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Gail Z. Martin: Trifles and Folly (A Deadly Curiosities Collection)

Der elfte Titel des „Modern Magic“-Bundles war „Trifles and Folly“ von Gail Z. Martin und hier gab es für mich keinen Roman, sondern eine Sammlung von neun Kurzgeschichten, die sich rund um das „Trifles and Folly“, einem Geschäft für Antiquitäten und ungewöhnliche Gegenstände, drehten. Inhaberin des Geschäfts ist Cassidy Kincaide, die die Gabe hat Eindrücke der Vorbesitzer von Gegenständen wahrzunehmen. Diese Gabe nutzt sie im Dienste der „Alliance“, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, gefährliche Gegenstände zu vernichten oder zumindest so weit unter Verschluss zu nehmen, dass Unschuldige nicht weiter darunter leiden können. Dabei bedeutet „gefährliche Gegenstände“ in diesem Zusammenhang Gegenstände, die zum Beispiel verflucht wurden, mit einem Geist verbunden sind oder einfach nur mit der negativen Energie ihres Vorbesitzers so sehr aufgeladen sind, dass sie alle nachfolgenden Benutzer beeinflussen können.

Cassidy arbeitet vor allem mit ihrem Assistenten Teag Logan zusammen, der nicht nur diverse Kampfsportarten beherrscht, sondern auch ein Web-Magier ist und deshalb mit Garnen, Fäden und dem Internet Magie ausüben kann. Außerdem steht ihr ihr Vorgesetzter Sorren zur Seite, der – da er ein Vampir und schon um die 600 Jahre alt ist – auch schon mit Cassidys Vorfahren zusammengearbeitet hat, die ebenfalls für die „Alliance“ tätig waren. Durch ihn findet sie auch immer wieder weitere Leute, die ihr mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten beistehen können, wenn es um spezielle Aspekte der Magie oder um die Hintergründe eines historischen Gebäudes oder ähnliches geht.

Ich mochte die relative Alltäglichkeit der Gegenstände, die im Mittelpunkt der meisten Geschichten standen. So beginnt die Handlung in „Buttons“ mit einem Knopf, in „The Restless Dead“ mit dem Schwungrad einer alten Nähmaschine, in „Retribution“ mit Poker-Chips und einem Flachmann, in „Wicked Dreams“ mit einer Schreibmaschine und in „Coffin Box“ mit einem Humidor. Erst ab „Collector“ starten die Ereignisse mit Dingen, bei denen man eher davon ausgehen würde, dass damit Geistererscheinungen oder andere „magische“ Vorfälle einhergehen. In „Collector“ sind es übrigens von Hopi geschaffene Figuren, in „Bad Memories“ ist es das Rasierzeug eines in einem Militärkrankenhaus verstorbenen Soldaten und in „Spook House“ ein für Halloween eröffnetes Spukhaus. (Jetzt frage ich mich nur, ob ich den Gartenzwerg in „Shadow Garden“ eher als „alltäglich“ oder „spukigen“ Gegenstand einordnen sollte. 😉 )

Die Geschichten waren eigentlich gut zu lesen und unterhaltsam, habe mich aber ehrlich gesagt nicht wirklich auf die beiden Romane rund um Cassidy neugierig gemacht. Dafür haben mich die einzelnen Geschichten einfach nicht genug gepackt und es fehlte eindeutig an Spannung. Denn auch wenn mir die verschiedenen Charaktere sympathisch waren, so habe ich nicht mit ihnen mitgefiebert oder gar befürchtet, dass ihnen im Laufe der Geschichte wirklich etwas zustoßen könnte. Die Grundidee fand ich in der Regel faszinierend und es gab auch beim Weltenbau ein paar Aspekte, die ich reizvoll fand, besonders bei den verschiedenen Magiearten, die beschrieben wurden. Aber insgesamt habe ich das Ganze nicht als fesselnd oder gar stimmig empfunden.

Ich weiß selber nicht so genau, warum es mich zum Beispiel stört, wenn in einer Welt, in der es Geister, Voodoo-Götter, Dämonen und andere – in meinen Augen religiös besetzten – Wesenheiten gibt, ein Vampir rumläuft. Vielleicht lag es daran, dass in all den Geschichten nur dieser eine Vampir auftaucht. Es wird kein weiterer Vampir in Cassidys Welt erwähnt (auch wenn die Reihenbeschreibung bei Amazon andeutet, dass die „Alliance“ von einer Gruppe von Vampiren geführt wird) und es gibt anscheinend keine anderen übernatürlichen Geschöpfe, die mit den Menschen zusammen in Charleston lebten, auch wenn in einer der späteren Geschichte Gouls vorkommen.

Auch gab es rund um den Vampir einige Unstimmigkeiten, die sich nicht unbedingt widersprechen mussten, die mich aber irritiert haben. So meint Cassidy in einer Geschichte, dass der Vampir ein Gebäude betreten kann, weil es öffentlich ist und er deshalb nicht eingeladen werden muss, und in einer anderen Geschichte denkt sie darüber nach, dass er sich später einen Gegenstand aus einem Privathaus besorgen kann – was ihm leicht fallen müsste, weil er doch vor 600 Jahren ein erfolgreicher Juwelendieb war. Für mich deutet dieser Gedankengang an, dass er einbrechen und den Gegenstand entwenden soll, aber wie kann er das, wenn er eingeladen werden muss, um in ein privates Gebäude zu kommen? Letztendlich wird es so gelöst, dass er die Besitzerin „überredet“ ihm den Gegenstand auszuhändigen, aber trotzdem fand ich das beim Lesen unrund.

Auch bezeichnet Gail Z. Martin das „Trifles and Folly“ in der ersten Geschichte als Pfandleihe, obwohl die Beschreibung von Cassidys Geschäft von Anfang an deutlich macht, dass es kein Pfandhaus, sondern ein Antiquitäten- bzw. gehobener Second-Hand-Laden ist. Und mal hat Teag schwarze Gürtel in sieben verschiedenen Kampfsportarten (wobei ich mich wundere, wann er die erworben hat und wann er überhaupt trainiert, wenn er doch den ganzen Tag mit Auktionen, dem Laden und der Geisterjagd beschäftigt ist), dann wieder ist Cassidy froh, dass er Capoeira beherrscht – was zwar auch eine Kampfsportart ist, aber keine in der es (soweit ich weiß) einen schwarzen Gürtel gibt. Das sind alles keine großen Sachen und vieles davon erklärt sich vermutlich dadurch, dass die Autorin im Laufe der Zeit ihre Welt und die Figuren weiterentwickelt hat, aber es hat mich beim Lesen wirklich gestört.

