Schlagwort: Tanya Huff

Tanya Huff: The Quartered Sea (A Quarters Novel 4)

Seit Juni lese ich pro Monat einen der „Quarters“-Bände von Tanya Huff und ich habe bislang alle Geschichten wirklich geliebt, aber „The Quartered Sea“, der vierte Band der „Quarters Novels“, hat mich ganz besonders berührt. Denn obwohl Annice („Sing the Four Quarters“), Vree und Bannon („Fifth Quarter“) auch viel durchmachen müssen, gab es rund um ihre Erlebnisse sehr viele amüsante Momente, die immer wieder dafür sorgten, dass ich beim Lesen vergnügt vor mich hinkicherte. Bei „The Quartered Sea“ hingegen fand ich die Handlung stellenweise so bedrückend, dass ich den Roman für eine Weile aus der Hand legen musste, bevor ich mich den Geschehnissen wieder stellen konnte.

Die Geschichte konzentriert sich anfangs auf zwei Personen. Auf der einen Seite ist da der junge Barde Benedikt, der sich schrecklich minderwertig fühlt, da er nur einem Element (Wasser) verbunden ist, während so gut wie alle seine Kollegen Luft (und mindestens ein weiteres Element) beherrschen. Dass Benedikt keinen Kontakt zu den Luft-Kigh hat, sorgt auch dafür, dass er von allen Nachrichten ausgeschlossen ist, die auf diesem Weg von den Barden übermittelt werden, was sein Selbstwertgefühl noch weiter verringert. Auf der anderen Seite erlebt man mit, wie Königin Jelena ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter versucht, endlich einen Weg zu finden, um mit ihrer Trauer umzugehen. Vor dem Unfall, bei dem die frühere Königin ums Leben kam, war die junge Frau voller Pläne, die sie während ihrer Regentschaft verwirklichen wollte, doch nun hat sie das Gefühl, sie hätte kein Recht, ihre früheren Träume umzusetzen.

Erst als Jelena beschließt, dass sie ein Schiff auf den Weg nach Westen schicken wird, um herauszufinden, was auf der anderen Seite des Meeres ist (oder ob ein Schiff, dass stets nach Westen segelt, vielleicht sogar den Weg wieder nach Hause findet, weil die Welt doch rund ist), scheint sie endlich die Königin zu werden, die ihr Land braucht. Für Benedikt bietet diese Reise ins Ungewisse eine Möglichkeit, sich und den anderen seinen Wert für die Barden zu beweisen. Doch nach kurzer Zeit auf See scheitert er an dem Versuch, das Schiff durch einen Sturm zu singen, und strandet wenig später als vermutlich einziger Überlebender an einem ihm unbekannten Ufer.

Aufgrund seines ungewöhnlichen Äußeren (er ist groß, hat helle Haut und blonde Haare, statt relativ klein, mit gebräunter Haut und dunklen Haaren) und seines Gesangstalents wird Benedikt zu einer Schachfigur eines der Adelshäuser dieses ihm fremden Landes. Und während der Leser schnell mitbekommt, wie wenig ein Menschenleben dort wert ist, lebt Benedikt lange Zeit so isoliert, dass es eine Weile dauert, bis er wirklich ein Gefühl für die Politik und den Wert eines Menschen in dieser ungewöhnlichen Kultur bekommt. Als ihm bewusst wird, welche Erwartungen an ihn gestellt werden, muss er entscheiden, ob er alles, was bislang von Wert für ihn war, hinter sich lassen will oder ob er sein Leben aufs Spiel setzt, um seinen Eiden als Barde treu bleiben zu können.

Ich muss gestehen, dass Benedikt kein einfacher Charakter ist. Tanya Huffs Figuren haben alle Stärken und Schwächen, was sie so glaubwürdig und häufig auch besonders sympathisch macht. Aber Benedikt ist so sehr auf all die Dinge fixiert, die er nicht kann, dass er nicht nur seine eigenen Stärken nicht sehen kann, sondern auch erst einmal blind jeder Person hinterherläuft, die ihm das Gefühl gibt, sie würde ihn wertschätzen. Dieses Verhalten fand ich nur deshalb erträglich, weil er (auch wenn er zwanzig Jahre alt und ein ausgebildeter Barde ist) in vielerlei Hinsicht noch sehr jung und unerfahren ist. Benedikt Naivität hat so vor allem dafür gesorgt, dass ich mir Sorgen um diesen Charakter gemacht habe und regelrecht gelitten habe, wenn sich mal wieder in der Handlung abzeichnete, dass er offenen Auges in eine gefährliche Situation lief. Die Politik und das Leben in diesem fremdartigen Land (das mich in vielen Elementen an frühe mittel- und südamerikanische Kulturen erinnert) sind grausam und menschenverachtend und sorgen für ein skrupelloses Verhalten, wie es Benedikt in seinem bislang relativ behüteten Leben noch nicht kennengelernt hat.

