„Erebos“ ist der erste Jugendroman der österreichischen Autorin Ursula Poznanski und damit ist ihr auf Anhieb eine wirklich faszinierende Geschichte gelungen! Eher langsam wird man als Leser in die Handlung eingeführt, in dem man erlebt, wie der sechzehnjährige Nick Dunmore auf einmal ständig von seinem besten Freund versetzt wird. Colin hat keine Erklärung dafür, warum er nicht mehr mit Nick abhängen will und sogar das Basketball-Training schwänzt.
So nach und nach kommt Nick dahinter, dass an der Schule eine seltsame DVD rumgeht, die man nur bekommen kann, wenn einem sie einer überreicht. Doch im Gegensatz zu den Raubkopien, die sonst schon mal an der Schule verbreitet wurden, redet niemand über das, was sich auf dieser DVD befindet. Der Schüler ist sich ziemlich sicher, dass die seltsamen Verhaltensänderungen seines Freundes mit dem Geheimnis der DVD zu tun haben – und greift deshalb begierig zu, als ihm auch eine angeboten wird.
Umso enttäuschter ist Nick, als er feststellen muss, dass sich darauf nur ein Rollenspiel mit dem Namen „Erebos“ befindet – und die langen Ladezeiten und der eher langweilige Anfang des Spiels sorgen fast dafür, dass er sich gar nicht näher mit diesem Spiel beschäftigen will. Aber da ist ja immer noch die Frage, warum seine Mitschüler von diesem Rollenspiel so fasziniert sind! Je mehr sich Nick mit „Erebos“ beschäftigt, desto mehr verfällt er diesem ungewöhnlichem Spiel. Schon bald wird ihm klar, dass es absolut einzigartig ist, da die Dialoge erkennen lassen, dass hier keine gewöhnliche Künstliche Intelligenz aktiv ist.
Noch interessanter sind allerdings die Verbindungen zu seinem realen Leben. Nick bekommt schon sehr früh im Spiel Aufträge, die er neben seinem Schulalltag erfüllen muss. Sind diese Aufgaben anfangs noch harmlos, so steigert sich das Risiko mit jedem weiteren Schritt, den der Junge in der virtuellen Realität macht. Bevor es Nick bewusst wird, ist er nicht nur süchtig nach „Erebos“, sondern auch viel tiefer in einen gefährlichen Plan verwickelt, als ihm lieb sein kann.
Ich fürchte, dass der große Schwerpunkt der Geschichte auf das Thema Rollenspiel vielleicht den einen oder anderen Leser abschrecken könnte. Sogar mir, die ich eigentlich sehr gerne Rollenspiele spiele, waren einige Passagen etwas zu lang (vor allem, da mich diese klassische RPG-Variante weniger reizt 😉 ). Doch Ursula Poznanski beschreibt selbst diese eher gezogenen Teile der Geschichte so lebendig und mit so vielen Verbindungen in Nicks reale Welt, dass man sie in einem Zug durchlesen kann – und dabei ständig nach weiteren Hinweisen auf die Identität der anderen Spieler sucht.
Doch vor allem das Wissen, dass irgendetwas an diesem „Spiel“ nicht stimmt, lässt einen gespannt die Geschichte verfolgen. Ich habe das Buch in einem Zug ausgelesen – und zwar nicht nur, weil ich mir dafür extra etwas Zeit genommen hatte, sondern auch weil ich es so spannend fand. Ständig habe ich überlegt, was hinter „Erebos“ steckt, habe gehofft, dass sich Nick aus diese Sucht befreien kann und mich über jedes neue Wissensbröckchen gefreut.
Mir hat es auch sehr gut gefallen, dass die verschiedenen Charaktere angenehm realistisch beschrieben werden. Natürlich passen einige von ihnen in die typischen „Schülertypenschubladen“, aber nur solange bis man sie näher kennenlernt. Dann gelingt es der Autorin jedem von ihnen so persönliche Facetten zu verleihen, dass sie den Leser einfach überzeugen. Auch der Schreibstil passt zu der spannenden Geschichte, obwohl ich die ziemlich kurzen Sätze anfangs erstaunlich gewöhnungsbedürftig fand. Aber trotz der zum Teil gehetzt wirkenden Erzählweise, war es immer gut lesbar – und erzeugte einen gewissen Druck beim Lesen, der die (vor allem gegen Ende) rasante Handlungentwicklung gelungen unterstützt hat. Wie ihr merken könnt, hat mir das Buch sehr gut gefallen – und ich werde auf jeden Fall meine Augen nach weiteren Jugendromanen der Autorin aufhalten!
das klingt wirklich gut. ich mag ganz gerne auch klassisce rollenspiele und diese verschmelzung von realität und Spiel gefällt mir sehr gut. Mal sehen, vielleicht findet sich ja bald auch auf meinem Blog ein Beitrag dazu.
Jag är obegriplingt intellektuell 😛 du auch? dann komm zu hase und kaninchen.
"erebos" befindet sich seit ostern auch auf meinem SUB, hab schon mehrmals gehört/gelesen, daß das spitze sein soll! mal sehen, wann ich dazu komme mir selbst ein bild zu machen!
@Nana: Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. 🙂
"Jag är obegriplingt intellektuell 😛 du auch?" Die Frage beantworte ich dir gern, sobald ich eine Übersetzung für "obegriplingt" gefunden habe. ;D
@Katrin: Ich hatte vor dem Lesen versucht keine anderen Kritiken mitzubekommen (auch wenn das dan Twitter nicht so einfach war). Bau das Buch mal von deinem SuB ab – und dann sag mir, ob es dir auch so gut gefallen hat. 🙂
Ich kann mich deiner schönen Rezi nur anschließen, unbedingt LESEN! Ich war auch schwer begeistert davon 🙂
@Kerstin: Was mich besonders gefreut hat, war die Tatsache, dass ich mir von dem Buch nicht so viel erwartet hatte. Ich hatte es vorbestellt, als ich es im Katalog sah und bevor ich noch eine Rezi dazu gesehen hatte. Und je mehr begeistere Besprechungen kamen, desto skeptischer wurde ich – bis ich dann doch selber die Nase in den Roman gesteckt habe. 😉
Übrigens: Herzlich Willkommen auf meinem Blog! 🙂
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