Bettina Belitz: Splitterherz

 

Es gibt genau einen Grund, warum Elisabeth Sturm nicht mit fliegenden Fahnen vom platten Land zurück nach Köln geht, und dieser Grund heißt Colin. Der arrogante, unnahbare, aber leider auch äußerst faszinierende Colin gibt Ellie ein Rätsel nach dem anderen auf, und obwohl sie sich mit aller Macht dagegen wehrt, kann sie sich seiner Ausstrahlung nicht entziehen. Bald muss Ellie einsehen, dass Colin viel mehr mit ihrer Familie verbindet, als sie sich je vorstellen könnte. Ihr Vater Leo verbirgt ein Geheimnis, das ihn und Colin zu erbitterten Gegnern macht – und das Ellie in tödliche Gefahr bringt. Dass sie mit ihren seltsamen nächtlichen Träumen den Schlüssel zu dem Rätsel in der Hand hält, begreift Ellie erst, als ihre Gefühle für Colin alles zu zerstören drohen, was sie liebt.

Bei dieser Rezi beschränke ich mich mal für die Inhaltsangabe auf den Klapptentext – das gibt mir mehr Raum, um über mein Leseerlebnis zu schreiben. 😉

In letzter Zeit überkommt mich ja immer wieder das Gefühl für bestimmte Geschichten einfach zu alt zu sein. So auch bei Splitterherz … Ellie hat mir auf den ersten 200-300 Seiten das Lesen gründlich vermiest und ich musste mich schon überwinden, um die erste Hälfte des Buches hinter mich zu bringe. Ich kann damit leben, dass eine Hauptfigur ständig heult und sich nicht immer vernünftig verhält, aber dieses Mädchen ist mir wirklich auf die Nerven gegangen und ich musste mir nach einer Pause immer eine Ruck geben, um nicht auf einen anderen Roman auszuweichen.

Okay, es ist wirklich nicht schön, ein Jahr vor dem Abitur die Schule zu wechseln, und es ist nicht schön, seinen Freundeskreis verlassen zu müssen, aber muss sich Ellie deshalb so kindisch verhalten? Vor allem ist ja doch recht schnell klargestellt worden, dass ihre allerbesten Freundinnen auch nicht gerade die Menschen waren, die sie glücklich machten, und dass sie sich ständig verstellen musste, um überhaupt ihre Anerkennung zu erhalten. Einzig die Hoffnung, dass hinter diesem irrationalen Benehmen mehr steckt, als anfangs zu sehen ist, hat mich bei der Stange gehalten. Wobei mich auch hier die von der Autorin gelieferten Hintergründe nicht wirklich befriedigt haben. Okay, Ellie hat einen Grund, warum sie ständig heult und warum es ihr schwer fällt mit andere Menschen Umgang zu haben, aber mir fehlte eine richtige und greifbare Erklärung für diese Fähigkeit.

Dann der Teil, der sich um Colin dreht. Ganz ehrlich, im Prinzip ist die Handlung nun nicht so viel anders aufgebaut als in einer der unzähligen romantischen Vampirgeschichten, die seit ein paar Jahren den Buchmarkt überschwemmen. Aber ich muss zugeben, dass ich die Figur des Colin mochte – und ich mag die Idee, die hinter seinem Charakter steckt. Ich verkneife mir jetzt mal einen Spoiler, denn ich habe mich wirklich geärgert, dass einige Rezensionen schon verraten, was Colin ist! So ist mir doch eine Menge Spannung verloren gegangen und ich habe während des Lesens darauf gewartet, dass dieser Punkt in der Geschichte endlich angesprochen wird.

Aber sich mit Colin auf einen kaum genutzten Mythenbereich zu stützen, damit hat sich Bettina Belitz meine Anerkennung verdient. Ich finde, dass sie diese Grundidee wirklich reizvoll ausgebaut hat – und siehe da, die zweite Hälfte des Buches, hat mir dann auch deutlich besser gefallen! 🙂 Ellie war lange nicht mehr so wehleidig (na ja, sie hatte auch nicht mehr so wirklich viel mit ihren Mitschülern zu tun), dafür war sie damit beschäftigt hinter Colins Geheimnis zu kommen und herauszufinden, warum ihr Vater so ein Problem damit hat, dass sie sich mit Colin trifft. Am Ende gibt es noch einige „Action“ mit spannenden und amüsanten Momenten – und auch wenn ich mit dem Schluss so wie er jetzt ist sehr zufrieden bin, so hat mich die zweite Hälfte mit der Geschichte so sehr versöhnt, dass ich auch Lust auf eine (gut gemachte!) Fortsetzung hätte.

Insgesamt hätte diesem Roman meiner Meinung nach eine kräftige Straffung geholfen und Ellie hätte nicht ganz so ausführlich (und jämmerlich) aufgebaut werden müssen. Dafür gibt es ein paar andere Charaktere (vor allem Colin), die ich interessant oder amüsant fand. Auch ist mir aufgefallen, dass die Autorin mit ihrem Erzählstil sehr schön Stimmungen herbeirufen kann. Ihr Wald ist mal bedrohlich, mal sonnig und wunderschön. Wenn sie ein Gewitter beschreibt, dann kann ich es vor mir sehen – und vor allem die Szenen, in denen wirklich viel los war, haben mir richtig gut gefallen. Mehr davon und weniger Gefühlsduselei – und ich hätte mich mit dem Anfang nicht so schwer getan!

10 Kommentare

  1. Hm, was soll ich davon nun halten? Einerseits machst du mir richtig Angst mit deiner Einschätzung von Ellie, andererseits weckst du meine Neugierde. Hilft nur eins: Ich muss das Buch auch endlich lesen!

  2. >g< Das Buch lässt sich einfach nicht als "gut" oder "schlecht" abspeisen, man muss wohl selber herausfinden, ob man mit Ellie lieben kann und ob die interessanten Aspekte ihre anfängliche Nervigkeit ausgleichen können. 😉

    Also, fang an zu lesen – ich bin gespannt auf deine Meinung!

  3. Mir gehts da grade wie Irina, ich habe das Buch auf dem "Wunschzettel", aber weiß nun nicht so ganz ob ichs mir nun kaufen soll oder nicht. 🙂

  4. Argh, eigentlich sollte das in meinem Kommentar "mit Ellie leben kann" heißen …

    @Tine: Wenn du kein Problem hast mit jugendlichen Protagonisten, die sich sehr irrationals verhalten, dann besorg es dir ruhig! Auf jeden Fall wird hier eine schöne Grundidee verwendet – oh, und das die Geschichte in Deutschland spielt, war auch eine angenehme Abwechslung! 🙂

  5. Ich muss gestehen, dass ich von Büchern, die auf allen Blogs besprochen werden, gerne die Finger lassen. Zwar kam das Buch überall gut weg, aber schon an den Klappentexten/ Inhaltsangaben sah ich, dass es nichts für mich ist. Ich wäre nicht bis Seite 300!! gekommen 😉

  6. Vermutlich gehört der Roman zu den Büchern, die man gut ausleihen kann, um sich ein eigenes Bild zu machen 🙂

    Jedenfalls macht Deine Rezension neugierig …

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