Der Kauf von „The Madness of Angels“ von Kate Griffin war eine Folge meines Wühltischrausches im Mai, bei dem ich Band 2-4 der Matthew-Swift-Bücher und die beiden Teile der Folgeserie erstanden hatte. Die Geschichte spielt im aktuellen London, wobei für Matthew Swift und einige andere Personen Magie ganz selbstverständlich zu ihrem Leben gehört. Ich muss zugeben, dass ich anfangs ein paar Schwierigkeiten hatte, in die Welt und die Handlung reinzufinden, da die Autorin dem Leser nichts erklärt. Auf der einen Seite finde ich es wirklich gut, wenn eine Welt für den Protagonisten so selbstverständlich ist und der Leser sie sich deshalb selbst erarbeiten muss, auf der anderen Seite hat es für mich etwas gedauert, bis ich mich mit Matthew und seinen Erlebnissen wohlgefühlt habe. Wobei „wohlfühlen“ auch nicht ganz der passende Ausdruck ist, wenn man überlegt, wie düster seine Erlebnisse sind und wie befremdlich seine Perspektive stellenweise ist. Dazu hat es mich zu Beginn sehr irritiert, dass Matthew als Erzähler zwischen „ich“ und „wir“ schwankt, auch wenn natürlich von Anfang an klar war, dass er das nicht ohne Grund tat.
Matthew Swift war bis vor zwei Jahren ein durchschnittlicher Zauberer mit einem mehr oder weniger durchschnittlichem Privatleben, dessen einzige noch lebende Verwandte seine (etwas verrückt wirkende) Großmutter war. Doch dann passierte etwas Schreckliches mit Matthew, das – so nahm man zumindest allgemein an – seinen Tod zu Folge hatte. Für den Leser beginnt die Geschichte in dem Moment, in dem Matthew in seinem Schlafzimmer wieder zu Bewusstsein kommt und kurz darauf feststellen muss, dass fremde Menschen in seinem Haus leben. Da er niemandem vertrauen kann, irrt er wenig später durch die nächtlichen Straßen Londons und versucht herauszufinden, was in den vergangenen zwei Jahren passiert ist. Doch auch in der relativen Anonymität der Straßen ist es für ihn nicht sicher, und so startet sein Rachefeldzug damit, dass er von einem unheimlichen Monster, das aus Müll entstanden ist, angegriffen wird.
Wie gesagt, man muss sich erst einmal auf die Handlung und die Erzählweise einlassen und damit leben, dass es ein bisschen dauert, bis man eine Vorstellung davon bekommt, worum es in dieser Geschichte überhaupt geht. Auch macht es Matthew einem nicht so leicht, mit ihm warm zu werden, da er sehr distanziert mit all den Dingen umgeht, die ihm passieren. Aber ich fand die Grundidee hinter Matthews Verschwinden, seine Fähigkeiten und die Art und Weise, wie Kate Griffin sein Anderssein dargestellt hat, sehr faszinierend. Auch hat die Autorin für diese Variante eines modernen-magischen London ein vielseitiges Abstufungssystem für die unterschiedlichen Magieanweder verwendet, das ich sehr spannend fand.
Doch vor allem hat sie mich mit ihrer Darstellung von London fasziniert. Matthew nimmt die Stadt sehr detailliert war, wobei sein Fokus nicht immer dem eines normalen Menschen entspricht, und er liebt London in allen seinen Erscheinungsformen. So nimmt einen die Geschichte mit in die verschiedensten Bezirke der Stadt, lässt einen die unterschiedlichsten Bewohner kennenlernen und bietet von einem fast schon touristisch-verklärten bis zu einem beinahe desillusionierten Blick auf London alle Facetten, die eine so große und vielseitige Stadt aufzuweisen hat. Dazu kommt noch eine Handlung, die einen immer wieder an den Motiven der diversen Beteiligten zweifeln und darüber nachdenken lässt, wie weit jemand gehen darf, um das „Richtige“ zu tun. Auf jeden Fall war „The Madness of Angels“ ein Roman, der aus der Masse der Urban-Fantasy-Veröffentlichungen herausragt und eine spannende Geschichte erzählt.