Unter diesen Umständen fand ich es auch stimmig, dass Tanya Huff nicht – wie so viele andere Autoren, die ihre Charaktere in die Hände eines ihnen fremden Volkes geben – dafür gesorgt hat, dass Benedikt Freunde in diesem Land findet. Die Personen, mit denen Benedikt zu tun hat, bewerten ihn nur nach seinem Nutzen. Wenn er dafür sorgen kann, dass sie an Rang gewinnen, sind sie auch nett zu ihm; wenn er keinen Nutzen für sie hat, ist er bestenfalls keiner Beachtung wert. Jeder einzelne ist auf seinen eigenen Vorteil (und auf sein eigenes Überleben) konzentriert und unter diesen Umständen kann ein Außenseiter wie Benedikt keine Freunde finden. Das alles hat bei mir dazu geführt, dass ich – wie schon erwähnt – das Buch häufiger aus der Hand legen musste, weil ich um den Protagonisten gebangt habe oder mir einfach nicht vorstellen wollte, wie es wohl wäre, unter solchen Bedingungen zu leben.

Dabei gab es auch immer wieder kleine hoffnungsvolle Momente für Benedikt, oder welche, in denen man als Leser die Ereignisse in Benedikts Heimat verfolgen konnte, was wiederum andeutete, dass Benedikt vielleicht nicht ganz so hoffnungslos verschollen ist wie befürchtet. In gewisser Weise habe ich mich auch daran geklammert, dass ich von Tanya Huff noch nie eine Geschichte gelesen habe, die nicht am Ende (irgendwie) gut ausging. Trotzdem habe ich erschreckend viele Tränen beim Lesen einiger Szenen vergossen, weil diese Autorin es einfach immer wieder schafft, mit meinen Emotionen zu spielen und ich deshalb von Benedikts Einsamkeit und Ängsten sehr mitgenommen wurde. Erst auf den letzten Seiten gab es eine Entwicklung in der Handlung, die dazu führte, dass es auch wieder amüsante Elemente in der Geschichte gab, trotzdem habe ich selten einen Roman von Tanya Huff mit einem so bitterem Nachgeschmack beendet – auch wenn ich zugeben muss, dass ein heiteres Ende bei diesem Buch definitiv nicht gepasst hätte.

Tanya Huff: Fifth Quarter (A Quarters Novel 2)

„Fifth Quarter“ von Tanya Huff gehört zwar zu den „Quarters Novels“, ist aber keine direkte Fortsetzung von „Sing the Four Quarters“. Diese Geschichte spielt viele Jahre nach dem ersten Band und wird vor allem aus der Sicht von Vree erzählt, die gemeinsam mit ihrem Bruder Bannon zu den Assassinen der Armee des Havakeen-Imperiums gehören. Genau genommen sind Vree und Bannon die besten Assassinen in der Sechsten Armee und so ist es selbstverständlich, dass sie den Auftrag bekommen, einen rebellischen Gouverneur zu töten, obwohl er sich in einer gut gesicherten Festung verschanzt hat. Was nach einem Routineauftrag für die Geschwister ausschaut, entpuppt sich schnell als eine ungewöhnliche Falle, die dazu führt, dass Bannons Körper von einer anderen Persönlichkeit übernommen wird. Um zu verhindern, dass ihr Bruder stirbt, zieht Vree seine Seele in ihren eigenen Körper.

Doch zwei Assassinen – egal, wie nah sie sich stehen – sind zu viel für einen Körper, und die einzige Möglichkeit, alles wieder in Ordnung zu bringen, besteht darin, Bannons Körper zurückzuerobern. Aber wie soll Vree den Körper ihres Bruders wieder für ihn zurückbekommen, wenn all ihre üblichen Methoden doch nur dafür sorgen würden, dass Bannons Körper zu Schaden kommt. Die einzige Alternative scheint darin zu bestehen, dass Vree mit dem Körperdieb Gyhard zusammenarbeitet, bis dieser ein anderes Gefäß für seine Seele gefunden hat. So wird Vree gezwungen, alles zurückzulassen, was ihr bislang wichtig war, und ihre Eide gegenüber der Armee zu brechen, um ihren Bruder zu retten. Während die beiden Geschwister darum kämpfen, ihre körperliche (und seelische) Unversehrtheit zurückzubekommen, erheben sich an einem anderen Ort des Imperiums Tote aus ihren Gräbern, um dem Willen eines wahnsinnigen Nekromanten zu dienen.

Ich mag es sehr, wie Tanya Huff die Charaktere in diesem Roman angelegt hat. Sie alle haben ihre Stärken und Schwächen und es wird im Laufe der Geschichte nicht mehr so einfach zu sagen, wer von ihnen „gut“ und wer „böse“ ist. Doch besonders spannend war es, die Entwicklung von Vree und Bannon zu verfolgen. Die beiden Geschwister standen einander immer sehr nah und während Bannon häufig wie ein verwöhnter Egozentriker wirkt, ist Vree so sehr daran gewöhnt, als große Schwester auf ihn aufzupassen, dass sie trotz all seiner Schwächen immer für ihn da ist. Doch die Nähe, die die beiden zwangsweise ertragen müssen, während sie sich Vrees Körper teilen, führt in mehr als einer Hinsicht zu starken Spannungen. Dazu kommt, dass Vree Gyhard im Laufe der Zeit immer besser versteht und sich sogar zu ihm hingezogen fühlen könnte, wenn dieser nicht im Körper ihres Bruders stecken würde.

