Gail Carriger: Etiquette and Espionage (Finishing School 1)

„Etiquette and Espionage“ ist der Auftakt einer weiteren Reihe von Gail Carriger, deren „Parasol Protectorate“-Titel mir schon so gut gefallen hatte. Dieses Mal ist die Protagonistin deutlich jünger – ebenso wie die Zielgruppe -, ansonsten spielt die Handlung in der gleichen Welt wie „Soulless“ und die anderen Bände rund um Alexia Tarabotti. Die neue Protagonistin ist die vierzehnjährige Sophronia Angelina Temminnick, die ihre Mutter mit ihrem unberechenbaren Benehmen regelmäßig zur Verzweiflung bringt. Während all ihre Schwestern sich angemessen verhalten, klettert Sophronia auf Bäume, treibt sich mit den Stalljungen rum und nimmt ständig die neuen technischen Errungenschaften, die ins Haus einziehen, auseinander. In der Hoffnung, dass ein Aufenthalt in einem Mädcheninternat aus ihr eine Dame machen würde, schickt ihre Mutter sie auf „Mademoiselle Geraldine’s Finishing Academy for Young Ladies of Quality“.

Doch schon bei der Anfahrt muss Sophronia feststellen, dass diese Schule vielleicht nicht ganz das ist, was sie sich bislang unter einer solchen Institution vorgestellt hat – und ganz gewiss hat auch ihre Mutter nicht mit der Ausbildung, die ihre Tochter dort erhalten wird, gerechnet. Denn neben dem richtigen Benehmen, Tanzen und anderen damenhaften Disziplinen lernt das Mädchen dort, wie man sich gegen einen Vampir oder Werwolf zur Wehr setzt, wie man die richtige Menge Zutaten berechnet, um eine bestimmte Anzahl Dinnergäste zu vergiften, wie man Informationen erlangt, Nachrichten in großen Menschenmengen unauffällig weiterreicht und Männer verführt (dieses Fach ist allerdings für die höheren Klassen reserviert).

So spannend Sophronia all diese neuen Wissensgebiete findet, so hat sie doch lange Zeit keine Ahnung, in welche Richtung ihre Ausbildung gehen soll. Um mehr darüber und das ungewöhnliche Schulgelände herauszufinden, treibt sie sich immer wieder in Bereichen herum, in denen Schülerinnen eigentlich nichts zu suchen haben – was sie regelmäßig in brenzlige Situationen bringt, aber auch für unverhoffte neue Bekanntschaften sorgt. Außerdem geht schon zu Beginn der Geschichte ein wertvoller Gegenstand, der der Schule überbracht werden sollte, verloren und wird nun von mehreren – zum Teil recht verbrecherischen – Parteien gesucht, und natürlich fragt sich auch Sophronia, wo sich diese Kostbarkeit befinden könnte.
Ich mochte all die fantastischen Einfälle, die Gail Carriger allein schon beim Aufbau der Schule angewandt hat (auch wenn ich lieber nicht darüber nachdenke, ob die beschriebenen Elemente technisch auch nur annähernd möglich sein könnten). Auch die vielen verschiedenen Figuren fand ich sehr toll (und sehr Carriger-typisch), doch vor allem liebe ich all die kleinen humorvollen Momente. „Etiquette and Espionage“ ist ein wirklich schöner Wohlfühlroman und ich weiß nicht, wie oft ich überrascht aufgelacht oder geschmunzelt habe.
Es war wirklich schön, wieder in dieses fantastische England zurückzukehren, aber in gewisser Weise ist das für mich auch der größte Kritikpunkt an diesem Roman. Denn „Etiquette and Espionage“ spielt 22 Jahre vor „Soulless“ und trotzdem scheint die Welt technisch in sehr vielen Punkten sehr viel weiter fortgeschritten zu sein. Außerdem gibt es Figuren, die mir schon aus den „Parasol Protecotrate“-Romanen bekannt waren und bei denen ich ein paar kleine Probleme hatte, mein „Wissen“ über die Figuren mit deren jüngeren Versionen in „Etiquette and Espionage“ zusammenzubringen. Trotzdem hat das Lesen so viel Spaß gemacht und ich freu mich jetzt schon, dass ich noch ein paar Folgebände mit Sophronia und ihren Freunden vor mir habe.

8 Kommentare

  1. Die Parasol-Reihe habe ich mit Vergnügen gelesen – aber diese Reihe habe ich nicht angerührt, vielleicht wegen des jüngeren Zielpublikums. Jetzt sollte ich ihr doch eine Chance geben, nach deinen Worten… LG mila

  2. Ich habe das Lesen wirklich genossen und freue mich auf die weiteren Bände. Du solltest vielleicht einfach schauen, ob du eine Leseprobe findest. Allein die Anfangsszene mit dem Lebensmittelaufzug hatte mich schon in die richtige Stimmung gebracht. 😀

  3. Die Romane um Lady Alexia habe ich ja bei skoobe gelesen und fand sie sehr unterhaltsam, zwingend kaufen hätte ich sie mir allerdings nicht wollen. Deine Besprechung macht mir durchaus Lust, in diese Welt zurückzukehren – aber ich bin sehr geduldig und warte, ob sie irgendwann auch bei skoobe auftauchen, das würde mir vollkommen ausreichen. 🙂

  4. @Natira: Ich könnte dir ja diesen Band in die nächste Rückgabekiste stecken. (Wenn ich es jemals wieder auf die Reihe bekomme, irgendetwas irgendwohin zu schicken.)

  5. *lach* Oder Du legst es auf einen Stapel in der Nähe der Rückgabebücher und wenn ich das nächste Mal zu Besuch komme, lese ich mal hinein. 😀

  6. Hallo, ich weiß gar nicht, ob ich hier je schon kommentiert habe, oder immer nur stille Mitleserin war..

    Jedenfalls möchte ich dir, bezogen auf deinen Kritikpunkt, nahelegen, die anderen Bände der Reihe auch zu lesen. Der Unterschied in technischer Entwicklung wird noch angesprochen 😉

  7. @Kalessin: Wenn ich das richtig sehe, dann ist das dein erster Kommentar bei mir. Also herzlich Willkommen auf meinem Blog! (Oder eher in meinem Kommentarbereich. 😉 )

    Ah, das finde ich beruhigend! So richtig schlimm fand ich es nicht, aber es hat mich schon irritiert. Dann freu ich mich umso mehr auf die weiteren Bände! Danke für die Information. 🙂

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