Über das Buch „Feuerträne“ bin ich bei Natira gestolpert (Natira ist Schuld! 😉 ) und habe es gleich nach dem Lesen der Rezension auf meine Wunschliste setzen. „Feuerträne“ ist ein ganz bezauberndes Kinderbuch, das mir wirklich viel Spaß gemacht hat. Doch während die Inhaltsangabe, der von dem besonderen Drachen Gadzooks die Rede ist, eher einen fantastischen Roman zu versprechen scheint, so ist es erst einmal mehr eine Tiergeschichte.
Der Student David Rain meldet sich auf eine Anzeige, mit der Elizabeth Pennykettle einen Untermieter sucht. Sie bietet ein hübsches kleines Zimmer an und wünscht sich dafür einen ordentlichen und sauberen Bewohner, der Kinder, Katzen und Drachen (!) mögen muss. So sehr sich David doch über die Erwähnung der Drachen in der Anzeige wundert, so sehr leuchtet es ihm ein, als er das Haus von Elizabeth (Liz) betritt. Die Künstlerin fertigt nämlich Drachen aus Ton – und in jedem Zimmer begegnen einem die kleinen zauberhaften Figuren.
Während David die Tondrachen sehr niedlich findet, scheinen für Liz und ihre zehnjährige Tochter Lucy die Figuren etwas ganz besonderes zu sein, aber mit dieser kleinen Marotte kann der Student gut leben. Überhaupt fühlt er sich schnell im Haus der Pennykettles wohl, denn er wird von Liz sehr nett behandelt und von Lucy als „großer Bruder“ eingespannt. So erzählt das Mädchen David auch sehr schnell von ihrem Kummer bezüglich der Eichhörnchen, die früher in der Straße gelebt haben.
Nachdem eine alte Eiche gefällt worden ist, sind alle Eichhörnchen verschwunden. Nur ein Tier kann Lucy noch hin und wieder sehen und Conker – wie sie es nennt – scheint verletzt zu sein. Zusammen versuchen David und Lucy das Eichhörnchen einzufangen, damit sie seine Verletzungen versorgen können. Doch das ist nicht so leicht, dann das scheue Tier geht nicht so schnell in die Falle, Liz und Lucys Kater Bonington könnte für Conker zur Gefahr werden und auch der Nachbar, Henry Bacon, macht Jagd auf jedes Getier, dass seiner Ansicht nach seine Beete zerstören könnte.
Mir haben die Charaktere gefallen, die Chris D’Lacey für seine Geschichte entworfen hat. David ist ein wirklich netter junger Mann, der erstaunlich viel Geduld mit der aufgedrehten Lucy hat, während Liz den ganzen Haushalt zusammenhält, vernünftig und fürsorglich ist – und doch gerade dadurch, dass sie anfangs so gar nicht über das Thema reden will, immer wieder durchklingen lässt, dass mit ihren Drachen etwas Besonderes verbunden ist. Lucy wäre mir im wahren Leben als Mitbewohnerin vermutlich zu anstrengend, denn sie ist zwar ein aufgewecktes, tierliebes und sehr nettes Mädchen, aber auch sehr quirlig und will jede ihrer Ideen jetzt sofort umgesetzt sehen – womit sie auch David ganz schön fordert.
Dem Autor ist es gelungen, dass ich bei dieser niedlichen Tiergeschichte um Conkers Schicksal mitgefiebert habe, dass ich mich im – manchmal etwas chaotischen – Haushalt der Pennykettles wohlgefühlt habe und dass in mir der Wunsch nach einem ganz besonderen kleinen Tondrachen aufkam. Wer von euch also einen solchen Drachen (bitte mitsamt dem kleinen Hauch Magie, der dazu gehört) finden sollte, darf ihn mir gerne zukommen lassen. Ich würde mich zu gern von so einer kleinen Figur auf meinem Fensterbrett inspirieren lassen – auch wenn ich wohl wegen der vier Katzen immer um ihr Leben bangen müsste.
Auch die Erzählweise hat mich angesprochen, obwohl Chris D’Lacey sich einer sehr einfachen und kindgerechten Sprache bedient. Bereichert wird das Buch noch von sehr feinen Zeichnungen von Nora Nowatzyk. Mal von den englischen Namen abgesehen, würde sich das Buch auch sehr gut zum Vorlesen eignen. Die Kapitel sind kurz, die Handlung ist lustig, aufregend, spannend und mitreißend – und ich wollte die ganze Zeit mehr über die Geheimnisse der Drachen wissen! Leider wird meine Neugierde wohl erst im nächsten Band „Eisflamme“ weiter gestillt, der Anfang 2011 als Taschenbuch angekündigt ist.