Obwohl es viele äußere Einflüsse gibt (sie werden von der Armee gesucht, sie müssen gegen wandelnde Toten ankämpfen, sich auf die Suche nach einer entführten Person machen und mit einer unerwarteten Reisebegleitung arrangieren), dreht sich die Handlung vor allem um Vrees innere Konflikte und die Auswirkungen, die diese auf Bannon und Gyhard haben. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto klarer wird einem eigentlich, dass es aus dieser Situation keinen einfachen Ausweg gibt. Und je mehr man sich wünscht, dass es doch irgendwie ein Happy End für alle Beteiligen geben möge, desto mehr fragt man sich als Leser wie das überhaupt möglich sein soll – und kommt immer wieder zu dem Schluss, dass all diese Figuren zu viel durchmachen mussten, um am Ende ihr Leben normal wieder aufnehmen zu können. Ich fand es großartig, wie Tanya Huff die vielen Probleme löst, aber ich frage mich auch, wie es für die verschiedenen Charaktere nach diesen Erlebnissen weitergehen kann. Deshalb würde ich – obwohl „Fifth Quarter“ eigentlich in sich abgeschlossen ist – am liebsten sofort zum nächsten Band greifen, um genau das herauszufinden. Wenn eine Autorin mich dazu bringt, mir so viele Gedanken und Sorgen um fiktive Figuren zu machen, dann hat sie definitiv alles richtig gemacht.

Tanya Huff: Sing the Four Quarters (A Quarters Novel 1)

Tanya Huff gehört ja zu den Autorinnen, von denen ich mir nach und nach noch die fehlenden Titel besorgen will. Die „Quarters Novel“ gibt es leider nur noch als relativ teure ältere TB-Ausgaben oder als eBooks (immerhin mit einem Extra-Band mit Kurzgeschichten). Da ich mir immer gut überlege, ob ich wirklich Geld für ein eBook ausgeben will, war ich sehr glücklich, als Natira mich vor ein paar Wochen darauf aufmerksam machte, dass es an dem Tag „Sing the Four Quarters“ umsonst für den Kindle gab. „Sing the Four Quarters“ ist ein klassisches High-Fantasy-Buch und obwohl ich das Genre nur noch selten lese, habe ich diesen Roman wirklich genossen (und werde mir definitiv auch die anderen Bände noch zulegen).

Das Königreich, in dem die Geschichte spielt, bedient sich ganz klassisch der Barden, um zu spionieren, Nachrichten zu verbreiten und Verträge zu bezeugen. Natürlich machen diese Barden auch Musik, wobei sie in der Lage sind, mit ihrer Stimme und ihren Instrumenten Naturgeister (Kigh) zu beeinflussen. Manche Barden haben nur Einfluss auf ein Element, andere hingegen – wie die Protagonistin Annice – können alle vier „Quarter“ singen, wenn auch in unterschiedlicher Stärke. Normalerweise ist es für eine Familie eine große Ehre, wenn ein Kind das Talent zum Barden zeigt, doch bei Annice war ihre Verwandtschaft nicht darüber erfreut, dass sie so ein großes musikalisches Talent besaß.

Annice ist die jüngste Schwester des aktuell herrschenden Königs und hat ihren Bruder nur durch eine List – die ihn in seinen Augen vor seinem sterbenden Vater und dem gesamten Land entehrt hat – dazu gebracht, sie Bardin werden zu lassen. Eine der Bedingungen, die ihr Bruder damals stellte, war, dass sie von dem Tag, an dem sie die Ausbildung beginnt. alle Rechte als Prinzessin abgibt und niemals ohne Erlaubnis des Königs Kinder bekommen würde. Dummerweise kommt Annice von ihrer letzten Reise schwanger wieder und muss nun einen Weg finden, um das ungeplante Kind und ihre eigene Haut vor ihrem Bruder zu retten. Damit Annice‘ Leben nicht zu einfach wird, wird sie auch noch in eine Intrige verwickelt, die dazu führt, dass Pjerin (der Erzeuger ihres Kindes) des Hochverrats angeklagt wird. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Stasya versucht Annice, ihr Kind, ihren Liebhaber und ihr Land zu retten, was zu einer amüsanten, berührenden und spannenden Geschichte führt, die ich rundum genossen habe.