Christopher Golden und Thomas E. Sniegoski: The Nimble Man (The Menagerie #1)

„The Nimble Man“ von Christopher Golden und Thomas E. Sniegoski ist der zwölfte und letzte Roman des „Modern Magic“-Bundles (den elften Titel habe ich übersprungen, weil es eine Kurzgeschichtensammlung ist, von der ich denke, dass sie besser zu etwas herbstlichem Wetter passen könnte). Ich muss gestehen, dass ich das Buch mochte, obwohl es im Vergleich zu anderen Urban-Fantasy-Geschichten eigentlich nichts Besonderes ist. Aber vor allem hat mich beim Lesen die Frage beschäftigt, welche Zusammenhänge es zwischen diesen Autoren und dem Comiczeichner Mike Mignola gibt und inwieweit sich diese Personen wohl gegenseitig beeinflusst haben.

„The Nimble Man“ dreht sich um eine Gruppe von ungewöhnlichen Wesen, die sich seit langer Zeit immer wieder zusammenschließen, um gegen das Böse zu kämpfen. Kopf dieser „Menagerie“ ist Arthur Conan Doyle, der entgegen anderslautender Gerüchte nicht im Jahr 1930 verstorben ist, sondern damals in die Feenwelt wechselte, um eine Beziehung mit der Feenprinzessin Ceridwin. führen zu können. Doyle ist ein starker Magier, aber vor allem ist er derjenige, dem die anderen loyal zur Seite stehen, um seine Pläne zu verwirklichen. Die anderen Figuren sind zum Beispiel die Vampirin Eve, der Gestaltwandler Clay und der Goblin Squire, weitere Personen werden im Laufe der Geschichte eingeführt, was zu einigen Perspektivwechseln führt, die ich stellenweise etwas zu abrupt fand.

In diesem Roman (es gibt noch drei Fortsetzungen) versucht Arthur Conan Doyle, seinen ehemaligen Lehrmeister Sweetblood zu finden, um zu verhindern, dass dessen Kräfte von anderen Personen missbraucht werden. Während er noch nach dem Aufenthaltsort von Sweetblood sucht, stolpert er über überraschend mächtige Gegner – und die ersten Anzeichen der bevorstehenden Apokalypse. Im Prinzip sind das alles recht gewöhnliche Elemente für eine Urban-Fantasy-Geschichte, aber ich muss zugeben, dass es Christopher Golden und Thomas E. Sniegoski gelungen ist, wirklich faszinierende Charaktere zu erschaffen. Vor allem hat mich lange die Frage nach den Hintergründen der verschiedenen Figuren beschäftigt, und so sind es auch die Charaktere, die mich neugierig auf weitere Bände der Reihe gemacht haben. Ich hoffe, dass es noch sehr viele Details dazu gibt, wie einige der Protagonisten zu dem geworden sind, was sie in „The Nimble Man“ zu sein scheinen. Außerdem mochte ich die Mischung aus verschiedenen Mythologien, realen Figuren und Ereignissen sowie actionreichen Kämpfen. (Dafür hätte ich auf darauf verzichten können, dass eine der Gegnerinnen ständig nackt durch die Gegend läuft – das hat jetzt nicht gerade viel zu Handlung beigetragen.)

Ein Teil meiner Neugier bezüglich der weiteren Entwicklung der Charaktere und der Hintergründe basiert vermutlich auch darauf, dass mich viele Elemente – unter anderem der Umgang mit mythischen Figuren, aber auch bestimmte Protagonisten – in dieser Geschichte an die Comic-Reihen um „Hellboy“ und die Regierungsbehörde „B.P.R.D.“ von Mike Mignola erinnert haben. Es könnte sogar sein, dass Christopher Golden und Thomas E. Sniegoski sich davon haben inspirieren lassen, denn der erste „Hellboy“-Comic entstand schon in den 90ern, während „The Nimble Man“ 2004 erschienen ist – zwei Jahre nach dem ersten „B.P.R.D.“-Comic, an dem Golden und Sniegoski zusammen mit Mike Mignola gearbeitet haben. Wobei Christopher Golden Ende der 90er anfing, „Hellboy“-Romane zu schreiben und somit vielleicht seinerseits Einfluss auf Mike Mignolas Werk hatte, obwohl Mike Mignola zu der Zeit noch eine sehr enge Kontrolle über sämtliche „Hellboy“-Veröffentlichungen ausübte. Ich muss gestehen, ich fände es spannend zu wissen, wie weit sich da diese Künstler gegenseitig inspiriert haben …

James Maxey: Nobody Gets the Girl (Whoosh! Bam! Pow! 1)

Ich habe das „Modern Magic“-Bundle eine ganze Weile ruhen lassen, weil mir die neunte Geschichte in der Sammlung („The Soul Cages“ von Nicole Givens Kurtz) überhaupt nicht zugesagt hatte. Nachdem ich mich wochenlang dabei ertappte, dass ich alles andere lieber tat, als einen Absatz im Buch zu lesen, habe ich den Roman abgebrochen. Weiter geht es also mit der zehnten Geschichte in dem Bundle, mit „Nobody Gets the Girl“ von James Maxey. Wenn ich das richtig recherchiert habe, dann ist das der erste Titel einer zweiteiligen Serie, wobei zwischen den beiden Romanen neun Jahre liegen, was bei mir immer den Verdacht erweckt, dass der Autor die Handlung ursprünglich nicht weiterschreiben wollte. Auf jeden Fall scheinen im zweiten Teil die „Bösewichte“ zu Wort zu kommen, was ich grundsätzlich nicht uninteressant finde.

