Dorothy Gilman: Mrs. Pollifax, Innocent Tourist (Hörbuch)

Nachdem ich im März mein letztes „Mrs. Pollifax“-Hörbuch gehört habe, wird es Zeit endlich etwas darüber zu schreiben und sei es nur, damit ich alle erhältlichen Hörbücher der Reihe auf meinem Blog besprochen habe. 😉 Bis zur Mitte der Geschichte von „Mrs. Pollifax, Innocent Tourist“ von Dorothy Gilman war ich fest überzeugt, ich würde diesen Teil noch nicht kennen – und dann tauchte ein junges Mädchen mit weißen Cowboystiefeln auf, an das ich mich überraschenderweise vage erinnern konnte. Ich weiß nicht, wann ich das Buch gelesen habe, aber ich muss es vor vielen Jahren irgendwo ausgeliehen haben, denn ich habe es nicht in meinem Besitz. Es fühlte sich aber beim Hören an, als ob ich eine ganz neue Geschichte entdecken würde, denn es gab nur wenige Momente, die mir vertraut vorkamen.

In „Mrs. Pollifax, Innocent Tourist“ bittet John Sebastian Farrell Mrs. Pollifax ihn bei einer Reise nach Jordanien zu begleiten. Es ist kein Auftrag für die CIA, die ganze Angelegenheit ist nicht mal gefährlich, es geht nur darum an einem vereinbarten Treffpunkt das letzte Manuskript eines in irakischer Gefangenschaft verstorbenen Schriftstellers in Empfang zu nehmen und in die USA zu bringen. Dass Farrell Mrs. Pollifax dabei haben möchte. hängt vor allem damit zusammen, dass ein alleinreisender Amerikaner definitiv mehr Aufmerksamkeit erregt als jemand, der gemeinsam mit einer harmlos aussehenden und sympathischen älteren Dame unterwegs ist.

Doch natürlich wäre das Ganze keine „Mrs. Pollifax“-Geschichte, wenn es so einfach laufen würde wie geplant. Schon auf dem Flug nach Jordanien macht Emily Pollifax die Bekanntschaft eines etwas ausdringlichen Herren, der ihr unbedingt ein Reisesouvenir verkaufen will. Im Hotel in Amman angekommen, muss Mrs. Pollifax feststellen, dass der unangenehme Sitznachbar ihr das betreffende Stück heimlich ins Handgepäck geschmuggelt hat – und kurz darauf wird ihr Hotelzimmer von Unbekannten durchsucht. Auch mit Farrells Vorhaben läuft nicht alles glatt. Vormittag für Vormittag wartet der ehemalige CIA-Agent auf seinen Kontaktmann in der alten Kreuzritterburg von Kerak. Doch obwohl regelmäßig Besucher die Sehenswürdigkeit besichtigen, kommt niemand auf ihn zu.

Auch wenn mir Dorothy Gilmans Art eine Geschichte aufzubauen inzwischen sehr vertraut ist, finde ich es immer wieder schön, wenn aus Emily Pollifax kleinen harmlosen Auftragen eine viel größere Angelegenheit wird, die die Profis – sowohl bei der CIA, als auch im jeweiligen Land – an ihre Grenzen bringt. Gerade Mrs. Pollifax‘ Unprofessionalität und ihre Neigung spontan Freundschaften zu schließen, bringen immer wieder erfrischende Wendungen in die Handlung. So kann man hier ganz wunderbar verfolgen, wie die beiden Amerikaner ihren jungen Reiseführer Youssef und seine Familie immer besser kennenlernen und – trotz ihres seltsamen Verhaltens – im Laufe der Zeit sein Vertrauen gewinnen.

Ich mag es auch immer wieder, wie Dorothy Gilman den Nahen Osten beschreibt, wie hingerissen Mrs. Pollifax von der Wüste ist, wie stolz die alte Dame ist, dass sie mit den Beduinen im Schneidersitz sitzen kann und wie tief sie ein Sonnenaufgang über dieser kargen Landschaft bewegt. Diese Momente bereiten mir mindestens ebenso viel Freude wie all die humorvollen kleinen Szenen, in denen die „Bösen“ in der Geschichte zum Beispiel entdecken müssen, dass die harmlose alte Touristin, die sie sich für ihre Schandtaten ausgesucht haben, eine große Herausforderung bietet als erwartet.

Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis ich alle „Mrs. Pollifax“-Hörbücher gehört hatte und ich habe sehr viele schöne Stunden mit dieser ganz besonderen Agentin verbracht. Es ist sehr schade, dass ich nun kein weiteres Hörbuch mehr für mich entdecken kann, aber ich bin mir sicher, dass ich noch sehr oft Zeit mit Mrs. Pollifax verbringen werden. Diese Figur ist mir schon vor so vielen Jahren ans Herz gewachsen und die Sprecherin Barbara Rosenblat erweckt sie – und all die anderen Charaktere in den verschiedenen Geschichten – so wunderbar zum Leben, dass mich schon jetzt auf den Tag freue, an dem ich Mrs. Pollifax wiederbegegne, während sie an der Kante ihres Flachdachs steht und eine gravierende Entscheidung für ihr Leben trifft

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