Tanya Huff hat ein Händchen für Dialoge und Szenen, die mich zum Schmunzeln bringen. Ich mag ihre Protagonisten und ich mag es, wie selbstverständlich es in dieser Welt ist, dass zwei Frauen zusammenleben (und eine davon trotzdem Sex mit Männern haben mag). Auch die Charaktere fand ich insgesamt stimmig. Keiner von ihnen ist makellos, aber selbst bei den „Bösewichten“ kann man nachvollziehen, warum sie handeln, wie sie es tun. Und nachdem ich mich vor einiger Zeit darüber beschwert habe, dass Mütter in Fantasyromanen so gut wie nie eine tragende Rolle haben, ist es umso schöner, eine stimmige Darstellung einer schwangeren Frau in dieser Geschichte zu erleben. Annice ist zwar schwanger, aber das hält sie nicht davon ab, ihre Mission zu verfolgen. Dass ihr dabei ständig schlecht ist, erleichtert ihr die Sache nicht, und dass ihr verändertes Gewicht dazu führt, dass sie nicht die gewohnten Strecken pro Tag durchs Land laufen kann, erschwert die Angelegenheit nur noch mehr. Ihr Baby ist ihr wichtig, aber um es auf die Welt bringen zu können, kann sie nicht einfach abwarten und hoffen, dass schon alles gut wird.

Es schwierig nicht zu viele Details zu verraten und doch zu erwähnen, wie viele kleine Elemente mir an dieser Geschichte gefallen haben. Tanya Huffs Welt fühlt sich – ebenso wie die Figuren – realistisch an, ohne dass ich das Gefühl habe, sie hätte zu viel Raum in die Beschreibung dieser Welt gesteckt. Oft sind es scheinbar kleine Dinge, die zu Spannung führen, während man sich gleichzeitig beim Lesen wunderbar darüber amüsiert, dass zwei Figuren zusammen reisen müssen, die sich die ganze Zeit kabbeln. Und obwohl es ein paar kleinere Wendungen gibt, die vorhersehbar waren, weil es genügend Andeutungen für diese Entwicklungen gab, so hat die Autorin das Ganze am Ende so verpackt, dass es einfach Spaß macht zu sehen, auf welche Weise sich die Vorahnungen des Lesers erfüllen. Ich finde es einfach schön, wenn eine bewährte Autorin mich am Ende eines Buchs wieder so zufrieden zurücklässt. Das einzige Ärgerliche ist, dass ich frühestens im Herbst die weiteren Bände kaufen kann, weil ich natürlich mal wieder meinen Etat langfristig verplant habe. 😉

Tanya Huff: The Silvered

„The Silvered“ von Tanya Huff ist der erste „Nicht-Urban-Fantasy-Roman“ der Autorin, den ich gelesen habe, und er hat mir sehr gut gefallen. So gut, dass ich mal eben bis mitten in die Nacht durchgelesen habe, um die letzten Kapitel vor dem Schlafengehen zu schaffen. Die Geschichte spielt in einer Welt, deren Entwicklungsstand in etwa mit der Mitte unseres 19. Jahrhunderts vergleichbar ist. Es gibt Gaslaternen, Postkutschen, Fotografien und Zeitungen und es werden erste Einsätze von Betäubungsmitteln bei chirurgischen Eingriffen erwähnt. Viele dieser Errungenschaften werden vor allem in Kaiser Leopalds Reich eingesetzt, aber auch die Nachbarländer setzen nach und nach immer mehr auf Technik – vor allem, da diese im Gegensatz zur Magie von allen Personen eingesetzt werden kann.

Eines dieser Nachbarländer ist Aydori. Bis vor Kurzem lagen noch zwei Herzogtümer zwischen dem Kaiserreich und Aydori, doch die imperiale Armee hat sich diese beiden Länder inzwischen einverleibt und steht nun vor Aydoris Grenzen. Es ist nicht der erste Versuch des Kaisers, dieses Land zu erobern, doch zum ersten Mal führen seine Soldaten Waffen mit sich, gegen die die Verteidiger Aydoris – die vor allem aus Werwölfen bestehen – keine Chance haben. Während an der Grenze die ersten Schlachten geschlagen werden, dringt ein kaiserlicher Stoßtrupp unter dem Befehl von Captain Reiter ins Landesinnere vor, um sechs (schwangere) Magierinnen zu entführen. Diese sechs Frauen – bzw. eines ihrer ungeborenen Kinder – sollen laut einer Prophezeiung in der Lage sein, das Kaiserreich zu stürzen oder in neue Höhen zu führen.

Captain Reiters Auftrag ist es dann auch, der die Ereignisse in Gang setzt, die man als Leser in „The Silvered“ verfolgen kann. So wird die junge Mirian Maylin Zeugin von Reiters Überfall auf die Kutschen der fünf führenden Magierinnen. Sie macht sich auf den Weg zur Grenze, um Aydoris Herrscher (dessen Frau ebenfalls zu den Entführten gehört) von dem Vorfall zu informieren. Doch auf ihrem Weg wird sie von Captain Reiter gefangen genommen und für die noch fehlende Magierin gehalten. Nur durch das Eingreifen von Tomas Hagen gelingt Mirian die Flucht – und gemeinsam machen sich die beiden daran, die entführten Frauen zu retten.

