Andreas Föhr: Schafkopf (Hörbuch)

„Schafkopf“ ist die zweite Geschichte rund um Kommissar Wallner und Polizeiobermeister Kreuthner von Andreas Föhr und das dritte Hörbuch („Der Prinzessinnenmörder“, „Karwoche“ und „Schwarze Piste“), das ich aus der Reihe höre. Ich muss gestehen, dass ich am Anfang immer etwas Probleme habe mich zurecht zu finden, weil ich erst einmal wieder Wallners aktuelle Lebensumstände in den richtigen Zusammenhang bringen muss – das ist aber auch der einzige Nachteil, wenn man die Teile in durcheinandergewürfelter Reihenfolge hört. 😉

Zu Beginn der Geschichte findet man Kreuthner in ungewohnter Situation: Er joggt einen Berg hinauf! Natürlich stolpert er kurz darauf über eine Leiche und schon laufen die Untersuchungen mit der gewohnten Mischung aus Kompetenz (auf Seiten Wallners) und bayrischer Individualität (von Kreuthners Seite) an. Wie gewohnt wird die Geschichte auf mehreren Ebenen erzählt. Auf der einen Seite erlebt man die aktuellen Ermittlungen von Wallner und seinem Team – ebenso wie die privaten Szenen zwischen Wallner und seinem Großvater -, auf der anderen Seite gibt es Rückblicke auf Ereignisse, die vor mehreren Jahren passiert sind. Der Großteil dieser Rückblicke dreht sich um das Verschwinden einer jungen Frau vor zwei Jahren. Während ihr Freund die ganze Zeit davon überzeugt war, dass jemand die Kathi entführt hat, denkt ihr Umfeld, dass die Frau davongelaufen ist und sich deshalb nicht mehr gemeldet hat, damit ihr gewalttätiger Freund ihr nicht auf die Spur kommt.

Ich muss gestehen, dieses Mal hat Andreas Föhr mich erwischt und ich bin beim Hören einfach nicht auf die Lösung gekommen. Die vielen involvierten Personen, die alle ihre ganz eigenen Motive für ihre Handlungen haben, die Zeitsprünge und in einem Fall wohl auch der Wunsch, dass diese Person nichts mit der Sache zu tun haben mag, haben dazu geführt, dass ich mich die ganze Zeit gefragt habe, wohin die Geschichte führen wird. Auch fand ich Kreuthner dieses Mal weniger peinlich als in den anderen Bänden der Reihe. Natürlich geht er wieder seinen eigenen Weg und dieser führt ihn immer wieder in Bereiche, die nicht ganz in Ordnung sind, aber die größten Schnitzer, die ihm passieren, waren irgendwie nachvollziehbar und haben bei mir deutlich weniger Fremdscham ausgelöst als sonst. (Aber vielleicht erwarte ich auch inzwischen einfach Schlimmeres von dieser Figur. 😉 )

Der Sprecher Michael Schwarzmeier hat seine Sache gewohnt gut gemacht. Seine Frauenstimmen finde ich zwar oft etwas zu fiepsig, aber da das bei zweien der Figuren gut gepasst hat, hat mich das dieses Mal auch nicht ganz so sehr gestört. 😉 Ansonsten ist es schon sehr angenehm wie individuell er die verschiedenen Charaktere anlegt, so dass man selbst bei einer Kartenrunde voller Bayern (inklusive dem dazu gehörigen Dialekt) jederzeit weiß, wer gerade spricht.

9 Kommentare

  1. Huch? Kreuthner joggend? Und dann auch noch den Berg hoch? Ich muss das Hörbuch wohl zeitnah auch hören 😉 Aktuell bin ich noch mit "Karwoche" beschäftigt, allerdings schon mit CD5 von 6.

  2. Ich fand "Schafkopf" als Buch auch sehr schön rund – und die Kreuthner-Handlung hat mir auch besser gefallen als dann in "Karwoche", wo er meines Erachtens zu sehr aus dem Ruder läuft. Aber das hatte ich bei meinen Rezis ja schon geschrieben.

    Irgendwann werde ich auf jeden Fall auch diese Hörbücher hören – vielleicht als Einstimmung auf die beiden noch ausstehenden und bei mir im SuB schlummernden Bände der Reihe.

  3. @Natira: Du kannst dir vermutlich denken, was ihn motiviert! 😀

    @Ariana: Kreuthner finde ich in diesem Teil richtig angenehm. In den anderen Bänden fand ich ihn deutlich herausfordernder. 😉 Oh ja, du solltest den Hörbüchern eine Chance geben! Sie sind bestimmt perfekt, um dich auf das Weiterlesen der Reihe einzustimmen! 🙂

  4. Danke für die schöne Rezi.. Hab ich auch noch irgendwo herumliegen. Werde ich doch gleich mal schauen.

  5. BücherFähe

    Als Nichtkennerin seiner Bücher frage ich mich in Bezug auf solche Aussagen "Auch fand ich Kreuthner dieses Mal weniger peinlich" und "Seine Frauenstimmen finde ich zwar oft etwas zu fiepsig" wie seine anderen Bücher eigentlich so sind. 😀 Der Kreuthner muss ja eine sehr eigenwillige Persönlichkeit sein. 😀

  6. @JED: Ich fand es gut zu hören und hoffe, du hast auch Spaß damit. 🙂

    @BücherFähe: Der Kreuthner ist als "bayrisches Original" angelegt. So spielt er in seiner Freizeit gern mit den (Klein-)Kriminellen des Ortes Karten (natürlich um Geld) und muss immer wieder im Alltag darüber entscheiden, ob er nach dem Gesetz oder nach seinem eigenen Ermessen handelt. In der Regel trifft er natürlich die Entscheidung zugunsten seines eigenen Ermessens und bringt damit seine Vorgesetzten und Kollegen zur Verzweiflung – erzielt aber auch immer mal wieder überraschende Ermittlungsergebnisse damit. 😉

    Und männliche Sprecher, die Frauen darstellen, sind oft unangenehm zu hören, wenn sie ihre Stimme künstlich hochschrauben oder ähnliche unnötigen Verrenkungen machen, um "weiblicher" zu klingen. Ich bin jedes Mal dankbar, wenn ich über einen Sprecher stolpere, der Frauen ganz normal vorliest, statt so gekünstelt zu klingen.

  7. Über männliche Sprecher, die für Frauenfiguren ihre Stimme so hochschrauben, habe ich mich auch schon ein paar Mal geärgert.
    Mit peinlichen Figuren habe ich ja immer so meine Probleme – ich hasse Fremdschämen. Gut, wenn das in diesem Band etwas abgeschwächt war.

  8. @Neyasha: Bei diesem Sprecher ist es zum Glück nicht so extrem. Er macht es nur bei Frauen, bei denen es ihm wohl angemessen vorkommt, aber es stört mich trotzdem.

    Mit Kreuthner hatte ich vor allem in dem ersten Band, den ich mit ihm gehört hatte, Probleme. Wenn er nicht am Ende wirklich tiefes Mitgefühl bei mir hervorgerufen hätte, dann hätte ich mich mit ihm wohl nicht anfreunden können. So habe ich gelernt seine Eigenheiten zu tolerieren und freue mich auf die Passagen mit den restlichen Polizisten und den Charakteren, die in den Kriminalfall involviert sind. 😉

  9. "Du kannst dir vermutlich denken, was ihn motiviert!"
    Ich habe da eine gewisse Vermutung, mal sehen, ob diese sich bewahrheitet. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert