Ich kann es einfach nicht lassen, ich mag die Dresden-Files-Romane so gern, dass ich auch in diesem Monat wieder einen davon für die English-Challenge verschlungen habe. „Dead Beat“ ist der siebte Band um den einzigen Magier, der im Chicagoer Telefonbuch steht und sich seinen Lebensunterhalt als Privatdetektiv bzw. Berater der Polizei verdient. Seit den Ereignissen im vorhergehenden Band („Blood Rites“) ist wieder ein Jahr vergangen – und da ich hier nun wirklich keine Spoiler mehr vermeiden kann, sollten nur diejenigen weiterlesen, die zumindest des sechsten Band schon kenne. Verderbt euch nicht die überraschenden Wendungen! 😉
Okay, ein Jahr ist vergangen und Thomas lebt immer noch bei Harry – was für beide nicht gerade einfach ist. Aber als ein Vampir des Weißen Hofes ist es für Thomas fast unmöglich im „normalen“ Leben zu bestehen. Ihm fehlen eindeutig der finanzielle Hintergrund seiner Familie und auch die Verbindungen, die er durch seine Verstoßung durch seine Familie nicht mehr nutzen kann. Auch bei Harry haben die vergangenen Abenteuer deutliche Spuren hinterlassen. Obwohl seine linke Hand nicht amputiert werden musste, ist er doch durch die gravierenden Verbrennungen deutlich behindert.
Auch hat er – seit der Verbrennung bei dem Kampf gegen Mavra (Vampirin des schwarzen Hofes) – Angst davor einen Feuerzauber zu verwenden, was seine Kräfte deutlich einschränkt. Und die Tatsache, dass er mit Thomas nun eine Familie hat und seine Bindungen zu seinen Freunden immer enger werden, stellt auch ein Handicap dar, da ihn die Furcht vor einem möglichen Verlust zögerlich und in gewisser Weise auch ungeduldig und unfreundlich macht. Als wäre das Ganze noch nicht genug, so hat er auch noch gegen den Einfluss des gefallenen Engels Lasciel zu kämpfen.
Dies ist die Ausgangssituation als die Halloween-Nacht naht und Harry von Mavra erpresst wird. Wenn er ihr nicht bis Halloween „The Word of Kemmler“ bringt – und natürlich wird Harry nicht genau mitgeteilt, was das sein könnte -, dann ruiniert Mavra die Polizistin Karrin Murphy. Bei seinen Recherchen findet Harry heraus, dass in den letzten Tagen einige Nekromanten in Chicago aktiv wurden – und einer von ihnen hat es sogar auf Waldo Butters, einen Freund von Harry, der in der Forensik arbeitet, abgesehen. Weitere Ablenkungen entstehen durch eine junge Dame, die eindeutig an Harry interessiert ist und ihn ohne Umstände um ein Date bittet und das Auftauchen des Weißen Rats der Zauberer.
Ohje, es ist gar nicht so einfach einen groben Überblick über diesen Roman zu liefern, da hier sehr viele Sachen zusammenlaufen, die ihren Anfang in den vorhergehenden Büchern hatten. Auf jeden Fall hat mir dieses Buch wieder genauso viel Spaß gemacht wie die anderen Titel dieser Reihe. Es ist kurz vor Halloween und dank der Necromanten bekommt es Harry mit Geistern, Zombies und anderen unerfreulichen Gestalten zu tun. Jim Butcher beschreibt diese Erscheinungen der übernatürlichen Welt wieder sehr atmosphärisch, aber vor allem liebe ich diese Mischung aus Humor, Spannung und sympathischen Charakteren.
Es gibt nur wenige Autoren, die mich während des Lesens regelrecht Aufkreischen lassen vor Lachen oder denen es gelingt, dass ich zwei Absätze zuvor noch über das Schicksal einer Figur ein paar Tränchen verdrückte, nur um dann wieder in ein fröhliches Kichern auszubrechen. Trotz all der übernatürlichen Erscheinungen und der kurzen Zeitspanne, habe ich diesen Titel als relativ dialog- und gedankenlastig empfunden, musste aber auch nicht auf gute Actionszenen verzichten. So war es sehr schön mitzuerleben, wie Harry ein Auto auf einen Feind geworfen hat oder einen ungewöhnlichen Spurt zum Endkampf hinlegen muss.
Noch ein Punkt gefällt mir richtig gut an den „Dresden Files“: Jim Butcher gelingt es hervorragend seine Hinweise so in der Geschichte zu platzieren, dass man zwar ahnt, dass das etwas faul ist oder die eine oder andere Wendung vorhersehen kann (was im richtigen Maße sehr befriedigend für den Leser sein kann), aber nie alles errät. So gibt es immer noch genügend überraschende Elemente in der Handlung, dass ich auf den weiteren Verlauf der Geschichte hinfiebere und es mir sehr sehr schwer fällt das Buch aus der Hand zu legen, wenn ich erst einmal in der Handlung drin bin.
