Schlagwort: Paige Shelton

Paige Shelton: The Cracked Spine (Scottish Bookshop Mystery 1)

Nachdem ich im vergangenen Jahr den ersten Band der Farmers‘-Market-Mysteries gelesen und sehr gemocht hatte, wollte ich unbedingt noch mehr von Paige Shelton kennenlernen. Doch weil ich mich nicht so recht entscheiden konnte, ob ich nun erst mehr über die Landwirtin Becca Robins lese oder eine der anderen Reihen der Autorin ausprobieren wollte, blieb es erst einmal bei dem Vorsatz. Vor ein paar Wochen dann hatte sich Helma dann den zweiten Band der „Scottish-Bookshop-Mysteries“ gegönnt, und ihr Tweet über ihre Neuzugänge hatte bei mir dann die Bestellung von „The Cracked Spine“ ausgelöst. Die Geschichte spielt in Schottland und dreht sich um die Amerikanerin Delaney Nichols, die nach einer spontanen Bewebung auf eine Anzeige eine neue Stelle in einem Antiquariat in Edingburgh antritt. Viel weiß sie über ihren Job nicht, aber ihr neuer Chef Edwin klang am Telefon sehr angetan davon, dass Delaney jahrelang für ein Museum gearbeitet hat und sich nicht nur mit alten Büchern auskennt.

Kaum hat Delaney ihre neuen Kollegen Rosie (inklusive ihrem Hund Hector) und Hamlet kennengelernt, wird die Schwester ihres Chefs ermordet. Das ist nicht nur ein tragischer persönlicher Verlust für Edwin, sondern das Verbrechen bringt auch einen finanziellen Verlust für Delaneys Chef mit sich, da dieser seiner Schwester Jenny ein einzigartiges Buch zur Aufbewahrung überlassen hatte – und nun weiß natürlich keiner, wo dieses Buch geblieben ist. Da Delaney das Gefühl hat, noch nicht so ganz durchschauen zu können, in welchem Verhältnis Edwin, die neuen Kollegen und die Teilnehmer einer seltsamen Auktionen zu Edwins getöteter Schwester standen, macht sie sich selbst auf die Suche nach Hinweisen und Antworten.

Ich muss gestehen, dass ich mit diesem Serien-Auftakt nicht ganz so glücklich war wie im vergangenen Jahr mit „Farm Fresh Murder“. Die Erzählstimme von Delaney lag mir weniger als die von Becca, ebenso fand ich einige der Charaktere, denen die Amerikanerin gleich zu Beginn der Geschichte begegnet, etwas unstimmig. Außerdem habe ich es gehasst, dass die Autorin einen bestimmten Aspekt von Delaneys neuer Arbeit sechzig Seiten lang rausgezögert hat, ohne dass es einen triftigen Grund dafür gab – abgesehen davon, dass sie künstlich Spannung aufbauen wollte, was bei mir aber nicht ankam, weil dieses „mysteriöse Element“ doch ziemlich offensichtlich war. Auch die Auflösung des Falls konnte mich nicht so recht überzeugen. Nachdem Delaney die ganze Zeit von einer Person zur nächsten tappte, auf ihre Intuition hörte und Fragen stellte, ohne dass mir Paige Shelton begreiflich machen konnte, welche Motivation bei ihrer Protagonistin dahintersteckte und warum niemand Delaney Grenzen gesetzt hat, wird der Mörder am Ende aus dem Hut gezaubert und fertig.

Theoretisch gab es ganz viele Personen, die sympathisch hätten sein können, aber keine davon habe ich als Leser gut genug kennengelernt, um irgendeine Beziehung zu ihr aufzubauen. Ich hätte auch mit dem ungewöhnlichen Talent von Delaney gut leben können, wenn die Autorin das unterhaltsamer eingebaut oder dafür gesorgt hätte, dass es für die Ermittlungen relevant gewesen wäre. Auch habe ich den Humor vermisst, den ich in „Farm Fresh Murder“ so mochte, und während ich es bei einer selbstständigen Landwirtin noch einigermaßen verkraften konnte, dass sie ihre Arbeit zugunsten einiger Ermittlungen aufschob, habe ich bei Delaney nicht verstanden, dass sie in ihrer ersten Arbeitswoche nicht einen Arbeitstag hatte, ohne dass sie die Buchhandlung mal eben verließ, um ihren eigenen Weg zu gehen. Ein bisschen fühlt es sich für mich an, als ob die beiden Bücher unmöglich von der selben Autorin geschrieben worden sein können – und nun frage ich mich ein, ob ich wirklich noch weitere Reihen von Paige Shelton ausprobieren soll oder nicht.