Das Ganze klingt nach einer der üblichen Fantasygeschichten und es kommen auch wirklich viele klassische Elemente vor: Es gibt eine Prophezeiung, eine junge Frau, die angeblich nichts Besonderes ist und in deren Händen die Rettung des Landes liegt, einen jungen Mann, der der Dame beisteht, und einen Soldaten, der nur seinen Befehle ausführt (und doch nicht aufhören kann, über den Sinn dieser Befehle nachzudenken). Aber Tanya Huff hat aus diesen Zutaten eine so packende und wirklich unterhaltsame Geschichte gebastelt, dass mir das Lesen unheimlich viel Spaß gemacht hat. Ich brauchte allerdings anfangs etwas Zeit, um in die Welt – vor allem in Aydoris Gesellschaft – hineinzufinden und mich nicht mehr von all den Namen, die gerade zu Beginn der Geschichte auftauchen, erschlagen zu fühlen.

Ich fand die Welt sehr spannend beschrieben. Auf der einen Seite ist da das Kaiserreich, das mit seinen technischen Errungenschaften, der Konzentration auf Wissenschaften und seinem Bestreben nach mehr Land, mehr Reichtum und mehr Wissen zwar für eine Menge Fortschritt verantwortlich ist, aber eben auch erbarmungslos gegen jeden vorgeht, der nicht mitspielt. Auf der anderen Seite ist der Umgang mit neuen Technologien in Aydori deutlich behutsamer. Dieses Land wird vom Rudel (sowohl Wolfs-Rudel, als auch Magier-Rudel) regiert, was bedeutet, dass der Rudelführer gleichzeitig das Regierungsoberhaupt ist. Seine Prioritäten scheinen mehr beim Wohl der Personen zu liegen, die ihm unterstehen, seine Entscheidungen werden nach langfristigen Kriterien gefällt. So gibt es zum Beispiel eine Szene, in der darüber geredet wird, dass das Kaiserreich Zugang zu den aydorianischen Wäldern haben wollte, um dort Holz zu ernten, während der Rudelführer einen solchen Raubbau an der Natur nicht zulassen kann und will.

Ebenfalls fand ich es sehr stimmig dargestellt, wie die verschiedenen Menschen auf den Krieg in ihren Ländern reagieren. Das anfängliche Ignorieren der Gefahr, dann die Panik und der Versuch, alle Besitztümer auf der Flucht mitzunehmen, und später die Resignation und die Akzeptanz eines Lebens unter der (militärischen) Herrschaft der Eroberer. Doch vor allem die Charaktere haben es mir in „The Silvered“ angetan. Mirian ist anfangs einfach nur ein nettes Mädchen, das von allem etwas kann, aber nichts gut genug, um sich in einem Bereich hervorzutun. Sie weiß genau, dass ihre Zukunft darin bestehen wird, einen Mann zu heiraten, der für die Geschäfte ihres Vaters Vorteile bringen wird. Als sie nun Zeugin der Entführung der Magierinnen durch Captain Reiter wird, scheint sie die einzige zu sein, die Hilfe holen oder zumindest jemanden mit Befehlsgewalt informieren kann, und so macht Mirian sich auf den Weg. Bei jedem Schritt ist sie sich bewusst, dass es schwierig wird. Sie macht sich keine Illusionen über ihre Fähigkeiten und über ihre Chancen, aber sie kann nicht einfach zuschauen, wie etwas Schlimmes passiert, sondern muss alles in ihrer Macht Stehende versuchen, um den entführten Frauen beizustehen.

Tomas hingegen überschätzt sich ständig. Obwohl er miterlebt hat, wie seine Truppe dahingemetzelt wurde, hält er immer noch an der Überzeugung fest, dass er als Werwolf quasi unverwundbar ist. Während Mirian immer versucht, eine vernünftige Entscheidung zu treffen, muss er lernen, sein impulsives Verhalten zu zügeln und weniger instinktiv auf die verschiedenen Herausforderungen zu reagieren. Es dauert eine Weile, bis die beiden wirklich zusammenarbeiten können, aber ich mochte das Geplänkel zwischen den beiden ebenso wie ihre eher rührenden Versuche, den anderen zu verstehen und ihm etwas Sicherheit in einer gefährlichen und unsicheren Welt zu geben. Auch bei den entführten Magierinnen gibt es die unterschiedlichsten Charaktere, wobei man vor allem die Perspektive von Danika miterlebt. Diese ist die Alpha des Magier-Rudels, und obwohl sie bislang ein relativ behütetes Leben geführt hat und dementsprechend schockiert von all den Dingen ist, die ihr und den anderen angetan werden, versucht sie alles, um für die anderen Frauen da zu sein und einen Weg aus der Gefangenschaft zu finden. Und dann ist da noch Captain Reiter, der perfekte Soldat, der eines Tages feststellen muss, dass es sich nicht richtig anfühlt, wenn man Krieg gegen schwangere Frauen führen soll …

Am Ende finde ich es wirklich schade, dass „The Silvered“ nur ein Einzelband ist – auch wenn ich sonst immer froh bin, wenn ich mal keine neue Reihe anfange. Ich denke, dass diese Welt, die Charaktere und die Entdeckungen, die zum Schluss von den Beteiligten gemacht werden, Stoff für weitere Geschichten geboten hätten. So aber muss ich mich wohl erst einmal mit den älteren Fantasytiteln der Autorin begnügen (die es leider nur noch als eBook gibt *seufz*).

