Tanya Huff gehört ja zu den Autorinnen, von denen ich mir nach und nach noch die fehlenden Titel besorgen will. Die „Quarters Novel“ gibt es leider nur noch als relativ teure ältere TB-Ausgaben oder als eBooks (immerhin mit einem Extra-Band mit Kurzgeschichten). Da ich mir immer gut überlege, ob ich wirklich Geld für ein eBook ausgeben will, war ich sehr glücklich, als Natira mich vor ein paar Wochen darauf aufmerksam machte, dass es an dem Tag „Sing the Four Quarters“ umsonst für den Kindle gab. „Sing the Four Quarters“ ist ein klassisches High-Fantasy-Buch und obwohl ich das Genre nur noch selten lese, habe ich diesen Roman wirklich genossen (und werde mir definitiv auch die anderen Bände noch zulegen).
Das Königreich, in dem die Geschichte spielt, bedient sich ganz klassisch der Barden, um zu spionieren, Nachrichten zu verbreiten und Verträge zu bezeugen. Natürlich machen diese Barden auch Musik, wobei sie in der Lage sind, mit ihrer Stimme und ihren Instrumenten Naturgeister (Kigh) zu beeinflussen. Manche Barden haben nur Einfluss auf ein Element, andere hingegen – wie die Protagonistin Annice – können alle vier „Quarter“ singen, wenn auch in unterschiedlicher Stärke. Normalerweise ist es für eine Familie eine große Ehre, wenn ein Kind das Talent zum Barden zeigt, doch bei Annice war ihre Verwandtschaft nicht darüber erfreut, dass sie so ein großes musikalisches Talent besaß.
Annice ist die jüngste Schwester des aktuell herrschenden Königs und hat ihren Bruder nur durch eine List – die ihn in seinen Augen vor seinem sterbenden Vater und dem gesamten Land entehrt hat – dazu gebracht, sie Bardin werden zu lassen. Eine der Bedingungen, die ihr Bruder damals stellte, war, dass sie von dem Tag, an dem sie die Ausbildung beginnt. alle Rechte als Prinzessin abgibt und niemals ohne Erlaubnis des Königs Kinder bekommen würde. Dummerweise kommt Annice von ihrer letzten Reise schwanger wieder und muss nun einen Weg finden, um das ungeplante Kind und ihre eigene Haut vor ihrem Bruder zu retten. Damit Annice‘ Leben nicht zu einfach wird, wird sie auch noch in eine Intrige verwickelt, die dazu führt, dass Pjerin (der Erzeuger ihres Kindes) des Hochverrats angeklagt wird. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Stasya versucht Annice, ihr Kind, ihren Liebhaber und ihr Land zu retten, was zu einer amüsanten, berührenden und spannenden Geschichte führt, die ich rundum genossen habe.
Tanya Huff hat ein Händchen für Dialoge und Szenen, die mich zum Schmunzeln bringen. Ich mag ihre Protagonisten und ich mag es, wie selbstverständlich es in dieser Welt ist, dass zwei Frauen zusammenleben (und eine davon trotzdem Sex mit Männern haben mag). Auch die Charaktere fand ich insgesamt stimmig. Keiner von ihnen ist makellos, aber selbst bei den „Bösewichten“ kann man nachvollziehen, warum sie handeln, wie sie es tun. Und nachdem ich mich vor einiger Zeit darüber beschwert habe, dass Mütter in Fantasyromanen so gut wie nie eine tragende Rolle haben, ist es umso schöner, eine stimmige Darstellung einer schwangeren Frau in dieser Geschichte zu erleben. Annice ist zwar schwanger, aber das hält sie nicht davon ab, ihre Mission zu verfolgen. Dass ihr dabei ständig schlecht ist, erleichtert ihr die Sache nicht, und dass ihr verändertes Gewicht dazu führt, dass sie nicht die gewohnten Strecken pro Tag durchs Land laufen kann, erschwert die Angelegenheit nur noch mehr. Ihr Baby ist ihr wichtig, aber um es auf die Welt bringen zu können, kann sie nicht einfach abwarten und hoffen, dass schon alles gut wird.
Es schwierig nicht zu viele Details zu verraten und doch zu erwähnen, wie viele kleine Elemente mir an dieser Geschichte gefallen haben. Tanya Huffs Welt fühlt sich – ebenso wie die Figuren – realistisch an, ohne dass ich das Gefühl habe, sie hätte zu viel Raum in die Beschreibung dieser Welt gesteckt. Oft sind es scheinbar kleine Dinge, die zu Spannung führen, während man sich gleichzeitig beim Lesen wunderbar darüber amüsiert, dass zwei Figuren zusammen reisen müssen, die sich die ganze Zeit kabbeln. Und obwohl es ein paar kleinere Wendungen gibt, die vorhersehbar waren, weil es genügend Andeutungen für diese Entwicklungen gab, so hat die Autorin das Ganze am Ende so verpackt, dass es einfach Spaß macht zu sehen, auf welche Weise sich die Vorahnungen des Lesers erfüllen. Ich finde es einfach schön, wenn eine bewährte Autorin mich am Ende eines Buchs wieder so zufrieden zurücklässt. Das einzige Ärgerliche ist, dass ich frühestens im Herbst die weiteren Bände kaufen kann, weil ich natürlich mal wieder meinen Etat langfristig verplant habe. 😉
Na, das liest sich doch nach einem Fantasyroman für mich an ;)) Eine schwangere Bardin in geheimer Mission.. da klatsche ich doch vor Freude in die Hände! Danke für den schönen Tipp, liebe Winterkatze. Ich schaue gleich mal nach ob ich es in unserer Mediathek finde. Liebe Grüße und ein feines Wochenende, Nicole
Dann drücke ich die Daumen, dass du den Roman findest und er dir so gut gefällt wie mir! Ich mag die Bücher von Tanya Huff sehr. Mir liegt ihr Humor und sie hat immer Elemente in ihren Geschichten, die sie in meinen Augen von vergleichbaren Autoren abheben.
Ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende – und weiterhin gute Besserung!