Doch erst einmal zu „Nobody Gets the Girl“. Richard Rogers scheint ein ganz normaler langweilige Mann zu sein, wenn man davon absieht, dass er in seiner Freizeit als Stand-up Comedian unterwegs ist. Damit kommt er beim Publikum auch ganz gut an, aber es hat ihm immer der Mut (und die Unterstützung seiner Frau) gefehlt, um seinen Alltagsjob zu kündigen und mehr aus seinem Hobby zu machen. Als er eines morgens aufwacht und feststellen muss, dass anscheinend über Nacht ein fremdes Ehepaar in sein Haus gezogen ist und niemand ihn mehr sehen kann, muss er sein eingefahrenes Leben hinter sich lassen und beginnt eine Karriere als der Superheld „Nobody“. Wobei ich zugeben muss, dass Nobody nicht gerade besonders superheldenhaft ist, aber genau das macht die Geschichte auch so lesenswert und den Protagonisten – trotz all seiner Fehler – so sympathisch.

Da dieser Teil sehr früh im Roman geklärt wird, gehe ich mal auf den Grund für Richards Veränderung ein: Als ein (verrückter?) Wissenschafter eine Zeitreise machte, um die Welt zu retten, hat er aus Versehen dafür gesorgt, dass Richard nie gezeugt wurde. Doch da Richard selber sich an sein Leben und an all die Dinge, die er getan hat, erinnern kann und an seiner Existenz festhält, wird er nicht einfach aus dieser Welt ohne seine Geburt gelöscht, sondern lebt gewissermaßen parallel zur restlichen Welt. Was dazu führt, dass nur diejenigen, die kein Problem damit haben, die unglaubwürdige Tatsache, dass es einen unsichtbaren Menschen gibt, zu als wahr anzusehen, ihn sehen können. (Wobei ich mich da gerade frage, ob der Autor nicht einen Denkfehler bei den „Sichtbar-Unsichtbarkeits-Regeln“ gemacht hat.) Da der Wissenschaftler verantwortlich für Richards Unsichtbarkeit ist und Verwendung für einen unsichtbaren Spion hätte, heuert er Nobody an, um seinen Erzfeind, den zerstörerischen Rex Monday, aufzuspüren und zu vernichten.

Ich fand es sehr schön, wie James Maxey mit einer klassischen Superheldenwelt spielt und einen ganz normalen durchschnittlichen Menschen ohne besondere Fähigkeiten in die Konflikte zwischen einem guten und einen bösen Genie wirft. Wobei man als Leser zwar anfangs problemlos akzeptieren kann, dass der Wissenschaftler, der an Richards Situation Schuld ist, der Gute in der Geschichte ist, aber sich doch sehr schnell fragt, ob es wirklich noch „gut“ ist, wenn man für die Verwirklichung seiner heeren Ziele zu unlauteren Mitteln greift. Auch die beiden (erwachsenen) Töchter des Doktors, die selber als Superheldinnen berühmt sind, scheinen durch die Tatsache, dass sie über solche Mächte verfügen, korrumpiert zu sein, obwohl sie nichts anderes tun wollen, als die Menschheit zu beschützen.

Wenn ich ehrlich bin, dann bringt James Maxey eigentlich gar nicht so viel Neues rund um die ewige Diskussion, welche Verpflichtungen übermächtige Fähigkeiten (in Superhelden-Universen) mit sich bringen und wo der Punkt ist, ab dem die guten Absichten in „böse“ Handlungen und Machtmissbrauch umschlagen. Aber ich mochte es, wie man diese Welt und die verschiedenen Parteien durch die Augen von Nobody kennenlernt und Stück für Stück weitere Informationen zu den Motiven und Handlungen der unterschiedlichen Gruppierungen erhält. Ich habe mir beim Lesen viele Gedanken darüber gemacht, welche Lösungen es vielleicht für die verschiedenen Probleme gäbe und wie man mit den beiden gegensätzlichen Parteien wohl umgehen müsste. Aber vor allem die kleinen Dinge fand ich faszinierend, wie die Vorstellung was wohl mit einem Mann passiert, der theoretisch in der Lage ist, die Gedanken aller Menschen auf der Welt zu lesen – und wie es wohl wäre als seine Tochter aufzuwachsen …

Stuart Jaffe: Southern Bound (Max Porter Paranormal Mystery 1)

Auch „Southern Bound“ von Stuart Jaffe ist eine Neuentdeckung, die ich dem Modern-Magic-Bundle zu verdanken habe. Während der vorhergehende Roman („Touch a Dark Wolf“ von Jennifer St. Giles) mich nicht ganz so begeistern konnte, hat mir diese Geschichte sehr viel Spaß bereitet. Die Handlung wird erzählt aus der Perspektive von Max Porter, der gerade erst mit seiner Frau nach Winston-Salem in North Carolina gezogen ist, weil er dort einen Job bekommen hat. Beide stammen aus Michigan und hatten in den letzten Monaten große finanzielle Probleme, die vor allem dadurch entstanden, dass Max von der Universität, an der er lehrte, gekündigt wurde.

Max ist zwar etwas skeptisch in Bezug auf seinen neuen Job, aber die Tätigkeit ist gut bezahlt und er und seine Frau sind langsam verzweifelt. Sein Auftraggeber hat ihn für Recherchezwecke angestellt, was nicht weiter befremdlich wäre, wenn es nicht einige mit seiner Tätigkeit verbundene merkwürdige Bedingungen gäbe. So wird Max ein Büro in einem größeren Büro- und Wohnkomplex zur Verfügung gestellt – mit der Auflage, dass er kein Möbelstück verrücken und keinen Gegenstand entfernen oder an einen anderen Platz legen darf. Es ist ihm auch nicht erlaubt, einen Laptop mit in dieses Büro zu nehmen; stattdessen soll er sämtliche Online-Recherche in der Bibliothek der nahegelegenen Universität durchführen. Auch kennt er weder den Namen noch das Aussehen seines Auftraggebers, da dieser alle Anweisungen durch den unsympathischen Mr. Modesto geben lässt. Dieser ist es auch, der Max bei all seinen Arbeitsschritten beobachten lässt und ihn regelmäßig über seine Fortschritte aushorcht.

Das alles führt dazu, dass Max sich sicher ist, dass mit seinen eigentlich harmlosen Rechercheaufträgen irgendetwas Dubioses verbunden sein muss. Bestätigt wird er in seiner Meinung durch die Entdeckung, dass der Geist eines in den 40er-Jahren ermordeten Privatdetektivs in seinem Büro haust. Marshall Drummond wurde erschossen und sein Geist an sein Büro gebunden, nachdem er in einem Fall ermittelte, bei dem sieben deutsche Kriegsgefangene aus einer überwachten Umgebung entführt und später gefoltert und getötet wurden. Der Detektiv ist sich sicher, dass er nur deshalb ermordet wurde, damit er nicht tiefer in die Hintergründe rund um diese rätselhafte Entführung der Kriegsgefangenen eindringen konnte.