P.S.: Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings doch: Ich finde es schade, dass Tanya Huff es bei den Werwölfen so eingerichtet hat, dass der „richtige“ Geruch darüber bestimmt, wen sie heiraten., während sie sonst in der Geschichte immer wieder betont, dass die Werwölfe keine Tiere, sondern Personen mit besonderen Fähigkeiten sind. Aber da dieser Punkt – gerade zu Beginn der Geschichte – zu einigen netten Szenen führt und die Auserwählten (theoretisch) die Möglichkeit haben, sich gegen die Entscheidung der Wölfe zu stellen, kann ich damit leben.

Tanya Huff: Third Time Lucky (And Other Stories of the Most Powerful Wizard in the World)

Da ich in meiner Freizeit gerade sehr mit Sachbuchlesen beschäftigt bin, habe ich nach einer „Nebenbeilektüre“ gesucht, die mich nicht allzu sehr absorbiert. Mit „Third Time Lucky“ von Tanya Huff habe ich die perfekte Anthologie gefunden, um mich nach jedem Sachbuchkapitel mit einer amüsanten Kurzgeschichte zu belohnen. Vor diesem Buch hatte ich noch keine Geschichte rund um die mächtigste Magierin der Welt gelesen, umso mehr Spaß hat es mir nun gemacht Magdelene kennenzulernen und ihre kleinen und großen Erlebnisse zu verfolgen. Ach ja, die Geschichten sind in der Reihenfolge in dieser Anthologie veröffentlicht, in der die Autorin sie geschrieben hat. Wer Magdelenes Abenteuer aber lieber in chronologischer Reihenfolge lesen möchte, kann die richtige Lesereihenfolge auch anhand des Inhaltsverzeichnisses herausfinden.

In der ersten Kurzgeschichte wird schon früh die Aussage getroffen, dass Magdelene nicht nur die mächtigste, sondern auch die faulste Magierin der Welt sei. So liebt sie es den ganzen Tag in der Sonne zu liegen und das Leben (und die Wärme an ihrem Wohnort) zu genießen und ist über Unterbrechungen ihres gemütlichen Alltags ganz und gar nicht erfreut. Trotzdem muss sich die Magierin natürlich der einen oder anderen Herausforderung stellen und bewältigt diese häufig auf unkonventionelle und unerwartete Weise. Überhaupt entspricht die Dame so gar nicht den Vorstellungen, die in ihrer Welt von Magiern herrschen. Weder ihr Aussehen, ihr genußvoller Umgang mit dem anderen Geschlecht oder gar ihr Benehmen entspricht ihrem Status, aber natürlich hat gerade das diese Geschichten für mich so unterhaltsam gemacht.

Die insgesamt sieben Geschichten führen den Leser zu den unterschiedlichsten Stationen und Magdelenes Leben. So erlebt man mit, wie sie überhaupt erfuhr, dass sie so viel Macht besitzt, wie sie einen Ort suchte, an dem sie langfristig bleiben kann, und welche Hindernisse so ein Leben als mächtige Magierin mit sich bringen kann. Denn natürlich können einen die anderen Magier oder Dämonen oder gar die Bürokraten, die es nun einmal in jeder Gesellschaft gibt, nicht einfach in Ruhe lassen. Dabei wird die Geschichte nicht immer ausschließlich aus Magdelenes Perspektive erzählt, oft genug bekommen mit wie Außenstehende die Magerin wahrnehmen und wie sehr ihre Vorstellungen von der „mächtigsten Magierin der Welt“ mit der Realität kollidieren.

In der Regel sind die Geschichten sehr humorvoll erzählt – und ich mag den Humor von Tanya Huff wirklich! -, aber ich musste mir beim Lesen auch mal ein Tränchen wegwischen, weil ich den Ausgang eines Abenteuers zwar stimmig und richtig, aber eben auch traurig fand. Obwohl die verschiedenen Figuren nur wenige Szenen haben, in denen man sie kennenlernen kann, bekommt man doch schnell eine Vorstellung davon wie sie sind und wie sie in bestimmten Situationen handeln würden. Mir hat „Third Time Lucky“ wirklich viel Spaß gemacht und die Anthologie hat (wie erhofft) dafür gesorgt, dass ich brav mein tägliches Sachbuchpensum lese, um mich danach mit Magdelene entspannen zu können.

Leseeindrücke im November

„Fischland-Mord“ von Corinna Kastner war mal wieder eine dieser Spontan-Ausleihen in der Bibliothek. Ein Teil von mir scheint immer noch nach neuen und unterhaltsamen Krimiautoren Ausschau zu halten, denn an ungewöhnlichen Kriminalromanen kann ich zur Zeit nicht vorbeigehen. „Fischland-Mord“ spielt rund um Wustrow an der Ostsee und gehört zu der Sorte Regionalkrimis, die ich mag. Die Hauptfigur Kassandra Voß hat vor einem Jahr ein altes Kapitänshaus in Wustrow gekauft und eine kleine Pension daraus gemacht. Nun findet sie eines Morgens einen ihrer Gäste ertrunken in seinem Bett liegend, dass der Tote ermordet wurde, steht selbst für Kassandra schnell fest und als die Polizei dann auch noch sie zu den Verdächtigen zählt, beginnt sie gemeinsam mit ihrem Nachbarn Jonas und seinem Freund Paul zu ermitteln.

