederholten Lesen. Aber es ist wirklich immer wieder faszinierend, wenn man so seine Lesegewohnheiten beobachtet und die Wechsel bei den Genres mal genau registriert. 🙂
Autor(in) und Reihe sagten mir bislang gar nichts, aber das, was du schreibst, klingt doch nach netter Unterhaltung zwischendrin. Mal sehen, vielleicht teste ich die Reihe mal an – aber erst, wenn mein SuH ein Stück weit geschrumpft ist. 😉
@Ariana: Die Titel hat man so um 1995 in den Buchhandlungen gefunden, aber schon da hatte ich das Gefühl, dass die nicht so verbreitet waren. Eine nette Reihe ist es auf jeden Fall und man kann die Titel auch unabhängig voneinander lesen, auch wenn sich die Charaktere (und ihre Beziehungen) weiterentwickeln. 🙂
Hmhhh…. das müsste ich auch noch irgendwo rumliegen haben. Wäre mal wieder was Historisches für die Öhrchen. :o))
@JED: Vor allem was unterhaltsames Historisches für die Öhrchen! 🙂