Obwohl ich gerne Cozies lese, probiere ich relativ selten neue Reihen aus, was dazu führt, dass ich schon lange keine Neuentdeckung mehr gemacht habe. Dabei habe ich früher gerade bei den „themenbezogenen“ (also mit einem Schwerpunkten wie Quilten, Buchhandlungen oder ähnlichem versehenen) Cozies so einige Autoren gern gelesen. Trotzdem wurde ich neugierig, als Seanan McGuire vor einiger Zeit über Twitter meinte, dass die „A Farmers‘ Market Mystery“-Reihe ihre Lieblings-Cozy-Reihe wäre, und so habe ich den ersten Band auf den Wunschzettel gesetzt. Inzwischen habe ich „Farm Fresh Murder“ gelesen und mich so gut unterhalten gefühlt, dass ich die weiteren Teile auf meinen Merkzettel gesetzt habe. (Außerdem vermute ich nach dem Lesen, dass ein Teil von Seanan McGuires Begeisterung darauf zurückzuführen ist, dass sowohl Blaubeeren als auch Kürbisse regelmäßig erwähnt und von der Protagonistin wertgeschätzt werden. *g*)
Die Hauptfigur in „Farm Fresh Murder“ ist Becca Robins. Becca ist Mitte Dreißig, zweimal geschieden und lebt zusammen mit ihrem Hund Hobbit allein auf einer alten Farm, die sie von Verwandten geerbt hat. Dort baut sie Beeren und – in deutlich geringerem Umfang – Kürbisse an, verarbeitet ihrer Produkte zu Marmelade und anderen Konserven und verkauft diese auf dem Bauernmarkt in der Nachbarschaft. Die Handlung beginnt an einem ganz normalen Morgen, an dem Becca in ihrer Scheune steht und Marmelade einkochen will. Doch stattdessen muss sie auf einen Notruf ihrer Zwillingsschwester Allison reagieren, die als Marktleiterin des Bauernmarkts damit fertig werden muss, dass einer ihrer Händler ermordet wurde. So schlimm der Mord auch für Becca ist, die sich Gedanken um die Zukunft des Marktes und der anderen Händler nach einem solchen Ereignis macht, so sorgt sie sich doch vor allem um den alten Abner Justen, der verdächtigt wird, den Mord begangen zu haben. Um Abners Unschuld zu beweisen (und ihre eigene Neugier zu befriedigen), beginnt Becca auf eigene Faust zu ermitteln.
Was die Handlung angeht, so fand ich jetzt nicht, dass sich dieser Cozy groß von anderen modernen gemütlichen Kriminalgeschichten unterscheidet. Es war nett zu verfolgen, wie Becca immer mehr über die anderen Händler und ihre Vergangenheit herausfindet, aber auch, wie sie sich Gedanken über ihre Farm und ihre Arbeit macht. Trotzdem war das alles jetzt nicht so besonders, dass das der Grund wäre, warum ich die Reihe weiterlesen mag. Aber mir lag der Humor der Autorin, zum Beispiel wenn es um den einen oder anderen peinlichen Moment für Becca während der Ermittlungen geht, weil das ohne Fremdscham-Anteil für mich als Leser einfach nur amüsant war und ich immer wieder beim Lesen vor mich hingekichert habe. Auch mochte ich das Verhältnis der verschiedenen Figuren zueinander. Zum Teil bestehen Freundschaften zwischen den verschiedenen Händlern, aber es gibt auch Szenen, in denen Becca feststellen muss, dass sie über Menschen, mit denen sie Tag für Tag zusammenarbeitet und mit denen sie sich gut versteht, eigentlich überhaupt nichts weiß.