Ich habe mich mit dem Buch wirklich gut unterhalten gefühlt. Der Fall an sich war zwar etwas überkonstruiert, aber nicht so absurd, dass ich nicht hätte weiterlesen mögen. Die Figuren fand ich großteils sympathisch (wenn auch ein paar Nebenfiguren etwas überzogen waren) und die Rolle, die das Fischland in diesem Roman spielt, hat mir auch gefallen. Corinna Kastner lässt Kassandra immer wieder am Meer spazieren gehen oder darüber nachdenken, wie wohl sie sich auf diesem Stückchen Land zwischen Ostsee und Bodden fühlt, ohne dass ich das Gefühl hatte, das wäre jetzt künstlich aufgepropft worden, um für „Lokalkolorit“ zu sorgen. Ich bin jetzt nicht so hingerissen, dass ich mir sofort die Fortsetzung kaufen würde, aber ich würde mich freuen, wenn sie mir in der Bibliothek in die Finger fallen würde. Mit „Fischland-Mord“ habe ich einen angenehmen und entspannten Nachmittag verbracht – und manchmal ist genau das alles, was ich von einem Buch erhoffe.

***

„Niemand ist ohne Schuld“ und „Zurück von den Toten“ (Band 3 und 4 der Dark-Village-Reihe) von Kjetil Johnsen haben mich ebenfalls gut unterhalten. Die Handlung ist zwar stellenweise vorhersehbar und entwickelt sich in immer absurdere und unglaubwürdigere Richtungen, aber bei dieser Serie kann ich damit gut leben. Die kurzen Kapitel, die kleinen Informationshäppchen und die verschiedenen Figuren halten mich so weit bei der Stange, dass ich mich beim Lesen wunderbar amüsiere. Inzwischen haben wir vier Tote, eine kriminelle Organisation, eine „Undercover Bösewichtin“, mehrere Mörder und natürlich einige verwirrte Teenager, die nicht so recht wissen, wie sie mit all den Vorfällen umgehen sollen. In der Regel schnappe ich mir den frisch ausgeliehenen Band am selben Tag, an dem ich ihn in der Bibliothek mitnehmen konnte, und gönne mir damit ein paar intensive Lesestunden. „Dark Village“ ist zwar keine Reihe, die ich mir kaufen würde, aber ich genieße die Bücher gerade wirklich und freu mich schon auf all die (vermutlich ziemlich überzogenen) Wendungen, die mich im Abschlussband erwarten. 
***
„Smoke and Mirrors“ von Tanya Huff ist der zweite Teil der Serie rund um Tony Foster und hat mich ebenso amüsiert wie schon „Smoke and Shadows“. Nachdem sich Tony im ersten Band mit Schattenwesen herumschlagen musste, die durch ein Dimensionstor das Filmgelände, auf dem er arbeitet, erobern wollten, darf er sich nun mit einem Haus voller Geister beschäftigen. Dass er dabei auch noch auf das Filmteam aufpassen muss, das in dem Haus gerade eine weitere Folge einer bekannten Vampir-Serie drehen will, macht die Aufgabe nicht leichter für ihn. Ich mag es immer wieder, wie Tanya Huff klischeebelastete Elemente in ihren Romanen aufgreift und so verwendet, dass ich mich beim Lesern wunderbar amüsieren kann. Ich mag den Humor der Autorin, ich mag ihre Art ein Geisterhaus zu beschreiben und ich mag die Art und Weise wie ihre Figuren miteinander agieren. So langsam landet Tanya Huff wirklich auf der Liste der Autoren, von denen ich mir jeden verfügbaren Titel besorge. 🙂

***

„Mädchenhimmel!“ von Lili Grün war eine Leihgabe von Hermia, die auch eine sehr passende und informative Rezension zu dem Titel geschrieben hat. Ich fand die Gedichte und kurzen Geschichten von Lili Grün wunderbar zu lesen und in vielerlei Hinsicht immer noch aktuell und treffend. Eigentlich könnte ich hier Hermias Rezension hinkopieren, denn sie hat meine Meinung zu dem Buch sehr schön zusammengefasst. 🙂 Gäbe es nicht einen kleinen Punkt, dann würde ich mir diesen Titel sofort auf die Wunschliste setzen. Aber ich muss zugeben, dass ich das Preis-/Leistungsverhältnis nicht so ganz angemessen finde, auch wenn ich verstehen kann, dass ein kleiner Verlag so einen Band nun einmal nicht zum Spottpreis auf den Markt werfen kann. Auch fand ich den Teil mit den Anmerkungen zum Großteil überflüssig, aber das kann an mir liegen, da ich durch mein Quer-durch-alle-Genres-Lesen kein Problem mit etwas altmodischen (oder österreichischen) Begriffen habe. Alles in allem bin ich Hermia sehr dankbar, weil sie mir das Buch geliehen und so sehr schöne Momente mit den Gedichten und Geschichten von Lili Grün bereitet hat.

