Auch „Neun Leben für den Zauberer“ (bzw. „Wir sind aufs Hexen ganz versessen“) von Diana Wynne Jones habe ich für Elenas Challenge gelesen. Die Chrestomanci-Bücher habe ich Anfang der 80er Jahre für mich entdeckt und von Anfang an geliebt. Der erste Band der Reihe dreht sich um Eric „Cat“ Chant und seine Schwester Gwendolen. Die beiden Kinder wurden schon sehr früh zu Waisen, als ihre Eltern bei einem Dampferunglück ums Leben kamen. Wenig später wurden die beiden von Mrs. Sharp aufgenommen, die im selben Haus lebt, in dem auch Erics Eltern wohnten. Mrs. Sharp sorgt dafür, dass Gwendolen ihrer Begabung entsprechend gefördert wird und Hexenunterricht bekommt, während Cat zum Ausgleich Geigenunterricht nimmt – zumindest solange bis Gwendolen von Cats Üben genervt ist und die Geige in eine Katze verwandelt.
Einige Zeit danach werden Cat und Gwendolen von Chrestomanci aufgenommen, um in seinem Schloss zusammen mit seinen Kindern unterrichtet zu werden. Chrestomanci ist eine einflussreiche Persönlichkeit und wird von den Zauberkundigen dieser Welt bewundert und gefürchtet – aber was genau er tut, weiß Cat nicht. Überhaupt ist Cat anfangs ein recht naives Geschöpf und ohne Gwendolen, die allerdings nicht sehr nett zu ihm ist, fühlt er sich vollkommen verloren. Es dauert lange, bis sich der Junge in Chrestomancis Schloss wohlfühlt und diese Eingewöhnung wird ihm durch seine Schwester nur erschwert, da diese nicht gerade zufrieden ist, dass man sie wie jedes andere Kind behandelt. Erst sehr spät findet Cat heraus, dass Gwendolen etwas Größeres vorhat, als nur von Chrestomanci ausgebildet zu werden.
Ich mag die Figuren, die Diana Wynne Jones für diese Geschichten entwickelt hat, und ich mag den Humor der Autorin, der in vielen kleinen Szenen zu Tage tritt. Es gibt zum Beispiel einen Moment, in dem Gwendolen vollkommen außer sich ist, weil jemand ihre Post geöffnet hat. Sie beschwert sich bei Chrestomanci darüber und dieser meint nur ganz trocken, dass er natürlich ihre Briefe lesen muss, wenn sie mit dubiosen Gestalten Kontakt hat, dass er ihre Post aber selbstverständlich nach dem Lesen wieder verschließen könnte, wenn sie ihre Briefe lieber ungeöffnet in die Hände bekommen möchte.
Es gibt so viele wundervolle Kleinigkeiten in den Büchern, so schöne Beschreibungen, dass ich bei jedem erneuten Lesen wieder unheimlich viel Spaß habe. Und ich habe gerade diesen Roman in den vergangenen 30 Jahren sehr oft gelesen! Die Chrestomanci-Reihe besteht aus recht dünnen Büchern, die für recht junge Leser geschrieben wurden, aber trotzdem sind sie nicht so schlicht konzipiert, dass man als Erwachsene keine Freude mehr damit haben kann. Je mehr ich aber von Diana Wynne Jones lese, desto häufiger fällt mir auf, dass sie einen bestimmten „Weltentyp“ bevorzugt. Immer wieder gibt es bei ihr Geschichten, bei denen mehrere Welten parallel existieren und bei denen zumindest einige Personen in der Lage sind, von einer Welt in die andere zu wechseln. Obwohl all ihre Geschichten inzwischen schon einige Jahre auf dem Buckeln haben, sind sie nicht altbacken, sondern zeitlos charmant, amüsant und einfach zum wohlfühlen.