Paige Shelton: Farm Fresh Murder (A Farmers‘ Market Mystery 1)

Obwohl ich gerne Cozies lese, probiere ich relativ selten neue Reihen aus, was dazu führt, dass ich schon lange keine Neuentdeckung mehr gemacht habe. Dabei habe ich früher gerade bei den „themenbezogenen“ (also mit einem Schwerpunkten wie Quilten, Buchhandlungen oder ähnlichem versehenen) Cozies so einige Autoren gern gelesen. Trotzdem wurde ich neugierig, als Seanan McGuire vor einiger Zeit über Twitter meinte, dass die „A Farmers‘ Market Mystery“-Reihe ihre Lieblings-Cozy-Reihe wäre, und so habe ich den ersten Band auf den Wunschzettel gesetzt. Inzwischen habe ich „Farm Fresh Murder“ gelesen und mich so gut unterhalten gefühlt, dass ich die weiteren Teile auf meinen Merkzettel gesetzt habe. (Außerdem vermute ich nach dem Lesen, dass ein Teil von Seanan McGuires Begeisterung darauf zurückzuführen ist, dass sowohl Blaubeeren als auch Kürbisse regelmäßig erwähnt und von der Protagonistin wertgeschätzt werden. *g*)

Die Hauptfigur in „Farm Fresh Murder“ ist Becca Robins. Becca ist Mitte Dreißig, zweimal geschieden und lebt zusammen mit ihrem Hund Hobbit allein auf einer alten Farm, die sie von Verwandten geerbt hat. Dort baut sie Beeren und – in deutlich geringerem Umfang – Kürbisse an, verarbeitet ihrer Produkte zu Marmelade und anderen Konserven und verkauft diese auf dem Bauernmarkt in der Nachbarschaft. Die Handlung beginnt an einem ganz normalen Morgen, an dem Becca in ihrer Scheune steht und Marmelade einkochen will. Doch stattdessen muss sie auf einen Notruf ihrer Zwillingsschwester Allison reagieren, die als Marktleiterin des Bauernmarkts damit fertig werden muss, dass einer ihrer Händler ermordet wurde. So schlimm der Mord auch für Becca ist, die sich Gedanken um die Zukunft des Marktes und der anderen Händler nach einem solchen Ereignis macht, so sorgt sie sich doch vor allem um den alten Abner Justen, der verdächtigt wird, den Mord begangen zu haben. Um Abners Unschuld zu beweisen (und ihre eigene Neugier zu befriedigen), beginnt Becca auf eigene Faust zu ermitteln.

Was die Handlung angeht, so fand ich jetzt nicht, dass sich dieser Cozy groß von anderen modernen gemütlichen Kriminalgeschichten unterscheidet. Es war nett zu verfolgen, wie Becca immer mehr über die anderen Händler und ihre Vergangenheit herausfindet, aber auch, wie sie sich Gedanken über ihre Farm und ihre Arbeit macht. Trotzdem war das alles jetzt nicht so besonders, dass das der Grund wäre, warum ich die Reihe weiterlesen mag. Aber mir lag der Humor der Autorin, zum Beispiel wenn es um den einen oder anderen peinlichen Moment für Becca während der Ermittlungen geht, weil das ohne Fremdscham-Anteil für mich als Leser einfach nur amüsant war und ich immer wieder beim Lesen vor mich hingekichert habe. Auch mochte ich das Verhältnis der verschiedenen Figuren zueinander. Zum Teil bestehen Freundschaften zwischen den verschiedenen Händlern, aber es gibt auch Szenen, in denen Becca feststellen muss, dass sie über Menschen, mit denen sie Tag für Tag zusammenarbeitet und mit denen sie sich gut versteht, eigentlich überhaupt nichts weiß.

Dazu kommt noch das Thema „Beziehungen“ rund um Becca. Als Singlefrau ist es jetzt nicht so unerwartet, dass im Laufe der Geschichte ein Mann auftaucht, der sich für sie interessiert. Aber ich fand es so angenehm, wie Paige Shelton damit umgeht und dass sie ihre Protagonistin auch in Betracht ziehen lässt, dass der attraktive und sympathische Mann ein möglicher Verdächtiger ist. Auch mit dem ermittelnden Polizisten entwickelt sich so etwas wie eine freundschaftliche Beziehung. Das führt dazu, dass er sie – und das ist zwischen den beiden abgesprochen – benutzt, um an Informationen heranzukommen, aber auf der anderen Seite beantwortet er auch mal ihre Fragen , wenn er das verantworten kann. Trotzdem zieht er auch ganz klare Grenzen, wenn es um Aspekte geht, die einfach Sache der Polizei sind und eine Zivilistin nichts angehen. Irgendwie erschreckend, dass ich das Gefühl habe, ich müsste betonen, dass diese beiden Dinge in diesem Roman so angenehm vernünftig und erwachsen behandelt wurden, aber das ist eben leider nicht selbstverständlich.

Dazu kommt noch eine angenehme und flüssig zu lesende Schreibweise, die dafür sorgte, dass ich auch trotz der einen oder anderen Ablenkung die Geschichte zügig lesen konnte. Die Hintergründe des Mordes hätten zwar etwas weniger klischeehaft sein können und auch die Auflösung ließ sich weit vor dem Ende des Romans erahnen, aber das hat mich bei all den netten und unterhaltsamen Szenen und den sympathischen Figuren nicht gestört. Ich werde mir jetzt nicht die gesamte Serie auf einmal beschaffen, aber ich bin mir sicher, dass ich in absehbarer Zeit den zweiten Band lesen und vielleicht auch eine der anderen Reihen der Autorin ausprobieren werde.