J. Kenner: Tainted (The Blood Lily Chronicles 1)

Auch „Tainted“ von J(ulie) Kenner gehört zu dem „Modern Magic“-Bundle, und ist der Auftaktband einer Trilogie rund um Lily Carlyle. Die Geschichte wird auf englischsprachigen Seiten als Mischung aus Urban Fantasy und Romance Fantasy bezeichnet. Wobei ich letztere Zuordnung etwas gewagt finde, weil es – in meinen -Augen – keine romantischen Szenen gibt, sondern nur eine intensive körperliche Anziehung zwischen der Protagonistin und einem weiteren Charakter. Mich schrecken solche „ich seh ihn, ich will ihn und ich kann nicht glauben, dass er böse ist, weil ich ihn ja so heiß finde“-Elemente ja eher ab, aber das hindert mich trotzdem nicht daran, ab und an so ein Buch zu lesen.

Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive von Lily Carlyle, die kurz vor Beginn der Geschichte stirbt, als sie den Mann töten will, der ihre vierzehnjährige Schwester Rose missbraucht hat. Während ihres Todes hat Lily eine seltsame Vision, in der ihr eine zweite Chance angeboten wird. Wenn sie sich in den Dienst des „Guten“ stellt und bereit ist als Kämpferin gegen Dämonen die Apokalypse zu verhindern, darf sie ins Leben zurückkehren. Auch wenn Lily nie besonders gläubig war, findet sie die Vorstellung im Auftrag Gottes das Böse zu bekämpfen sehr reizvoll – vor allem wenn das bedeutet, dass sie nicht sterben muss.

Doch nach ihrem Erwachen muss sie feststellen, dass ihre zweite Chance doch etwas anders aussieht, als sie es sich vorgestellt hat. Auf der einen Seite verfügt sie nicht mehr über ihren Körper, sondern „bewohnt“ nun den Körper der 22jährigen Alice, die als Kellnerin im Pub ihres Onkels Ethan arbeitet, und auf der anderen Seite muss sie sich vom ersten Augenblick an gegen Dämonen wehren, die sie angreifen. Ihr froschartiger „Mentor“ Clarence scheint kaum eine ihrer Fragen beantworten zu wollen und so muss Lily recht orientierungslos ihr Leben als Dämonenjägerin in Angriff nehmen. Immerhin bekommt sie täglich Kampftrainig, das auch schnell erste Erfolge zeigt, und sie muss feststellen, dass sie gar nicht so schlecht darin ist, Dämonen zur Strecke zu bringen.

Dummerweise muss sie neben der Dämonenjagd auch noch das Leben von Alice führen, ohne dass jemand Verdacht schöpft. Was für Lily auch bedeutet, dass sie herausfinden will, wer Alice umgebracht hat, und was Alice mit Deacon Camphire verbindet, der einerseits sooooo sexy ist und andererseits nicht vertrauenswürdig zu sein scheint. Wie schon angedeutet: Ich hätte auf diese „Liebesgeschichte“ verzichten können. Auch fand ich die „überraschende“ Wendung, die erst am Ende des Romans kam, sehr vorhersehbar. Davon abgesehen war „Tainted“ eine nette und unterhaltsame Geschichte mit einer sympathischen Hauptfigur.

Lily hat sich von ihrem vierzehnten Lebensjahr an um ihre kleine Halbschwester Rose gekümmert, während ihr Stiefvater nach dem Tod ihrer Mutter in einer Flasche verschwand und zu nichts zu gebrauchen war. Dabei ist Lily nicht immer gesetzestreu gewesen und hat so einiges getan, das eindeutig unmoralisch war. Sie versucht nicht ihre Handlungen schön zu reden, ihr ist bewusst, dass sie manchmal den „leichten“ statt den „richtigen“ Weg genommen hat und insgesamt wirkt die Figur gerade deshalb sehr stimmig. Auch im Laufe der Handlung trifft sie die eine oder andere dumme Entscheidung, sei es im Kampf gegen einen Dämonen oder bei der Frage, ob sie ihre kleine Schwester im Auge behalten kann, obwohl Lily doch offiziell gestorben ist.

Ich habe einfach eine Schwäche für Kick-ass-Heldinnen, die einen stimmigen Hintergrund haben, und da ich in den letzten Rezensionen immer mal wieder auf „Buffy“ verwiesen habe: Lily erinnert mich an Faith – eine Faith, die eine Menge dafür tut, das „Richtige“ zu tun, und die doch immer wieder scheitert, weil es für sie nicht so einfach ist zwischen „richtig“ und „falsch“ zu unterscheiden. So habe ich mich – trotz der unglaublichen Anziehung zwischen Lily und Deacon – gut unterhalten gefühlt und überlege sogar, ob ich mir irgendwann noch einmal die beiden Folgebände anschaffe, um herauszufinden, ob Lily die Welt letztendlich vor der Apokalypse bewahren kann.

2 Kommentare

  1. Nicole/Frau Frieda

    Lach.. bei Deinem ersten Absatz musste ich breit grinsen, liebe Winterkatze. In den 1990igern gab es eine Serie "Buffy", an die musste ich sofort denken. Immer dasselbe (Liebes-)Spiel. Ansonsten hört sich die Geschichte interessant an. Ich bin gespannt, ob ich es in der Bücherei ausleihen kann. Dir einen lieben Gruß, Nicole

  2. Ja, die Ähnlichkeit ist schon da. 😀 Ich muss gerade regelmäßig an "Buffy" denken, wenn ich wieder über einen Roman aus dem Modern-Magic-Bundle schreibe. Wenn du wirklich Lust auf die Geschichte hast und das Buch nicht in der Bibliothek findest, könntest du – wenn du eBooks lesen magst – auch auf das Modern-Magic-Bundle zurückgreifen. Das gibt es bei Amazon für 1,99 Euro und beinhaltet 12 fantastische Romane. Bislang habe ich 1 Horrorgeschichte (Cellar) und 4 Urban-Fantasy-Geschichten davon gelesen und auch wenn nichts davon überwältigend gut war, so habe ich mich immer gut unterhalten gefühlt und ich finde es spannend, dass die Romane so unterschiedlich sind.

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