***

„Teatime mit Tante Alwine“ von Ellen Jacobi wird vermutlich meine Mutter zu Weihnachten bekommen und war genau das richtige Buch, als ich vor kurzem wegen Bauchschmerzen eine schlaflose Nacht verbracht habe. Locker, flockig erzählt, nicht besonders anspruchsvoll, aber eine nette Geschichte mit dem einen oder anderen amüsanten (wenn auch arg übertriebenen) Moment. Ich mochte die kleinen „Backszenen“ – mit manchen Themen kann man mich eben immer locken – und die energischen und dickköpfigen Damen, die in der Handlung vorkommen. Es hat mich jetzt nicht so begeistert, dass ich noch mehr von der Autorin lesen müsste, aber die Geschichte bot entspannende Ablenkung und ließ sich auch übermüdet gut lesen. 

Tanya Huff: The Complete Keeper Chronicles

„The Complete Keeper Chronicles“ von Tanya Huff war mein Mai-Buch für meine persönliche English-Challenge. Genauer gesagt waren es drei Romane in einem Sammelband. Wenn jemand von euch nach meiner Rezension auf die Trilogie neugierig geworden sein sollte, dann gebe ich euch einen dringenden Rat: Lest nicht die Inhaltsangabe von Band 2 und 3, denn dann fangt ihr euch böse Spoiler ein! „The Complete Keeper Chronicles“ beinhaltet die Bände „Summon the Keeper“, „The Second Summoning“ und „Long Hot Summoning“. Während der erste Teil sich vor allem um Claire Hansen dreht, spielt bei den anderen beiden Romanen ihre kleinen Schwester Diana eine größere Rolle.

Doch erst einmal zu „Summon the Keeper“: Claire Hansen ist ein Keeper, was bedeutet, dass sie dafür verantwortlich ist, Löcher im „Gewebe“ der Welt zu stopfen. Diese Löcher entstehen zum Beispiel durch besonders böse Taten und können nicht nur das Gleichgewicht der Welt stören, sondern auch dem Bösen Zugang zu unserer Realität verschaffen. Um diese Löcher zu stopfen, muss Claire Magie anwenden, und das tut sie dort, wohin sie gerufen wird. Seit sie die Schule abgeschlossen hat – was vor zehn Jahren war -, lebt sie aus dem Koffer und reist mit ihrem Kater Austin zu den Punkten, an denen sie gebraucht wird.

In „Summon the Keeper“ zieht sie der Ruf nach Kingston. Doch bevor sie den genauen Punkt findet, an dem sie eingreifen soll, landet sie zur Übernachtung in einem vernachlässigtem Hotel. Und als Claire am nächsten Morgen aufwacht, muss sie feststellen, dass sie von nun an für das „Elysian Fields Guest House“ verantwortlich ist, inklusive Dean, dem „Mädchen für alles“, einem unvermietbaren Zimmer mit einer Dame im Dornröschenschlaf und einem der gefährlichsten Kellerräume, die sich ein Keeper nur vorstellen kann. Zum Glück ist der ewig hungrige Austin jederzeit bereit, ihr mit Ratschlägen und frechen Bemerkungen beizustehen.

Tanya Huff meint im Vorwort, dass ihr Versuch, einen witzigen Roman zu schreiben, für sie extrem heraufordernd war, aber meiner Meinung nach ist ihr das wirklich gut gelungen. Trotz des einen oder anderen eher billigen Witzes und einiger vorhersehbarer Wendungen habe ich mich sehr gut beim Lesen amüsiert. Und das nicht nur beim ersten Band der Trilogie, sondern auch bei den weiteren beiden Teilen, obwohl da einige Elemente schon vertraut waren und Austins Humor auf Dauer etwas sehr bauch- und überlegenheitsbewusstseinsgesteuert ist.

Ich mochte die Charaktere, und sogar für die Hölle (*g*) habe ich im Laufe der Geschichte so etwas wie Sympathie empfunden. Doch vor allem – und da muss ich zugeben, dass ich das in „The Second Summoning“ und in „Long Hot Summoning“ etwas vermisst habe – das Hotel hat mich schnell gefangen genommen. Im „Elysian Fields Guest House“ wird einfach alles möglich, und neben der einzigartigen Atmosphäre und der guten Küche tragen auch die verschiedenen Gäste zu einem entspannten Aufenthalt (oder eben ein paar verflixt unterhaltsamen Lesestunden) bei. Wer amüsante Urban-Fantasy mit sympathischen Charakteren, vielen Katzenmomenten und ungewöhnlichen Bösewichten mag, der kann mit „The Complete Keeper Chronicles“ eigentlich nur dann etwas falsch machen, wenn er damit Probleme hat, sehr, sehr schwere Bücher längere Zeit in der Hand zu halten.