Obwohl Max seinen neuen Job am liebsten hinschmeißen würde und nicht wenig Angst um seine Frau (und sein eigenes Leben) hat, kann er doch nicht einfach weglaufen. Nicht nur deshalb, weil seine Finanzen das nicht zulassen, sondern auch, weil er der Meinung ist, dass es wichtig ist, die Wahrheit rund um all die seltsamen Vorfälle aufzudecken. Dabei muss er feststellen, dass Drummond nicht das einzige übernatürliche Element in Winston-Salem ist und dass es deutlich mehr unheimliche und bedrohliche Dinge in der Welt gibt, als er es sich vor kurzem noch hätte vorstellen können.

Ich mochte an „Southern Bound“ sehr, dass die Geschichte – trotz des modernen Settings, der übernatürlichen Elemente und der Tatsache, dass Max definitiv kein typischer Protagonist für dieses Genre ist – sich beim Lesen so nach hard boiled novel angefühlt hat. Schon nach wenigen Tagen in Winston-Salem ist Max sich sicher, dass er allein (na ja, mit Hilfe eines verstorbenen Detektivs) gegen eine korrupte Gesellschaft angehen muss, um sich und Sandra zu retten. Diese Mischung aus Hoffnungslosigkeit, Standhaftigkeit, skurrilen Charakteren und dem Hangeln von Hinweis zu Hinweis hat mir wirklich Spaß gemacht. Stuart Jaffe erzeugt eine wirklich tolle Atmosphäre und diese tolle „Detektivgeschichten“-Stimmung, ohne dass es sich anfühlt, als ob er es krampfhaft darauf angelegt hätte. Nur bei der Charakterisierung von Drummond gibt es hin und wieder Momente, die wie Anspielungen auf Sam Spade und andere Vertreter des Genres wirken, aber auch hier wirkte es stimmig und natürlich, weil der verstorbene Detektiv eben ein Zeitgenosse seiner berühmten literarischen Vorbilder war.

Oh, und nachdem ich so gern kritisiere, wenn die Frauen in den Romanen nur als hilflose und beschützenswerte Wesen dargestellt werden: Sandra löst zwar in Max auch einen gewissen Beschützerinstinkt aus, was dazu führt, dass er ihr ständig wichtige Dinge verschweigen will. Aber als er schließlich mit ihr über die ganze Angelegenheit redet und sie endlich ehrlich zueinander sind, beweist sie, dass sie ihm locker ebenbürtig ist. Er ist zwar immer noch derjenige, der die Prügel einsteckt, aber Sandra geht nicht weniger Risiken ein als ihr Mann und trägt entscheidend zur Lösung des Falls bei.

Rick Gualtieri: Bill The Vampire (The Tome of Bill 1)

Auch „Bill The Vampire“ ist ein Modern-Magic-Bundle-Titel und so spannend es auch ist, dass ich keine Ahnung habe, was mich bei all den Romanen erwartet, die ich in dem Bundle gekauft habe: Auf „Bill The Vampire“ hätte ich doch recht gut verzichten können. Ich wundere mich im Nachhinein nur, wo all die guten Bewertungen auf den diversen Portalen herkommen. Auch Rick Gualtieri hat seine Geschichte anscheinend für den typischen nerdigen spätpubertierenden männlichen Leser geschrieben. Doch während ich „Hard Day’s Night“ unterhaltsam und die Protagonisten auf ihre unbeholfene Art sympathisch fand und auch mit „Days Gone Bad“ – von ein paar Kleinigkeiten abgesehen – in dieser Beziehung gut zurechtkam, fühle ich mich von Bill, seinen „schlagfertigen“ Bemerkungen, seinen Unterhaltungen mit seinen ebenso nerdigen Mitbewohnern und vor allem von seiner Sicht auf Frauen wirklich genervt.

Nachdem Bill an einem Samstagnachmittag einen Haufen Geld bei seinem Dealer für Miniaturen und D&D-Regelwerk-Erweiterungen ausgegeben hat, wird er in der U-Bahnstation von einem Mädchen angesprochen. Genauer gesagt von einem dieser Mädchen, die einen Typen wie ihn normalerweise nicht einmal sehen würden. Kurz darauf lädt Sally ihn sogar noch zu einer Party ein, die am gleichen Abend in SoHo stattfinden wird. Während Bill zwischen „Was will sie von mir? Wieso habe ich heute so ein Glück?“ und „Wie bekomme ich sie flachgelegt?“ schwankt, stellt er fest, dass auf der Party vor allem Leute zugegen sind, die den optischen Anforderungen eines TV-Serien-Casting-Teams entsprechen. Nur er und eine Handvoll anderer Männer sehen aus, als ob sie nicht dazugehörten – und schau an, wenig später stellt Bill fest, dass er und die anderen Außenseiter weniger als Gäste denn als abendlicher Snack zu einer Vampirparty eingeladen wurden.

Da es Bill aber gelingt, einen besonders einflussreichen Vampir bei seinem Fluchtversuch zu erheitern, bekommt er eine Gnadenfrist. 90 Tage lang steht er nun unter dem Schutz dieses Vampirs und muss seinen Nutzen für die Vampire von SoHo beweisen – was gar nicht so einfach ist, wenn man bedenkt, dass er den Anführer genau dieser Vampire gerade sehr blöd hat dastehen lassen. Wenn man mal davon absieht, dass Bill nun etwas stärker als früher ist, Blut zum Überleben benötigt und bei direkten Sonnenlicht in Flammen aufgeht, ändert sich für ihn eigentlich nicht viel. Er kann weiterhin seinem Job als Games-Programmierer nachgehen, während seine Mitbewohner Tom und Ed herauszufinden versuchen, welchen Regeln Bill von nun an unterworfen ist. (Die Sache mit der Kirche funktioniert übrigens nicht, während Bill nun anfängt zu kokeln, wenn er die Optimus-Prime-Actionfigur seines Freundes anfasst.)

