Seanan McGuire: Indexing – Reflections (Indexing 2)

Zwei Jahre nach dem Erscheinen von „Indexing“ von Seanan McGuire gibt es mit „Indexing: Reflections“ die Fortsetzung um Henry (Henrietta Marchen) und ihre Kollegen sowie ihren Kampf gegen Märchen, die danach streben, real zu werden. Auch bei diesem Band erschienen die einzelnen Kapitel zuerst als Fortsetzungsgeschichte für den Kindle und sind somit sehr gut mit ein paar Tagen Abstand zwischen den Episoden zu lesen. Dieses Mal geht es vor allem um die Nachwirkungen der Vorgänge im ersten Band. In „Indexing“ wäre es fast zu einer Katastrophe gekommen, da eine Geschichtenerzählerin („Mother Goose“) diverse potenziellen Märchenfiguren und ihre Geschichten manipuliert hatte. Aber auch nach der Ergreifung dieser Verbrecherin kommt es immer noch zu einem erhöhten Aufkommen an Märchenvorfällen, was für die Mitarbeiter des ATI Management Bureaus eine Menge Extraarbeit bedeutet.

Doch nicht nur das größere Arbeitsaufkommen macht Henry und ihrem Team zu schaffen. Durch die Vorgänge rund um die „Mother Goose“ wurde Henrys Geschichte aktiviert, ebenso wie die von Demi, die inzwischen ein fester Bestandteil dieser „Märcheneinsatztruppe“ ist. Also müssen Henry (ein aktives „Schneewittchen“), Jeff (ein „Schuhmacher“), Demi (eine aktive „Rattenfängerin“), Sloane (eine „böse Stiefschwester“) und Andy (der einzige im Team, der nicht von Märchen berührt wurde) dem ATI Management Bureau erst einmal beweisen, dass sie immer noch ihrem Dienst nachgehen können, ohne dass ihr Märchenhintergrund zu einer Gefahr für die Allgemeinheit wird. Zu ihren Gunsten spricht dabei, dass Henry und ihre Kollegen auch im inaktiven Zustand schon viel Erfahrung mit ihrer Märchenidentität sammeln können und sich der Risiken durchaus bewusst sind. Außerdem haben sie eine gute Erfolgsquote und sind eines der wenigen Teams, das mit Sloane gut zusammenarbeiten kann, Denn Sloane ist eine Mitarbeiterin mit einzigartigen und unverzichtbaren Fähigkeiten, deren Wohl dem ATI besonders am Herzen liegt. Wie einzigartig die potenzielle Giftmischerin ist, wird dabei erst im Laufe der Geschichte deutlich. ….

Es ist wohl wenig überraschend, dass ich auch diesen Roman von Seanan McGuire sehr genossen habe. Die Autorin trifft immer wieder meinen Humor und ich liebe es, wie sie mit den verschiedenen Themen umgeht und wie sie eine ungewöhnliche Sicht auf vertraute Elemente beweist. Die Handlung von „Indexing“ war so weit eigentlich abgeschlossen, aber es blieben genügend Stränge offen, dass daran wieder angeknüpft werden konnte. Neben den ganzen Vorfällen rund um die kurz vor der Aktivierung stehenden Märchen fand ich es sehr spannend, mehr über die Entstehung des ATI Management Bureaus zu erfahren und mitzuerleben, wie aus Sloane eine „böse Stiefschwester“ wurde. Aber auch Henrys Auseinandersetzung mit ihrem (Ur-)Märchen und all die anderen neuen Figuren, deren Märchen schon aktiv sind, die aber anscheinend damit umgehen konnten, haben schöne neue Sichtweisen auf das Märchenthema gebracht. Dazu kam noch, dass die Geschichte einigen Anlass bot, um sich mit dem Schicksal der Personen auseinanderzusetzen, die von Henry und all den anderen im Laufe der Jahrhunderte daran gehindert wurden, sich als Märchenfiguren zu manifestieren.

So gab es immer wieder bitterböse, traurige, aber auch amüsante Szenen, wobei der „Märchenschwerpunkt“ weiterhin bei Henry und dem Schneewittchenthema lag. Seanan McGuire hat sich in diesem Band viel Zeit genommen, um auf die Vergangenheit des Schneewittchenmotivs einzugehen und um ihre Welt detaillierter vorzustellen. Das hat vielleicht die eine oder anderen Wendung nicht ganz so überraschend gestaltet, aber dafür gab es für mich sehr viele Anstöße, noch einmal über die verschiedenen Märchenvarianten und die Entwicklung und Verbreitung von Märchen nachzudenken. Außerdem mag ich es, wie die Autorin ihre Märchenfiguren in ein modernes Umfeld versetzt, ohne sich dabei zu sehr von dem märchenhaften Grundmotiv zu entfernen.

9 Kommentare

  1. BücherFähe

    Ich finde es immer wieder erstaunlich, was für außergewöhnliche Bücher du so liest. 🙂 Oder kommt es mir nur so vor, weil ich so unbewandert bin? ;D

  2. Ich finde die Bücher nicht so außergewöhnlich. Ich lese halt, worüber ich stolper und was mir Spaß macht. 😀 Du hingegen bist nicht unbewandert, du bist spezialisiert – und ich bin oft genug neidisch darauf, denn wie in allen anderen Bereichen hätte ich auch gern bei den Büchern etwas intensiveres Wissen und lasse mich doch immer wieder ablenken, weil einfach immer alles so interessant aussieht und ich mich nicht auf etwas konzentrieren kann.

  3. Ich bin ja noch unschlüssig, ob ich den 2. Band lesen mag. Den 1. habe ich unterhaltsam gefunden, aber er hat mich nicht so ganz überzeugt. Und ich finde eigentlich auch abgeschlossen genug. Zum Ende hin habe ich aber doch die Figuren ins Herz geschlossen, mit denen ich zunächst noch nicht so viel anfangen konnte – insofern hätte ich jetzt auch nichts dagegen, noch mehr von ihnen zu erfahren.

  4. @Neyasha: Es gibt auf jeden Fall sehr viel mehr zu den einzelnen Charakteren im zweiten Band, nachdem nun die Grundsituation geklärt ist. Ich mochte es, aber das heißt ja für dich nichts, wie wir inzwischen wissen. 😀

  5. Der Roman ist ja in der kindle-Version bereits bei mir eingezogen. Jetzt muss ich ihn nur noch lesen. 🙂

  6. @Natira: Irgendwie hatte ich vermutet, du würdest auf die Hörfassung warten. Es ist auf jeden Fall ein schönes "Nach Feierabend"-Buch … ;D

  7. Das Buch wandert gerade auf meinen kindle und wird die perfekte Wochenendelektüre sein. Ich freue mich schon drauf, zu erfahren ie es bei Snow Whites weitergeht.
    Grüßchen
    Aly mit den beiden KuhKatzen, die mich nicht wärmen mögen

  8. @Aly: Viel Spaß beim Lesen!

    Und richte den beiden Samtpfoten aus, dass sie nett zu dir sein sollen, schließlich öffnest du die Futterdosen! 😉

  9. Ich schließe auch nicht aus, dass die Audio Version dieses Teils auch wieder bei mir einzieht. 😀

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