Dazu kommt noch das Thema „Beziehungen“ rund um Becca. Als Singlefrau ist es jetzt nicht so unerwartet, dass im Laufe der Geschichte ein Mann auftaucht, der sich für sie interessiert. Aber ich fand es so angenehm, wie Paige Shelton damit umgeht und dass sie ihre Protagonistin auch in Betracht ziehen lässt, dass der attraktive und sympathische Mann ein möglicher Verdächtiger ist. Auch mit dem ermittelnden Polizisten entwickelt sich so etwas wie eine freundschaftliche Beziehung. Das führt dazu, dass er sie – und das ist zwischen den beiden abgesprochen – benutzt, um an Informationen heranzukommen, aber auf der anderen Seite beantwortet er auch mal ihre Fragen , wenn er das verantworten kann. Trotzdem zieht er auch ganz klare Grenzen, wenn es um Aspekte geht, die einfach Sache der Polizei sind und eine Zivilistin nichts angehen. Irgendwie erschreckend, dass ich das Gefühl habe, ich müsste betonen, dass diese beiden Dinge in diesem Roman so angenehm vernünftig und erwachsen behandelt wurden, aber das ist eben leider nicht selbstverständlich.
Dazu kommt noch eine angenehme und flüssig zu lesende Schreibweise, die dafür sorgte, dass ich auch trotz der einen oder anderen Ablenkung die Geschichte zügig lesen konnte. Die Hintergründe des Mordes hätten zwar etwas weniger klischeehaft sein können und auch die Auflösung ließ sich weit vor dem Ende des Romans erahnen, aber das hat mich bei all den netten und unterhaltsamen Szenen und den sympathischen Figuren nicht gestört. Ich werde mir jetzt nicht die gesamte Serie auf einmal beschaffen, aber ich bin mir sicher, dass ich in absehbarer Zeit den zweiten Band lesen und vielleicht auch eine der anderen Reihen der Autorin ausprobieren werde.
Ich habe auch lange keine neue Cozy-Reihe mehr erworben, ich habe eben noch einige ungelesene und leider gibt es doch viel Mittelmaß.
Diese Reihe klingt – wenn der Mord nicht wäre – wie Stardew Valley, finde ich 😉
Es gibt auf jeden Fall in dem Roman überraschend viele erfolgreiche Farmer – und das Gefühl, dass wirklich jede Person in der Region mit Landwirtschaft zu tun hat. *g* Ich mochte es. 🙂
Ich freue mich immer, wenn du über Cozys berichtest, die dir gefallen. Auch wenn ich selbst solche Romane irgendwie nie lese. Aber allein durch deine Erzählungen, wird mir immer ganz gemütlich und ich kann mir vorstellen, dass ein solches Buch angenehm unterhaltsam und zum abschalten ganz gut ist.
@Ina: *schmunzel* So geht es mir immer, wenn jemand über bestimmte "Frauenromane" schreibt. Das klingt immer so nett, auch wenn ich es in der Regel selber nicht lesen würde. Und ja, Cozies sind perfekt zum Abschalten und Entspannen! (Genauso wie bestimmte fantastische Jugendbücher – was vermutlich der Grund ist, warum ich gerade trotz allem erschreckend viel lese. Oo)
So, ich wollte nun auch mal meinen Senf da lassen. 😉
Ich mochte das erste Buch recht gerne, aber die Bände 2 und 3 gefielen mir dann nicht mehr sooo sehr – hauptsächlich wegen dem Privatleben der Protagonistin, es geht ein bisschen zu sehr in Richtung Dreiecksbeziehung. 🙁
Aber dafür bin ich mit ihrer anderen Serie sehr zufrieden – Kochen, Morde, Wilder Western, Geister. 😉
@Hermia: Sehr schön! 🙂 Wie schade, dass es sich so entwickelt! Ich fand, dass die Autorin das im ersten Band sehr schön vermieden hatte. Der eine Typ war Love Interest, der andere hatte Potenzial ein guter Freund zu werden – ich hatte gehofft, dass es so weitergeht. Ich werde vermutlich trotzdem weiterlesen, um mir selber ein Bild davon zu machen.
Und nach deiner Leseempfehlung ist die "Küchen"-Serie auf meiner Merkliste höher gerückt. Vorher hatte ich vor allem die Buchhandels-Serie im Auge – auch weil da gerade mal zwei Bände veröffentlicht wurden und somit da nicht so viel "aufzuholen" ist. 😉
[…] ich im vergangenen Jahr den ersten Band der Farmers‘-Market-Mysteries gelesen und sehr gemocht hatte, wollte ich unbedingt noch mehr von Paige Shelton kennenlernen. Doch […]