Die Geschichte hätte nett und unterhaltsam werden können, wenn Bill nicht so unglaublich nervig gewesen wäre. Abgesehen davon, dass er regelmäßig den Leser anspricht (was ich wirklich nicht mag), ständig auf alles mit „witzigen“ Einzeilern reagiert (die definitiv nicht amüsant, sondern eher ein Armutszeugnis bezüglich seines Intellekts sind) und er bei jedem Gespräch mit einer Frau zwischen „oh, sie nimmt mich wahr“ und „wie bekomme ich sie nackt auf den Rücken?“ schwankt, entwickelt er keinerlei Eigeninitiative. Jeder einzelne Schritt in der Geschichte wird durch äußere Umstände (der Anführer der SoHo-Vampire will ihn loswerden) erzwungen und ohne die Einsatzbereitschaft seiner Freunde Tom und Ed oder die vorausschauende und intrigante Art von Sally wäre Bill innerhalb der ersten 24 Stunden seines Vampirdaseins draufgegangen. Was mir einige Stunden voller „Boah, ist das bescheuert!“- und „Ich hasse den Protagonisten“-Momente erspart hätte.

Ich frage mich nun nicht nur, wie es diese Geschichte überhaupt zur Veröffentlichung durch einen Verlag geschafft hat, sondern auch, was für Leser es sind, die auch noch ganze sechs Bände mit dieser Hauptfigur ertragen haben. Vor allem, da ich bei meiner Suche nach einer Erklärung für all die guten Wertungen über eine Diskussion gestolpert bin, die davon zeugt, dass es in all diesen Fortsetzungen (weiterhin) keinerlei Charakterentwicklung geben wird. „Bill The Vampire“ ist für mich bislang eindeutig der Tiefpunkt des Modern-Magic-Bundles.

Jeanne Adams: The Tentacle Affaire (A Slip Traveler Novel 1)

Als ich die ersten Seiten von „The Tentacle Affaire“ las, musste ich erst einmal eine kurze Pause machen und mir online den Klappentext anschauen, weil ich doch etwas verwirrt von der Mischung aus 9/11-Szenen und Außerirdischen war. Die Geschichte von Jeanne Adams dreht sich um Cait und Aiden, die beide auf ihre Weise die Erde und ihre Bewohner von „übernatürlichen“ Einflüssen beschützen. Während Cait seit einigen Jahren für eine außerirdische Organisation als „Wächterin“ für die Erde zuständig ist, ist Aiden ein Magier, der immer dann aktiv werden muss, wenn zerstörerische magische Kräfte eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen. Bei ihrem aktuellen Auftrag treffen die beiden aufeinander und während Cait nicht an Magie glaubt, ist Aiden davon überzeugt, dass es keine Außerirdischen gibt.

Ich fand es ehrlich gesagt sehr lustig, als die beiden am Anfang das Gefühl haben, dass der jeweils andere irgendwie dubios ist, sie aber aufgrund ihrer jeweiligen Methoden nicht herausbekommen, warum sie so alarmiert sind. Denn natürlich funktioniert eine Magiewarnung nicht, wenn die überprüfte Person über keinerlei Magie verfügt, ebenso wie die Suche nach gefährlichen außerirdischen Elementen nicht bei jemandem funktioniert, der durch und durch menschlich ist. Wie so oft bei „Liebesgeschichte“ war ich weniger davon angetan, dass sich die beiden Protagonisten nur einen kurzen Moment sehen mussten, um so sehr von einander fasziniert zu sein, dass all die in langen Jahren aufgebaute Berufserfahrung schwindet und von teilweise irrationalem Verhalten abgelöst wird. (Wenn die LiRo-Autorinnen ihre Geschichten mal über Wochen statt über Tage spielen lassen würden, könnte man das auch glaubwürdiger hinbekommen … *seufz*)

Aber ich muss zugeben, dass die plötzliche Anziehung in diesem Fall noch in Grenzen hielt und verkraftbar war, weil sowohl Cait als auch Aiden weiterhin eine Menge Zeit und Energie in die Lösung ihrer Aufgaben steckten. Außerdem muss ich zugunsten der Autorin betonen, dass zwar beide versuchten einander beizustehen (soweit ihre Informationslage dies zuließ), aber sie sich gegenseitig zustanden, dass der andere in der Lage wäre eine gefährliche Situation zu bewältigen. Gerade Aiden war – schon aufgrund von Caits Vorleben – in der Lage sie ihre eigenen Kämpfe auskämpfen zu lassen, auch wenn das bedeutete, dass er stillhalten und zuschauen musste wie sie ihn beschützte. Das war definitiv eine angenehm Abwechslung zu all den Damen in Not, denen durch ihre „Helden“ sämtliche Entscheidungen aus der Hand genommen werden.

Durch Caits Auftrag auf der Erde (das Einfangen eines außerirdischen Haustiers, das im schlimmsten Fall die Trinkwasserversorgung von Washington D.C. mit Gift kontaminieren könnte) und die dazukommenden Komplikationen (ein Senator wird in dem Apartmenthaus ermordet, in dem Cait und Aiden wohnen) gibt es ein paar Krimi-Elemente in der Geschichte, die zwar stellenweise etwas sehr offensichtlich waren (was vielleicht daran lag, dass ich durch den Klappentext ein paar Informationen zu viel hatte), aber auch zu ein paar interessanten und witzigen Szenen führten. Gerade die Begegnungen zwischen den beiden Protagonisten und dem FBI, das den Mörder des Senators sucht, fand ich stellenweise sehr lustig, während ich mich das gesamte Buch über gefragt habe, ob die süße alte Nachbarin vielleicht auch noch ein paar Geheimnisse verbirgt. Insgesamt war „The Tentacle Affaire“ eine wirklich nette und unterhaltsame Geschichte, die zwar stellenweise etwas straffer hätte erzählt werden können, bei der ich aber die Protagonisten, die Grundidee und die vielen amüsanten Szenen mochte. Ich würde die Serie vermutlich weiterlesen, auch wenn sie mehr „nett und locker“ als „umwerfend“ zu lesen ist, aber da es bislang keine Fortsetzung gibt, bleibt es für mich bei diesem ersten Band.