All die Andeutungen und Entwicklungen in „Dead Beat“ haben mal wieder dafür gesorgt, dass ich am liebsten sofort zum achten Band greifen würde. Aber da das Lesen dieser Bücher mir nur dann so richtigen Genuss bereitet, wenn ich zwei Tage komplett darin versinken kann und nicht ständig unterbrechen muss, werde ich mir „Proven Guilty“ noch etwas aufheben. Und wer weiß, vielleicht rezensiere ich ja im nächsten Monat mal keinen Roman von Jim Butcher für die English-Challenge.
Mh, ich mach mir mal eine gedankliche Notiz auf meinem Englisch-Merkzettel.
Grüßchen!
Mach das! 🙂 Ich bin so begeistert von der Reihe, dass ich sie am liebsten jedem ans Herz legen mag. 😀
Da kriege ich gleich wieder Lust, im vierten Teil weiterzuschmökern 🙂
Hast du eigentlich den Kurzgeschichten-Band? Die Stories sind ja zwischen den einzelnen Bänden verortet, ist bestimmt nicht schlecht, sie an der passenden Stelle zwischenzuschieben (insbesondere, wenn man keine zwei Tage zum Versinken hat… ;-))
Ich bin auch gerade bei diesem Buch angelangt, leider fehlt mir nun wegen des Gartens etwas die Zeit.
@Kiya: Du hast schon den fetten Hinweis gesehen, dass man den Text nur lesen sollte, wenn man Band 6 schon kennt, oder? 😉
Und nein, ich habe den Kurzgeschichten-Band nicht. Ich habe "nur" die Romane von einer Freundin geliehen bekommen. Gibt es den auch in den schönen englischen Ausgaben, die ich mir gern irgendwann zulegen will?
@Pashieno: Dann ist es ja ganz gut, dass die nächsten Abende so kalt werden, dass du die auf dem Sofa mit einem Buch verbringen musst. 🙂 Mir hat es bei diesem Band unheimlich gut gefallen, wie viele Sachen aus den vorhergehenden Romanen zusammenlaufen und sich verbinden! 🙂
Ich lese normalerweise nur die letzten Abschnitte deiner Harry-Dresden-Rezensionen, die sind meistens ungefährlich 😉 Ich wurde also nicht gespoilert.
Die Kurzgeschichten ("Side Jobs") habe ich leider nicht in der schönen Ausgabe gefunden. Die andere Ausgabe ist auch okay, paßt eben nicht so zu den übrigen Büchern, aber da es eine Veröffentlichung etwas außerhalb der Reihe ist, kann ich das (gerade so) verschmerzen.
Dann bin ich ja beruhigt. *g* Bei diesem Text kannst du sogar die letzten vier Absätze lesen, da stecken keine Spoiler drin, sondern "nur" meine Meinung zu dem Buch und der Reihe. 😉
Schade, dass es "Side Jobs" nicht in der schönen Ausgabe gibt, aber du hast recht, es ist wohl verschmerzbar. 😉 Hm, vielleicht packe ich den mal auf meine übervolle (Geburtstags-/Weihnachts-)Wunschliste …
Deine Meinung ist ja das Interessanteste für mich 🙂 Die Inhaltsangaben lese ich in Rezensionen generell selten.
Einen Vorteil hat die andere Ausgabe: sie ist günstiger als die schöne 😉 Ja, solche Wunschlisten wachsen immer sehr schnell an… meine Weihnachtsliste ist auch schon in Umlauf.
Leider kann meine Meinung überall im Text auftauchen – ebenso wie Aussagen zum Inhalt. Ich nehme mir eben gern die Freiheit eine "Rezension" frei nach Nase und Buch zu schreiben und nicht in eine feste Form zu pressen. ;D
Ui, du fängst aber früh damit an, deine Weihnachtsliste in den Umlauf zu bringen. Bei mir wird die erst im Dezember freigegeben – schließlich muss ich vorher noch die Sachen streichen, die ich Ende November zum Geburtstag bekommen habe. *g*
Och, feste Form wäre ja langweilig! Bisher habe ich mit den letzten Absätzen aber meistens Glück gehabt, also probiere ich das weiter so 😉
Wenn ich vorher Geburtstag hätte, würde ich das bestimmt auch anders machen 🙂
Auf meiner Liste sind vor allem diese will-ich-schon-so-lange-aber-immer-irgendwie-zu-teuer-Bücher (z.B. die von Benjamin Lacombe…), es besteht also nicht so viel Gefahr, daß ich sie vorher selbst kaufe.