Jim Butcher: Proven Guilty (Harry Dresden 8)

Lange ist es her, dass ich den letzten Harry-Dresden-Roman gelesen habe, aber in den letzten Tagen war es endlich wieder soweit. Am Anfang von „Proven Guilty“ musste ich mich erst einmal wieder in Harry Dresdens Welt zurechtfinden und mich erinnern, auf welche der vorhergehenden Ereignisse angespielt wird, aber das klappte – trotz der 2,5 Jahre, die seit dem Lesen von „Dead Beat“ vergangen sind – überraschend gut. Seit den Ereignissen während des Halloweenfests im Vorjahr scheint nicht so viel passiert zu sein. Harry geht seinen Aufgaben als Wächter des Weißen Zirkels nach – und ist oft genug mit der offiziellen Politik der Magier nicht einverstanden – und arbeitet ansonsten an einem privatem Projekt, das ihm in Zukunft vieles einfacher machen sollte.

Aber es fällt auf, dass Harry erstaunlich viele Kommunikationsprobleme mit seinen Freunden hat. Während sein Verhältnis zu Karrin Murphy ungetrübt ist, hat er seit inzwischen zwei Jahren nicht mehr mit Michael Carpenter, dem „Ritter des Kreuzes“ (ich habe immer noch nicht herausgefunden, wie er im Deutschen bezeichnet wird) gesprochen, obwohl dieser ihm immer ein guter Freund war. Aber auch sein Verhältnis zu seinem Bruder Thomas und seinem ehemaligen Mentor Ebenezar war in den letzten Monaten nicht sehr eng und man spürt deutlich, dass Harry es vermisst offen mit diesen Männern reden zu können.

Als dann Molly Carpenter, Michaels älteste Tochter, bei Harry anruft und ihn wegen eines Freundes um Hilfe bittet, ist dieser erst einmal vor allem irritiert. Doch schnell stellt sich heraus, dass es in Mollys Umfeld dringende Arbeit für Chicagos magischen Privatdetektiv und Mitglied des Weißen Zirkels gibt. Bei einem Horrorfilm-Festival, bei dem Molly arbeitet, kommt es zu unheimlichen Vorfällen, bei denen übernatürliche Wesen Menschen verletzten und töten. Aber nicht nur diese Vorkommnisse beschäftigen Harry, sondern auch die Auswirkungen des Krieges zwischen den Magiern und den Vampiren des roten Hofes, das unerklärliche Stillschweigen des Sommerhofes der Sidhe und die Frage, wie er sich von dem Einfluss des gefallenen Engels befreien kann.

In „Proven Guilty“ nimmt Jim Butcher so einige Handlungsstränge aus den vorhergehenden Romanen auf , ohne sie wirklich weiterzuführen. Vor allem dreht sich die Geschichte um Harrys Verhältnis zur Familie Carpenter und um Molly und die Ereignisse, die mit der jungen Frau zusammenhängen. Mir kam es so vor, als ob dieser Roman – trotz aller Actionszenen, Kämpfe und neuen Informationen zu verschiedenen Bereichen – das Innehalten vor der großen Schlacht sei. Wobei ich nicht abschätzen kann, ob sich diese „Schlacht“ nicht wieder über mehrere Bände hinziehen wird. Auf jeden Fall spitzen sich die Ereignisse so langsam zu und es wird meiner Meinung nach Zeit, dass einige Handlungsstränge zu einem (vorläufigen?) Ende kommen.

Mir hat „Proven Guilty“ wieder viel Spaß gemacht – und mich prompt eine schlaflose Nacht gekostet. Diese verflixten Cliffhanger am Ende eines Kapitels lassen mich doch jedes Mal „nur noch ein weiteres Kapitel“ lesen, bevor ich dann endlich ins Bett gehen will und irgendwann stehe ich vor der Frage, ob ich jetzt doch noch vier Stunden Schlaf bekomme oder das Buch eben beende. Ich finde es schön, dass Harry langsam bewusst wird, dass eine Familie mehr sein kann als die Personen, mit denen man verwandt ist. Auf der anderen Seite finde ich die Entwicklungen im Weißen Zirkel besorgniserregend und dank eines blöden Spoilers warte ich da noch auf eine Eskalation (die es in diesem Band allerdings noch nicht gab).

6 Kommentare

  1. Ich frage mich ja schon länger, ob ich nicht mal ein Buch von diesem Autor lesen soll. Ich liebe ja die Bücher seiner Frau Shannon K. Butcher, die ja sagt, dass sie Schreiben gelernt hat, als sie ihren Mann unterstützte 😉 und die Reihe hört sich doch auch danach an, als könnte es mir gefallen…

  2. @Melli: Was soll ich dazu sagen? Ich liebe die Harry-Dresden-Romane und die nächsten drei kommen hoffentlich heute bei mir an. 😀 Wenn du mich also fragst, dann kann ich nur sagen, dass du selbstverständlich mal zu einem Harry Dresden greifen musst!

    (Was schreibt seine Frau denn für Romane? Oo)

  3. *g* ich weiß eh, dass du mich da jetzt nicht davon abbringen würdest, außer du weißt, dass es gaaaanz was anderes wäre, als ich sonst lese 😉

    Seine Frau schreibt Romantic Supense (die älteren Bücher fand ich noch recht gut, die Neuen dann nicht mehr) und Paranormal Romance – die Reihe liebe ich allerdings und warte da immer ganz ungeduldig auf den einen Band, den es pro Jahr gibt.

  4. Da dir bei den Spinnenbüchern ja eine gewisse Härte gefällt, würde ich sagen, du solltest ruhig mal etwas mehr über den Tellerrand schauen. 😉 Also los, teste den Harry mal an! 🙂

    Romantik ist ja gerade weniger mein, ich fühle mich da einfach zu übersättigt, nachdem gefühlt jeder Urban-Fantasy-Roman in den letzten fünf Jahren unbedingt noch eine Liebesgeschichte eingebaut bekam. Aber ich halte das mal im Hinterkopf. 🙂

  5. Der erste Band ist schon mal auf der Wunschliste 😉 Und hier und da braucht man auch ne gute Geschichte, bei der die Liebe nicht dominiert oder auch gar nicht so vorkommt.

  6. Jetzt noch kaufen und ich vergebe dir meinen letzten Neuzugang, den ich gerade in den Sammelpost eingefügt habe. 😀 (Inzwischen frage ich mich, ob so ein Sammelpost für Mai eine gute Idee war … *g*)

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