Eric R. Asher: Days Gone Bad (Vesik 1)

„Days Gone Bad“ von Eric R. Asher ist ein weiterer Titel aus dem „Modern Magic“-Bundle, den ich im Juni gelesen habe. Ich muss zugeben, dass ich bisher wirklich zufrieden mit diesem Bundle bin, denn auch wenn nicht jedes Buch komplett meinen Geschmack trifft, so fühle ich mich doch gut unterhalten und freue mich über die Abwechslung und die ganzen neuen Autoren. Die Hauptfigur in „Days Gone Bad“ ist der Nekromant Damian Valdis Vesik. Damian ist 30 Jahre alt, besitzt einen Laden mit „Magiezubehör“, in dem drei Faeries in einer alten Standuhr leben und der von zwei Cu Sidhe  „bewacht“ wird, und ist eigentlich ein vollkommen durchschnittlicher Typ mit einem miesen Sinn für Humor.

Ich muss zugeben. dass es mir schwerfällt zu begründen, warum ich diese Geschichte unterhaltsam fand, während mir gleichzeitig Dutzende von Kritikpunkten einfallen. Die Handlung ist eigentlich recht einfach: Damian muss verhindern, dass ein Dämon auf die Erde beschworen wird. Natürlich weiß er nicht von Anfang an genau, was los ist, sondern muss Stück für Stück Informationen sammeln, wobei ihm seine Meisterin Zola, die Faeries, Vampire und andere übernatürliche Wesen helfen. Unterbrochen wird diese Informationssuche von alltäglichen Szenen, in denen Damian zum Beispiel einen Frack für eine Hochzeit ausleiht, eine Aushilfe für seinen Laden einstellt und ähnlich „aufregende“ Dinge macht. Durch diese ganzen Abschweifungen mäandert die Handlung so vor sich hin und gewinnt nur durch gelegentliche Kämpfe gegen abtrünnige Vampire, Zombies und andere Wesen an Spannung.

Dabei wirft Eric R. Asher den Leser vollkommen unvorbereitet in diese Welt, in der die meisten Menschen nicht wissen, dass es überhaupt übernatürliche Wesen gibt und ein Haufen Wächter dafür sorgt, dass es auch so bleibt. Ich mochte diese Welt eigentlich sehr gern, obwohl nur hier und da eingestreute Nebenbemerkungen und eine kleine Szene zu Beginn des Romans überhaupt darauf hinweisen, dass es nicht für jeden selbstverständlich ist, dass Vampire, Feen, Hexen und Totenbeschwörer rumlaufen, und ich habe kein Problem damit, wenn ich mich erst einmal ohne Hintergrundwissen auf so etwas einlassen muss. Der Autor geht angenehm klischeefrei mit den verschiedenen Fantasyfiguren um, so können seine Vampire sich frei bei Tageslicht bewegen (auch wenn ihre Kräfte da eingeschränkt sind) und gönnen sich hier und da ein Frettchen als Snack, die Faeries haben kein Problem mit Eisen und sind dafür ungemein begabte Handwerker, die magische Gegenstände erschaffen können, Nekromanten sind vor allem deshalb Nekromanten, weil sie eine angeborene Fähigkeit haben, und nicht, weil sie von sich aus beschlossen haben, sich mit Toten zu beschäftigen, und auch sonst gibt es immer wieder nette neue Aspekte zu entdecken.

Ein Problem hatte ich hingegen mit einer Szene, in der jemand nur zum Spaß einen Schwarm Tauben explodieren lässt. Das Ganze sollte lustig sein, aber da hat der Autor bei mir eine Grenze überschritten, an der mein Humor definitiv endet. Auch sonst gibt es einige Szenen, bei denen ich mir mehr ernsthafte Handlung und weniger flache Scherze gewünscht hätte – und das sind häufig auch die Momente gewesen, in denen ich den – ansonsten eigentlich ganz sympathischen – Protagonisten unausstehlich fand. Mit den Elementen, die dafür gesorgt haben, dass die Reihe eine „ab 17“-Empfehlung bekommen hat, kam ich hingegen gut zurecht. Mit Blut, Verwesung usw. muss man meiner Meinung nach nun mal rechnen, wenn man einen Roman rund um einen Nekromanten liest – und hier gehen diese unappetitlichen Beschreibungen eigentlich noch und werden dadurch aufgelockert, dass es keine Kampfszenen gibt, in der Damian allein ist, so dass es auch dabei viele Beweise von Freundschaft und Vertrauen zwischen ihm und seinen Verbündeten gibt. Überhaupt mochte ich all die Nebenfiguren wirklich sehr. Eric R. Asher hat sie zwar fast alle mit überlebensgroßen Fähigkeiten ausgestattet, was die Rettung der Welt für Damian vielleicht etwas arg einfach macht, aber sie haben trotzdem alle (liebenswerte) Schwächen.

Unter den amerikanischen Rezensenten zu diesem Buch gibt es einige, die die Vesik-Romane mit Jim Butchers Harry-Dresden-Serie vergleichen. Eine gewisse Ähnlichkeit sehe ich auch, wobei ich der Meinung bin, dass Jim Butcher selbst den ersten „Harry Dresden“ so viel besser, spannender, emotionaler und ausgewogener geschrieben hat, als es Eric R. Asher mit „Days Gone Bad“ gelungen ist. Trotzdem gibt es genügend Aspekte bei diesem Roman, die ich reizvoll und unterhaltsam fand, so dass ich darüber nachdenke, der Reihe eine weitere Chance zu geben, um herauszufinden, ob der Autor in der Fortsetzung vielleicht eine bessere Balance gefunden und ein paar Schwächen beseitigt hat.

J. Kenner: Tainted (The Blood Lily Chronicles 1)

Auch „Tainted“ von J(ulie) Kenner gehört zu dem „Modern Magic“-Bundle, und ist der Auftaktband einer Trilogie rund um Lily Carlyle. Die Geschichte wird auf englischsprachigen Seiten als Mischung aus Urban Fantasy und Romance Fantasy bezeichnet. Wobei ich letztere Zuordnung etwas gewagt finde, weil es – in meinen -Augen – keine romantischen Szenen gibt, sondern nur eine intensive körperliche Anziehung zwischen der Protagonistin und einem weiteren Charakter. Mich schrecken solche „ich seh ihn, ich will ihn und ich kann nicht glauben, dass er böse ist, weil ich ihn ja so heiß finde“-Elemente ja eher ab, aber das hindert mich trotzdem nicht daran, ab und an so ein Buch zu lesen.

Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive von Lily Carlyle, die kurz vor Beginn der Geschichte stirbt, als sie den Mann töten will, der ihre vierzehnjährige Schwester Rose missbraucht hat. Während ihres Todes hat Lily eine seltsame Vision, in der ihr eine zweite Chance angeboten wird. Wenn sie sich in den Dienst des „Guten“ stellt und bereit ist als Kämpferin gegen Dämonen die Apokalypse zu verhindern, darf sie ins Leben zurückkehren. Auch wenn Lily nie besonders gläubig war, findet sie die Vorstellung im Auftrag Gottes das Böse zu bekämpfen sehr reizvoll – vor allem wenn das bedeutet, dass sie nicht sterben muss.

Doch nach ihrem Erwachen muss sie feststellen, dass ihre zweite Chance doch etwas anders aussieht, als sie es sich vorgestellt hat. Auf der einen Seite verfügt sie nicht mehr über ihren Körper, sondern „bewohnt“ nun den Körper der 22jährigen Alice, die als Kellnerin im Pub ihres Onkels Ethan arbeitet, und auf der anderen Seite muss sie sich vom ersten Augenblick an gegen Dämonen wehren, die sie angreifen. Ihr froschartiger „Mentor“ Clarence scheint kaum eine ihrer Fragen beantworten zu wollen und so muss Lily recht orientierungslos ihr Leben als Dämonenjägerin in Angriff nehmen. Immerhin bekommt sie täglich Kampftrainig, das auch schnell erste Erfolge zeigt, und sie muss feststellen, dass sie gar nicht so schlecht darin ist, Dämonen zur Strecke zu bringen.

Dummerweise muss sie neben der Dämonenjagd auch noch das Leben von Alice führen, ohne dass jemand Verdacht schöpft. Was für Lily auch bedeutet, dass sie herausfinden will, wer Alice umgebracht hat, und was Alice mit Deacon Camphire verbindet, der einerseits sooooo sexy ist und andererseits nicht vertrauenswürdig zu sein scheint. Wie schon angedeutet: Ich hätte auf diese „Liebesgeschichte“ verzichten können. Auch fand ich die „überraschende“ Wendung, die erst am Ende des Romans kam, sehr vorhersehbar. Davon abgesehen war „Tainted“ eine nette und unterhaltsame Geschichte mit einer sympathischen Hauptfigur.

Lily hat sich von ihrem vierzehnten Lebensjahr an um ihre kleine Halbschwester Rose gekümmert, während ihr Stiefvater nach dem Tod ihrer Mutter in einer Flasche verschwand und zu nichts zu gebrauchen war. Dabei ist Lily nicht immer gesetzestreu gewesen und hat so einiges getan, das eindeutig unmoralisch war. Sie versucht nicht ihre Handlungen schön zu reden, ihr ist bewusst, dass sie manchmal den „leichten“ statt den „richtigen“ Weg genommen hat und insgesamt wirkt die Figur gerade deshalb sehr stimmig. Auch im Laufe der Handlung trifft sie die eine oder andere dumme Entscheidung, sei es im Kampf gegen einen Dämonen oder bei der Frage, ob sie ihre kleine Schwester im Auge behalten kann, obwohl Lily doch offiziell gestorben ist.

Ich habe einfach eine Schwäche für Kick-ass-Heldinnen, die einen stimmigen Hintergrund haben, und da ich in den letzten Rezensionen immer mal wieder auf „Buffy“ verwiesen habe: Lily erinnert mich an Faith – eine Faith, die eine Menge dafür tut, das „Richtige“ zu tun, und die doch immer wieder scheitert, weil es für sie nicht so einfach ist zwischen „richtig“ und „falsch“ zu unterscheiden. So habe ich mich – trotz der unglaublichen Anziehung zwischen Lily und Deacon – gut unterhalten gefühlt und überlege sogar, ob ich mir irgendwann noch einmal die beiden Folgebände anschaffe, um herauszufinden, ob Lily die Welt letztendlich vor der Apokalypse bewahren kann.

John G. Hartness: Hard Day’s Knight (The Black Knight Chronicles #1)

„Hard Day’s Knight“ von John G. Hartness ist der zweite Roman aus „Modern Magic – Twelve Tales of Urban Fantasy“ – und im Gegensatz zu „Cellar“ handelt es sich bei dieser Geschichte wirklich um (humorvolle) Urban Fantasy. Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen schon sehr früh an eine Szene aus der Serie „Buffy“ denken musste. Da gibt es einen Moment, wo Buffy auf dem Friedhof auf Streife ist und ein kürzlich begrabener Typ als Vampir wiederaufersteht und sich als ehemaliger Mitschüler von Buffy herausstellt. Diese Vampir wirkt nett und harmlos und unterhält sich eine ganze Weile mit Buffy, bis er sich daran erinnert, dass es ja sein Job wäre die Vampirjägerin anzugreifen.

Den Teil mit dem Angreifen und dem traditionellen „Bösesein“ haben Jimmy, der Protagonist in „Hard Day’s Knight“, und sein Geschäftspartner Greg, nach ihrer Verwandlung in Vampire einfach gelassen, nachdem sie erst einmal herausgefunden hatten, wie sie Vampire sein konnten, ohne dass Menschen dabei zu Schaden kommen. Stattdessen sind sie immer noch mit ihrem besten Freund aus High-School-Tagen befreundet, obwohl dieser inzwischen katholischer Priester ist. Gemeinsam arbeiten Jimmy und Greg als Detektive und setzen ihre übernatürlichen Fähigkeiten ein, um Personen in Not zu helfen. So sind sie insgesamt eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Vampirleben, auch wenn gewisse Einschränkungen (da ist schließlich immer noch die Sache mit den heiligen Symbolen oder mit der Unfähigkeit eine Schwelle zu übertreten, wenn man nicht eingeladen wird) und die Tatsache, dass sie nach ihrem Tod auch optisch immer noch die gleichen nerdigen Looser sind, die sie schon zu Lebzeiten waren, etwas stören.

Bei ihrem aktuellen Fall wollen die beiden Vampire eigentlich nur einem Schüler helfen, der von einem Mädchen verflucht wurde. Doch dann stellt sich dieser simple „wir machen dem Mädchen Angst, bis sie den Fluch zurücknimmt“-Fall als Teil einer viel größeren Herausforderung heraus und Jimmy und Greg müssen sich mit einem Haufen verschwundener Kinder, Dämonen, einem gefallenen Engel, einer energischen (und natürlich ungemein „heißen“) Polizistin, Zombies, einer christlichen Schule und dem drohenden Weltuntergang herumschlagen. Gespickt wird das Ganze mit ein paar netten, wenn auch nicht gerade neuen Einfällen (wie dem Engel im Strip Club), teilweise etwas pubertärem Humor und vielen popkulturellen Anspielungen (von denen sehr viele sich auf „Buffy – sowohl auf den grottenschlechten Film, als auch auf die Serie – beziehen).

Das Ganze hat sich gut lesen lassen und war mit knapp 200 Seiten genau die richtige Lektüre für ein paar entspannende Stunden am Ende einer wirklich anstrengenden Woche. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich nach dem Lesen dieses Romans noch mehr von dem Autor lesen müsste, aber ich habe mich gut unterhalten gefühlt. (Wobei ich mich inzwischen ein bisschen frage, ob ich das Buch vielleicht deshalb so unterhaltsam fand, weil ich als Jugendliche sehr viele Fantasyromane gelesen habe, die von nerdigen männlichen Autoren für ebenso nerdige männliche, jugendliche Leser geschreiben wurden – und diese Geschichte passt genau in dieses Schema.)

Karen E. Taylor: Cellar

Ich hatte ja schon in meinem letzten „Dies und Das“-Beitrag angedeutet, dass „Cellar“ von Karen E. Taylor“ bei mir einen wunden Punkt getroffen hat. „Cellar“ ist Teil eines Bundles („Modern Magic – Twelve Tales of Urban Fantasy“), in dem zwölf verschiedene Romane angeboten wurden. Da das ganze Bundle gerade mal 1,99 Euro kostete, dachte ich, es sei eine gute Gelegenheit für mich, neue Fantasyautoren auszuprobieren. „Cellar“ wird aus der Sicht von Laura Wagner erzählt, die erst vor kurzer Zeit nach Woodland Heights gezogen ist. Laura ist frisch geschieden, Mutter von zwei Kindern (die bei ihrem Vater aufwachsen) und Alkoholikerin. Genauer gesagt ist sie alkohol- und valiumsüchtig und zu Beginn der Geschichte hat sie gerade erst in betrunkenem Zustand einen Unfall gebaut, bei dem sie beim Ausparken mit ihrem Auto einen Polizeiwagen angefahren hat. Im folgenden Prozess wird Laura zu einem Aufenthalt in einer Entzugsklinik verurteilt und muss sich von diesem Zeitpunkt an mit ihrer Sucht auseinandersetzen.

So weit alles ganz normal, wenn auch etwas unschön, doch zu diesen Elementen kommen noch die Stimmen, die Laura immer wieder in ihrem neuen Haus hört, die Albträume, das Schlafwandeln und das unheimliche Gefühl im Keller. Und ich muss zugeben, dass ich gerade in der ersten Hälfte des Buches diesen Keller wirklich gruselig fand. Die Autorin schafft immer wieder atmosphärische Momente, in denen eine Präsenz in Lauras Haus dafür sorgt, dass Laura zu kippen droht, dass sie falsche Entscheidungen trifft oder in Gedankenschleifen festhängt, die ihr nicht guttun. Häufig ist es dann ein Impuls von Außen, der Laura im letzten Moment rettet, aber darauf kann sich der Leser ja nicht verlassen, so dass es ein paar spannende Stellen gibt.

Aus der Perspektive von Mike, der nicht nur der Polizist ist, dessen Auto Laura angefahren hat, sondern der auch im Laufe der Geschichte ein sehr persönliches Interesse an Laura entwickelt, bekommt man zusätzlich noch mit, dass vor fünf Jahren – zu der Zeit, als Lauras Haus noch in Besitz eines alten Ehepaares war und die Neubausiedlung rund um das Haus noch nicht entstanden war – sechs Kinder in der Gegend spurlos verschwanden und nie wieder gefunden wurden. Mike ist von diesem Fall wie besessen und natürlich steht für den Leser von Anfang an fest, dass es eine Verbindung zwischen den verschwundenen Kindern und den Erscheinungen im Haus geben muss.

Ich gebe zu, dass ich bei allem, was in Richtung Horror geht, ein Weichei bin. Und gerade zu Beginn der Geschichte hat mich Karen E. Taylor mit „Cellar“ wirklich fertig gemacht. Auf der einen Seite wollte ich zwar wissen, was hinter den verschiedenen Vorkommnissen steckt, auf der anderen Seite hat mir die Vorstellung von einer bösen Präsenz an einem Ort, der doch eigentlich eine sichere Zuflucht sein sollte, unruhige Träume verursacht. Am Ende war die ganze Geschichte gar nicht so schlimm, die Auflösung lag sogar sehr früh auf der Hand und in der zweiten Hälfte kamen mir all die „gruseligen“ Momente schon nicht mehr so unheimlich vor (Wiederholung härtet eben ab), aber das ändert nichts daran, dass allein schon die Tatsache, dass meine Vorstellungskraft aufgrund der in dem Buch beschriebenen Ereignisse lauter schaurige Bilder produziert hat, das Lesen für mich stellenweise zu einer Herausforderung gemacht hat.

Insgesamt bin ich etwas zwiegespalten. Bei einer amerikanischen eBook-Ausgabe des Buches habe ich den Hinweis der Autorin gefunden, dass es eine Neuauflage sei, die um einige Szenen und den Epilog ergänzt worden ist, und ich glaube, dass das die gleiche Version ist, die ich gelesen habe. Ein bisschen habe ich nun das Gefühl, dass die Stellen, die für mich etwas Spannung und Atmosphäre aus der Geschichte genommen haben, nachträglich eingefügt wurden, um die Charaktere weiter auszubauen. Wenn es so war, dann hat es zwar dafür gesorgt, dass ich den Roman relativ problemlos beenden konnte, aber auch dafür, dass ich das Gefühl hatte, die Liebesgeschichte zwischen Laura und Mike bekäme zu viel Raum und das würde zu Lasten der unheimlichen Atmosphäre gehen und die Handlung unnötig in die Länge ziehen. Auch hätte es den Epilog für meinen Geschmack nicht gebraucht – der war mir zu kitschig, zu „Ghost Whisperer“-mäßig, und ohne ihn wäre das Ende runder gewesen.

Jetzt hoffe ich nur, dass die weiteren elf Romane eher in Richtung „Fantasy“ statt „Horror“ gehen, mir keine unruhigen Nächte bescheren und mich weniger zwiespältig zurück lassen. *g*